Butsukari otoko
Butsukari otoko (japanisch ぶつかり男; deutsch Rempler-Mann; englisch bumping man); auch butsukari ojisan (Rempler-Opi), takkuru otoko タックル男 (Stoßer) oder taiatari otoko 体当たり男 (Rammer) bezeichnet ein aggressiv-deviantes Sozialverhalten meist gegenüber Frauen oder schwächeren Männern als neueres Gesellschaftsphänomen des urbanen Japans, wobei der Rempler seine Attacke an überfüllten öffentlichen Orten durchführt wie z. B. auf Bahnhöfen, um sich im Gemenge der Verantwortung entziehen zu können. Einige Täter wurden jedoch schon in Gewahrsam genommen. Die angegebenen Gründe für diese aggressiven Akte variieren, manches Mal weist der Täter sogar dem Opfer Schuld zu.[1][2][3]
Hintergründe des Gesellschaftsphänomens
Der erste sogenannte Rempler-Mann (butsukari otoko) wurde zunächst im Mai 2018 auf dem Bahnhof Shinjuku registriert.[4] Nachdem auch andere Vorkommnisse bekannt oder per SMS mitgeteilt wurden, behandelten die japanischen Medien sowie Internet Foren Fälle von forcierten Zusammenstoßattacken (butsukari kōi) und lösten eine öffentliche Debatte aus, die bis heute anhält. Weibliche Akteure sind im Vergleich seltener, sind jedoch auch zu Gange.[5] Angriffe auf ausländische Frauen durch japanische Rempelmänner waren ebenso verschiedentlich zu beobachten gewesen. Man erklärt die Taten der „Rempler“ oft mit sexueller Frustration, wobei ein weiterer Grund möglicherweise ein beeinträchtigtes Anstandsempfinden der meist mittelalten Männer sein mag, die sich durch im Gehen telefonierende Menschen (= 歩きスマホ aruki sumaho) erheblich gestört fühlen[6] – in der Vorhandy-Ära galt in der japanischen Öffentlichkeit Zurückgenommenheit, Schweigen und Platz machen als Basis eines guten Miteinanders. Als Störfaktoren eines reibungslosen öffentlichen Verkehrsflusses werden zudem Kinderwagen oder Rollstühle gesehen.
Man kann von der These ausgehen, dass auch in Japan der allgemeine Stresspegel aufgrund verschiedener Umstände wie die schlechte Wirtschaftslage, steigende Zukunftsängste, wachsende Unzufriedenheit mit der Politik und den Lebensumständen, mit Touristen überfüllte Plätze (Overtourism in Japan) sowie eine insgesamt erhöhte Frustration und Vigilität (Erschütterung des Sicherheitsgefühls) etc. stetig steigt. Dies illustriert eventuell auch der Fall eines rempelnden Professors, der in Fukuoka einen Oberschüler mit Fahrrad zum Sturz brachte. Der Täter, ein Mann um die 50 Jahre, war Dozent an der Seinan-Gakuin-Universität.[7]
Die Aktionen können gemeinhin als Versuche der Stressbewältigung (sutoresu kaishō) interpretiert werden, wobei es dem nicht dingfest gemachten Täter in einer sehr restriktiven Gesellschaft sicher vor allem Genugtuung ist, seine Aggressionen ohne jede Strafe ausgelebt zu haben.
Einzelnachweise
- ↑ Yuko Tamura: Mind the gap — and the shoulder checking: Dealing with pushy people in Japan's crowded spaces. the japan times, 31. Januar 2025, abgerufen am 24. Juli 2025.
- ↑ 生態に意外な変化》混雑した駅などに出没する「ぶつかり男」が減少? インバウンドの女性客にぶつかるも逆に詰め寄られ、あわあわしながら去っていく目撃談も. In: Newsポストセブン. 30. März 2025, abgerufen am 24. Juli 2025 (japanisch).
- ↑ Iliana Redman: In Japan werden rücksichtslos umgestoßene Passanten zum Problem. In: Sumikai. 15. Juni 2025, abgerufen am 14. Juli 2025.
- ↑ Shino Tanaka: 女性を狙う『ぶつかり男』が新宿駅に出没。JR東日本が警戒「絶対にやめてほしい」. In: Huffington Post. 31. Mai 2018, abgerufen am 14. Juli 2025 (japanisch).
- ↑ 追跡?通報?全国で相次ぐ“ぶつかり行為”どう対応? 専門家「駅員・警察に“防犯カメラ映像確認”申し入れを」. In: YouTube. FNNプライムオンライン, 29. Mai 2025, abgerufen am 14. Juli 2025 (japanisch).
- ↑ 帰ってきた「ぶつかりおじさん」 やり返せない人が狙われる. In: News ポストセブン. 24. Oktober 2021, abgerufen am 14. Juli 2025 (japanisch).
- ↑ 'Bumping men' are a uniquely Japanese class of criminals that are hard to deal with. Japan Today, 5. Juni 2025, abgerufen am 14. Juli 2025 (englisch).