Carl Christian Redlich
Carl Christian Redlich (* 7. Oktober 1832 in Hamburg; † 27. Juli 1900 in Eilbeck) war ein deutscher Philologe, Germanist und Pädagoge.
Leben
Carl Christian Redlich war ein Sohn des Hamburger Kaufmanns Friedrich Redlich und seiner Frau Marie Louise Caroline. Er besuchte von 1842 bis 1847 die Realschule und von 1847 bis 1851 die Gelehrtenschule des Johanneums. Nach dem Abitur studierte er vom Sommersemester 1851 bis 1854 Philologie in Göttingen. Am 10. März 1854 wurde er in Kiel zum Doktor der Philosophie promoviert. Seine Promotionsschrift Der Astronom Meton und sein Cyclus widmete er seinem Göttinger Lehrer und Mentor Karl Friedrich Hermann.
Nachdem er im Sommer 1854 private Studien in Paris getrieben hatte, bereitete er sich auf eine Laufbahn als Lehrer vor und wurde 1855 Schulamtskandidat in Hamburg. Er war seit 1856 Hilfslehrer, 1858 Collaborator und von 1867 bis 1873 ordentlicher Lehrer an seiner alten Schule, der Realschule des Johanneums. 1873 wurde er Direktor der Oberrealschule vor dem Holstentore. 1896 trat er in den Ruhestand, nachdem ihn ein schwerer Schlaganfall betroffen hatte.
Redlich war zweimal verheiratet: 1857 ehelichte er Sophie Daniele Thorbecke, die 1867 verstarb, 1870 Sophie Elisabeth Caroline Röpe. Aus der ersten Ehe gingen zwei Söhne und eine Tochter, aus der zweiten drei Söhne und zwei Töchter hervor.
Neben seiner pädagogischen Berufstätigkeit widmete sich Redlich ausführlich literaturgeschichtlichen und literaturwissenschaftlichen Studien sowie editorischen Aufgaben. Er galt als Spezialist für Gotthold Ephraim Lessing und arbeitete an der seinerzeit umfangreichsten und nach damaligen philologischen Stand zuverlässigsten Ausgabe von Lessing’s Werken (und Briefen) mit, die von 1868 bis 1879 im Verlag von Gustav Hempel in zwanzig Teilen herauskam. Besonders die darin von Redlich betreute Edition der Briefe von und an Lessing galt lange Zeit als musterhaft. Für Hempels Klassiker-Bibliothek edierte er zwischen 1880 und 1883 auch Platens Werke in drei Bänden. Zu Redlichs bevorzugten Autoren gehörte ferner Matthias Claudius, dessen Werke er 1871 in einer sorgfältig revidierten und ergänzten Fassung herausgab (10. Aufl. 1879). Redlich machte sich damit als kenntnisreicher und methodisch geschulter Editor in der Wissenschaftswelt einen Namen. Er wurde auch zu anderen großen Editionsvorhaben hinzugezogen. So übernahm er für die historisch-kritische Ausgabe von Herders Sämmtlichen Werken, die Bernhard Suphan seit 1877 betreute, die Poetischen Werke (Band 25–29 der Ausgabe, 1881–1889) und beteiligte sich an der Herausgabe weiterer Bände. Auch für die Weimarer Ausgabe der Werke Goethes übernahm er mehrere Bände. 1891 wurde er Nachfolger Gustav von Loepers im Redaktoren–Kollegium dieser monumentalen Edition. Redlich war für diese Aufgabe von den anderen vier Mitgliedern des Kollegiums Hermann Grimm, Erich Schmidt, Bernhard Seuffert und Bernhard Suphan vorgeschlagen worden.
Redlich verfasste zahlreiche literaturhistorische Beiträge für Tageszeitungen und Fachblätter, arbeitete seit 1880 am Goethe-Jahrbuch mit und schrieb mehrere biographische Artikel für die ADB (darunter auch den Artikel über Lessing).
Seine Forschungsarbeit verband Carl Redlich mit einer leidenschaftlichen Sammlertätigkeit. Er erwarb im Laufe der Zeit eine imposante Autographensammlung sowie eine große Bibliothek, von der 1925 die wertvollsten Stücke mit einer einzigartigen Kollektion von Lessingiana, Erstausgaben von Goethe sowie Autoren des Sturm und Drang von den Auktionshäusern Graefe (Hamburg) und Hirsch (München) verkauft wurden. In einem Vorwort zum Auktionskatalog würdigt Karl Wolfskehl ausführlich den Sammler Redlich und seine Bibliothek.
Schriften (Auswahl)
- Der Astronom Meton und sein Cyclus. Ein Beitrag zur griechischen Chronologie. Otto Meißner, Hamburg 1854. (Digitalisat)
- Versuch eines Chiffernlexikons zu den Göttinger, Voßischen, Schillerschen und Schlegel-Tieckschen Musenalmanachen. Hamburg 1875. (Digitalisat)
- Lessing-Bibliothek. Verzeichniß derjenigen Drucke, welche die Grundlage des Textes der Lessing’schen Werke bilden. Hempel, Berlin 1878
Als Herausgeber:
- Matthias Claudius: Ungedruckte Jugendbriefe des Wandsbecker Boten. Hamburg 1881. (Digitalisat)
- Johann Gottfried Herder: Poetische Werke. Berlin 1885. (Digitalisat)
Literatur
- [Anon.:] Tagesbericht. Hamburg, Sonnabend, 28. Juli. † Prof. Carl Redlich. In: Hamburger Fremdenblatt. Hamburg. Nr. 175, 29. Juli 1900, 3. Beilage. (Nachruf)
- [Anon.:] Professor Carl Christian Redlich. In: National–Zeitung. Berlin. Nr. 444, 29. Juli 1900, 2. Beiblatt. (Nachruf)
- Bernhard Suphan: Carl Christian Redlich. In: Goethe–Jahrbuch. Hrsg. von Ludwig Geiger. Bd. 23. Literarische Anstalt Rütten u. Loening, Frankfurt/M. 1902, S. 229–234. (Digitalisat)
- Red[aktion]: Redlich, Carl Christian. In: Christoph König (Hrsg.): Internationales Germanistenlexikon 1800–1950. Bd. 3: R–Z. De Gruyter, Berlin/New York 2003, ISBN 3-11-015485-4, S. 1469–1470.