Benno Cohen (Politiker)

Benno Cohen als Knesset-Abgeordneter
Cohen beim Eichmann-Prozess (1961)

Benno Cohen, auch Cohn (hebräisch בנו כהן; geb. 30. September 1894 in Labischin, Provinz Posen; gest. 24. November 1975 in Tel Aviv), war ein deutscher, später israelischer Jurist, liberaler Politiker und Funktionär der zionistischen Bewegung.

Biografie

Benno Cohen, Sohn von Abraham Cohen und seiner Frau Bertha (geb. Foerder), studierte Rechtswissenschaft, nahm am Ersten Weltkrieg teil und legte 1917 das erste sowie 1921 das zweite juristische Staatsexamen ab. Nach seiner Promotion zum Dr. iur. an der Universität Breslau 1922 wurde er 1925 in Berlin als Rechtsanwalt zugelassen. Als Student war Cohen ein führendes Mitglied der Bundesleitung des Kartells Jüdischer Verbindungen, dann Präsident des Bundesrats der zionistischen Jugendorganisation Blau-Weiß. Seit 1933 Mitglied der Geschäftsführung und zwischenzeitlich Generalsekretär war er von 1937 bis 1939 als Nachfolger Siegfried Moses’ letzter Präsident der Zionistischen Vereinigung für Deutschland (ZVfD). Darüber hinaus war er Vorsitzender des Berliner Palästinaamts der Jewish Agency for Israel.

1938 erhielt er ein Berufsverbot und emigrierte anschließend 1939 nach Palästina,[1] wo er sich in Tel Aviv als Rechtsanwalt betätigte. Cohen schloss sich der Hitachduth Olej Germania we Olej Austria (Vereinigung der Einwanderer aus Deutschland und Österreich, HOGOA) an, die sich 1942 in Irgun Olej Merkaz Europa (Vereinigung der Einwanderer aus Mitteleuropa, IOME) umbenannte.[2] Zwischen 1939 und 1947 war er Sekretär, Direktor und Vorstandsmitglied dieses Hilfsverbands. Zudem war er 1941 Mitgründer und Parteisekretär der Aliyah Chadashah (Neue Alijah-Partei).

Nach der Gründung des Staates Israel war Cohen von 1949 bis 1959 Beamter im Büro des Premierministers sowie von 1951 bis 1959 Präsident des israelischen Beamtendisziplinargerichts. Er hatte 1948 an der Gründung der Miflaga Progresivit (Progressive Partei) mitgewirkt und war aktives Mitglied der liberalen Partei, die 1961 zur Miflaga Liberalit Jisra’elit (Israelische Liberale Partei) fusionierte. Als ihr Vertreter gehörte er von 1961 bis 1965 der Knesset an.[3] 1965 gründete Cohen die Abspaltung Libralim Atzma’im (Unabhängige Liberale) mit.

Er war Dozent für Verwaltungswesen an der School of Law and Economy in Tel Aviv und Vorstandsmitglied der israelischen Sektion des Leo Baeck Institute. 1961 sagte Cohen als Zeuge beim Eichmann-Prozess aus; er hatte vor seiner Flucht nach Palästina mehrfach mit Eichmann über die jüdische Auswanderung verhandelt.[1]

Cohen starb 1975 im Alter von 81 Jahren.[1] Er war seit 1933 mit Susi Tugendhaft verheiratet und hatte eine Tochter.

Schriften

  • Einige Bemerkungen über den deutschen Zionismus nach 1933. In: Hans Tramer (Hrsg.): Zwei Welten. Siegfried Moses zum 75. Geburtstag. Verlag Bitaon, Tel Aviv 1962, S. 43 ff.
  • 50 Jahre Blau-Weiß. In: Eli Rothschild (Hrsg.): Meilensteine. Vom Wege des Kartells Jüdischer Verbindungen (KJV) in der Zionistischen Bewegung; eine Sammelschrift. Präsidium des KJV, Tel Aviv 1972, S. 246 ff.

Literatur

  • Benno Cohen in der Abgeordnetendatenbank der Knesset (englisch)

Einzelnachweise

  1. a b c Gestorben: Benno Cohen. In: Der Spiegel. Nr. 49, 30. November 1975, S. 188 (spiegel.de [abgerufen am 4. September 2025]).
  2. Lisa Sophie Gebhard: Heimkehr in ein fremdes Land. Deutschsprachige Jüdinnen und Juden in Palästina/Israel. In: Geschichte[n] der deutsch-jüdischen Diaspora. 8. Mai 2025, abgerufen am 3. September 2025.
  3. Member of the following Knessets:. In: knesset.gov.il. Abgerufen am 2. September 2025.