Brauerschwend

Brauerschwend
Gemeinde Schwalmtal
Koordinaten: 50° 42′ N, 9° 20′ O
Höhe: 323 m ü. NHN
Fläche: 8,85 km²[1]
Einwohner: 530 (30. Juni 2017)[2]
Bevölkerungsdichte: 60 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 36318
Vorwahl: 06638
Brauerschwend, Luftaufnahme (2015)
Brauerschwend, Luftaufnahme (2015)

Brauerschwend ist ein Ortsteil der Gemeinde Schwalmtal im mittelhessischen Vogelsbergkreis.

Ortsgeschichte

Mittelalter

Brauerschwend soll von Hersfelder Mönchen unter dem Abt Brunward um 1200 gegründet worden sein, ein Abt mit diesem Namen ist aber in dieser Zeit nicht nachweisbar ist. Die erste urkundliche Erwähnung war Brunwardischgeschwende im Jahre 1273. Sie findet sich in einem Kopiar von 1702.[3]

Am Ägidiustag, dem 1. September 1320, wurde ein Vertrag zwischen Eberhard, Edlem von Breuberg, ein Vertrag mit den Brüdern Johann, Traboto und Heinrich von Eisenbach geschlossen. Gegenstand des Vertrages waren das Gericht Engelrod, das Gericht zu Hopfmannsfeld, die Mühle zu Alsfeld, das Gericht zu Frischborn und das „... forwercke zu Bruwertswende ...“[4] „... eyn gud zu Bruwirswende ...“ heißt es 1308.[5] Ein Kopiar aus dem 16. Jahrhundert datiert für 1449 die Erwähnung von „Bruerswende“.[6] Am 15. Mai 1454 bekannte Kurt von Romrod eine Seelgerätstiftung seiner Vorfahren in Schwarza und Brauerschwend von ihren Erbgütern vor 140 Jahren an das Kloster Immichenhain. Kurt stiftete nun ebenfalls für das Kloster. Er gab einen Gulden jährlich für eine Tonne Heringe. Von denen sollte der Propst den Nonnen an den heiligen 40 Tagen einen Hering geben. Das Geld wurde von Kurts Erbgut in Brauerschwend genommen.[7]

In dem Salbuch des Gerichts Schwarz (heute Stadtteil von Grebenau) findet sich 1573 der Eintrag „... zwischen dem Brauersschwenger Wege ...“[8] Ungesichert sind die Nennungen 1577 Brawerschwein und 1602 Bauerschwein,[9] welche schon in die Neuzeit gehören.

Der Ortsname basiert auf dem Rufnamen Brunward.[10] Der Ort ist eine Rodungssiedlung, was durch das mhd. Grundwort „geswende“ belegt wird. „Swende“ ist ein „durch Ausreuten des Waldes gewonnenes Stück Weide oder Ackerland.“[11]

Neuzeit

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Brauerschwend:

„Brauerschwend (L. Bez. Alsfeld) evangel. Pfarrdorf; liegt 112 St. von Alsfeld, an der von Alsfeld nach Lauterbach ziehenden Chaussee, hat 83 Häuser und 496 evangel. Einwohner. Man findet 1 Kirche, 2 Mühlen, 1 Ziegelhütte und von den Einwohnern 30, welche Bauern, 13, welche Bauern und Handwerker und 26, welche Taglöhner sind. In der Gemarkung befindet sich ein Braunkohlenwerk, das aber, weil die Holzpreise noch zu niedrig stehen, nicht benutzt wird. Die Entstehung der Kirche zu Brauerschwend ist ganz unbekannt.“[12]

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen bildet Brauerschwend zusammen mit weiteren acht zuvor selbständigen Gemeinden seit dem 31. Dezember 1971 die Gemeinde Schwalmtal.[13]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Brauerschwend angehört(e):[14][1][15]

Gerichtszugehörigkeit

Vor 1803 war das Gericht Schwarz für Brauerschwend zuständig. In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für das Fürstentum Oberhessen (ab 1815 Provinz Oberhessen) wurde das „Hofgericht Gießen“ eingerichtet. Es war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Brauerschwend das Amt Alsfeld zuständig. Nach der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurden die Aufgaben der ersten Instanz 1821 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Landgerichte übertragen. „Landgericht Alsfeld“ war daher von 1821 bis 1879 die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht in Alsfeld, das heutige Amtsgericht.

Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolge derer die bisherigen großherzoglichen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in Amtsgericht Alsfeld und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Gießen.[25]

Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Brauerschwend 555 Einwohner. Darunter waren 6 (1,1 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 78 Einwohner unter 18 Jahren, 201 zwischen 18 und 49, 132 zwischen 50 und 64 und 147 Einwohner waren älter.[26] Die Einwohner lebten in 255 Haushalten. Davon waren 87 Singlehaushalte, 66 Paare ohne Kinder und 75 Paare mit Kindern, sowie 18 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 66 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 147 Haushaltungen lebten keine Senioren.[26]

Einwohnerentwicklung

• 1806: 399 Einwohner, 77 Häuser[20]
• 1829: 496 Einwohner, 83 Häuser[12]
• 1867: 571 Einwohner, 82 Häuser[27]
Brauerschwend: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2015
Jahr  Einwohner
1791
  
435
1800
  
435
1829
  
496
1834
  
444
1840
  
531
1846
  
585
1852
  
545
1858
  
571
1864
  
577
1871
  
571
1875
  
558
1885
  
562
1895
  
581
1905
  
539
1910
  
546
1925
  
517
1939
  
545
1946
  
838
1950
  
818
1956
  
755
1961
  
714
1967
  
727
1970
  
735
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2005
  
633
2010
  
576
2011
  
555
2015
  
541
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [1]; Gemeinde Schwalmtal (aus Webarchiv):[2]; Zensus 2011[26]

Religion

Evangelische Kirche

Die evangelische Kirche von Brauerschwend

Das Kirchengebäude steht in der Kirchstraße 13. Das Pfarramt befindet sich in der Kirchstraße 16.

Katholische Kirche

Die Katholische St.-Elisabeth-Kirche

Die Kath. Filialkirche St Elisabeth und das Pfarrbüro steht in Brauerschwend in der Jahnstraße 14.

Historische Religionsangehörigkeit

• 1829: 496 evangelische (= 100 %) Einwohner[12]
• 1961: 581 evangelische (= 81,37 %), 121 katholische (= 16,95 %) Einwohner[1]

Politik

Ortsvorsteher ist Bernhard Lang.[28]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Das heutige Bürgerhaus

In Brauerschwend befinden sich neben der evangelischen Pfarrkirche aus dem Jahre 1748 und der katholischen Kirche von 1954 mit der Volkshalle und dem Bürgerhaus zwei gemeindliche Einrichtungen.

Commons: Brauerschwend – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Infolge der Rheinbundakte.
  3. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Alsfeld) und Verwaltung.
  4. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Oberhessen aufgelöst.
  5. Infolge des Zweiten Weltkriegs.

Einzelnachweise

  1. a b c d Brauerschwend, Vogelsbergkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 24. Mai 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b „Zahlen, Daten, Fakten“. In: Internetauftritt. Gemeinde Schwalmtal, archiviert vom Original; abgerufen im Juni 2018.
  3. StAM, R 84, Nr. 238.
  4. Georg Christian Joannis: Spicilegia. Ffm 1724. S. 416.
  5. Ludwig Baur: Hessische Urkunden aus dem Großherzoglich Hessischen Haus- und Staatsarchive. Band 1 - 5. Band 1. Darmstadt 1860 - 1873. Nr. 1269, S. 849.
  6. Eduard Erwin Becker: Riedeselsches Urkundenbuch. 1200–1500. Offenbach 1924. Regest, Nr. 746, S. 207.
  7. StAM, 31, 290.
  8. StAD, Salbuch Oberhessen, Salbuch des Gerichts Schwarz, 1573, fol. 285.
  9. Georg Landau: Beschreibung des Hessengaues. Halle/Saale 1866. S. 135.
  10. Lutz Reichardt: Die Siedlungsnamen der Kreise Gießen, Alsfeld und Lauterbach in Hessen. Namenbuch. Dissertation. Göppingen 1973. S. 65 f.
  11. Matthias Lexer: Mittelhochdeutschs Handwörterbuch. Bd. 1 – 3. Leipzig 1869-78. Sp. 1558.
  12. a b c Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 34 (Google Buch).
  13. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 347.
  14. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  15. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (Google Buch).
  16. Die Zugehörigkeit des Amtes Alsfeld anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
  17. Neue Erdbeschreibung. Dritter Theil, welcher das deutsche Reich nach seiner gegenwärtigen Staatsverfassung enthält. Joh. Carl Bohn, 1758, S. 1050 (online bei Google Books).
  18. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 176 (Online in der HathiTrust digital library).
  19. Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 6 (Google Buch).
  20. a b Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 226 (Online in der HathiTrust digital library).
  21. Eva Haberkorn, Friedrich Boss: Kreis Alsfeld 1821 - 1945 (= Repertorien Hessisches Staatsarchiv Darmstadt) Abt. G15 Alsfeld. S. 4 (PDF; 172 kB). In: Archivinformationssystem Hessen (Arcinsys Hessen), Stand: 1985, abgerufen am 21. Dezember 2017.
  22. Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 414 (online bei Google Books).
  23. Georg W. Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt 1830, S. 6 ff. (online bei Google Books).
  24. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  25. Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1879 Nr. 15, S. 197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 17,8 MB]).
  26. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 42 und 82, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  27. Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. 32 (Google Buch).
  28. Ortsbeirat Brauerschwend. In: Website der Gemeinde Schwalmtal. Abgerufen im Februar 2024.