Calpurnius Iulianus
Publius Calpurnius Iulianus (zu seinem möglichen Praenomen siehe den Abschnitt: Zweite Inschrift) war ein im 2. Jahrhundert n. Chr. lebender Angehöriger des römischen Senatorenstandes.
Durch eine unvollständig erhaltene Inschrift,[1] die in Mehadia gefunden wurde, sind zwei Stationen aus der Laufbahn von Iulianus bekannt. Er war zunächst Kommandeur (Legatus legionis) der Legio V Macedonica und danach Statthalter (Legatus Augusti pro praetore) einer Provinz, deren Name in der Inschrift unterschiedlich gelesen wird.
Provinz
Bei der Epigraphik-Datenbank Clauss-Slaby (EDCS) wird dieser Teil der Inschrift aus Mehadia mit leg(atus) Aug(usti) pr(o) pr(aetore) [pro]v(inciae) [Moe]siae [i]nf[e]r[io]r[i]s wiedergegeben. Bei den Inscriptiones Latinae selectae ist leg. Aug. pr. pr. [prov.] Moes[i]ae i[nferiori]s angegeben.[2] Folgt man diesen Lesungen, wäre Iulianus Statthalter in der Provinz Moesia inferior gewesen.
Werner Eck geht davon aus, dass er Statthalter in Moesia inferior war.[3] Edmund Groag geht dagegen davon aus, dass Iulianus Statthalter in Moesia superior war.[4] Laut Ioan Piso nahm Alfred von Domaszewski ebenfalls an, dass er Statthalter in Moesia superior war.[5]
Bei der Epigraphischen Datenbank Heidelberg (EDH) ist [leg(atus) A]ug(usti) pr(o) pr(aetore) [pro]v(inciae) [Da]ciae [sup]er[iori]s angegeben; diese Wiedergabe ist identisch mit der Lesung, die Piso vornahm.[6] In diesem Fall wäre Iulianus Statthalter in Dacia superior gewesen.
Zweite Inschrift
In einer weiteren, unvollständig erhaltenen Inschrift,[7] die in Swischtow gefunden wurde, ist ein Publius Calpurnius aufgeführt. Bei ihm handelt es sich möglicherweise um Calpurnius Iulianus; es wurde jedoch auch Publius Calpurnius Proculus als Ergänzung vorgeschlagen.[8] Bei der EDCS wird diese Inschrift mit P(ublio) Calpurni[o Iuliano leg(ato) Augg(ustorum) pr(o) pr(aetore) pr(ovinciae) Moes(iae) inf(erioris)] ergänzt, ebenso bei der EDH (mit kleineren Abweichungen).
Werner Eck geht davon aus, dass der Publius Calpurnius der zweiten Inschrift mit dem Calpurnius Iulianus der ersten Inschrift identisch ist.[3]
Datierung
Die Inschrift aus Mehadia wird bei der EDCS und bei der EDH auf 171/230 datiert, die Inschrift aus Swischtow auf 176/180. Ioan Piso datiert die Statthalterschaft in die Jahre von 153 bis 156.[9] Werner Eck datiert die beiden Stationen der Laufbahn wie folgt: Legatus legionis um 170 oder kurz vorher und Statthalter in den Jahren zwischen 177 und 180.[3]
Siehe auch
Literatur
- Edmund Groag: Calpurnius 47. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band III,1, Stuttgart 1897, Sp. 1373.
- Werner Eck: PROMISSIO UND VOTUM. – verwandte Kommunikationsformen der Kaiserzeit. Zur Inschrift des P. Calpurnius Iulianus im dakischen Herkulesbad, In: JES 6, 2023, S. 117–122 (Online).
- Ioan Piso: Zur Laufbahn des Calpurnius Julianus, In: Römisches Österreich, Jahrgang 3 (1975), S. 175–182 (Online).
Einzelnachweise
- ↑ Inschrift aus Mehadia (CIL 3, 1566).
- ↑ 3891. Inscriptiones Latinae selectae (ILS), abgerufen am 30. Juni 2023 (Latein).
- ↑ a b c Werner Eck, PROMISSIO UND VOTUM, S. 119–121.
- ↑ Edmund Groag, Calpurnius 47.
- ↑ Ioan Piso, Zur Laufbahn, S. 175.
- ↑ Ioan Piso, Zur Laufbahn, S. 178.
- ↑ Inschrift aus Swischtow (AE 1983, 878).
- ↑ Novae, 57 (5/3/8/60) Dédicace d’un monument restauré à Marc-Aurèle et Commode. petrae.huma-num.fr, abgerufen am 30. Juni 2023 (französisch).
- ↑ Ioan Piso, Zur Laufbahn, S. 179.