Berliner S-Bahn-Museum

Berliner S-Bahn-Museum



Exponate im Museum
Daten
Ort Berlin, Deutschland
Architekt Richard Brademann (nur für das zuerst in Potsdam eröffnete Museum)
Gründungsdatum 10. Februar 1989
Eröffnung Ende Dezember 1996,
regulärer Museumsbetrieb ab Frühjahr 1997,
Interimslösung im Ostbahnhof: Dezember 2023
Schließung Ende Dezember 2016,
Interimslösung im Ostbahnhof: 1. Juni 2025
Besucheranzahl (jährlich)
1500–2000 (bis zum Jahr 2016)
Betreiber
Berliner S-Bahn-Museum gGmbH
Leitung
Udo Dittfurth, Frank Böhnke
Website
ISIL DE-MUS-958518

Das Berliner S-Bahn-Museum ist ein 1989 gegründetes Museum zur Geschichte der S-Bahn Berlin, insbesondere ihrer Technik und ihres rollenden Materials[1]. Betreiber ist der Deutscher Bahnkunden-Verband e. V., seit 2023 durch die Berliner S-Bahn-Museum gGmbH, eine gemeinnützige Tochtergesellschaft des Verbands.[2] Von 1997 bis 2016 befand es sich im Bahnhof Potsdam Griebnitzsee.[1] Zuletzt befand es sich von 2023 bis 2025 als Zwischenlösung im Berliner Ostbahnhof.[3] Seit 2. Juni 2025 ist das Museum geschlossen.[4][3] Nach einer letzten Öffnung am 20. Juni 2025 sollen die Exponate zunächst in einem nichtöffentlichen Depot untergebracht werden.[3]

Geschichte

Grundstock

Den Grundstock für das Museum bildeten vor allem Exponate aus den 1980er Jahren, als die Berliner Verkehrsbetriebe den S-Bahn-Betrieb der in West-Berlin verlaufenden Strecken von der Reichsbahn übernommen hatten. Ein zweiter größerer Ausstellungszuwachs waren rollende Materialien und Technik aus Stellwerken, von Bahnhöfen und von stillgelegten oder modernisierten Strecken aus den 1990er Jahren. Diese Stücke hatten Mitglieder des Berliner Fahrgastverbandes IGEB und des Berliner Schienenverkehrs-Verbands nach der Wende vor der Verschrottung bewahrt.[5] Dabei erhielten sie Unterstützung von der Verwaltung des ehemaligen Reichsbahnvermögens und den Berliner Verkehrsbetrieben.[5]

Standort Beusselstraße ab 1985

Ab 1985 betrieb der Berliner Fahrgastverband IGEB in seinem Fahrgastzentrum im Bahnhof Berlin Beusselstraße auf einer kleinen Fläche eine S-Bahn-Ausstellung.[1] Diese wurde am 10. Februar 1989 als eigenes Museum gegründet.[1]

Standort Griebnitzsee 1997–2016

1997 bezog das Museum größere Räumlichkeiten von rund 500 m² in einem Unterwerk des Bahnhofs Griebnitzsee in Potsdam, in dem die Stromversorgung der S-Bahnstrecke zwischen Berlin und Potsdam untergebracht war. Das Gebäude entstand 1927/28 nach Plänen von Richard Brademann.[6] An den Öffnungstagen besuchten mehrere Hundert Menschen das Museum.[7]

Wegen des schnellen Anwachsens der Sammlung und begrenzter Erweiterungsmöglichkeiten sowie fehlender Barrierefreiheit suchte das Museum bereits nach Alternativen. Ende 2016 kündigte die DB Energie den Mietvertrag, da sie einen größeren Teil des Gebäudes für eigene Zwecke benötigte; das Museum wurde im Dezember 2016 geschlossen.[8][3]

Geplanter Standort in Lichtenberg

Nach der Schließung in Potsdam suchten die Beteiligten gemeinsam einen neuen Standort in Berlin. Im Frühjahr 2017 sollten das modernisierte Ausstellungskonzept und ein Zeitplan für den Umzug bis zur Wiedereröffnung vorgestellt werden. Zunächst war eine Wiedereröffnung Anfang 2018 in einem leerstehenden DB-Dienstgebäude an der Frankfurter Allee anvisiert.[9]

Schließlich wurde eine seit längerer Zeit leerstehende ehemalige McDonald’s-Filiale im Bahnhof Berlin-Lichtenberg als geeigneter Standort identifiziert.[7][8] Auf einer Fläche von 450 m² sollte nach den Planungen ein „Showroom zur S-Bahn-Geschichte“ mit 15 Themenbereichen entstehen. Das Konzept sah eine „Mischung aus Information und Emotion“ unter dem Einsatz moderner Medien vor.[7] Ein Museumsshop war im Fahrgastzentrum des Fahrgastverbands IGEB im Untergeschoss geplant.[7]

Im Februar 2018 unterzeichneten die Beteiligten eine Absichtserklärung, die eine 15-jährige mietfreie Nutzung vorsah.[7] Daraufhin wurde beim Berliner Senat eine Förderung beantragt, deren Bewilligung von einem Eigenanteil von zehn Prozent der Bau- und Betreiberkosten abhängig war. Eine ursprünglich für 2019 geplante Wiedereröffnung des Museums[7] erfolgte jedoch nicht.

Die Corona-Pandemie führte zu Unterbrechungen der Umbauarbeiten, wodurch sich das Projekt weiter verzögerte. Für die Renovierung und die Umbauarbeiten waren mehrere Millionen Euro aufzubringen, weshalb Förderanträge bei verschiedenen Stellen eingereicht wurden, unter anderem bei der EU, dem Senat, dem Bezirk Lichtenberg.[10]

Ende 2023 waren die Vorarbeiten für den Lichtenberger Standort noch nicht abgeschlossen. Für alle Aktivitäten des Museumsteams einschließlich des weiteren Um- und Ausbaus der Räumlichkeiten in Lichtenberg hatte der Senat für das Jahr 2024 rund 125.000 Euro aus dem Landeshaushalt zur Verfügung gestellt. Für den Standort im Bahnhof Lichtenberg plante das Bezirksamt Lichtenberg dann die Trägerschaft.[11]

Am 9. Februar 2024 beschloss der Senat die Bereitstellung von Fördergeldern für die Herrichtung des S-Bahn-Museums im Bahnhof Lichtenberg; als Fertigstellungstermin wurde das Jahr 2027 genannt.[12]

Im Juni 2024 teilte die DB InfraGO bei einem Ortstermin in Lichtenberg mit, dass der Bahnhof ab 2027 saniert werden soll.[3] Während der Arbeiten sei kein Aufbau einer Ausstellung möglich.[3] Daraufhin wurden die dortigen Aktivitäten unterbrochen.

Interimsstandorte 2020–2025

In Zusammenarbeit mit dem Berliner Unterwelten e. V. wurden ab Juli 2020 zwischenzeitlich ausgewählte Sonderausstellungen im Bahnhof Berlin Gesundbrunnen gezeigt.[13][14][15]

Am 15. Dezember 2023 wurde ein „Projektraum“ als temporärer Standort auf rund 150 m² Fläche einer ehemaligen Postfiliale in der Minerva-Passage im Berliner Ostbahnhof in Berlin-Friedrichshain-Kreuzberg eröffnet.[14] Zum 100. Geburtstag der S-Bahn Berlin am 8. August 2024 wurden dort ausgewählte Exponate wie eine Knipser-Wanne, hölzerne S-Bahn-Modelle, die von Lehrlingen des damaligen Raw Berlin-Schöneweide 1974 angefertigt worden sind, ein Kofferkuli, Original-Bahnhofsschilder, historische Plakate und weitere typische Ausstattungsstücke präsentiert. Zudem fanden hier auch öffentliche Veranstaltungen zum Thema S-Bahn-Geschichte statt.

Aus finanziellen Gründen wurde dieser Standort zum 2. Juni 2025 geschlossen.[16] Nach einer letzten Öffnung am 20. Juni 2025 sollen die Exponate zunächst in einem nichtöffentlichen Depot untergebracht werden.[3][4]

Trägerschaft und Rechtsform

Das Berliner S-Bahn-Museum wurde bis 31. Dezember 2020 als Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) unter Trägerschaft des Berliner Fahrgastverbandes IGEB e. V. und des Landesverbands Berlin des Deutschen Bahnkunden-Verbandes betrieben.[17]

Zum 1. Januar 2021 übernahm der Deutsche Bahnkunden-Verband e.V. die alleinige Trägerschaft.[18] Das Museum wurde daraufhin zunächst als Sondervermögen des Vereins geführt.[19]

Am 19. Mai 2022 gründete der Deutsche Bahnkunden-Verband e. V. die Berliner S-Bahn-Museum gGmbH als gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung mit einem Stammkapital von 25.000 Euro.[2] Der Deutsche Bahnkunden-Verband e. V. übernahm dabei sämtliche Geschäftsanteile als alleiniger Gesellschafter.[2] Nach einer Anpassung des Gesellschaftsvertrags im Februar 2023 zur Erfüllung gemeinnützigkeitsrechtlicher Anforderungen[20] ist die gGmbH seit 2023 operative Trägerin des Museums.

Zur Verwendung der Markenrechte am S-Bahn-Symbol hält der Deutsche Bahnkunden-Verband e. V. eine Lizenzvereinbarung mit der Deutsche Bahn AG, die auch nach der Umwandlung der Rechtsform gilt.[2]

Museumsfundus (Auswahl)

Die neu zu gestaltende Ausstellung soll in ihrer Ausbauphase drei Schwerpunkte zeigen: Mobilität für die Metropole, technische Innovation und die S-Bahn als politisches Vehikel.[10]

Für folgende Themen gibt es entsprechende Exponate:[9]

Signale, Stromabnehmer, Schienenstücke und weitere Technik
  • S-Bahn-Triebwagen
  • Gleisbaumaterialien und -technik
  • Signale und Stellwerkstechnik
  • Fahrstände
  • elektro-mechanische Fahrkartendrucker
  • Wiegeautomaten, die auf den Bahnsteigen standen
  • Bahnsteigbänke mit Stationsnamen
  • Reparaturausrüstungen
  • Innenausstattung von S-Bahn-Wagen
  • mechanische Anzeigetechnik
  • Dienstkleidung
  • Alltagsgegenstände, die im direkten Zusammenhang mit der S-Bahn stehen
  • Werbemittel und Spiele zur Thematik
  • S-Bahn-Signets aus verschiedenen Jahrgängen aus Ost- und West-Berlin
  • Fahrkarten aus verschiedenen Jahrzehnten
  • Konkretes von mehreren S-Bahnhöfen wie Friedrichstraße und Zoo

Sonstiges

Auch in Erkner gibt es eine Sammlung historischer S-Bahn-Fahrzeuge und Zubehör, die von einem Verein unterhalten wird.[21]

Commons: Berliner S-Bahn-Museum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d Museumsgeschichte. In: Berliner S-Bahn-Museum. Deutscher Bahnkunden-Verband e. V., abgerufen am 11. Juni 2025.
  2. a b c d Berliner S-Bahn-Museum gGmbH: Gründungsversammlung und Gesellschaftsvertrag der Berliner S-Bahn-Museum gGmbH mit Sitz in Berlin. 19. Mai 2022 (verfügbar im Handelsregister des Amtsgerichts Berlin (Charlottenburg), HRB 251112, unter "Dokumente zum Rechtsträger").
  3. a b c d e f g Peter Neumann: S-Bahn-Museum Berlin vor dem Aus: „Bald sind wir wieder obdachlos“. In: Berliner Zeitung. 9. Juni 2025, abgerufen am 11. Juni 2025.
  4. a b Berliner S-Bahn-Museum. Abgerufen am 11. Juni 2025.
  5. a b Berliner S-Bahn-Museum GbR. Berliner Fahrgastverband IGEB, 9. Juli 2000, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 14. Mai 2001; abgerufen am 11. Juni 2025.
  6. Susanne Dost, Richard Brademann: 1884–1965: Architekt der Berliner S-Bahn, Verlag B. Neddermeyer, Berlin 2002, ISBN 3-933254-36-1, S. 99.
  7. a b c d e f Peter Neumann: Bahn statt Burger. S-Bahn-Museum soll 2019 mit neuem Konzept in Lichtenberg öfnen. Absichtserklärung unterzeichet. In: Berliner Zeitung, 12. Februar 2018, S. 9 (Printausgabe).
    „Mehr als ein Verkehrsmittel“ Neues S-Bahn-Museum in Lichtenberg soll 2019 öffnen (Online-Ausgabe).
  8. a b Neuer Standort für S-Bahn-Museum im Gespräch. In: punkt 3. Nr. 04/2017. S-Bahn Berlin, 23. Februar 2017, S. 11 (sbahn.berlin [PDF; abgerufen am 11. Juni 2025]).
  9. a b Peter Neumann: Historische Sammlung – das S-Bahn-Museum soll nach Berlin ziehen (online) In: Berliner Zeitung, 19. Dezember 2016; (Printausgabe: Nächste Station: Berlin), 19. Dezember 2016, S. 16.
  10. a b Peter Neumann: Neues Museum: Berlin bekommt eine Schatzkammer der Verkehrsgeschichte, Berliner Zeitung, 16. März 2022.
  11. Peter Neumann: Schatzkammer der Verkehrsgeschichte. In: Berliner Zeitung. 15. November 2023, S. 5.
  12. Bernd Wähner: Berlins S-Bahn-Museum zieht in den Bahnhof Lichtenberg, Berliner Woche, 9. Februar 2024.
  13. Ausstellungen. In: Berliner S-Bahn-Museum. Deutscher Bahnkunden-Verband e. V., archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. Juli 2022; abgerufen am 11. Juni 2025 (deutsch).
  14. a b Bautagebuch. In: Berliner S-Bahn-Museum. Deutscher Bahnkunden-Verband e. V., archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 18. April 2024; abgerufen am 11. Juni 2025 (deutsch).
  15. Was gibt's Neues beim S-Bahn-Museum auf sbahn.berlin, abgerufen am 22. Februar 2023.
  16. Berliner S-Bahn-Museum. Berliner S-Bahn-Museum gGmbH, abgerufen am 11. Juni 2025.
  17. Berliner S-Bahn-Museum. Berliner Fahrgastverband IGEB, 28. Oktober 2000, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 14. Mai 2001; abgerufen am 11. Juni 2025.
  18. Impressum. In: Berliner S-Bahn-Museum. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. Oktober 2020; abgerufen am 11. Juni 2025 (deutsch).
  19. Impressum. In: Berliner S-Bahn-Museum. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. April 2021; abgerufen am 11. Juni 2025 (deutsch).
  20. Berliner S-Bahn-Museum gGmbH: Ergänzung zur Gründungsversammlung und Gesellschaftsvertrag der Berliner S-Bahn-Museum gGmbH mit Sitz in Berlin. 21. Februar 2023 (verfügbar im Handelsregister des Amtsgerichts Berlin (Charlottenburg), HRB 251112, unter "Dokumente zum Rechtsträger").
  21. Homepage Historische S-Bahn. e.V.

Koordinaten: 52° 23′ 43,2″ N, 13° 7′ 49,4″ O