Carl Uhlig

Carl Uhlig in der Tübinger Professorengalerie

Carl Uhlig (* 29. August 1872 in Heidelberg; † 12. September 1938 in Tübingen) war ein deutscher Geograph und Meteorologe. Als Mitarbeiter der Kolonialverwaltung von 1900 bis 1906 unternahm er Forschungsreisen im damaligen Deutsch-Ostafrika, insbesondere zum Kilimandscharo. Von 1910 bis zu seiner Emeritierung 1937 lehrte er als Professor der Geographie an der Universität Tübingen.

Leben und Wirken

Uhlig als Mitglied der Verbindungen Leonensia und Frisia (um 1892)

Carl Uhlig war der Sohn des klassischen Philologen und Heidelberger Gymnasialdirektors Gustav Uhlig und dessen Frau Hedwig, geb. Maresch. Sein Großvater mütterlicherseits war der preußische Generalmajor Ludwig Maresch. Nach Besuch des von seinem Vater geleiteten Heidelberger Gymnasiums studierte Uhlig von 1890 bis 1896 Geographie, Naturwissenschaften, Mathematik und Physik an den Universitäten Heidelberg, Halle, Göttingen und Berlin. Während seines Studiums in Heidelberg war er Schüler des Geographen Alfred Hettner[1] und wurde 1890 Mitglied der Verbindung Leonensia; in Göttingen wurde er 1892 Mitglied der Verbindung und späteren Burschenschaft Frisia.[2] Nach der Prüfung für das höhere Lehramt wurde Uhlig 1897 bei Ludwig Neumann in Freiburg im Breisgau zum Dr. phil. in Geographie.

Der Kibo (6010 m) des Kilimandjaro aus 3900 m Höhe gesehen. Südseite. Nach einem Foto von Carl Uhlig.

Nach Studium und Promotion wurde Uhlig Assistent bei Ferdinand von Richthofen am Geographischen Institut der Berliner Universität und arbeitete in der Redaktion der Geographischen Zeitschrift unter Leitung von Alfred Hettner. Von 1900 bis 1906 war er als Meteorologe und Geograph im Dienst der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes in der damaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika angestellt.[3] Er forschte 1901 am Kilimandscharo und Mount Meru. Der erste Aufstieg zum Gipfel des Meru wird Carl Uhlig 1901 bzw. Fritz Jaeger 1904 zugeschrieben.[4] 1904 war Uhlig wieder am Kilimandscharo und an der ostafrikanischen Bruchstufe sowie am Victoriasee. Während dieser Expedition mit Jaeger entdeckte Uhlig die Engaruka Ruinen. Die beiden Forscher lagerten am 29. September und am 5. Oktober 1904 am Engaruka Stream. Beide führten diese Entdeckung in ihren späteren Unterlagen bzw. Veröffentlichungen nicht weiter aus.[4] 1903 bereiste Uhlig Ägypten sowie 1906 Transvaal und die Kapkolonie.

Nach seiner Rückkehr aus Ostafrika ließ sich Uhlig in Berlin nieder, wo er ab 1907 Vorlesungen zur Landeskunde von Deutsch-Ostafrika am Seminar für Orientalische Sprachen hielt. An der Universität Berlin habilitierte er sich 1908. Uhlig führte von Mai bis Oktober 1910 im Auftrag des Deutsch-Ostafrikanischen Studiensyndikat eine Expedition zur Untersuchung des Magadisees durch.[5] Der Hauptartikel zum Kilimandscharo sowie weitere Artikel im Deutschen Kolonial-Lexikon von 1920 stammen von Uhlig.

Uhlig wurde 1910 als ordentlicher Professor der Geographie an die Eberhard Karls Universität Tübingen berufen, wo er die Nachfolge Karl Theodor Sappers antrat und bis zu seiner Emeritierung 1937 lehrte. Er nahm 1912 an der Transcontinental Excursion durch Nordamerika unter Leitung von William Morris Davis teil. Während des Ersten Weltkriegs leitete er die Sektion Orient der Kartographischen Abteilung des Generalstabs der Armee. Zu militärgeographischen Aufgaben reiste er 1917/18 nach Palästina und Mesopotamien. Seit der Gründung im Jahr 1917 gehörte Uhlig dem Vorstand und wissenschaftlichen Beirat des Deutschen Ausland-Instituts an. In der Folgezeit widmete er seine Forschung und Lehre verstärkt dem sogenannten Auslandsdeutschtum. Zur Erforschung deutscher Volksgruppen reiste er ab 1923 mehrmals nach Südosteuropa, insbesondere nach Bessarabien. Im akademischen Jahr 1926/27 war Uhlig der Rektor der Universität Tübingen.[6]

Die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina wählte Uhlig 1914 zum Mitglied.[7] Er war Ehrendoktor der Universität Uppsala.

Uhlig-Gletscher

Ein kleiner Einzelgletscher an der West-Flanke des Kibos, in der Western Breach, wurde nach Uhlig als Uhlig-Gletscher benannt, ist aber nicht auf allen historischen Gletscher-Karten des Kilimanjaros verzeichnet. Der Gletscher lag auf rund 5200 m Höhe zwischen dem Kleinen Penck-Gletscher und dem Arrow-Gletscher. Im Zuge des Gletscherrückgangs am Kilimanjaro ist der Uhlig-Gletscher bereits komplett abgeschmolzen. In einer Gletscherkarte von 1997[8] war er als Fragment noch eingetragen.

Publikationen (Auswahl)

  • Regenmessungen aus Usambara. In: Berichte über Land- und Forstwirtschaft in Deutsch-Ostafrika. Band 1, Nr. 7, 1903, ZDB-ID 841734-9, S. 467–562.
  • Wirtschaftskarte von Deutsch-Ostafrika (= Beilage zu: Jahresbericht über die Entwickelung der deutschen Schutzgebiete in Afrika und der Südsee. = Denkschrift über die Entwicklung der deutschen Schutzgebiete in Afrika und der Südsee. 1902/1903, ZDB-ID 2062467-0). 2 Blätter. Reimer, Berlin 1904, (Die topographische Grundlage ist die Karte von Max Moisel);
    • Blatt 1: Bodenschätze. Produktionsmöglichkeit durch Sammeln und Jagd. Viehzucht. Industrie. (Digitalisat);
    • Blatt 2: Vegetationsverhältnisse. Landbau der Eingeborenen. Plantagen. (Digitalisat).
    • dazu: Erläuterungen zur Wirtschaftskarte von Deutsch-Ostafrika. In: Jahresbericht über die Entwickelung der deutschen Schutzgebiete in Afrika und der Südsee. Anhang, 1902/1903, S. 501–525.
  • Vom Kilimandscharo zum Meru. Vorläufige Mitteilungen über eine Forschungsreise. In: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. 1904, ISSN 1614-2055, S. 627–650, S. 692–718.
  • mit Fritz Jaeger: Die Ostafrikanische Bruchstufe und die angrenzenden Gebiete zwischen den Seen Magad und Lawa ja Mweri sowie dem Westfuß des Meru. Wissenschaftliche Ergebnisse der Ostafrikanischen Expedition der Otto Winter-Stiftung. 2 Bände. 1909–1942;
    • Band 1: Carl Uhlig: Die Karte (= Mitteilungen aus den deutschen Schutzgebieten. Ergänzungshefte. 2, ZDB-ID 515836-9). Mit einem Beitrag von Bernhard Struck. Mittler, Berlin 1909, (Digitalisat);
    • Band 2: Carl Uhlig, Fritz Jaeger: Bodengestalt und Landschaft (= Wissenschaftliche Veröffentlichungen des Deutschen Instituts für Länderkunde. Neue Folge 10, ISSN 0070-4482). Hirt, Leipzig 1942.
  • Artikel in: Heinrich Schnee (Hrsg.): Deutsches Kolonial-Lexikon. 3 Bände. Quelle & Meyer, Leipzig 1920.

Literatur

  • Heinz Peter BrogiatoUhlig, Carl. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 26, Duncker & Humblot, Berlin 2016, ISBN 978-3-428-11207-4, S. 546 (Digitalisat).
  • Fritz Jaeger: Carl Uhlig zum Gedächtnis. In: Geographische Zeitschrift. Band 44, Nr. 11, 1938, S. 401–408, JSTOR:27815323.
  • Friedrich Seebaß (Hrsg.): Festschrift für Carl Uhlig. Zum 60. Geburtstag von seinen Freunden und Schülern dargebracht. Hohenlohe’sche Buchhandlung Rau, Öhringen 1932.
  • Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band 1: Politiker. Teilband 6: T–Z. Winter, Heidelberg 2005, ISBN 3-8253-5063-0, S. 80–82.
  • Stephanie Uhlig: Auf den Spuren meines Großvaters. In: Tübinger Blätter, Jg. 95 (2009), S. 53–57.

Einzelnachweise

  1. Carl TrollJaeger, Fritz. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974, ISBN 3-428-00191-5, S. 276 (Digitalisat).
  2. Willy Nolte (Hrsg.): Burschenschafter-Stammrolle. Verzeichnis der Mitglieder der Deutschen Burschenschaft nach dem Stande vom Sommer-Semester 1934. Berlin 1934. S. 509.
  3. Deutsches-Kolonial-Lexikon (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ub.bildarchiv-dkg.uni-frankfurt.de, Carl Uhlig im deutschen-Kolonial-Lexikon
  4. a b www.ntz.info, Infos zu Carl Uhlig bei www.ntz.info
  5. Detlev Kostka: Carl Uhlig.
  6. Archiv für Geographie, Findbuch Carl Uhlig (1872–1938)
  7. Mitgliedseintrag von Carl Uhlig bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 18. Juni 2016.
  8. Peter Rotter: Tanzania. Kilimanjaro. Trekking-Reiseführer für Bergsteiger und Individualreisende. 6. Auflage. Eigenverlag, s. l. 1997.