Blanking-Periode
Die Blanking-Periode, mitunter auch Ausblendungsphase genannt, ist ein allgemein anerkannter dreimonatiger Zeitraum, innerhalb dessen Arrhythmien nach einer Myokardablation unberücksichtigt bleiben in dem Sinne, dass sie als vermeintlich unspezifische Ereignisse aus der Wirksamkeitsanalyse ausgeklammert werden.
Analyse des Auftretens von Arrhythmien
Arrhythmien können verschiedene Ursachen haben. Die Anwendung ablativer Energie auf das Vorhofgewebe hat eine entzündungsfördernde und potenziell arrhythmogene Wirkung, wodurch möglicherweise akute entzündliche Veränderungen zu einem sofortigen Rezidiv führen können.
In 35 bis 65 Prozent aller Fälle treten Vorhofarrhythmien innerhalb der ersten drei Monate nach der Ablation auf. Ist dies schon im ersten Monat der Fall, so deutet es besonders auf mögliche Spätrezidive hin.
Die frühen Rezidive von Arrhythmien wie Vorhofflimmern, Vorhofflattern, linksatriale (vom linken Vorhof ausgehende) Tachykardie werden in der medizinischen Fachliteratur mit ERAT abgekürzt. Sie gelten als vorübergehend und gutartig und treten bei bis zu 40 Prozent der Patientinnen und Patienten auf. Bei der Hälfte dieser Gruppe mit symptomatischer ERAT nach der Ablation kommt es jedoch zu Rückfällen.[1]
Untersuchungen haben ergeben, dass ERAT hauptsächlich innerhalb der ersten zwei Wochen nach der Ablation auftritt. Gewebeödeme nach Ablation verschwinden innerhalb eines Monats. Deshalb steht eine dreimonatige Blanking-Periode in der Kritik, da sie zu lang erscheint. Ein Zeitraum von vier Wochen nach chirurgischen oder transkatheteralen Ablationen wird als kardiologisch sinnvoller betrachtet.[2]
Nach neuesten Studien werden Arrhythmie-Rezidive, die in den ersten Wochen nach einer Katheterablation wegen Vorhofflimmerns auftreten, nicht zwangsläufig als Misserfolg des Eingriffs gewertet. Man geht davon aus, dass solche Frührezidive im Unterschied zu Spätrezidiven ihre Ursache in vorübergehenden lokalen Entzündungsreaktionen im Vorhof infolge des Eingriffs haben und von selbst wieder abheilen. Allerdings ergab eine Studie koreanischer Kardiologen, dass in knapp 70 Prozent der untersuchten Fälle auf Frührezidive auch Spätrezidive folgten.[3]
Medikation nach Ablation
Trotz Ablation kann häufig nicht auf eine Medikation verzichtet werden. Studien belegen, dass etwa 30 bis 40 Prozent der Teilnehmenden trotz einer Vorhofflimmern-Ablation weiterhin mit Antiarrhythmika behandelt werden, was unter anderem an den während der Blanking-Periode auftretenden Frührezidiven liegt, die durch lokale Entzündungsreaktionen im Vorhof verursacht werden. Solche Frührezidive lassen sich durch den Einsatz von Antiarrhythmika verhindern. Allerdings steht der Nutzen einer solchen Therapie infrage, insbesondere wenn sie über die Blanking-Periode hinaus andauert.[4]
Literatur
- Gerhard Hindricks, Christopher Piorkowski, Hildegard Tanner, Richard Kobza, Jin-Hong Gerds-Li, Corrado Carbucicchio, Hans Kottkamp: Wahrnehmung von Vorhofflimmern vor und nach Radiofrequenzkatheterablation: Relevanz des Wiederauftretens asymptomatischer Arrhythmien. Circulation. 19. Juli 2005;112 (3):307–13. doi:10.1161/CIRCULATIONAHA.104.518837.
- Sandeep Joshi, Andrew D. Choi, Ganesh Kamath, Farbod Raiszadeh, Daniel Marrero, Apurva Badheka, Suneet Mittal, Jonathan S. Steinberg: Prävalenz, Prädiktoren und Prognose von Vorhofflimmern kurz nach Pulmonalvenenisolation: Ergebnisse aus 3 Monaten kontinuierlicher automatischer EKG-Loop-Aufzeichnungen. J. Cardiovasc. Electrophysiol. 2009 Okt;20 (10):1089–94. doi:10.1111/j.1540-8167.2009.01506.x.
- Sakis Themistoclakis, Robert A. Schweikert, Walid I. Saliba, Aldo Bonso, Antonio Rossillo, Giovanni Bader, Oussama Wazni, David J. Burkhardt, Antonio Raviele, Andrea Natale: Klinische Prädiktoren und Zusammenhang zwischen frühen und späten atrialen Tachyarrhythmien nach Pulmonalvenen-Antrum-Isolation. Herzrhythmus. 2008 Mai;5 (5):679–85. doi:10.1016/j.hrthm.2008.01.031.
- Nicolas Lellouche, Pierre Jaïs, Isbelle Nault, Matthew Wright, Michaela Bevilacqua, Sébastien Knecht, Seiichiro Matsuo, Kang-Teng Lim, Frederic Sacher, Antoine Deplagne, Pierre Bordachar, Mélèze Hocini, Michel Haïssaguerre: Frühe Rezidive nach Ablation von Vorhofflimmern: prognostischer Wert und Wirkung einer frühen Reablation. J. Cardiovasc. Elektrophysiol. 2008 Jun;19 (6):599–605. doi:10.1111/j.1540-8167.2008.01188.x.
Weblinks
- Katheterablation bei Vorhofflimmern Gesundheitslexikon DocMedicus
- Vorhofflimmern: Frührezidive nach Ablation – kein Grund zur Sorge? Herzmedizin vom 18. März 2021
- Nach Vorhofflimmern-Ablation: Welches Antiarrhythmikum ist besser geeignet? Springer Medizin vom 27. Januar 2022
Einzelnachweise
- ↑ M. A. Mariani, A. Pozzoli, Ge De Maat, O. R. Alfieri, S. Benussi: What Does The Blanking Period Blank? In: Journal of Atrial Fibrillation. Band 8, Nr. 4, 2015, S. 1268, doi:10.4022/jafib.1268, PMID 27957225, PMC 5135184 (freier Volltext).
- ↑ Andrea Saglietto: Evidence-based insights on ideal blanking period duration following atrial fibrillation catheter ablation. Europace 2022, 00, 1–10
- ↑ Yun Gi Kim et al: Early Recurrence Is Reliable Predictor of Late Recurrence After Radiofrequency Catheter Ablation of Atrial Fibrillation. Journal of the American College of Cardiology: Clinical Electrophysiology 2021.
- ↑ J. M. Wharton et al.: Comparative Safety and Effectiveness of Sotalol Versus Dronedarone After Catheter Ablation for Atrial Fibrillation. Journal of the American Heart Association 2022;11:e020506. DOI:10.1161/JAHA.120.020506