Cansın Köktürk
Cansın Köktürk (* 13. Juni 1993 in Hattingen[1]) ist eine deutsche Politikerin (Die Linke; 2021–2023 Bündnis 90/Die Grünen[2]). Bei der Bundestagswahl 2025 wurde sie in den Deutschen Bundestag gewählt.
Biographie
Köktürk wuchs in Bochum zweisprachig als Tochter türkischer Eltern auf, ihr Vater ist Bauingenieur.[3] Nach dem Abitur und einem Studium in Sozialer Arbeit an der Universität Duisburg-Essen war sie beruflich als Sozialarbeiterin tätig und leitete eine Flüchtlingsunterkunft in Bochum.[4][5] 2021 wurde sie Quartiersmanagerin der nördlichen Innenstadt von Bochum.[6] Sie ist die Autorin des Buches Unsozialstaat Deutschland.
Politisches Engagement
Cansın Köktürk war in ihrer Jugend Mitglied der Linken, verließ die Partei aufgrund der Politik von Sahra Wagenknecht später wieder.[2] 2021 trat sie den Grünen bei,[7] was sie mit dem Einsatz der Partei für Klimaschutz begründete.[8] In Bochum gehörte sie später dem Vorstand des Kreisverbandes an.[7]
Während der Verhandlungen zur Ampelkoalition nach der Bundestagswahl 2021 trat Köktürk erstmals als Kritikerin der künftigen Regierung in Erscheinung.[7] Sie sprach sich gegen die Reform von Hartz IV zum Bürgergeld aus, sah Mängel beim Asylwesen und befürwortete eine Steuerreform, welche die Bürgerinnen und Bürgern mit kleinem Einkommen entgegenkommen sollte.[8]
Zur Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen 2022 bewarb sich Köktürk für einen Platz auf der Landesliste ihrer Partei, scheiterte auf der Landesdelegiertenkonferenz jedoch gegen Martin Metz. Die Kandidatur führte zum Bruch zwischen Köktürk und dem restlichen Vorstand des Kreisverbandes, der sie dabei nicht unterstützt hatte. Köktürk trat anschließend aus dem Vorstand zurück.[9]
Wiedereintritt bei der Linken, Einzug in den Bundestag
2023 trat Köktürk bei den Grünen aus und erneut der Linken bei. Sie begründete den Wechsel mit ihrer Ablehnung der Räumung des Weilers Lützerath, die von den Grünen in der Landesregierung mitgetragen wurde, und der Asylpolitik der Partei auf europäischer Ebene.[10] Im Dezember 2024 wurde sie vom Bochumer Kreisverband zur Kandidatin im Bundestagswahlkreis Bochum I gewählt.[11] Bei der Wahl im Februar erhielt Köktürk 9,4 Prozent der Erststimmen[12] und zog über die Landesliste der Linken in den Bundestag ein.[13]
Köktürk ist im Deutschen Bundestag Mitglied des Ausschuss für Arbeit und Soziales.[14] Sie ist außerdem Sozialpolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke im Bundestag.[15]
Kontroversen
Während der konstituierenden Sitzung des 21. Deutschen Bundestags trug sie eine Kufiya. Der Brandenburger Antisemitismusbeauftragte Andreas Büttner (Die Linke) kritisierte sie dafür, von anderen Parteikollegen erhielt sie aber auch Zuspruch.[16] CDU-Abgeordnete forderten ein Verbot des Symbols im Bundestag.[17]
Am 4. Juni 2025 wurde sie von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner aus dem Plenum des Bundestages verwiesen, weil sie ein Shirt mit der Aufschrift Palestine trug und politische Bekenntnisse auf Kleidungsstücken im Plenum nicht erlaubt seien.[18]
Veröffentlichungen
- Unsozialstaat Deutschland. Warum wir radikal humanistisch werden müssen, 2023, ISBN 978-3-86995-128-7.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Deutscher Bundestag - Cansin Köktürk. Abgerufen am 24. Februar 2025.
- ↑ a b Pauline Jäckels: »Ich identifiziere mich als Sozialarbeiterin, nicht Abgeordnete«. In: nd. 28. Februar 2025, abgerufen am 3. März 2025.
- ↑ Stefan Reinecke, Franziska Schindler: Neue Linken-Fraktion im Bundestag: Geht's zusammen? In: Die Tageszeitung: taz. 1. März 2025, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 28. März 2025]).
- ↑ Cansın Köktürk | Alles Osten, oder was? Abgerufen am 24. Februar 2025.
- ↑ Nördliche Innenstadt Bochums hat eine Quartiersmanagerin. Abgerufen am 2. März 2025 (deutsch).
- ↑ Cansin Köktürk will Nutzer zusammen bringen: Bochum: Nördliche Innenstadt bekommt eine eigene Quartiersmanagerin. 3. Mai 2021, abgerufen am 2. März 2025.
- ↑ a b c Nele Sophie Karsten: Grüne über Kritik an der Ampel: „Ich bin gern eine Rebellin“. In: Die Tageszeitung. 10. November 2021, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 24. Februar 2025]).
- ↑ a b »Wenn man von Menschenrechten spricht, dann muss man auch dazu stehen«. In: Jacobin. 7. Dezember 2021, abgerufen am 24. Februar 2025.
- ↑ Karoline Poll: Mobbing-Vorwürfe bei Bochumer Grünen: Vorstandsmitglied raus. In: Westdeutsche Allgemeine Zeitung. 15. Dezember 2021, abgerufen am 19. März 2025.
- ↑ Timo Lehmann: (S+) Cansin Köktürk wechselt vor den Grünen zur Linke: »Die Grünen haben ihre Werte verraten«. In: Der Spiegel. 16. November 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 24. Februar 2025]).
- ↑ Anke Pfromm: Cansin Köktürk und Patrick Gawliczek kandidieren für Die Linke in Bochum und Herne zur Bundestagswahl 2025. 21. Dezember 2024, abgerufen am 24. Februar 2025.
- ↑ Ergebnisse Bochum I. In: Die Bundeswahlleiterin. Abgerufen am 19. März 2025.
- ↑ Karoline Poll: Diese sechs Bochumer Kandidaten ziehen in den Bundestag ein. In: Westdeutsche Allgemeine Zeitung. 23. Februar 2025, abgerufen am 19. März 2025.
- ↑ Deutscher Bundestag - Der Ausschuss für Arbeit und Soziales hat sich konstituiert. Abgerufen am 21. Mai 2025.
- ↑ Die Linke Kreisverband Bochum: Bochumerin Cansın Köktürk ist Sozialpolitische Sprecherin der Linken im Bundestag: “Politik braucht Menschlichkeit”. Abgerufen am 15. Juni 2025.
- ↑ Jan Sternberg, Markus Decker: Nahost-Streit bei der Linken: Spaltet das Thema die Partei? In: Redaktionsnetzwerk Deutschland. 31. März 2025, abgerufen am 31. März 2025.
- ↑ Nach Palästinensertuch-Eklat: CDU-Abgeordnete fordern Kufiya-Verbot im Bundestag. In: Die Welt. Abgerufen am 9. April 2025.
- ↑ Linken-Abgeordnete Köktürk muss Plenarsaal wegen "Palestine"-Shirt verlassen. In: tagesschau.de. 4. Juni 2025, abgerufen am 4. Juni 2025.