Carl Heinrich Brandes
Carl Heinrich Brandes, auch Carl Brandes, zumeist P. Karl Brandes, (geboren am 18. April 1810 in Braunschweig; gestorben am 7. August 1867 in Pfäffikon, Schweiz) war ein deutscher Kürschner, Benediktinermönch des Klosters Einsiedeln und katholischer Theologe, sowie Lehrer der Geschichte und anderer Fächer.
Leben
Brandes entstammte einer evangelisch-lutherischen Familie. Sein Vater († um 1822) war Verwalter der großen Torfstechereien der Domänen nahe bei der Stadt. Er besuchte die Waisenhausschule. Durch den frühen Tod seines Vaters und die finanziellen Schwierigkeiten seiner Mutter († nach 1834) musste er die Schule 1824 vorzeitig verlassen und begann eine Lehre zum Kürschner und Pelzhändler. Nach Beendigung seiner Ausbildung begab er sich 1826 auf die Wanderschaft, die ihn zunächst nach Hamburg, dann über Bremen und Amsterdam 1827 bis nach Island, Grönland und Norwegen führte. Auf der Rückreise besuchte er Berlin, Magdeburg, Halle und Leipzig. Brandes ging nach Breganzona bei Lugano, wo er von 1831 bis 1834 eine Anstellung in der Pelzhandlung von Pietro Polar (1773–1845) fand und Geschäftsreisen bis nach Neapel unternahm. Er wurde wie ein Sohn in der Familie Polar aufgenommen, die kurz zuvor ihren eigenen Sohn verloren hatte, zumal er diesem auch optisch sehr ähnelte.[1] Das überwiegend katholisch geprägte Umfeld beeinflusste ihn zunächst kaum. Im Jahr 1834 nahm er, auf dem Weg zurück nach Braunschweig, um seine Mutter und Schwester zu besuchen, an einem protestantischen Gottesdienst in der Peterskirche in Genf teil. Dieser kam ihm kalt und wenig ansprechend vor und Brandes begann sich für einen anderen Glaubensweg zu interessieren, dem die Gastfamilie Polar anhing und von dem er erstmals bei seiner Konfirmation 1824, und zwar in negativster Weise erfahren hatte. In Frankreich trat er zum katholischen Glauben über und entschloss sich einem Orden beizutreten. In Paris lernte er Jean Baptiste Henri Lacordaire kennen und durch diesen wiederum den Abbé Prosper-Louis-Pascal Guéranger, der in der Abtei Saint-Pierre de Solesmes den Benediktinerorden in Frankreich wiederhergestellt hatte. Brandes kam am 26. März 1835 dorthin und erhielt das Ordenskleid der Benediktiner. 1837 begleitete er Guéranger nach Rom, um dort seine begonnenen Studien fortzusetzen. Am 30. Juli 1837 legte er in Subiaco seine Ordensgelübde ab.
Der Rückweg führte ihn erstmals kurzzeitig in das Kloster Einsiedeln. Am 22. Dezember 1838 wurde er in Solesmes zum Priester geweiht. Im Jahr 1840 besuchte er München und erneut Einsiedeln und 1841 das Kloster Mariastein bei Basel, um jüngere Kleriker des Klosters zu unterrichten. 1843 kehrte er kurzzeitig nach Solesmes zurück und besuchte ab September 1844 für ein Jahr die Universität München. Hier schloss er sich unter anderem dem Kreis um Joseph Görres an. Nach Paris zurückgekehrt erhielt er von Guéranger den Auftrag ein Tochterkloster einzurichten, was jedoch fehlschlug. Er wurde Mitarbeiter unterschiedlicher Zeitschriften, wie der Auxiliaire catholique (1845–1846). Brandes wirkte zudem in Paris als „Missionär der Deutschen“, versammelte seine Landsleute zum Gottesdienst und sorgte für ihr geistiges und leibliches Wohl.
Im August 1846 erkrankte er schwer und wurde von der Witwe Casimir Pierre Périers auf Schloss Condé aufgenommen und gesund gepflegt. Am 13. August 1847 verließ er seine Wohltäterin und begab sich nach Einsiedeln, um in ein deutschsprachiges Kloster einzutreten. Dort wurde er am 1. April 1850 aufgenommen. Hier unterrichtete Brandes am neu eingerichteten Lyzeum der Klosterschule geschichtliche Fächer. Anfang 1867 besuchte er zu Ostern seine Schwester in Braunschweig. Anschließend folgte er einer Einladung des Grafen Philipp von Flandern zu dessen Vermählung im April mit Prinzessin Maria von Hohenzollern nach Berlin. Die Reise strapazierte jedoch seine ohnehin angeschlagene Gesundheit, so dass er sich zur Erholung auf das Schloss Pfäffikon am Zürichsee begab, wo er starb.[2][3] Sein Leichnam wurde nach Einsiedeln überführt, wo er in einer Gruft am Eingang des Chores der Klosterkirche beigesetzt wurde.
Schriften (Auswahl)
- Lehrsatz und Dogma der unbefleckten Empfängniß Mariä: Zur Feier des 8. Dezember 1854. Karl und Nikolaus Benziger, Einsiedeln 1855.
- Leben und Regel des heiligen Vaters Benedikt (= Benediktiner-Bibliothek.), 4 Bände, Karl und Nikolaus Benziger, Einsiedeln 1856–1858.
- Der Papst als Fürst des Kirchenstaates. Karl und Nikolaus Benziger, Einsiedeln 1859.
- mit Heinrich Schmid: Leben und Wirken des hl. Meinrad für seine Zeit und die Nachwelt. Einsiedeln 1861 (Festschrift zur Tausendjahrfeier, der erste Teil des Werkes).
- Die Feier des tausendjährigen Bestehens von Maria-Einsiedeln im Festjahre 1861. Mit den Festpredigten… Eine Denkschrift über die Festlichkeiten des Millenariums. Karl und Nikolaus Benziger, Einsiedeln 1862 (babel.hathitrust.org).
- Charles de Montalembert: Die Mönche des Abendlandes vom h. Benedikt bis zum h. Bernhard. 5 Bände, Regensburg 1860–1868 (Übersetzung, Band 5 nur halb, urn:nbn:de:hbz:061:1-511447).
- Der heilige Petrus in Rom und Rom ohne Petrus : eine Feschrift zur achtzehnhundertjährigen Jubelfeier des Apostelfürsten. Karl und Nikolaus Benziger, Einsiedeln 1867 (archive.org).
Ehrungen (Auswahl)
- 3. August 1865: Ehrendiplom (Doktor der Theologie) der Universität Wien, als Anerkennung seiner schriftstellerischen Tätigkeit.
Literatur
- Gall Morel: Erinnerung an P. Karl Brandes, Prof. an dieser Anstalt und Dr. der Theologie (1810–1867). In: Jahresbericht über die Lehr- und Erziehungsanstalt des Benediktiner-Stiftes Maria Einsiedeln. Einsiedeln 1868, S. 3–20 (inklusive Selbstbiographie von Brandes bis zum Jahr 1831, books.google.de).
- David August Rosenthal: P. Karl Brandes – Dr. der Theologie, Benebictiner im Stift Einsiebeln. In: Convertitenbilder aus dem neunzehnten Jahrhundert. Band 3, 2. Abteilung: Rußland, Nachtrag. Hurter, Schaffhausen 1870, S. 273–310 (Textarchiv – Internet Archive).
- Gabriel Meier: Brandes, Karl. In: Allgemeine Deutsche Biographie. Band 47: Nachträge Bis 1899: v. Bismards-Bohlen – Dollfus. Dunder & Humblot, Leipzig 1903, S. 175–176 (Textarchiv – Internet Archive).
- Odilo Ringholz: Aus einer merkwürdigen Reise. In: Einsiedler Anzeiger. 1921 (Nach den hinterlassenen Papieren des Dr. P. Karl Brandes O.S.B. mit einem Bilde und einer Lebens-Skizze desselben).
- Thomas Scharf-Wrede: Brandes, P. Carl Heinrich, D. In: Horst-Rüdiger Jarck, Günter Scheel (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon. 19. und 20. Jahrhundert. hrsg. im Auftrag der Braunschweigischen Landschaft e. V. Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1996, ISBN 3-7752-5838-8, S. 88.
Einzelnachweise
- ↑ David August Rosenthal: P. Karl Brandes – Dr. der Theologie, Benebictiner im Stift Einsiebeln. In: Convertitenbilder aus dem neunzehnten Jahrhundert. Band 3, 2. Abteilung: Rußland, Nachtrag. Hurter, Schaffhausen 1870, S. 273–310, hier S. 291–292 (Textarchiv – Internet Archive).
- ↑ Gabriel Meier: Brandes, Karl. In: Allgemeine Deutsche Biographie. Band 47: Nachträge Bis 1899: v. Bismards-Bohlen – Dollfus. Dunder & Humblot, Leipzig 1903, S. 175–176 (Textarchiv – Internet Archive).
- ↑ Thomas Scharf-Wrede: Brandes, P. Carl Heinrich, D. In: Horst-Rüdiger Jarck, Günter Scheel (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon. 19. und 20. Jahrhundert. hrsg. im Auftrag der Braunschweigischen Landschaft e. V. Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1996, ISBN 3-7752-5838-8, S. 88.