Bernardus IJzerdraat

Bernardus „Bernard“ IJzerdraat (* 13. Oktober 1891 in Haarlem; † 13. März 1941 in der Waalsdorpervlakte bei Den Haag) war ein niederländischer Gobelinrestaurator und Widerstandskämpfer gegen die deutsche Besetzung der Niederlande während des Zweiten Weltkriegs.
Biographie
Bernard IJzerdraat war ein Sohn von Anna Margaretha Helena Buckmann (1850–1917) und ihrem Mann, dem Lithografen Willem Bernardus IJzerdraat (1835–1907). Der Sohn erlernte den Beruf des Gobelinrestaurators. Er unterrichtete zunächst Handarbeit und Schreiben am Lehrerseminar in Rotterdam und gründete anschließend eine eigene Kunstwebschule in Laren. Aufgrund der Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren musste die Schule schließen, und IJzerdraat nahm eine Tätigkeit als Berater bei der „Deventer Tapijtfabriek“ (Teppichfabrik) von Maurits Prins in Dinxperlo auf. Er war zwei Mal verheiratet und hatte drei Söhne und eine Tochter.[1] Einer seiner Söhne, Bernard Ijzerdraat (1926–1986), wurde unter dem Künstlernamen Bernard Suryabrata als Gamelan-Tänzer und -Musiker bekannt.[2]
1936 schloss sich IJzerdraat der Bewegung Eenheid door Democratie (Einheit durch Demokratie) an, die sich sowohl gegen Faschismus und Nationalsozialismus als auch gegen den Kommunismus wandte. Von Anfang an warnte die Bewegung vor der pro-deutschen Propaganda der NSB. Von 1938 bis 1939 lebte IJzerdraat in Dinxperlo, nahe der deutschen Grenze. Dort nahmen er und seine Frau Daja Flüchtlinge aus Deutschland auf. So erfuhr er von Unterdrückung, Terror und Mord in NS-Deutschland.[3]
Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1939 kehrte IJzerdraat nach Rotterdam zurück und wurde Lehrer an mehreren Schulen in Schiedam und Vlaardingen. Der Luftangriff auf Rotterdam am 14. Mai 1940 durch die deutsche Wehrmacht und die Kapitulation am Tag danach machten einen tiefen Eindruck auf ihn. Sie waren für ihn das Signal, zum Widerstand aufzurufen. Er organisierte die Widerstandsgruppe „Geuzen“, eine der ersten Widerstandsgruppen in den Niederlanden. Am 18. Mai 1940 erschien sein erster Aufruf zum Widerstand in ihrer Zeitung, dem Geuzenbericht.
“Nederland zal zijn vrijheidsberoving niet voor zoete koek opeten. We weten wat ons te wachten staat. Al onze voorraden zullen worden weggehaald, voedsel, kleding, schoeisel. We krijgen stellig spoedig een nieuwe Alva met bloedraad en inquisitie (of een Quisling). Maar de Geuzenactie zal ons geleidelijk organiseren en eenmaal zullen we, evenals in de tachtigjarige oorlog, onze vrijheid heroveren. Moed en vertrouwen. Ons land zal geen onderdeel van Duitsland worden!”
„Die Niederlande werden sich den Raub ihrer Freiheit nicht einfach so gefallen lassen. Wir wissen, was uns bevorsteht. Alle unsere Vorräte werden weggenommen werden, Lebensmittel, Kleidung, Schuhe. Wir werden sicherlich bald einen neuen Alva mit Blutrat und Inquisition (oder einen Quisling) bekommen. Aber die Geuzenaktion wird uns nach und nach organisieren, und eines Tages werden wir, wie im Achtzigjährigen Krieg, unsere Freiheit zurückerobern. Mut und Zuversicht. Unser Land wird kein Teil Deutschlands werden!“
Der Historiker Loe de Jong schrieb in seinem Standardwerk Het Koninkrijk der Nederlanden in de Tweede Wereldoorlog: „Von den ersten Illegalen war Bernard IJzerdraat der allererste.“[4] Unter der Führung von Arij Kop und IJzerdraat entwickelten sich die Geuzen schnell zu einer Organisation mit mehreren Hundert Mitgliedern.[3]

Die Gruppe um IJzerdraat flog durch die unbesonnene Redseligkeit von Beteiligten auf; zu diesem Zeitpunkt wenige Monate nach der Besetzung im Mai 1940 war vielen Menschen im Widerstand noch nicht klar, dass für sie Lebensgefahr bestand. Am 25. November 1940 wurde er in Haarlem festgenommen, wo er einige Monate zuvor als Teppichrestaurator im Frans Hals Museum zu arbeiten begonnen hatte. Er wurde im Oranjehotel inhaftiert.[3] Der deutsche SD fand in seiner Wohnung eine Liste mit den Namen und Adressen der übrigen Mitglieder der Widerstandsgruppe. 18 Mitglieder wurden verhaftet; drei von ihnen waren minderjährig – darunter Bill Minco – und entgingen dadurch nach einer Prüfung durch General Friedrich Christiansen, dem Wehrmachtbefehlshaber in den besetzten Niederlanden, der Todesstrafe. Am 13. März 1941 wurde IJzerdraat in einem Salon des Oranjehotels mitgeteilt, dass er nicht begnadigt werde; sein Todesurteil sei endgültig. IJzerdraat soll einem SS-Offizier zugerufen haben, dass er später härter bestraft werden würde als die Geuzen. Minco ließ er eine Nachricht zukommen: „Rächt Euch, rächt Euch!“[3] An Stelle der Minderjährigen wurden drei kommunistische Teilnehmer des Februarstreiks zur Hinrichtung bestimmt. IJzerdraat und die 17 weiteren Männer wurden am 13. März 1941 auf der Waalsdorpervlakte bei Den Haag erschossen.
Das Grab von IJzerdraat befindet sich auf dem Ereveld Loenen.[3] Dorthin wurden seine sterblichen Überreste überführt, nachdem die Leichen von mehr als 250 auf der Waalsdorpervlakte hingerichteten Männern im Juni 1945 exhumiert worden waren.[5]
Ehrungen
1955 empfing Bernard IJzerdraat posthum das Verzetskruis, als letzter der damit dekorierten Personen.[6] Die Ehrung wurde an seine Witwe Daja überreicht. Zudem wurde er mit dem Verzetsherdenkingskruis geehrt.[7] Sein Name steht auf der Erelijst van Gevallenen 1940–1945.[8] 1991 wurde ihm posthum der Geuzenpenning verliehen.[9]
In Vlaardingen, Oss und Dinxperlo sind Straßen nach IJzerdraat benannt,[10] in Schiedam trägt ein Singel seinen Namen. Am 12. September 2024 wurde in Dinxperlo vor dem Haus Terborgseweg 88 ein Stolperstein für ihn verlegt.[11]
Publikation
- mit Daja Ijzerdraat-Braam: Leerboek voor het handweven. Hrsg.: Kunstweefschool Walda. 1920 (ca. 1920).
Literatur
- Jan van Hees: Bernard IJzerdraat – leven van een geus... en Vlaardingen. Hrsg.: Stichting Streekmuseum Jan Anderson Vlaardingen. 2015.
Weblinks
- Oranjehotel: Dodenboeken – Nationaal Archief. In: gahetna.nl. Abgerufen am 15. September 2025 (niederländisch).
- Twee: Bernard IJzerdraat: de allereerste verzetsstrijder van Nederland auf YouTube, 1. Mai 2025, abgerufen am 15. September 2025 (Laufzeit: 16:13 min).
Einzelnachweise
- ↑ Lizbeth Pons: Bernard IJzerdraat en de Schiedamse wortels van verzetsgroep De Geuzen - Stichting Geuzenpenning. In: geuzenpenning.nl. 3. Juni 2025, abgerufen am 15. September 2025 (niederländisch).
- ↑ Babar_layar – Het Gamelanhuis. In: gamelanhuis.nl. Abgerufen am 15. September 2025 (niederländisch).
- ↑ a b c d e Portret van Bernard IJzerdraat - Geuzenserie - Verhalen. In: oranjehotel.org. 28. Mai 2024, abgerufen am 15. September 2025 (niederländisch).
- ↑ Het Koninkrijk der Nederlanden in de Tweede Wereldoorlog 1939-1945. Band 4,2, S. 688 (http://loe.niod.knaw.nl/grijswaarden/De-Jong_Koninkrijk_deel-04_tweede-helft_zw. pdf).
- ↑ Opgraving van geëxecuteerden op de Waalsdorpervlakte - Rijksmuseum. In: rijksmuseum.nl. Abgerufen am 15. September 2025 (niederländisch).
- ↑ Bernard IJzerdraat. In: muizenest.nl. 9. August 2019, abgerufen am 15. September 2025 (niederländisch).
- ↑ IJzerdraat, Bernard. In: tracesofwar.com. 13. September 1955, abgerufen am 15. September 2025 (englisch).
- ↑ Bernardus IJzerdraat | Erelijst van Gevallenen 1940-1945. In: erelijst.nl. Abgerufen am 15. September 2025 (niederländisch).
- ↑ Bernard IJzerdraat, verzetsstrijder (postuum) en László Tökés, Roemeens bisschop - Stichting Geuzenpenning. In: geuzenpenning.nl. 31. Januar 2019, abgerufen am 15. September 2025 (niederländisch).
- ↑ Bernard IJzerdraatstraat - Vlaardingen in beeld en verhaal. In: vlaardingeninbeeld.nl. Abgerufen am 15. September 2025 (niederländisch).
- ↑ Verena Winter: Letzte Stolpersteine in Dinxperlo verlegt – Willkommen bei ! In: dinxperwick.info. 20. September 2024, abgerufen am 15. September 2025.