Carl Olof Rosenius


Carl Olof Rosenius (* 3. Februar 1816 in Nysätra (Provinz Västerbotten); † 24. Februar 1868 in Stockholm) war ein schwedischer Autor und Laienprediger. Er gilt als zentrale Gestalt der schwedischen Erweckungsbewegung und Initiator einer ihrer wichtigsten Organisationen, der Evangeliska Fosterlandsstiftelsen.
Leben
Carl Olof Rosenius wurde als drittes von sieben Kindern des Pfarrers Anders Rosenius in Nysätra geboren. Der Theologe Martin Rosenius (1825–1901) war sein Bruder. Die Familie war fest in der Tradition der norrländischen Nyläseri verankert. Schon als jugendlicher Schüler in Umeå hielt Rosenius Erbauungsversammlungen ab. Von 1833 bis 1837 besuchte er das Gymnasium in Härnösand. Nach einer kurzen Tätigkeit als Hauslehrer begann er 1838 das Theologiestudium an der Universität Uppsala, das er aber schon im nächsten Jahr aufgrund von gesundheitlichen und finanziellen Problemen abbrach, um als Hauslehrer auf dem Gutshof Länna südlich von Stockholm zu arbeiten. Aus einer religiösen Krise befreite ihn die Begegnung mit dem englischen Methodistenprediger George Scott, der in Stockholm seit 1830 eine Gruppe von Erweckten sammelte. 1840 zog Rosenius nach Stockholm und wurde Scotts Helfer an der Engelska Kyrkan. 1841 wurde er auf Vermittlung von Scott und dem US-amerikanischen Reiseprediger Robert Baird (1798–1863) als Stadtmissionar für Stockholm von der Foreign Evangelical society angestellt.
Nachdem Scott 1842 zum Verlassen Schwedens gezwungen wurde, wurde Rosenius zur treibenden Kraft der innerkirchlichen Erweckungsbewegung. Er übernahm die Redaktion der noch von Scott gegründeten Zeitschriften Missions-Tidning und Pietisten (der Pietist), die er bis zu seinem Tod innehatte. 1853 war er an der Gründung der Stockholmer Stadtmission beteiligt.
Sein Hauptwirkungsfeld wurde jedoch die Evangeliska Fosterlandsstiftelsen (EFS), bei deren Gründung im Jahr 1856 Rosenius ebenfalls mitwirkte. Rosenius predigte seit 1857 wieder in der Engelska Kyrkan, die nach Scotts Weggang geschlossen war, nun aber von der EFS als Betlehemskyrkan getragen wurde. Daneben machte er auch zahlreiche Predigtreisen durch das ganze Land. Bei einer Predigt in der Johanneskyrkan in Göteborg am Pfingstsonntag 1867 erlitt er einen Schlaganfall, an dessen Folgen er im folgenden Jahr starb.
Von 1843 bis zu seinem Tod war Rosenius mit Agatha geb. Lindberg verheiratet. Die drei ersten Kinder starben früh. Von den überlebenden Kindern wurde Elisabeth (1848–1889) eine bekannte Malerin,[1] Josef (1853–1930) Pfarrer und Kirchenlieddichter und Efraim (1855–1889) ein freisinniger Journalist.[2]
Werk und Bedeutung
Rosenius′ Veröffentlichungen erschienen zuerst meist in seiner Zeitschrift Pietisten. Sie umfassen vor allem Andachten und biblische Betrachtungen, die später auch in Buchform erschienen. Besonders große Verbreitung hatte seine Auslegung des Römerbriefs, die er kurz vor seinem Tod vollendete. Seine Schriften wurden in über 30 Sprachen übersetzt und erreichten in Schwedisch eine Gesamtauflage von mehr als zwei Millionen, in Übersetzungen von mehr als einer Million Exemplare.[3]
Daneben übersetzte er auch, unter anderem John Bunyans The Pilgrim’s Progress (1854 als En Kristens Resa). Rosenius verfasste auch eine Reihe von Kirchenliedern. Vier von ihnen sind noch im aktuellen schwedischen Gesangbuch von 1986 enthalten.
Ebenso große Bedeutung hatte Rosenius als Seelsorger. Zu denen, die er persönlich stark prägte, gehören Osar Ahnfelt und Lina Sandell, von denen die meisten populären Lieder der schwedischen Erweckung stammen, aber auch die berühmte Sängerin Jenny Lind[4] und die Prinzessin Eugénie von Schweden. Er führte auch eine umfangreiche Korrespondenz, von der in seinem Todesjahr eine erste Auswahl erschien (Bref i andliga ämnen).
2017 wurde die Carl Olof Roseniussällskapet gegründet, um das Gedenken an Rosenius und die Forschung über ihn zu fördern. In Deutschland widmet sich besonders der Lutherische Missionsverein zur Förderung des Reiches Gottes in Schleswig-Holstein e.V. der Verbreitung seiner Schriften.
Theologie
Die von Rosenius geprägte Strömung wird in Schweden als „Nyevangelismen“ bezeichnet. Charakteristisch für sie ist die Verbindung von genuin lutherischen und pietistischen Elementen, die schon die Leserbewegung in Norrland gekennzeichnet hatte. Rosenius war fest verwurzelt in den lutherischen Grundprinzipien des sola scriptura und sola fide. Auch wenn er die pietistische Überzeugung vertrat, dass nur eine persönliche Bekehrung den Zugang zum Heil ermögliche, verteidigte er die Kindertaufe und wandte sich gegen die Auffassung, dass das Leben der Christen eine fortdauernde Heiligung einschließen müsse. „Komm, wie du bist“ galt als sein Motto. Das Recht auf das Abhalten von Konventikeln und die Schriftauslegung durch Laien steht im Zentrum seines Wirkens, aber er hat sich allen Tendenzen zum Separatismus energisch widersetzt und eine kritische Loyalität zur Volkskirche bewahrt. Von seinem Mentor George Scott übernahm er den Stil der Verkündigung, nicht die methodistische Theologie. Diese Haltung vermittelte er auch an die Evangeliska Fosterlandsstiftelsen, die bewusst den Anschluss an die Schwedische Kirche suchte und trotz verschiedener Abspaltungen im Lauf ihrer Geschichte bis heute bewahrt.
Schriften (Auswahl)
- Betrachtungen für jeden Tag des Jahres. Kordt, Flensburg 1910.
- Geheimnisse im Gesetz und Evangelium oder wirst Du auch wirklich selig werden? - Flensburg: Lutherischer Missionsverl., 1957.
- Wegweiser zum Frieden. Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 1986.
- Der Römerbrief. Eine seelsorgerliche Auslegung. Missionsverlag der Evangelisch-Lutherischen Gebetsgemeinschaften e. V., 2000.
Literatur
- Sven Lodin: C. O. Rosenius - Stockholm: Evangel. Forsterlandsstiftelsens Bokförlaget, 1956.
- Sven Lodin: Carl Olof Rosenius. Der schwedische Erweckungsprediger, hg. v. Jochen Eber, Groß Oesingen: Harms, 2009.
- Magister Carl Olof Rosenius. Ein Vater der Erweckungsbewegung in Schweden. Ein Lebensbild, hg. v. Missionsverlag der Ev.-Luth. Gebetsgemeinschaften, Bielefeld 1992.
- J. Jürgen Seidel: Carl Olof Rosenius. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 8, Bautz, Herzberg 1994, ISBN 3-88309-053-0, Sp. 672–673.
- Allan Hofgren: Carl Olof Rosenius. In: Svenskt biografiskt lexikon Bd. 30, 2000, S. 540 ff Online-Ressource.
- Oloph Bexell: Rosenius i framtiden: Några forskningsfrågor efter 200 år. In: Theofilos 8, 2016, S. 215–224 (PDF-Datei)
Weblinks
- Literatur von und über Carl Olof Rosenius im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Website der Carl Olof Roseniussällskapet (mit umfangreichem Material in scghwedsicher und dänischer Sprache)
- Website des Lutherischen Missionsvereins zur Förderung des Reiches Gottes in Schleswig-Holstein e.V. (mit Texten von und über Rosenius auf Deutsch)
Einzelnachweise
- ↑ Elisabeth Nyström. In: Idun. Praktisk veckotidning för qvinnan och hemmet 1889, S. 345 f.
- ↑ Svenskt författarlexikon. 1. 1971–1975, S. 681 (runeberg.org).
- ↑ Allan Hofgren: Carl Olof Rosenius. In: Svenskt biografiskt lexikon Bd. 30, 2000, S. 540 ff Online-Ressource.
- ↑ Matildie Wium: A Temperament of ‘ideal cast, lofty tone, sacrificial flame and haughty purity’. Jenny Lind's Faith and her Career. In: James Grande, Brian H. Murray (Hrsg.): Scripture and Song in Nineteenth-Century Britain. Bloomsbury, New York 2023, S. 117–132.