Sekundärzitat

Flussdiagramm zur Abgrenzung von Sekundärzitat, Blindzitat und Plagiat

Als Sekundärzitat oder Literaturbeleg aus zweiter Hand[1] wird ein Zitat bezeichnet, bei dem nicht die Originalquelle, sondern ein Zitat dieser Quelle zitiert wird. Es handelt sich also um ein Blindzitat, das gekennzeichnet wird mit dem Zusatz „A (Originalautor), zitiert nach B (verwendete zweite Quelle)“. Im Literaturverzeichnis müssen beide Werke aufgeführt werden, das Original und das Werk, das das Original zitiert hat.

Sekundärzitate, mit denen man kennzeichnen möchte, dass man die Originalquelle nicht eingesehen hat, sind in wissenschaftlichen Arbeiten nur dann zulässig, wenn die Originalquelle trotz intensiver eigener Nachforschung nicht gefunden werden konnte,[2] beispielsweise, wenn das Original als verschollen gilt oder nur in einem entlegenen Archiv eingesehen werden kann. In der Literatur zum wissenschaftlichen Publizieren wird das Heranziehen einer solchen Quelle als Notlösung bezeichnet,[3] die es möglichst zu vermeiden gilt. Es setzen sich sonst Fehler und Ungenauigkeiten fort, die von vorherigen Autoren gemacht wurden,[4] das sogenannte Stille-Post-Phänomen,[5] und es entstehen falsche Zitate.[6]

Ist die Originalquelle dagegen mit vertretbarem Aufwand zu beschaffen, verstößt es gegen gute wissenschaftliche Praxis, stattdessen das zitierende Werk zu zitieren.[7][8][9] Damit zählen solche Sekundärzitate als wissenschaftliches Fehlverhalten.

Abgrenzung zu Blindzitat und Plagiat

Als Blindzitate werden Belege bezeichnet, die dazu dienen, den Literaturapparat anzureichern, obwohl man sie nicht gelesen hat, oder wenn man ein Original nicht vorliegen hat und stattdessen aus einer Sekundärquelle zitiert, dies aber nicht kenntlich macht (Belegplagiat).[4][10] Beides ist Täuschung, letzteres auch ein Plagiat, weil man damit ohne Kennzeichnung die Leistung eines anderen übernimmt.

Literatur

  • Umberto Eco: Wie man eine wissenschaftliche Abschlußarbeit schreibt. Aus dem Italienischen von Walter Schick. 14. Auflage. Facultas, 2010, ISBN 978-3-8252-5377-6, S. 72–73.
  • Georg Eckert und Thorsten Beigel: Historisch Arbeiten. Handreichung zum Geschichtsstudium. UTB-Band-Nr. 5039. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2019, ISBN 978-3-8252-5039-3.

Einzelnachweise

  1. Klaus Poenicke: Wie verfaßt man wissenschaftliche Arbeiten? Ein Leitfaden vom 1. Studiensemester bis zur Promotion. Duden-Taschenbücher, Band 21. 2., neu bearbeitete Auflage. Dudenverlag, Mannheim / Wien / Zürich 1988, ISBN 3-411-02751-7.
  2. Manuel René Theisen: Wissenschaftliches Arbeiten. 19. Auflage. Verlag Franz Vahlen, 2024, ISBN 978-3-8006-7472-5, S. 171–172.
  3. Klaus Niedermair: Recherchieren, Dokumentieren, Zitieren. 2. Auflage UTB 3356, UVK Verlag, Konstanz 2023, S. 247. ISBN 978-3-8252-6066-8 (= Studieren, aber richtig). doi:10.36198/9783838560663.
  4. a b Umberto Eco: Wie man eine wissenschaftliche Abschlußarbeit schreibt. Aus dem Italienischen von Walter Schick. 14. Auflage. Facultas, 2010, ISBN 978-3-8252-5377-6, S. 72–73.
  5. Tobias Kollmann, Andreas Kuckertz und Christoph Stöckmann: Das 1 × 1 des Wissenschaftlichen Arbeitens. Von der Idee bis zur Abgabe 2., überarbeitete Auflage. Springer Gabler, ISBN 978-3-658-10706-2, ISBN 978-3-658-10707-9 (E-Book) doi:10.1007/978-3-658-10707-9, S. 82–83.
  6. doktorandenforum.de: Richtig zitieren. Sekundärzitate Webseite doktorandenforum.de von Sebastian Veelken. Abgerufen am 16. März 2025.
  7. Verband der Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer für Betriebswirtschaft: Themenfeld 1: Zitierregeln – Vermeidung von Fremd- und Eigenplagiaten. Webseite des VHB (PDF; 0,1 MB), abgerufen am 16. März 2025.
  8. Zivilrechtslehrervereinigung: Allgemeine Regeln guter wissenschaftlicher Praxis der Zivilrechtslehrervereinigung für Publikationen. Webseite der ZLV. Abgerufen am 16. März 2025.
  9. APA Style: Secondary Sources. Publication Manual of the American Psychological Association, Seventh Edition (APA 7th). Abgerufen am 28. Juni 2025.
  10. Felix Hagenström: Das Erkennen und Dokumentieren von Wissenschaftsplagiaten als Herausforderung. In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie. Band 70, Nr. 6, 2023, ISSN 0044-2380, S. 298–306, doi:10.3196/186429502370635 (uni-jena.de).