Beziehungen zwischen Haiti und dem Heiligen Stuhl

Beziehungen zwischen
Haiti und dem Heiligen Stuhl
Lage von Haiti und Heiliger Stuhl
Haiti Heiliger StuhlHeiliger Stuhl
Haiti Heiliger Stuhl

Die Beziehungen zwischen Haiti und dem Heiligen Stuhl beschreiben das bilaterale Verhältnis zwischen der Republik Haiti einerseits und dem Heiligen Stuhl als Völkerrechtssubjekt andererseits.

Während die diplomatischen Beziehungen im Jahr 1881 aufgenommen wurden, erfolgte bereits im Jahr 1860 in Form eines Konkordats die Regelung der römisch-katholischen Religionsausübung in Haiti.

Geschichte und Stand

Ausgehend vom Einfluss der französischen Kolonialmacht ist Haiti ebenso wie die meisten Länder Lateinamerikas und der Karibik religiös vom römisch-katholischen Glauben geprägt.[1]

Nach Erlangung der Unabhängigkeit Haitis im Jahr 1804 unternahm es der Heilige Stuhl, mit Haiti ein schließlich im Jahr 1860 abgeschlossenes Konkordat auszuhandeln. Die jeweiligen Beauftragten von Papst Pius IX und Präsident Fabre Geffrard handelten ein Abkommen aus, das folgende Regelungen enthielt:[2]

  • Die apostolische römisch-katholische Religion, die die Religion der großen Mehrheit des haitianischen Volkes ist, genießt zusammen mit ihren Missionen in der Republik Haiti besonderen Schutz und verfügt über die ihr eigenen Rechte und Befugnisse.
  • Die Stadt Port-au-Prince, Hauptstadt der Republik Haiti, wird in den Rang eines Erzbistums erhoben. Es werden Diözesen errichtet und vom Heiligen Stuhl mit Zustimmung der Regierung von Haiti in Verwaltungsbezirke eingeteilt.
  • Die Regierung der Republik Haiti verpflichtet sich, die Erzbistümer durch eine angemessene jährliche Zuwendung zu versorgen.
  • Die Ernennung von Erzbischöfen und Bischöfen fällt unter die ausschließliche Zuständigkeit des Heiligen Stuhls. (Diese Bestimmung wurde unter der Diktatur von François Duvalier ab 1966 ausgesetzt, mit einem weiteren Konkordat von 1984 jedoch wieder eingeführt.) Die Bischöfe müssen haitianische Staatsbürger sein.
  • Bischöfe müssen nach ihrer Ernennung vor dem Staatsoberhaupt ihre Treue zur Nation schwören.
  • Die Bischöfe ernennen die Vikare und Pfarrvikare gemäß dem kanonischen Recht.
  • Die Bischöfe sind frei, all das auszuüben, was ihnen im Rahmen ihres pastoralen Auftrages für ihr Amt nach den Grundsätzen des Kirchenrechts zusteht.
  • Das folgende Gebet soll am Ende des Gottesdienstes in allen katholischen Kirchen Haitis gebetet oder gesungen werden: „Oh Herr, erlöse dein Volk zusammen mit unserem Präsidenten X“.

In der Übergangszeit zwischen dem Ende des Kirchenstaats und den Lateranverträgen kam es im Jahr 1881 zur formellen Aufnahme diplomatischer Beziehungen im völkerrechtlichen Sinn.[3]

Während bereits seit 1841 der Heilige Stuhl Vertreter nach Haiti entsandt hatte, die zunächst den Rang apostolischer Delegierter und seit 1915 Internuntius hatten, wurde im Jahr 1930 und seitdem ein Apostolischer Nuntius in Port-au-Prince ansässig.[4] Die Nuntiatur liegt in den Bergen oberhalb von Pétionville in Pougette.[5]

Haiti unterhält eine Botschaft beim Heiligen Stuhl.[6] Anlässlich der Überreichung des Beglaubigungsschreiben des haitianischen Botschafters Jean Jude Piquant an Papst Franziskus im März 2023[7] rief dieser aus: „Ich trage dein Land in meinem Herzen! Ich bete für dein Land!“[3]

Vom 2. bis 10. März 1983 unternahm Papst Johannes Paul II eine Apostolische Reise, die ihn nach Portugal und Mittelamerika führte. Letzte Station dieser Reise war Haiti, das zu dieser Zeit unter der diktatorischen Präsidentschaft von Jean-Claude Duvalier stand. Das Programm bestand am 9. März aus

Johannes Paul II kritisierte offen die bestehende Ungleichheit der Menschen, den Hunger und die Furcht vor Repression.[9] Während das Auftreten des Papstes in den anderen besuchten Ländern als zu unkritisch kommentiert wurde, erhielt seine Forderung nach politischen Veränderungen in Haiti Anerkennung.[10]

Am 25. Januar 2025 wurde der amtierende Vorsitzende des Übergangsrat für Haiti (CPT), Leslie Voltaire, von Papst Franziskus im Vatikan in Audienz empfangen. Während des als „herzlich“ bezeichneten Gesprächs wurde die Zufriedenheit über die guten Beziehungen zwischen Haiti und dem Heiligen Stuhl zum Ausdruck gebracht. Beide Seiten lobten den wertvollen Beitrag, den die Kirche trotz der Schwierigkeiten, die durch die anhaltende Krise in Haiti verursacht werden, für das Land leistet.[11]

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Einzelnachweise

  1. Haiti. International Religious Freedom Report 2007. In: U.S. Department of State. 14. September 2007, abgerufen am 24. Juni 2025 (englisch).
  2. Concordat between Pius IX and the Republic of Haiti. In: Concordat Watch. University of Florence, 28. März 1860, abgerufen am 24. Juni 2025 (englisch).
  3. a b Daniel Díaz Vizzi: Pope Francis. In: Rome Reports. 18. März 2021, abgerufen am 24. Juni 2025 (englisch).
  4. Vatikan (Hrsg.): Acta Apostolicae Sedis. Band XXVIII, 1936, S. 296, 497 (Latein, vatican.va [PDF; 2,2 MB; abgerufen am 24. Juni 2025]).
  5. Nonciature Apostolique. In: Google Maps. Abgerufen am 24. Juni 2025.
  6. Ambassades. In: Ministère des Affaires Étrangères et des Cultes de la République d’Haïti. Abgerufen am 24. Juni 2025 (französisch).
  7. The new Haitian ambassador received in audience by Pope Francis. In: iciHaiti. 20. März 2021, abgerufen am 24. Juni 2025 (englisch).
  8. Apostolische Reise nach Portugal, Costa Rica, Nicaragua, Panama, El Salvador, Guatemala, Honduras, Belize, Haiti 2. - 10. März 1983. In: Dicastero per la Comunicazione. Libreria Editrice Vaticana, 1983, abgerufen am 24. Juni 2025.
  9. Marlise Simons: Pope in HaitiI, Assails Inequality, Hunger and Fear. In: The New York Times. 10. März 1983, abgerufen am 24. Juni 2025 (englisch).
  10. Schaden angerichtet. In: Der Spiegel. 13. März 1983, abgerufen am 24. Juni 2025.
  11. Audience with the President of Transitional Presidential Council of Haiti. In: Vatikan. 25. Januar 2025, abgerufen am 24. Juni 2025 (englisch).