Bauverein der Elbgemeinden
| Bauverein der Elbgemeinden eG (BVE)
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|---|---|
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| Rechtsform | Eingetragene Genossenschaft |
| Gründung | 11. August 1899 |
| Sitz | Hamburg, Deutschland |
| Leitung | Michael Wulf (Vorstand, Sprecher) Axel Horn (Vorstand) |
| Mitarbeiterzahl | 130 |
| Umsatz | 118 Mio. EUR |
| Branche | Wohnungsbaugenossenschaft |
| Website | bve.de |
| Stand: 31. Dezember 2024 | |
Der Bauverein der Elbgemeinden eG (BVE) ist die größte Wohnungsbaugenossenschaft in Hamburg[1] und zählt mit mehr als 14.500 Wohnungen und über 23.400 Mitgliedern[2] (Stand: 2024) zu den größten Wohnungsunternehmen Norddeutschlands. Seit seiner Gründung im Jahr 1899 verfolgt der BVE das Ziel, bezahlbaren und zukunftsfähigen Wohnraum für breite Bevölkerungsschichten zu schaffen.
Struktur und Organisation

Der BVE ist eine eingetragene Genossenschaft mit Sitz in Iserbrook, Hamburg. Die Organisation ist demokratisch aufgebaut: Jedes Mitglied verfügt unabhängig von der Anzahl seiner Anteile über eine Stimme. Oberstes Gremium ist die Vertreterversammlung, die aus gewählten Mitgliedervertreterinnen und -vertretern besteht. Der Vorstand führt die Geschäfte, während der Aufsichtsrat die Kontrollfunktion übernimmt.
Zur Förderung von Gemeinschaft und Nachbarschaft unterstützt der BVE soziale Projekte. Über die Kurt Denker-Stiftung und die Initiative BVE KIDS werden zudem Bildungs-, Freizeit- und Unterstützungsangebote für Kinder, Familien und ältere Menschen organisiert. Auch Quartiersprojekte und Nachbarschaftsfeste gehören zum sozialen Engagement.
Aufgabe
Zweck der Genossenschaft ist vorrangig die Wohnungsversorgung ihrer Mitglieder. Die Genossenschaft kann Bauten in allen Rechts- und Nutzungsformen bewirtschaften, erwerben und betreuen. Sie kann im Bereich der Wohnungswirtschaft, des Städtebaus und der Infrastruktur alle anfallenden Aufgaben übernehmen.[3]
Der Bauverein der Elbgemeinden verfolgt zudem den Auftrag, seinen Mitgliedern sicheren und bezahlbaren Wohnraum bereitzustellen. Darüber hinaus versteht sich die Genossenschaft als Gemeinschaft, die auf Mitbestimmung und gegenseitige Verantwortung setzt. Ein zentrales Anliegen ist es, soziales Miteinander und nachbarschaftliches Leben zu fördern, etwa durch Quartiersprojekte und Stiftungsarbeit.
Wichtige Leitlinien des BVE sind Nachhaltigkeit und langfristige Wohnsicherheit. Modernisierung, energetische Sanierungen und Neubauten werden nach ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Kriterien umgesetzt.[4] Damit sieht der BVE seine Aufgabe nicht nur in der Wohnungsversorgung, sondern auch in der Verbesserung der Lebensqualität seiner Mitglieder sowie im Beitrag zum Klimaschutz und zur Stadtentwicklung in Hamburg.
Geschichte
Die Geschichte des Bauvereins der Elbgemeinden reicht bis in das späte 19. Jahrhundert zurück. Vor dem Hintergrund von Wohnungsnot und sozialen Missständen in Hamburg entwickelte sich die Genossenschaft von einer kleinen Selbsthilfeinitiative zu einem der größten Wohnungsunternehmen Norddeutschlands. Ihr Wachstum und ihre Arbeit waren dabei eng mit den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen in Deutschland verbunden – von der Gründerzeit über die Weltkriege bis in die Gegenwart.
Gründung im 19. Jahrhundert
Der BVE entstand vor dem Hintergrund einer akuten Wohnungsnot im 19. Jahrhundert. Bevölkerungswachstum, unzureichende hygienische Verhältnisse und der Bau der Speicherstadt führten dazu, dass viele Menschen ihre Wohnungen verloren. Arbeiterfamilien lebten häufig in überbelegten, feuchten und gesundheitsgefährdenden Unterkünften.[5]
1899 gründeten 24 Mitglieder aus den Elbvororten die Genossenschaft. Sie verzichteten auf spekulative Gewinne und setzten sich das Ziel, gesunden und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Bereits ein Jahr später entstanden die ersten Wohnungen in Nienstedten, Osdorf und Iserbrook.
Kriege und Weltwirtschaftskrise
Bis zum Ersten Weltkrieg wuchs der BVE auf rund 250 Mitglieder an. Inflation und Weltwirtschaftskrise schränkten die Bautätigkeit stark ein. Erst die Übernahme von Grundstücken der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft Nienstedten im Jahr 1934 ermöglichte neue Projekte. Bis zum Zweiten Weltkrieg entstanden knapp 200 Wohnungen.
Die Elbvororte, in denen viele BVE-Bauten standen, blieben im Bombenkrieg weitgehend verschont. Der Baustoffmangel führte jedoch in den Nachkriegszeit in Deutschland zu einem hohen Sanierungsbedarf.[6]
Wiederaufbau und Expansion
Nach 1945 beteiligte sich der BVE am Wiederaufbau Hamburgs. 1948 verfügte er über 499 Wohnungen, acht Jahre später über 3.000. In den 1950er- und 1960er-Jahren erreichte der Wohnungsbau Rekordzahlen, etwa 1951 mit fast 1.000 neuen Wohnungen. Ab Ende der 1960er-Jahre reagierte der BVE auf den Mangel an innerstädtischem Bauland und erwarb auch in Außenbezirken und in Städten wie Pinneberg und Norderstedt Grundstücke. Kooperationen mit anderen Genossenschaften ermöglichten den Erwerb größerer Flächen. 1969 wuchs der Grundbesitz auf 1,8 Millionen Quadratmeter.[7]
Moderne Entwicklung
In den folgenden Jahrzehnten wuchs der BVE als Genossenschaft kontinuierlich. Im Jahr 2019 umfasste der Bestand rund 14.116 Wohnungen bei 22.253 Mitgliedern[8]; bis 2024 erhöhte sich die Zahl auf etwa 14.584 Wohnungen und 23.437 Mitglieder.[9] Seit den 2000er-Jahren liegt der Schwerpunkt auf Modernisierung, energetischer Sanierung und nachhaltigen (Ersatz-)Neubauten. 2024 investierte der BVE rund 39 Mio. EUR in Instandhaltung und Modernisierung seines Bestands.[10]
Der BVE realisierte in den vergangenen Jahren unter anderem Neubauprojekte in der HafenCity[11], in der Neuen Mitte Altona, im Pergolenviertel und in Hamburg-Mitte. Ab 2025 entstehen weitere Neubauten, darunter Reihenhäuser in Schenefeld und Quartiere in Stellingen. Kooperationen mit sozialen Trägern wie dem Arbeiter-Samariter-Bund oder der Köster-Stiftung ermöglichen besondere Wohnformen wie Frauenhäuser, Servicewohnen oder Ambient Assisted Living.
Wohnungsbestand
Der BVE verfügt über rund 14.584 Wohnungen (Stand: 2024) und gehört damit zu den größten Wohnungsgenossenschaften Deutschlands.[12] Die Bestände liegen in nahezu allen Hamburger Bezirken sowie in angrenzenden Städten wie Norderstedt, Pinneberg und Seevetal. Mit knapp 9.000 Wohnungen befindet sich der größte Teil im Bezirk Altona.
Neben klassischen Mietwohnungen bietet der BVE auch Gemeinschaftswohnungen, barrierefreies Wohnen und andere Wohnformen an. 2024 investierte die Genossenschaft rund 39 Mio. EUR in Instandhaltung und energetische Sanierung. Zu den jüngsten fertiggestellten Neubauten zählen 16 Reihenhäuser in Schenefeld, 43 Wohnungen am Strandkai und 83 Wohnungen in Barmbek. Auch im Herzen des Karolinenviertels sind bis 2023 19 Wohnungen entstanden.
Nachhaltigkeit
Der Bauverein der Elbgemeinden verfolgt eine Nachhaltigkeitsstrategie, die ökologische, soziale und wirtschaftliche Aspekte einbezieht.[13] Seit 2019 veröffentlicht der BVE einen jährlichen Nachhaltigkeitsbericht, der seit 2020 in den Geschäftsbericht integriert ist. Rund 40 Prozent der Treibhausgasemissionen in Deutschland entstehen durch Bau und Betrieb von Gebäuden.[14] Der BVE sieht sich deshalb in einer besonderen Verantwortung. Seit 1990 konnten die CO₂-Emissionen um rund 60 Prozent gesenkt werden; 2024 betrug der spezifische Ausstoß 20,47 Kilogramm CO₂ pro Quadratmeter Wohnfläche. Bis 2045 soll eine Reduktion um 95 Prozent erreicht werden.[15]
Veröffentlichungen
- Kurt Grobecker: 100 Jahre BVE. Die 100jährige Chronik, Verlag und Druck Albert Nienstedt, Hamburg 1999
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Team-Redaktion, Dumrath & Fassnacht KG (GmbH & Co.): 12 große Wohnungsbau-Gesellschaften in Hamburg. 26. Juni 2025, abgerufen am 28. August 2025.
- ↑ Der BVE in Zahlen. Abgerufen am 28. August 2025.
- ↑ BVE Jahresbericht. Abgerufen am 28. August 2025.
- ↑ Heute für Morgen denken. Abgerufen am 28. August 2025.
- ↑ Historisch tief verwurzelt – Hamburger Wohnungsbaugenossenschaften. In: Hamburger Wohnbaugenossenschaften e.V. Abgerufen am 28. August 2025.
- ↑ Unsere Geschichte. Abgerufen am 28. August 2025.
- ↑ Unsere Geschichte. Abgerufen am 28. August 2025.
- ↑ Geschäftsbericht 2019. Abgerufen am 28. August 2025.
- ↑ Der BVE in Zahlen. Abgerufen am 28. August 2025.
- ↑ Der BVE in Zahlen. Abgerufen am 28. August 2025.
- ↑ Wohntürme am Wasser. 7. Mai 2015, abgerufen am 28. August 2025.
- ↑ Die größten Wohnungsbaugenossenschaften. Abgerufen am 28. August 2025.
- ↑ Heute für Morgen denken. Abgerufen am 28. August 2025.
- ↑ Gebäude verantwortlich für 40 Prozent der CO2-Emissionen: die Forschungszulage könnte das Klima retten. 30. August 2021, abgerufen am 28. August 2025.
- ↑ BVE-Klimaplan: Voll im Plan bei der CO2-Einsparung. Abgerufen am 28. August 2025.
Koordinaten: 53° 34′ 30,2″ N, 9° 48′ 53,5″ O
