Brunnenbuberl (Münchner Altstadt)

Das Brunnenbuberl an seinem neuen Platz in der Neuhauser Straße

Das Brunnenbuberl, auch bekannt als Gasteigerbrunnen (ursprüngliche Benennung: Satyr mit Knabe), ist ein Brunnen in München, der erstmals am 22. September 1895 hinter dem großen Kiosk am Stachus in den damaligen Grünanlagen entlang der Sonnenstraße aufgestellt wurde. Heute befindet er sich am westlichen Ende der Neuhauser Straße.[1] Die Skulptur wurde von dem Münchner Bildhauer Mathias Gasteiger geschaffen.

In der Brunnendarstellung spritzt der Satyr oder Faun Wasser auf einen Jungen. Dieses humorvolle und spielerische Motiv markiert Gasteigers Hinwendung zum Jugendstil.[2] Die Brunnengruppe wurde mit mehreren Auszeichnungen geehrt, darunter eine Goldmedaille auf der Internationalen Kunstausstellung 1892 im Münchner Glaspalast, auf der die Brunnenskulptur das erste Mal vorgestellt wurde.

Nach seiner Aufstellung löste der Brunnen wegen der Darstellung des nackten Knaben eine heftige Kontroverse aus, die bis zur polizeilichen Anweisung führte, „unbedingt und thunlichst rasch etwas im Sinne der Kleiderordnung“ zu unternehmen; es wurde vorgeschlagen, die Blöße mit einem Feigenblatt zu bedecken. Der Künstler erklärte darauf, dass der Brunnen bereits Eigentum der Stadt sei, er aber seine Urheberrechte geltend machen werde, sofern die Stadt Korrekturen vornehme.[3]

Im Mai 1919 wurde die Skulptur während der Niederschlagung der Novemberrevolution von einigen Kugeln getroffen. Wegen Umgestaltungen der Sonnenstraße wurde der Brunnen 1964 abgebaut und eingelagert. Am 28. September 1971 erfolgte die Wiederaufstellung in der Fußgängerzone am Karlstor, wo er seither als Trinkwasserspender dient.

Beschädigtes Brunnenbuberl in Erlangen

Weitere Exemplare des Brunnenbuberl von Gasteiger befinden sich im Zoologischen Garten Berlin vor der Waldschänke[4] und am Maximiliansplatz in Erlangen, wobei letzteres beschädigt ist. Ein weiteres (älteres) stand – ohne einen Skandal auszulösen – im Gartenhof des 1994 abgebrochenen Grand Hotel Continental in der Max-Joseph-Straße in München und befindet sich jetzt in Privatbesitz.[5]

Literatur

  • Thorsten Marr: Mathias und Anna Gasteiger. Ein Künstlerpaar vor, während und nach den Weltkriegen. Bayerische Schlösserverwaltung, München 2025, ISBN 978-3-941637-90-0, S. 8–13.
  • Juliane Reister: Brunnenkunst & Wasserspiele. Spaziergänge in 10 Münchner Stadtteilen. München Verlag, München 2008, ISBN 978-3-937090-26-9. S. 14–15.
Commons: Brunnenbuberl – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Brunnenbuberl – München Wiki. Abgerufen am 30. Dezember 2024.
  2. Julia Bondl: Brunnengruppe Satyrherme und Knabe – oder: das Brunnenbuberl. In: Blog der Bayerischen Schlösserverwaltung. 6. Juli 2021, abgerufen am 30. Dezember 2024.
  3. Thorsten Marr: Mathias und Anna Gasteiger. Ein Künstlerpaar vor, während und nach den Weltkriegen. Bayerische Schlösserverwaltung, München 2025, ISBN 978-3-941637-90-0, S. 10–12.
  4. Brunnengruppe mit Satyr-Herme und Knaben – Bildhauerei in Berlin. Abgerufen am 30. Dezember 2024.
  5. Thorsten Marr: Mathias und Anna Gasteiger. Ein Künstlerpaar vor, während und nach den Weltkriegen. Bayerische Schlösserverwaltung, München 2025, ISBN 978-3-941637-90-0, S. 13, mit Abb.

Koordinaten: 48° 8′ 20,5″ N, 11° 34′ 1,5″ O