Beewashing
Beewashing (auch bee washing oder bee-washing geschrieben) ist eine Form des Greenwashings, bei dem ein Produkt, eine Dienstleistung oder ein Unternehmen damit beworben wird, besonders „bienenfreundlich“ zu sein, tatsächlich jedoch wenig dazu beiträgt, die Bestände an gefährdeten, wild lebenden Bestäuberinsekten zu regenerieren.[1] Meistens wird dabei das medial seit langem diskutierte und vielen Konsumenten als Begriff geläufige „Bienensterben“ instrumentalisiert.[2]
Zum Begriff
Der englische Begriff „Bee washing“ wurde 2015 von Scott MacIvor und Laurence Packer geprägt.[3][4][5]
Formen und Auswirkungen
Im Allgemeinen entsteht Beewashing, wenn Unternehmen zu Werbezwecken möglichst kostengünstig Maßnahmen umsetzen wollen, die kurzfristige Erfolge beim „Schutz“ der domestizierten Honigbienen bringen sollen. Dabei ist die domestizierte Honigbiene – anders als einige Wildbienen-Arten – nicht vom Aussterben bedroht, und die Maßnahmen haben daher nur geringen ökologischen Nutzen oder erweisen sich sogar als insgesamt nachteilig. Die tatsächlich bedrohten Wildbienen-Populaitionen nachhaltig zu schützen, wäre meistens deutlich teurer.[1][6][7]
Eine mögliche Form des Beewashings besteht darin, dass ein Unternehmen Bienenvölker mietet oder ansiedelt. Diese (zusätzlichen) Bienenvölker tragen wenig zum Artenschutz bei, vielmehr bringt das massenhafte Ansiedeln immer derselben Honigbienen-Art auch Probleme mit sich und kann mitunter die Biodiversität schädigen.[8] Die angeblich zum Schutz der Bienen unternommenen Anstrengungen verfolgen dabei in Wahrheit nur das Ziel, eine das Unternehmen fördernde Öffentlichkeitsarbeit zu ermöglichen oder beispielsweise im Nachhaltigkeitsbericht des Unternehmens erwähnt zu werden und so die Ökobilanz des Unternehmens zu verbessern.[2][9]
Bei Beewashing-Kampagnen stehen die Bewerbung und der Verkauf von Produkten und Dienstleistungen von Imkern oft stärker im Vordergrund als die Erhaltung gefährdeter Spezies oder der Umweltschutz. Dazu wird im Ergebnis Desinformation in der Bevölkerung verbreitet.[4]
Beispiele
- General Mills startete 2017 eine Kampagne „save the bees“ (zu Deutsch: „rettet die Bienen“), bei der Tausende kostenlose Packungen an Wildblumen-Saatgut ausgehändigt wurde, die angeblich den Bienen helfen sollen. Das Maskottchen de Kampagne war eine Honigbiene. Dabei vernachlässigte General Mills die Rolle der Wildbienen sowie regionale Variationen der Pflanzen und verteilte mitunter Samen von nicht-einheimischen, invasiven Pflanzenarten.[10]
Mediale Rezeption
Nach einer Sendung des Satiremagazins ZDF Magazin Royale im November 2023 zum Beewashing gab es ab 2024 einen medial stark wahrgenommenen Rechtsstreit zwischen Jan Böhmermann und dem Meißener Imker Heinzig.[11][12][13] Nach Ansicht deutscher Gerichte hat die mediale Auseinandersetzung zwischen Böhmermann und Heinzig als Ereignis der Zeitgeschichte „ein zeitgeschichtliches Interesse an dem Begriff“ Beewashing erzeugt.[14]
Einzelnachweise
- ↑ a b Olivia Davies, Thomas D.J. Sayers: Honeybee Bias and Bee-washing. In: Linda Tallberg, Lindsay Hamilton (Hrsg.): The Oxford Handbook of Animal Organization Studies. Oxford University Press, 2022, ISBN 978-0-19-266419-8, S. 320.
- ↑ a b Marek Worm: Beewashing bei Böhmermann. In: bienen & natur. 7. November 2023, abgerufen am 2. September 2024.
- ↑ J. Scott MacIvor, Laurence Packer: ‘Bee Hotels’ as Tools for Native Pollinator Conservation: A Premature Verdict? In: PLOS ONE. 18. März 2015, doi:10.1371/journal.pone.0122126.
- ↑ a b Sheila R. Colla: The potential consequences of ‘bee washing’ on wild bee health and conservation. In: International Journal for Parasitology: Parasites and Wildlife. Band 18, 2022, ISSN 2213-2244, S. 30–32, doi:10.1016/j.ijppaw.2022.03.011.
- ↑ „Bee-washing“ hilft Wildbienen nicht bienen-nachrichten.de
- ↑ Heidi Schmitt: Beewashing – wie gefährdet sind Bienen wirklich? recyclist-magazin.de. Abgerufen am 3. September 2024
- ↑ Peter Carstens: Insektenforscher: „Der Begriff ‚Bienensterben‘ ist irreführend“. In: geo.de. 19. Mai 2022, abgerufen am 23. November 2023.
- ↑ Benoît Geslin, Léo Mouillard-Lample, Marie Zakardjian, Isabelle Dajoz, Floriane Flacher, Mickael Henry, Adrien Perrard, Fabrice Requier, Lise Ropars, Bertrand Schatz, Nicolas J. Vereecken, Benoit Gauzens: Chapter Four - New insights on massively introduced managed species and their consequences for plant–pollinator interactions. In: David Bohan, Alex Dumbrell (Hrsg.): Advances in Ecological Research: Roadmaps Part A. Elsevier, 2023, ISBN 978-0-443-19379-8, S. 78.
- ↑ Bleranda Shabani: „ZDF Magazin Royale“: Jan Böhmermann deckt dreiste Umweltlüge auf. In: watson.de. 7. November 2023, abgerufen am 23. November 2023.
- ↑ Lila Westreich: ‘Bee-washing’ hurts bees and misleads consumers. 19. Februar 2020, abgerufen am 16. August 2025 (amerikanisches Englisch).
- ↑ Zivilrechtsstreit: Böhmermann verliert Streit vor Landgericht gegen Imker aus Meißen. In: mdr.de. 8. Februar 2024, abgerufen am 6. September 2024: „Die Redaktion behauptete, Imker würden "Beewashing" (Wortspiel aus Bee für Biene und Greenwashing) betreiben und aus dem Bienensterben Geschäfte machen. Als Beispiel wurde Heinzig gezeigt, der 200 Bienenvölker hat und mit seiner Firma "MyHoney" Bienenpatenschaften für Schulen und Unternehmen anbietet. Seine Firma ist mit Logo rund acht Sekunden lang zu sehen.“
- ↑ Es geht um mehr als Honig. In: lto.de. 12. Juni 2024, abgerufen am 6. September 2024: „Stattdessen soll nach Auffassung des Gerichts der Begriff "Beewashing" – als Greenwashing im Imkereiwesen – einen Unterschied machen. Wenn man das Wort googele, finde man nur Treffer im Zusammenhang mit der November-Folge des "ZDF Magazin Royale", so Schlüter. Die Sendung und die anschließende Berichterstattung hätten also ein zeitgeschichtliches Interesse an dem Begriff erzeugt.“
- ↑ Justiz: Imker gewinnt nächste Runde im Honig-Streit gegen Böhmermann vor OLG Dresden. 18. Juli 2024, abgerufen am 6. September 2024: „"Beewashing" ist eine Anspielung auf Greenwashing und dem englischen Wort für Bienen.“
- ↑ Böhmermann unterliegt erneut im "Honig-Streit", 18. Juli 2024, Verlag C. H. Beck