Braunschweig (pommersches Adelsgeschlecht)

Wappen derer von Braunschweig

Braunschweig (historisch auch: Brunswiek, Brunschweig, Braunswigk) ist der Name eines Kolberger Stadt- und pommersch-preußischen Adelsgeschlechts.

Es besteht keine Verwandtschaft mit dem braunschweigischen Herzoghaus oder mit dem im 14. Jahrhundert blühenden Breslauer Patriziergeschlecht von Braunschweig.

Geschichte

Mecklenburg

Die Braunschweigs sind möglicherweise aus Mecklenburg zugezogen. Dort sind seit der deutschen Landnahme Namensträger bekannt. So wurde 1282 ein Johannes als getreuer Anhänger und Freund des Klosters Doberan[1], 1283 ein anderer Johannes als Ratmann in Rostock genannt. Auch in Wismar, Stralsund und Stargard gab es Namensträger.[2]

Pommern

Das Geschlecht von Braunschweig gehörte in Kolberg zu den Sülzverwandten respektive Salzjunkern. Die Familie erscheint in Kolberg erstmals 1292 mit Johann von Braunschweig, der in diesem Jahr als Bürger, zwei Jahre später als Ratmann genannt wird.

Die gesicherte Stammreihe beginnt erst mit Barnim Brunschweig (* um 1430), der Stadtkämmerer in Kolberg war. Die früheren Generationen sind in ihrer Abstammung nicht urkundlich belegt.[3]

Am 1. Juli 1570 erhielten die Brüder Simon, polnischer Generalfiskal, sowie Jürge (Georg) und David Braunschweig in Kolberg in Warschau eine Adelsbestätigung mit Wappenmehrung. Am 12. Oktober 1648 erging in Wien die kaiserliche Adels- und Wappenbestätigung für die Nachkommen der genannten durch Kaiser Ferdinand III. Die kurbrandenburgische Anerkennung durch Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg erfolgte am 20. April 1668.[4]

In Pommern, in der Neumark und in Preußen hatte die Familie zeitweise zahlreiche Landgüter, nach denen einzelne Linien der Familie benannt werden, besessen.[5] Dazu zählten Beustrin (vom 17. Jh. bis ins 18. Jh.), Falkenberg (um 1800), Zackenzin (1864 bis vor 1905), Dolgenow (um 1800), Gaartz (im 17. Jh.), Jagów (ca. 1700–1775), Karnitz (um 1700), Carvin (anteilig; 1776 bis ca. 1800), Kloxin (im 17. Jh.), Clötzin (1654 bis ins 19. Jh.), Kriewen - Zamosten (1862–1864), Lesnian (erste Hälfte des 19. Jh.), Lübzow (1860–1945), Lissomitz (erste Hälfte des 19. Jh.), Marrin (im 18. Jh.), Moltow (1801–1945), Moritzow (um 1700), Neides (um 1700), Nessin (im 18. Jh.), Schönhagen (um 1700), Groß Perlin (im 19. Jh.), Heinrichsfelde (im 19. Jh.), Plönzig (im 17. Jh.), Klein Ploboth (ca. 1800–1866), Groß Podel (1856–1945), Brenkenhofsthal (um 1800), Priddargen (um 1800), Groß Rambin (1752–1756), Ravenstein (1651–1707), Pflugrade (um 1700), Rosenfelde (im 17. Jh.), Runow (im 18. Jh.), Standemin (1871–1945), Alt Klücken (ca. 1775 bis ca. 1813), Winningen (im 18. Jh.), Baumgarten (im 18. Jh.), Lustebuhr (um 1800), Wollin (1878–1945), Segenfelde (Mitte des 18. Jh.) und Sorchow (1796–1945).

Braunschweigisches Haus in Kolberg

Keines der Kolberger Stadtgeschlechter hat so lange in der Stadt geblüht, wie das der Braunschweigs.[6] Das so genannte Braunschweigische Haus in Kolberg, das längere Zeit durch die Braunschweigs bewohnt wurde, beherbergt heute das Stadtmuseum.[7] Zudem lässt sich das Wappen der Familie am Kolberger Dom finden. Der Schlüssel für das reichgeschnitzte Familiengestühl im Dom befand sich noch bis 1945 im Besitz der Familie.

Wappen

Wappen derer von Braunschweig

Das Wappen (1570, 1648) ist geteilt. Oben in Rot ein schreitender silberner Löwe (bzw. Leopard), unten in Silber 3 (2, 1) goldene Sterne. Auf dem gekrönten Helm mit silber-rot-goldenen Decken drei (silbern, rot, goldene) Straußenfedern.

Angehörige

Lüneburger Familien von Braunschweig

In Lüneburg traten im Laufe der Jahrhunderte zwei wappenverschiedene Geschlechter mit dem Namen Braunschweig auf:

Das ältere tritt zu Anfang des 14. Jh. in Lüneburg auf, stirbt jedoch zum Ausgang des 15. Jh. wieder aus. Ein Zusammenhang mit den pommerschen von Braunschweig ist nicht ersichtlich.[8]

Das jüngere Geschlecht, welches das Wappen der pommerschen von Braunschweig vor der Wappenverbesserung (1570) führte, ist von Stettin kommend[9] um 1568 in Lüneburg eingebürgert worden und 1732 ebd. erloschen.[10]

Baltische Familien von Braunschweig

Über die Zugehörigkeit oder Abstammung der wappenverwandten baltischen Familie von Braunschweig zu den Kolbergern besteht zumindest Unsicherheit.[11] Aus dieser Familie besaß Formhold von Braunschweig 1858/1859 das Gut Welckenhof im Gouvernement Livland.[12]

Obwohl eine Abstammung von den Kolbergern zeitweise erwogen wurde[13], ist diese für die ehemals bürgerliche Familie Braunschweig, welche ihre Stammreihe mit Johann Friedrich Braunschweig (1754–1816), kurländischer Hofschneider und Stadtrat in Mitau beginnt, sehr wahrscheinlich nicht gegeben. Sein Sohn, Johann Daniel von Braunschweig (1786–1857), russischer Kollegienrat, hat mit Diplom vom 27. Oktober 1837 den erblichen russischen Adel erhalten. Dessen Sohn Rudolf von Braunschweig (1820–1888) war russischer Geheimrat sowie Senator in Warschau und St. Petersburg. Er war mit Maria von Glasenapp (1833–1903) vermählt. Der Sohn dieser Ehe, Carl Daniel von Braunschweig, ließ sich am 13. Januar 1894 in das Livländische Gouvernements-Adelsgeschlechtsbuch in der VI. Klasse eingetragen.[14]

Keine der beiden Familien war in einer Baltischen Ritterschaft immatrikuliert.

Ungarische Brunsvik de Korompa

Für die wappenverschiedenen ungarischen Brunsvik de Korompa wurde eine eventuelle Abstammung von den pommerschen Braunschweig postuliert.[15]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Friedrich Compart: Geschichte des Klosters Doberan bis zum Jahre 1300. 1872, S. 76
  2. Hermann Riemann: Geschichte der Stadt Colberg. C. Jacke, 1873, S. 39.
  3. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser Teil B, Justus Perthes, Gotha 1912, S. 95; GHdA, Adelslexikon Band II, Limburg an der Lahn 1974, S. 80.
  4. Maximilian Gritzner: Chronologische Matrikel der Brandenburgisch-Preußischen Standeserhöhungen und Gnadenacte von 1600–1873. Mitscher & Roestell, Berlin 1874, S. 6.
  5. Leopold Freiherr von Ledebur: Adelslexicon der Preußischen Monarchie. Band 1, Berlin 1855; S. 100; 1858, S. 215.
  6. Hermann Riemann: Geschichte der Stadt Colberg. C. Jacke, 1873, S. 39.
  7. Muzeum Miasta Kołobrzeg. Abgerufen am 7. August 2025.
  8. Johann Henricus Buettner: Genealogiae oder Stamm- und Geschlecht-Register der vornehmsten Lüneburgischen Adelichen Patricien-Geschlechter, So theils annoch vorhanden, Theils vor etlichen und vielen Jahren Ausgegangen sind. : Aus alten wahrhafften Documentis und Monumentis / Zusammen gesucht, In ordentliche Tabellen Verfasset, Und Dem Drucke übergeben. Georg Friedrich Schultze, Lüneburg 1704, S. 66–68.
  9. Johann Henricus Buettner: Genealogiae oder Stamm- und Geschlecht-Register der vornehmsten Lüneburgischen Adelichen Patricien-Geschlechter, So theils annoch vorhanden, Theils vor etlichen und vielen Jahren Ausgegangen sind. : Aus alten wahrhafften Documentis und Monumentis / Zusammen gesucht, In ordentliche Tabellen Verfasset, Und Dem Drucke übergeben. Georg Friedrich Schultze, Lüneburg 1704, S. 69–71.
  10. Wilhelm Friedrich Volger: Die Patricier der Stadt Lüneburg. Herold & Wahlstab, Lüneburg 1863, S. 39.
  11. Maximilian Gritzner: J. Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 3, 11. Abt., T. 2: Der Adel der russischen Ostseeprovinzen, Teil 2: Der Nichtimmatrikulierte Adel, Nürnberg 1901, S. 13.
  12. Leonhard von Stryk: Beiträge zur Geschichte der Rittergüter Livlands. Zweiter Teil, Der lettische District. Albanus (Chr. Teich), Dresden 1885; S. 169.
  13. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser Teil B, Gotha 1912, S. 100, unten FN 1).
  14. Georg von Krusenstjern: Die in die Gouvernements-Adelsgeschlechtsbücher von Livland, Estland und Kurland eingetragenen nichtimmatrikulierten baltischen Adelsgeschlechter. In: Baltische Hefte, Sonderheft 2, [Hannover-Döhren 1958].
  15. Alfred Anthony von Siegenfeld: Genealogisches Taschenbuch der adeligen Häuser Österreichs, Wien 1905, S. 105.