Bodil Neergaard

Bodil Neergaard. Fotografie von Frederik Riise

Ellen Bodil Neergaard (* 10. Februar 1867 in Kopenhagen, Dänemark; † 18. Mai 1959 in Fuglsang, Dänemark) war eine dänische Philanthropin und Kunstmäzenin. Sie ist bekannt für ihre wohltätigen Aktivitäten sowie für ihr Leben auf dem Gut Fuglsang auf der Insel Lolland, wo sie prominente Künstler empfing.

Leben und Werk

Neergaard war die Tochter des Komponisten Emil Hartmann und Bolette Hartmann, geborene Puggaard. Ihr Großvater war der Komponist Johann Peter Emilius Hartmann, ihr Großvater mütterlicherseits der Großhändler Christoffer Rudolf Puggaard und ihr Pate war der Märchendichter H.C. Andersen. Ihr jüngerer Bruder war der Maler Oluf Hartmann, der für seine Landschaftsgemälde aus der Gegend um Fuglsang bekannt ist und von dem mehrere seiner Werke dem Fuglsang Kunstmuseum gehören.[1]

Fuglsang, Gutshaus auf der dänischen Insel Lolland

Fuglsang als Zentrum eines künstlerischen Umfelds

Neergaard heiratete mit 18 Jahren den 30 Jahre älteren Rolf Viggo de Neergaard, der das Gut Fuglsang auf Lolland besaß. Sie zog am Tag nach der Hochzeit in das Gut ein, wo sie bis zu ihrem Tod 1959 lebte. Bis zum Tod ihres Mannes im Mai 1915 war Neergaard die Gutsherrin, nach dem Tod ihres Mannes war sie für die Führung des Hauses und des Anwesens mit vielen Angestellten verantwortlich. Zum Gut gehörten die Herrenhäuser Fuglsang und Priorskov sowie Flintingegården mit 110 Morgen Feldern und 118 Morgen Wiesen und der Bauernhof Nagelsti Skovgård mit 193 Morgen Feldern. Sie organisierte die soziale und kirchliche Arbeit, die bereits ihr Mann begonnen hatte.[2][3]

Im Laufe der Jahre erwarb sie Antiquitäten und vor allem Gemälde, darunter Porträts der Hartmanns und der Puggaards, gemalt von Wilhelm Marstrand und Kristian Zahrtmann. Die Sammlung umfasste aber auch Werke von Jørgen Sonne und von ihrem Bruder Oluf Hartmann. Fuglsang war bis zu ihrem Tod ein Treffpunkt für Musiker aus Dänemark und dem Ausland. Unter diesen war Carl Nielsen im Spätsommer ein häufiger Gast. Als 1910 ihr Bruder Oluf Hartmann starb, nahm Nielsen an der Beerdigung teil und komponierte zu dem Anlass das Kammermusikstück Ved en ung kunstners båre. Das in Dänemark bekannte Lied Jens Vejmand ist von Jeppe Aakjær geschrieben und von Nielsen vertont und Neergaard gewidmet. Julius Röntgen lernte in Fuglsang unter anderen die dänischen Komponisten Emil Hartmann und Nielsen kennen.[4][5][6]

Philanthropie

Neergaard pflegte engen Kontakt zu Mathilda Wrede, die sich in Finnland dem Verbessern von Lebensumständen bei Gefangenen und Unterprivilegierten widmete. Unterstützt von dem Pfarrer Johannes Munck in Møltrup ließ Neergaard 1917/18 ein Gebäude, Sønderskovhjemmet, erbauen, das Platz für 17 Männer ohne Arbeit oder festen Wohnsitz bot. Das Heim wurde von Beginn an vollständig auf ihre Kosten betrieben, bis es 1923 durch eine Schenkungsurkunde eine unabhängige Einrichtung wurde. Am Ufer des Guldborgsund ließ sie einen alten Getreidespeicher in ein Sommerlager für 50 Jungen umbauen. Viele Jahre lang stellte sie ein weiteres Gebäude bei Priorskov für Arbeitslose zur Verfügung. Im Sommer stellte sie das Hauptgebäude in Flintingegården den Frauen der Stadt einen mehrwöchigen Aufenthalt auf dem Land zur Verfügung. 1919 kaufte sie die alte Schule in Toreby und stellte sie dem CVJM und der Arbeit des CVJM in der Gemeinde zur Verfügung.[7][8]

Toreby Kirche

Große Teile der Einrichtung und des Interieurs der Kirche in Toreby stiftete die Familie Neergaard. Neergaard schenkte 1917 die Kronleuchter und 1919 ein neues Altarbild. Das Bild war eine Kopie von Albert Küchler des 1495 von Pietro Vanucci gemalten Originals im Palazzo Pitti in Florenz. Kychler besuchte die Kunstakademie in Kopenhagen und fuhr mit einem Reisestipendium nach Italien. Dort traf er in Rom unter anderen ihren Urgroßvater Hans Puggaard, der ihn bat, das Bild zu malen. Puggaards Enkelkind Bolette heiratete Neergaards Vater. Die Schwester von Hans Puggaard erbte das Bild, als er starb. Bei ihrem Tod kaufte dann Neergaard das Bild aus dem Nachlass.[9]

Neergaard übertrug an ihrem 80. Geburtstag das 1600 Hektar große Anwesen an die Det Classenske Fideikommis und verfügte, dass das Hauptgebäude in ein Refugium umgewandelt werden sollte.[10]

1959 starb Neergaard im Alter von 92 Jahren und wurde auf dem Toreby Kirchhof neben ihrem Ehemann beerdigt. Sie war eine der letzten Kirchenzehnt-Eigentümer (eine alte Art von Steuer) einer Kirche.

Fotografien aus dem Leben von Bodil Neergaard

Auszeichnungen und Ehrungen (Auswahl)

Bodil Neergaard Apfel, im Querschnitt
  • 1947: Goldene Verdienstmedaille
  • Die Apfelsorte Bodil Neergaard ist nach ihr benannt. Die Sorte wurde um 1850 bei Flintinge auf Lolland gefunden.[11]
  • In Odense ist die Straße Bodil Neergård Vænget nach ihr benannt.[12]

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Bodil Neergaard: Minder fra Fuglsang: Mennesker jeg mødte gennem et langt Liv (Erindringer). 1944.
  • Bodil Neergaard: Spedte træk af mit liv (Erindringer). 1941.
  • Bodil Neergaard: Hendes Slægt og Virke, Skildret af Familie og Venne. 1948.

Literatur

  • Fuglsang 1885–1959, Billedkunst, Musik og Friluftsliv. Fuglsang Kunstmuseum 2015.
  • Fritz von Bessendorf: Fuglsang, Kan svanerne komme tilbage? 2017.
  • Halfdan Grøndal Hansen: Fuglsang, Bodil Neergaards Hjem.
  • Toke Lund Christiansen: Jeg Bodil. Forlaget Vandkunsten, 2023.
Commons: Bodil de Neergaard – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bodil Neergaard, godsejer | lex.dk. 22. April 2023, abgerufen am 21. August 2025 (dänisch).
  2. http://www.torebyarkiv.dk/wp-content/uploads/2019/01/37FEB2013BodilNeergaard.pdf
  3. Det Classenske Fideicommis: HISTORIE ... Fuglsang Herregaard. Archiviert vom Original am 19. Juli 2011; abgerufen am 21. August 2025 (dänisch).
  4. Hartmanns kunstsamling - Bruun Rasmussen Kunstauktioner. Archiviert vom Original am 19. August 2021; abgerufen am 21. August 2025 (dänisch).
  5. Kulturcenter Fuglsang - Guldborgsund Kommune. Archiviert vom Original am 27. Juli 2014; abgerufen am 21. August 2025 (dänisch).
  6. Dansk Kvindebiografisk Leksikon - Bodil Neergaard. 15. Mai 2003, archiviert vom Original am 21. September 2021; abgerufen am 21. August 2025.
  7. Bodil Neergaard. Abgerufen am 21. August 2025.
  8. HJEM. Abgerufen am 21. August 2025 (dänisch).
  9. Bodil Neergaard. 18. Juli 2011, abgerufen am 21. August 2025 (dänisch).
  10. Bodil Neergaard. 18. Juli 2011, abgerufen am 21. August 2025 (dänisch).
  11. Bodil Neergaard Apple | Heirloom apple variety. Abgerufen am 21. August 2025.
  12. Bodil Neergård Vænget, 5270 Odense N. Abgerufen am 21. August 2025 (dänisch).