Beneš Knüpfer

Beneš Knüpfer, 1891 fotografiert von Jan Mulač (1841–1905)

Beneš Knüpfer, Taufname Benedikt Julius Knüpfer (* 12. März 1844 in Friedstein bei Sichrow, Bezirk Gablonz; † 18. November 1910 vor Ancona im Adriatischen Meer), war ein böhmischer Maler.

Leben

Liegende Najade und Triton, 1880er Jahre
Rache der Zentauren, 1890er Jahre, Nationalgalerie Prag
Faune, vor einem Automobil fliehend, 1905, Nationalgalerie Prag

Knüpfer, Sohn eines Försters und Verwalters des Fürsten Camille de Rohan, war von 1865 bis 1870 Schüler der Akademie der Bildenden Künste Prag unter Antonín Lhota und Josef Mathias Trenkwald, anschließend der Akademie der Bildenden Künste München unter Johann Leonhard Raab, Alexander Wagner und Carl Theodor von Piloty.[1] Mit dem Bild Das Ei des Kolumbus (1875) hatte er dort einen ersten Erfolg. In München lebend, debütierte er 1878 auf der Berliner Akademie-Ausstellung mit dem Gemälde Götz von Berlichingen vor den Ratsherren von Heilbronn (1877), einem Historienbild im Stil von Piloty und Lindenschmit, das in den Besitz der Gemäldesammlung Düsseldorf gelangte. Um 1880 zog er, gefördert durch ein Stipendium der österreichischen Regierung, nach Rom, wo er – abgesehen von vorübergehenden Aufenthalten in Prag – bis zu seinem Lebensende ansässig blieb.

Mit seinem Aufenthalt in Rom verlagerte er den Schwerpunkt seiner Malerei. Fortan schuf er vor allem italienische Landschaften und Seestücke vom Mittelmeer, symbolistisch bevölkert von mythologischen Fabel- und Mischwesen im Stile Böcklins. In seiner späteren Schaffensphase war seine Malweise vom Impressionismus beeinflusst. 1892 erhielt er die Goldmedaille von Erzherzog Karl Ludwig für das Gemälde Duell der Tritonen, das von Kaiser Franz Joseph I. erworben und in der Gemäldegalerie der Wiener Hofmuseen ausgestellt wurde. In seinem humoristischen Gemälde Faune, vor einem Automobil fliehend (1905) kombinierte Knüpfer das Sujet mythologischer Malerei mit der modernen Lebenswelt. Neben der Malerei betätigte er sich als Fotograf.

Kunstkritik ließ ihn nicht gleichgültig: Im Januar 1896 wurde berichtet, dass Knüpfer Robert de Fiori, einen Korrespondenten der Neuen Freien Presse, auf offener Straße in Rom mit einem Stock traktiert habe. Jener hatte Gemälde Knüpfers als „kaum noch wahre Kunst, sondern eher geistvolle, doch eintönige Manier“ kritisiert und über ein Bild gesagt: „Es gibt keinen erhabeneren und mannigfaltigeren Anblick als das Meer – allein Knüpfer’s Meerlandschaft schrumpft mit jedem Tage mehr zu einem Napfe kokett-bewegten Wassers zusammen, dem man wahrlich nichts anderes ansinnen kann, als blonden Undinen zum Spielplatze zu dienen …“.[2] Trotz einiger Erfolge litt Knüpfer zuletzt an Depressionen, zu denen wohl auch die zögernde Aufnahme seiner Werke in Prager Kreisen beitrug. Er beendete seine Laufbahn durch Suizid in der Adria, als er am 18. November 1910 auf einer Schiffsreise von Rijeka nach Ancona ins Meer sprang.[3]

Literatur

Commons: Beneš Knüpfer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 02589 Benedikt Knüpfer, Matrikel der Akademie der Bildenden Künste München
  2. Ein Ueberfall. In: Antiquitäten-Zeitung. Zentral-Organ für das Sammelwesen, Versteigerungen und Alterthumskunde. 4. Jahrgang, Nr. 4 (22. Januar 1896), S. 28 (Google Books)
  3. Markéta Nováková, Hubert Adolph: Die Tschechische Malerei des XIX. Jahrhunderts. Aus der Nationalgalerie Prag. Österreichische Galerie im Oberen Belvedere (6. Juni bis 15. Juli 1984), Wien 1984, S. 37