Blasskehlguan
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Blasskehlguan | ||||||||||||
| Systematik | ||||||||||||
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| Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
| Pipile grayi | ||||||||||||
| (Pelzeln, 1870) |

Der Blasskehlguan (Pipile grayi), Syn. Penelope grayi sowie Penelope jacquini Gray, GR, 1867[1], ist eine Vogelart aus der Familie der Hokkohühner (Cracidae).[2]
Diese Art wurde im Oktober 2022 aufgrund von Unterschieden im Gefieder, der Farbe und Form des Kehllappens und aufgrund kaum vorkommender Hybridisierung[3] untereinander als selbständig vom Blaukehlguan (P. cumanensis) abgespalten.[4]
Jedoch wird die Art teilweise noch als Unterart (Ssp.) des Blaukehlguans geführt und als Pipile cumanensis grayi bezeichnet.[5]
Der Vogel ist der am meisten südlich vorkommende Vertreter seiner Gattung und findet sich im Norden Boliviens, im äußersten Südosten Perus, im Südwesten Brasiliens bis nach Paraguay.
Der Lebensraum umfasst eine Vielzahl an baumbestandenen Regionen von feuchten bis halbfeuchten Wäldern, Terra Firme und Várzea, Galeriewald und Cerrado bis 1500 m Höhe. Dieser Vogel findet sich hauptsächlich innerhalb von etwa 100 m Abstand von Flüssen.[6]
Merkmale
Die Art ist mit 60–69 cm mittelgroß, schwarz-weiß gefärbt mit weißer Kopfkappe mit schwarzen oder bräunlich-schwarzen Schaftstreifen, einem weißen Flügelfleck auf den äußeren Flügeldecken mit schwarzen Bändern. Ansonsten ist der Vogel schwarz mit hell-grünlichem bis olivgrünem Schimmer, besonders deutlich an den Schultern, Flügeln und am Schwanz. Der lange, weiße, herabhängende Kehllappen kann als Hauptunterscheidungsmerkmal gegenüber anderen Gattungsvertretern angesehen werden. Der Kamm besteht aus ungewöhnlich dünnen, spitzen Federn wie Haare, Stirn und Nacken sind auch weiß, ebenso gibt es einige weiße Federn um das Auge herum, die Brustfedern haben weiße Fransen. Die Iris ist dunkel rötlich-braun, der Schnabel blass blau mit schwarzer Spitze oder schwarz mit rosafarbener Basis und etwas Blau um die Nasenlöcher. Die Färbung der unbefiederten Gesichtshaut reicht von weiß bis kobaltblau, die Füße sind bräunlich-rot. Die Geschlechter unterscheiden sich nicht.
Die Art unterscheidet sich vom nicht im gleichen Verbreitungsgebiet vorkommendem Trinidadguan (P. pipile) durch weniger braune, aber glänzendere Färbung, durch spitzere und schmalere Kammfedern, durch etwas breitere weiße Flügelflecken und breitere breite weiße Federränder an der Brust.
Der Rotkehlguan (P. cujubi), insbesondere in der Unterart P. c. Nattereri sieht ähnlich wie der Blasskehlguan aus, unterscheidet sich jedoch in der Form des Kehllappens, der Größe der Flügelflecken und der Anzahl der schwärzlichen Flecken auf den Flügeldecken.
Der Blaukehlguan (P. cumanensis) schließlich kann im äußersten Südosten Perus zusammen mit dem Blasskehlguan vorkommen, der sich aber durch den weißen Scheitel mit schwarzen oder bräunlichen Schaftstreifen, den größeren weißen Nackenfleck, die mehr hängende Form des Kehllappens, durch mehr olivgrünen Schimmer an der Oberseite und den größeren weißen Flügelfleck unterscheidet.[6]
Geografische Variation
Die Art ist monotypisch.[2][6][7]
Es wurden Hybride zwischen dem Blasskehlguan und dem Rotkehlguan (P. cujubi) Pipile grayi x cujubi nachgewiesen.[6]
Stimme
Die Lautäußerungen werden als charakteristisch und typische abendliche Klangkulisse im Lebensraum beschrieben als 8–10 langsame, klare, leicht ansteigende Pfeiflaute, die jeweils länger werden wie „püüeee, püüeee, püüeee“ ziemlich ähnlich wie beim Schuppenmantel-Ameisenwächter (Willisornis poecilinotus), aber langsamer und dünner klingend. Hinzu kommt Flügelschlagen aus 2 schnellen und mitunter kaum hörbaren Schlägen gefolgt von 2–3 schwirrenden Rattergeräuschen.[6]
Lebensweise
Die Art ist vermutlich ein Standvogel. Besonders morgens und abends sind die Vögel häufig hoch in den Bäumen entlang der großen Flüsse anzutreffen.
Die Nahrung besteht hauptsächlich aus Früchten und Blättern, die paarweise oder in kleinen Familiengruppen fast ausschließlich in den Bäumen gesucht werden. Die Art kann an den Schlafplätzen größere Gruppen bilden.[6]
Für den Blasskehlguan dürfte zutreffen, was für den noch mit Unterarten gefassten Blaukehlguan geschrieben wurde: Das Nest wird hoch in den Bäumen aus Zweigen gebaut und mit Blättern ausgelegt. Die Brutzeit liegt während der Regenzeit zwischen August und Mai. Das Gelege besteht aus 2–3 gelblich-weißen Eiern, die über 24–28 Tagen bebrütet werden.[8]
Etymologie und Forschungsgeschichte
Die Erstbeschreibung des Blasskehlguans erfolgte 1870 durch August von Pelzeln unter dem wissenschaftlichen Namen Penelope grayi. Das Typusexemplar stammte aus Sangradouro im Bundesstaat Mato Grosso in Brasilien.[9] 1856 führte Charles Lucien Jules Laurent Bonaparte die neue Gattung Pipile für den Trinidadguan (Pipile pipile (Jacquin, 1784)) ein.[10] Dieser Begriff hat seinen Ursprung in lateinisch pipilare pipare ‚pfeifen, piepsen‘.[11] Der Artname grayi ist George Robert Gray gewidmet, der den Vogel zuvor unter Penelope jacquinii[12] beschrieben hatte. Da dieser Name bereits durch Ludwig Reichenbach[13] für den Trinidadguan belegt war, musste nach den Internationalen Regeln für die Zoologische Nomenklatur ein neuer Name gefunden werden.[9] Alfred Laubmann hatte für sein Werk Die Vögel von Paraguay drei Bälge, gesammelt von Eugen Josef Robert Schuhmacher (1906–1973) in Zanja Moroti und der Estancia Estrella im Bergland des Río Apa, zur Verfügung. In der Literatur sah er z. B. in Concurrencia in Alto Paraguay[14] durch Claude Henry Baxter Grant, in Zentral-Paraguay[15] durch Arnaldo de Winkelried Bertoni und ein von Jan Bohls (1863–1950) gesammeltes Exemplar[16] durch Carl Eduard Hellmayr Nachweise für das Land. Laubmann führte die Art noch unter Pipile cumanensis grayi.[17]
Gefährdungssituation
Der Bestand gilt als potentiell gefährdet (Near Threatened) durch Habitatverlust.[18]
Literatur
- Arnaldo de Winkelried Bertoni in Mosè Giacomo Bertoni: Fauna paraguaya. Catálogos sistemáticos de los vertebrados del Paraguay : peces, batracios, reptiles, aves, y mamíferos conocidos hasta 1913. In: Descripcion fisica y economica del Paraguay. Band 59, Nr. 1. Establecimiento Gráfico M. Brossa, Asunción 1914, S. 1–86 (google.de).
- Charles Lucien Jules Laurent Bonaparte: Zoologie – Tableaux parallélique de l'ordre Gallinacés. In: Comptes rendus hebdomadaires des séances de l’Académie des sciences. Band 42, 1856, S. 874–884 (biodiversitylibrary.org).
- Claude Henry Baxter Grant: List of Birds collected in Argentinia, Paraguay, Bolivia, and South Brazil, with Field notes Part II. In: The Ibis (= 9. Band 5). Nr. 19, 1911, S. 459–478 (biodiversitylibrary.org).
- George Robert Gray: List of the specimens of birds in the collection of the British Museum. 4 (Gallinæ). Printed by the Order of the Trustees, London 1867, S. 8 (biodiversitylibrary.org).
- Carl Eduard Hellmayr: An account of the birds collected by Mons. G. A. Baer in the State of Goyaz, Brazil. In: Novitates zoologicae - a journal of zoology in connection with the Tring Museum. Band 15, Nr. 2, 1908, S. 13–102 (biodiversitylibrary.org).
- Alfred Laubmann: Die Vögel von Paraguay. Band 1. Strecker und Schröder, Stuttgart 1939, S. 126–127 (google.de).
- August von Pelzeln: Zur Ornithologie Brasiliens. Resultate von Johann Natterers Reisen in den Jahren 1817 bis 1835. A. Pichler’s Witwe & Sohn, Wien 1870, S. 284 (biodiversitylibrary.org – 1868-1870).
- Heinrich Gottlieb Ludwig Reichenbach: Die vollstandigste Naturgeschichte der Tauben und taubenartigen Vögel: Wallnister, Erdtauben, Baumtauben, Hocco's, Columbariae, Megapodinae, Peristerinae, Columbinae, Alectorinae. Expedition der Vollständigsten Naturgeschichte, Dresden und Leipzig 1862 (biodiversitylibrary.org).
- Charles Vaurie: Systematic notes on the bird family Cracidae. No. 7, The genus Pipile. In: American Museum Novitates. Nr. 2296. American Museum of Natural History, New York 28. Juni 1967, S. 1–16 (biodiversitylibrary.org).
Weblinks
- Pipile grayi in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2025.1. Eingestellt von: BirdLife International, 2021. Abgerufen am 4. Juni 2025.
- Factsheet auf BirdLife International
- Blasskehlguan (Pipile grayi) bei Avibase
- Blasskehlguan (Pipile grayi) auf eBird.org
- Pipile cumanensis grayi im Integrated Taxonomic Information System (ITIS)
- xeno-canto: Tonaufnahmen – Blasskehlguan (Pipile grayi)
- Blue Throated Piping Guan (Pipile cumanensis grayi) in der Encyclopedia of Life. (englisch).
- Oiseaux.net
- Macaulay Library Multimedia
Einzelnachweise
- ↑ G. R. Gray: List of the specimens of birds in the collection of the British Museum. 5 Gallinae. Typis Franc Seraph. Hübschmanni, München 1867, S. 8, Biodiversity Library
- ↑ a b Blasskehlguan (Pipile grayi) bei Avibase. Abgerufen am 28. Januar 2025.
- ↑ C. Vaurie: Systematic notes on the bird family Cracidae. No. 7. The genus Pipile. In: American Museum Novitates, Band 2296, Seite 1–16, 1967, digitallibrary
- ↑ CornellLab Clements Checklist. Updates & Corrections – October 2022
- ↑ P. H. Barthel, C. Barthel, E. Bezzel, P. Eckhoff, R. van den Elzen, Ch. Hinkelmann & F. D. Steinheimer: Die Vögel der Erde - Arten, Unterarten, Verbreitung und deutsche Namen, 3. ergänzte Auflage, 2022, PDF
- ↑ a b c d e f G. M. Kirwan, J. del Hoyo, N. Collar, D. A. Christie und C. J. Sharpe: White-throated Piping-Guan (Pipile grayi), version 1.0. In: B. K. Keeney (Herausgeber): Birds of the World, 2022, Cornell Lab of Ornithology, Ithaca, NY, USA. Pipile grayi
- ↑ IOC World Bird List v15.1 Megapodes, guans, guineafowl, New World quail
- ↑ Peter Dollingers Zootier-Lexikon [1]
- ↑ a b August von Pelzeln (1870), S. 284.
- ↑ Charles Lucien Jules Laurent Bonaparte (1856), S. 877.
- ↑ Pipile The Key to Scientific Names. Edited by James A. Jobling
- ↑ George Robert Gray (1869), S. 8.
- ↑ Heinrich Gottlieb Ludwig Reichenbach (1862), S. 154.
- ↑ Claude Henry Baxter Grant (1911), S. 461.
- ↑ Arnaldo de Winkelried Bertoni (1914), S. 35.
- ↑ Carl Eduard Hellmayr (1908), S. 98.
- ↑ Alfred Laubmann (1939), S. 126–127
- ↑ Pipile grayi in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2021. Eingestellt von: BirdLife International, 2021. Abgerufen am 2025-Mai-28.
