Blanc & Fischer Familienholding

Blanc & Fischer Familienholding

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Rechtsform SE & Co. KGaA
Gründung 1925 (Blanco), 1925 (E.G.O.)
Sitz Oberderdingen, Deutschland
Leitung Frank Gfrörer, Sprecher des Vorstands[1]
Heiko Pott, Finanzvorstand
Karlheinz Hörsting, Mitglied des Vorstands
Mitarbeiterzahl 7.656[2]
Umsatz 1,13 Mrd. Euro[2]
Branche Küchentechnik
Website www.blanc-fischer.com
Stand: 2024

Die Blanc & Fischer Familienholding (im Folgenden Blanc & Fischer-Gruppe) hat ihren Sitz in Oberderdingen (Baden-Württemberg) und bildet mit ihrer Konzernstruktur ein Dach über den operativen Unternehmensgruppen Arpa, Blanco, B.Pro, E.G.O. und Kugel, die Hersteller von Küchen und Elektrogeräten beliefern. Sie stehen mit unterschiedlichen Marken, Geschäftsmodellen und Produkten unabhängig nebeneinander und werden vom jeweiligen Management eigenständig geführt.[3]

Struktur

Zur Blanc & Fischer-Gruppe gehören diese operativen Unternehmen:[4]

  • E.G.O.-Gruppe
  • Blanco-Gruppe
  • B.Pro-Gruppe (Ausgründung aus der BLANCO-Gruppe als Blanco-Professional-Gruppe, 2007; Umfirmierung in B.PRO 2021)
  • Arpa-Gruppe (als Originalgerätehersteller)[4]
  • Kugel[5]
Firmenzentrale „neXus“ in Oberderdingen; seit Mai 2019 Sitz der BLANC & FISCHER-Gruppe.[6]

Unternehmensweite Steuerungs- und Dienstleistungsfunktionen werden in der Blanc und Fischer Corporate Services GmbH & Co. KG bzw. Blanc und Fischer IT Services GmbH zentral gebündelt.[7][8]

Neben Standorten in Deutschland, Frankreich und Italien bestehen Produktionsgesellschaften in Österreich, Slowenien, Kroatien, Spanien, Polen, Tschechien, der Türkei, den USA, Kanada, Mexiko, Brasilien und China. Hinzu kommen Vertriebs- und Servicegesellschaften in weiteren Ländern – insgesamt ist die Blanc & Fischer-Gruppe mit 52 Standorten in 23 Ländern vertreten.[9] Die Blanc & Fischer-Gruppe ist nach wie vor zu 100 % in Besitz der Gründerfamilien Blanc und Fischer, die Mitglieder in die Aufsichtsgremien entsenden.[10]

Unternehmensgeschichte

1925

Heinrich Blanc gründete 1925 die „Blanc & Co. Metallwarenfabrik Oberderdingen“ und begann mit der Produktion von Herdwasserschiffen (Metallgefäße, mit denen sich Wasser in einem Ofen auf Gebrauchstemperatur erhitzen ließ). Zeitgleich wagte Karl Fischer in Oberweiler im Schwarzwald den gleichen Schritt: Er gründete die „Schwarzwälder-Zangenkontakt-Werkstätte“ und stellte kurze Zeit später bereits komplette Elektrogeräte für die Küche her. Das Unternehmen wurde in „Elektro-Gerätebau GmbH Oberweiler“ (kurz: E.G.O.) umbenannt.[11]

1931

Heinrich Blanc erkannte früh weitere Geschäftsmöglichkeiten mit der Herdindustrie. Über eine Postkarte[12] nahm er Kontakt mit Karl Fischer auf und fragte bei diesem an, ob er nicht Heizkörper für seine Warmwasserspeicher anfertigen könne. Ein erstes Treffen wurde für beide wegweisend: Blanc wurde nicht nur Kunde, sondern im Zuge der Wirtschaftskrise auch Gesellschafter bei E.G.O. Noch im gleichen Jahr folgte der Umzug der E.G.O. nach Oberderdingen.

1932 - 1938

Beide Oberderdinger Unternehmen erlebten in den 1930er-Jahren zunächst eine Wachstumsphase. Während Blanc Werkzeug zur Edelstahlbearbeitung anschaffte und die Entwicklung von Wannen und Spülbecken aus Aluminium und Edelstahl vorantrieb, brachte Fischer seine Entwicklungen auf den Weg – unter anderem die erste serientaugliche elektrische Kochplatte aus Gusseisen und 1936 den energiesparenden E.G.O.-Heizring. Doch mit Beginn der NS-Diktatur prägten die politischen Umstände den Fortgang der Geschäfte.

1939–1944

1939 veränderte der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs alles. Er konfrontierte die deutsche Industrie – und damit auch die beiden Oberderdinger Unternehmer – mit einer völlig neuen Realität. Aus zivilen Werkstätten wurden Zulieferer für die Kriegsindustrie. In beiden Betrieben ersetzten Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter zunehmend die in den Krieg eingezogenen Beschäftigten.

Die Blanc & Fischer-Gruppe hat ihre Rolle in der NS-Zeit wissenschaftlich aufarbeiten lassen und ein öffentliches Symposium dazu veranstaltet.[13] Die Ergebnisse sind auch in die Publikation zum 100-jährigen Firmenjubiläum eingeflossen.[14]

1945

E.G.O. und Blanc & Co. standen nach dem Krieg unter amerikanischer Treuhandverwaltung. Karl Fischer erwirkte für beide Betriebe die Produktionserlaubnis. Neue Produkte, die während des Krieges nie wirklich in Serie gingen und einen breiteren Markt erschließen konnten, sollten nun den Neubeginn ermöglichen.[12]

1950–1960

In den 1950er-Jahre begann eine ausgiebige Phase der Expansion, neue Werke entstanden insbesondere in der Umgebung Oberderdingens.[12]

1960

Weil es sich leichter aussprechen lässt, machten die Beschäftigten aus Blanc & Co. kurz „Blanco“. Aus der Verkürzung wurde der Markenname, unter dem die Handelsmarke immer bekannter wurde. Blanco baute sein Vertriebsnetz im Heimatmarkt Deutschland intensiv aus und gründete ab den 1960er-Jahren internationale Tochtergesellschaften. Parallel wurden Vertriebspartnerschaften in zahlreichen Ländern aufgebaut, die fast durchgehend bis heute bestehen. Inmitten dieser starken Wachstumsphase starb Heinrich Blanc am 8. April 1960 nach langer Krankheit im Alter von 63 Jahren.

E.G.O. gründete 1960 eine Tochtergesellschaft in Italien. Innerhalb des Jahrzehnts folgten weitere Niederlassungen in Frankreich und Österreich sowie ein Werk in Norwegen. Rund um den Globus entstanden Auslandsvertretungen, von Israel über Südafrika und Indien bis nach Japan.[12]

1971

Im Blanco-Werk Sulzfeld lief 1971 die fünfmillionste Edelstahl-Spüle vom Band. Auch bei E.G.O. herrschte Hochstimmung: 1973 wird das erfolgreichste Jahr der bisherigen Unternehmensgeschichte mit einem Umsatz von 250 Mio. D-Mark. Die Mitarbeiterzahl kletterte auf rund 6.300 und erreichte damit einen neuen Rekordwert.[12]

1975 - Blanc und Fischer halten zusammen

Zwei Jahre später wurde der Wachstumskurs durch die weltweite Ölpreiskrise gestoppt. Diese hatte für beide Firmen, insbesondere aber für Blanco spürbare Folgen. Bevor es zur Übernahme durch einen Finanzinvestor kam, griff E.G.O. unter die Arme und stieg bei Blanco ein. Die Ereignisse um das Jahr 1975 sind der Grundstein für das, was später als „Blanc & Fischer Familienholding“ bekannt ist – auch wenn damals noch niemand von Holding sprach. Beide Gründerfamilien bündelten ihre Anteile in dieser gemeinsamen Beteiligungsgesellschaft und wuchsen mit ihren Unternehmen noch enger zusammen.[12]

1978

Mit den Glaskeramik-Kochfeldern zog eine neue Technologie in die Küche ein. Unter der Glaskeramikoberfläche sorgten die Strahlungsheizkörper von E.G.O. – noch unter Mitarbeit von Karl Fischer entwickelt – zuverlässig für exakte Temperaturen.[12]

1980

Der Konsolidierungskurs, eine Entspannung der weltwirtschaftlichen Lage sowie neue Großaufträge zeigten Wirkung. Bis Anfang der 1980er-Jahre konnten Blanco und E.G.O. die Krise überwinden. In dieser Zeit gelang dem Hausgerätezulieferer der Sprung über den Atlantik: Am Standort Newnan, Georgia, wurde von nun an auch in Nordamerika produziert.[12]

1985

Den Weg des Systemanbieters setzte Blanco nach der Konsolidierung konsequent fort. Blanco schuff den integrierten Arbeitsplatz mit Spüle, Schneidebrett, Abfalllösungen und Armaturen neu. Mit dem neuen Verbundwerkstoff Silacron konnten Spülen in unterschiedlichen Farben hergestellt werden.[15]

E.G.O.-Firmengründer Karl Fischer starb am 3. Juli 1985 im Alter von 92 Jahren. Bereits seit 1961 leitete Nachfolger Heinz Treffinger als Geschäftsführer das Unternehmen.[12]

1992

E.G.O. fertigte erstmals Induktionsmulden und stieg damit in eine neue Technologie des Kochens ein.[12]

1994–1998

Die Öffnung nach Osten zu Beginn der 1990er-Jahre ging über die neuen deutschen Bundesländer hinaus: 1994 baute Blanco ein Werk im tschechischen Frýdek-Místek auf. 1995 übernahm Blanco eine Fabrik in Toronto und stellte auf die Produktion von Silacron-Spülen um. E.G.O nahm 1998 in der Nähe von Schanghai ein neues Werk in Betrieb.[12]

2001

Im Rahmen eines Generationswechsels bei E.G.O. hatte die BWK Unternehmensbeteiligungsgesellschaft 2001 einen zwanzigprozentigen Anteil an der Holding erworben. Die letzten den Gründerfamilien zugehörigen Geschäftsführer, Georg Fischer (E.G.O.) und Frank Straub (Blanco), verließen das Management 2007 bzw. 2009 und wechselten in den Verwaltungsrat. 2009 kauften die Familien die Anteile von der BWK zurück.[12]

2013

Mit der italienischen Defendi wurde ein Hersteller von Gasanwendungen Teil des Firmenverbunds, der über Produktionsstandorte in Italien und Brasilien verfügte. Später wurde Defendi in die E.G.O.-Gruppe integriert.[12]

2017–2024

Die Blanc & Fischer Familienholding wurde zu einer Managementholding mit erweiterten Kompetenzen ausgebaut. Zum 1. Juli 2019 wurde die E.G.O. Blanc und Fischer & Co. GmbH umfirmiert zur Blanc & Fischer Familienholding GmbH. Die Holding übernahm neben der Konzernsteuerung zentrale Dienstleistungen. Damit einher ging auch ein kleiner Kulturwandel: Die Blanc & Fischer Familienholding trat nach außen stärker als Konzern mit operativen Unternehmensgruppen auf.

Zuletzt, im Januar 2024, erfolgte die Umfirmierung zur Blanc & Fischer Familienholding SE & Co. KGaA, um den Zugang zu Kapital beispielsweise für Firmenübernahmen zu verbessern und gleichzeitig den Einfluss der Gründerfamilien zu sichern.[16]

Einzelnachweise

  1. Oberderdingen: Neuer Kapitän beim Küchenkonzern BLANC & FISCHER. In: landfunker.de. 25. April 2025, abgerufen am 17. Mai 2025.
  2. a b Mit klarem Kurs durch schwierige Marktbedingungen (PDF, 257 kB). Pressemitteilung des Unternehmens, 10. April 2025, abgerufen am 17. Mai 2025
  3. BLANC & FISCHER Familienholding wechselt von der GmbH zur SE & Co. KGaA Pressemitteilung, 28. August 2023, abgerufen am 28. August 2024
  4. a b Konzernabschluss für das Geschäftsjahr 2020, Abschnitt „A. Wirtschaftsbericht“. Bundesanzeiger. Abgerufen am 18. August 2022
  5. Frauke Brodkorb-Kettenbach: Blanc & Fischer Familienholding. Edelstahl-Unternehmen komplett übernommen. In: Food Service. 14. Oktober 2021, abgerufen am 17. Oktober 2021.
  6. Oberderdingen | Spektakuläre Eröffnungsfeier der neuen Firmenzentrale „neXus“ Filmbeitrag landfunker.de, abgerufen am 15. Februar 2024.
  7. Die Historie von BLANC & FISCHER. Unternehmensmeilensteine blanc-fischer.com, abgerufen am 17. Mai 2025.
  8. Zentrale Aufgaben für den Konzern blanc-fischer-corporate-services.com, abgerufen am 17. Mai 2025.
  9. Konzernabschluss für das Geschäftsjahr 2023. Bundesanzeiger.
  10. Pressemitteilung: BLANC & FISCHER: Mit klarem Kurs durch schwierige Marktbedingungen. 10. April 2025, abgerufen am 28. Mai 2025.
  11. Persönlichkeiten aus Oberderdingen. Abgerufen am 1. September 2025.
  12. a b c d e f g h i j k l m Jubiläumspublikation: 100 Jahre BLANC & FISCHER zum Durchblättern. Abgerufen am 28. Mai 2025.
  13. Pressemitteilung: BLANC & FISCHER arbeitet Rolle im Nationalsozialismus auf. 14. November 2024, abgerufen am 28. Mai 2025.
  14. Blanc & Fischer Familienholding: Bekenntnis zum Unrecht an Zwangsarbeitern. Abgerufen am 1. September 2025.
  15. Neue Materialien – neue Möglichkeiten. Abgerufen am 28. Mai 2025.
  16. BLANC & FISCHER – Familienholding wechselt Gesellschaftsform. Küche und Architektur, abgerufen am 1. September 2025.