Bahnstrecke Feucht–Altdorf

Feucht–Altdorf (b Nürnberg)
Strecke der Bahnstrecke Feucht–Altdorf
Streckennummer (DB):5933
Kursbuchstrecke (DB):890.3
Streckenlänge:11,626 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Stromsystem:15 kV, 16,7 Hz ~
Maximale Neigung: 16.7 
Minimaler Radius:450 m
Streckengeschwindigkeit:100 km/h
Zugbeeinflussung:PZB
Strecke
von Nürnberg Hbf (S-Bahn)
Abzweig geradeaus und von rechts
von Nürnberg Hbf (Fernbahn)
Abzweig geradeaus und ehemals von rechts
von Wendelstein
Bahnhof
0,000 Feucht 368 m
Abzweig geradeaus und nach rechts
0,233 nach Regensburg Hbf
Abzweig geradeaus und nach rechts
Industrieanschluss
Haltepunkt / Haltestelle
4,335 Feucht-Moosbach (seit 1992) 384 m
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
4,900 Hahnhof (bis 1988)
Haltepunkt / Haltestelle
7,628 Winkelhaid (ehem. Bf) 429 m
Strecke mit Straßenbrücke
Bundesautobahn 3
Bahnhof
9,342 Ludersheim
Abzweig geradeaus und von links
Anst Umspannwerk Ludersheim
Haltepunkt / Haltestelle
10,640 Altdorf (b Nürnberg) West (seit 1992)
Kopfbahnhof Streckenende
11,626 Altdorf (b Nürnberg) 440 m

Quellen: [1][2]

Die Bahnstrecke Feucht–Altdorf ist eine Hauptbahn (bis 1992 Nebenbahn) in Bayern. Sie zweigt im Bahnhof Feucht von der Bahnstrecke Nürnberg–Regensburg ab und verläuft in Mittelfranken durch den Lorenzer Reichswald nach Altdorf bei Nürnberg.

Geschichte

Die Strecke stand schon vor ihrer Eröffnung in Zusammenhang mit der Strecke von Nürnberg nach Regensburg. So gab es bereits 1836 Planungen die Ludwigseisenbahn über Feucht und Altdorf sowie durch das Lauterach-, Vils- und Naabtal nach Regensburg zu verlängern. Die Pläne wurden allerdings wegen des von König Ludwig I. favorisierten Ludwig-Donau-Main-Kanals nicht realisiert, da die Bahnstrecke als Konkurrenz zum Kanal aufgefasst wurde.

1867 richtete die Regierung von Mittelfranken ein Gesuch an König Ludwig II. mit der Bitte einer Bahnverbindung von Altdorf nach Nürnberg. Nachdem diese abgelehnt worden war, führte die Stadt Altdorf auf eigene Kosten eine Projektierung durch. Daraus kristallisierten sich zwei Varianten heraus: eine Strecke von Altdorf über Brunn und Fischbach nach Nürnberg sowie eine Variante von Altdorf über Feucht nach Nürnberg. Das Ergebnis wurde 1868 in einem weiteren Bittgesuch mitgeteilt. 1869 stand fest, dass die parallel in Planung befindliche Strecke Nürnberg–Regensburg nicht über Altdorf, sondern über Feucht führen würde. Im selben Jahr bat der Rat der Stadt Altdorf die Ostbahngesellschaft um die Anbindung an die Nürnberg-Regensburger Strecke über eine Stichbahn nach Feucht.[3]

Nachdem die Gesellschaft der Stadt am 17. Mai 1873 mitgeteilt hatte, ihr Verwaltungsrat habe den Bau einer solchen Stichbahn abgelehnt, beschloss der Stadtrat von Altdorf, auf eigene Kosten eine Nebenbahn zu errichten und zu betreiben. Daraufhin beschloss wiederum die Ostbahngesellschaft, kurzfristig mit einer Projektierung zu beginnen. Die Vermessungsarbeiten begannen 1874. 1875 wurde die Ostbahngesellschaft vom Staat übernommen. Daraufhin bemühte sich die Stadt Altdorf erneut um einen Anschluss, woraufhin der Bayerische Landtag am 29. Juli 1876 eine Vizinalbahn von Feucht nach Altdorf beschloss.[3]

Am 10. Oktober 1877 wurden die Baulose vergeben.[3] Die Bauarbeiten begannen im November 1877.[4] Die 11,7 km lange Strecke wurde mit einer maximalen Längsneigung von 1:60 und einem Mindestbogenradius von 450 m errichtet. Es wurden bis zu 10,7 m hohe Dämme und bis zu 5,5 m tiefe Einschnitte errichtet. Die Baukosten lagen bei 1,14 Mio. Mark.[4] Eröffnet wurde die Strecke schließlich am 15. Oktober 1878[4] durch die Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen (K.Bay.Sts.B.).

Im Zuge der im Mai 1950 begonnenen Elektrifizierungsarbeiten auf der Hauptstrecke Nürnberg–Regensburg wurde von Seiten der Stadt Altdorf eine Elektrifizierung der Nebenstrecke gefordert. Die Bemühungen hatten Erfolg, so dass am 2. September 1952 der erste Elektrotriebwagen auf der Strecke verkehrte.

Da zunächst Alttriebwagen mit niedriger Höchstgeschwindigkeit zum Einsatz kamen, gingen mit der Elektrifizierung zunächst keine wesentlichen verkehrlichen Vorteile einher.[3]

1984 bot die Deutsche Bundesbahn das denkmalgeschützte Empfangsgebäude Winkelhaid, mit einem Umgriff von ca. 480 m², für 77.000 DM zum Verkauf an.[5] Im gleichen Jahr wurde im Bahnhof Feucht eine Fernsteuerung des Stellwerks Altdorf in Betrieb genommen.[6]

Nahverkehrszug nach Nürnberg Hbf in Altdorf (b Nürnberg) (1991)

Die S-Bahn-Linie zwischen Nürnberg und Altdorf war ein Gegenstand des im November 1981 unterzeichneten ersten Vertrages über den Bau und die Finanzierung der S-Bahn Nürnberg. Diesem waren langjährige Planungen und Verhandlungen vorausgegangen. Da sich kurz darauf zeigte, dass die Diskussionen um die Fernbahn-Ersatzstrecke zwischen Nürnberg-Fischbach und Roth wesentlichen Einfluss auf die Linien zwischen Nürnberg und Altdorf sowie Roth haben würden, konzentrierte sich die Planung zunächst auf die Abschnitte zwischen Nürnberg und Lauf sowie Feucht und Altdorf.[7] 1984 wurde mit Vorwegmaßnahmen begonnen, ehe am 15. Juni 1988 die eigentlichen Umbauarbeiten begannen, die mit Eröffnung der Strecke für den S-Bahn-Verkehr am 22. November 1992 abgeschlossen waren. Die Kosten für den Bau der gesamten S2 betrugen 587 Millionen D-Mark (300,13 Millionen Euro)[8].

1986 war der Nachweis gelungen, dass ein Einrichtung eines S-Bahn-Betriebs zwischen Nürnberg und Altdorf auch ohne noch ausstehende Entscheidungen zur großräumigen Linienführung der Schnellfahrstrecke Nürnberg–München möglich ist.[7]

Die Bauarbeiten umfassten die Ertüchtigung des Oberbaus und die Beseitigung zahlreicher Bahnübergänge zur Steigerung der Streckenhöchstgeschwindigkeit von 60 auf 100 km/h[7] und die Sanierung des Unterbaus. Dabei wurde die Nebenbahn zur Hauptbahn hochgestuft. Die Bahnsteige der bestehenden Unterwegshalte wurden auf S-Bahn-Standard mit 145 m langen und 96 cm hohen Bahnsteigen gebracht. Der Haltepunkt Moosbach (vormals Hahnhof) wurde 600 m Richtung Feucht verlegt und in Feucht-Moosbach umbenannt, um den gleichnamigen Feuchter Ortsteil besser erschließen zu können. Neu eingerichtet wurde der Haltepunkt Altdorf West zur Erschließung eines Wohn- und Gewerbegebietes am Westrand Altdorfs, einschließlich zweier Schulen. Der Endbahnhof Altdorf wurde völlig umgestaltet und mit einem Mittelbahnsteig für nur noch zwei Gleise ausgerüstet. Das Umfahrgleis wurde abgebaut, die Weichenharfe am Streckenende ebenso; auf der freigewordenen Fläche wurde ein P+R-Parkplatz angelegt.

Zum Fahrplanwechsel 1997/1998, am 1./2. Juni 1997, wurde der Haltepunkt Ludersheim zum Bahnhof hochgestuft und der Bahnhof Winkelhaid zum Haltepunkt herabgestuft. Die Zugkreuzung erfolgt seither in Ludersheim statt Winkelhaid.[9] Das Überholgleis des Bahnhofs Winkelhaid wurde ausgebaut.

Im Dezember 2021 wurde die Planung zur Bahnsteigabsenkung bzw. Gleisanhebung von 21 Stationen entlang der Linie S2 (Roth–Nürnberg–Altdorf) ausgeschrieben.[10] Am 31. Juli 2023 begannen die Bauarbeiten an den Verkehrsstationen Feucht, Feucht-Moosbach, Winkelhaid, Ludersheim, Altdorf West und Altdorf. Die Bahnsteighöhen wurden dabei von 96 cm auf 76 cm abgesenkt, sodass ein barrierefreier Einstieg möglich ist. Dafür wurden in Feucht, Winkelhaid und Ludersheim die Bahnsteige neugebaut; in Feucht-Moosbach, Altdorf West und Altdorf dagegen das Gleisbett um 20 cm angehoben, um die Regelbahnsteighöhe von 76 cm zu erreichen.[11] Die Bauarbeiten wurden zum 10. September 2023 abgeschlossen.

Der Güterverkehr war stets von untergeordneter Bedeutung und endete in Altdorf 1992. Auf einem Teil der Strecke fand auch nach 2015 noch gelegentlicher Güterverkehr statt. Je nach Bedarf wird dienstags und donnerstags der Industrieanschluss im Industriegebiet Feucht in den späten Abendstunden mit der Baureihe 294 bedient.

Zwischen 19. August und 10. September 2018 wurden der Oberbau zwischen Feucht und Ludersheim erneuert. Insgesamt wurden 3,5 Mio. Euro investiert.[12]

Fahrzeugeinsatz

DB-Baureihe 1440 (Altdorf, 2024)

Ab der Elektrifizierung im Jahr 1952 bis 1959 kamen auf der Strecke die vom schlesischen Netz stammenden elektrischen Triebzüge der Baureihe ET 87 zum Einsatz. Danach fuhren die ebenfalls vom schlesischen Netz stammenden Triebwagen der Baureihe ET 32 (432). Wegen des seinerzeitigen Mangels elektrischer Lokomotiven fuhren lokomotivgeführte Züge zeitweise (bis Anfang der 1960er) mit Tenderdampfloks der Baureihe 86, vereinzelt auch der Baureihe 64. Später kamen die E-Lok-Baureihen E 44 (144) und die Nachkriegs-Einheitsloks der Baureihen E 41 (141) und E 40 (140) zum Einsatz, vorwiegend mit 4-achsigen Umbauwagen (4yg) und Vorkriegs-Eilzugwagen (Bauart 36/37). Bis Anfang der 1970er Jahre wurden die Lokomotiven in Altdorf für die Rückfahrt nach Nürnberg Hbf über ein Umfahrgleis an das Zugende umgesetzt. Die Wagenzüge fuhren bis Nürnberg Hbf durch (ab Feucht auf der Hauptstrecke Regensburg-Nürnberg); es gab auch mehrmals täglich Durchläufe über Nürnberg Hbf hinaus, bis Erlangen, vereinzelt sogar bis Bamberg, oder auf der Strecke Nürnberg-Würzburg bis Neustadt/Aisch Bf. Mitte der 1970er Jahre kamen kurzzeitig auch aus dem Ruhrgebiet abgezogene Nahverkehrstriebwanen der Baureihe 430 (ET 30. „Eierköpfe“) zum Einsatz. Ab Mitte der 1980er Jahre fuhren nur noch lokomotivbespannte Wendezüge mit den Baureihen 141 und drei, meist vier n-Wagen („Silberlinge“).

Mit der Eröffnung des S-Bahn-Betriebs im November 1992 (Linie S2) wurde der Takt erheblich verdichtet und die n-Wagen durch x-Wagen (aus dem Ruhrgebiet abgezogen) ersetzt. Es kamen weiterhin Lokomotiven der Baureihe 141, umlackiert in der ursprünglichen Nürnberger S-Bahn-Farbgebung (orange/kieselgrau), sowie von der Deutschen Reichsbahn übernommene Lokomotiven der Baureihe 143 zum Einsatz, später ausschließlich mit dieser Baureihe. Bis 2020 verkehrte die S2 mit diesen Wagenzügen (ab 2000 dann in verkehrsrot). Ab 2020 wurde die Strecke mit Triebzügen der Baureihe 442 befahren, seit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2023 kommen Triebzüge der Baureihe 1440 zum Einsatz.

Literatur

  • Wolfgang Bleiweis, Ekkehard Martin: Fränkische Nebenbahnen: einst und jetzt; Mittel- und Unterfranken. Bufe-Fachbuch-Verlag, Egglham/München 1987, ISBN 3-922138-30-6, S. 109–117.
  • Werner Franke, Alex Schilcher u. a.: S-Bahn Nürnberg Netz ’92. Sonderdruck aus: Die Deutsche Bahn. Ausgabe 11/92. Hestra-Verlag, Darmstadt 1992.
Commons: Feucht–Altdorf railway line – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Eisenbahnatlas Deutschland. 11. Auflage. Schweers + Wall, Köln 2020, ISBN 978-3-89494-149-9.
  2. Infrastrukturregister
  3. a b c d Manfred Bräunlein: 150 Jahre Eisenbahn in Nürnberg. Bufe-Fachbuch-Verlag, Egglham 1985, ISBN 3-922138-20-2 (formal falsch), S. 114–116.
  4. a b c Kosmas Lutz: Der Bau der bayerischen Eisenbahnen rechts des Rheins. 1883, S. 202 f. (digitale-sammlungen.de).
  5. Verkauf des Empfangsgebäudes Winkelhaid (Bahnlinie Feucht – Altdorf) mit ca. 480 m² Umgriff. In: Amtsblatt der Bundesbahndirektion Nürnberg. Nr. 16, 23. März 1984, ZDB-ID 563443-X, S. 125 (verfügbar auf Commons).
  6. Inbetriebnahme der Fernsteuerung des Bf Altdorf. In: Amtsblatt der Bundesbahndirektion Nürnberg. Nr. 18, 6. April 1984, ZDB-ID 563443-X, S. 137 (verfügbar auf Commons).
  7. a b c Hans Bleiche: Die S-Bahn-Strecke nach Lauf (links Pegnitz) und weitere Planungen. In: Die Bundesbahn. Nr. 9, 1987, ISSN 0007-5876, S. 775–782.
  8. Jürgen Seiler: Erste Baustufe der Nürnberger S-Bahn vollendet. In: Eisenbahntechnische Rundschau. Nr. 7/8, 2001, S. 438.
  9. Gunther Schmidt: Umwandlung von Betriebsstellen zum Fahrplanwechsel 1997/1998, S-Bahn Nürnberg Hbf - Feucht - Altendorf (GB-übergreifende Information). In: Deutsche Bahn AG (Hrsg.): Geschäftliche Mitteilungen. 2. Mai 1997, ZDB-ID 1241824-9 (Die Meldung war aus damaliger Sicht in die Zukunft gerichtet.).
  10. Planung S2 Roth-Nürnberg-Altdorf Bahnsteigabsenkung/Gleisanhebung Baustufe 2+3, Lph 3+4, optional Lph 6. In: bieterportal.noncd.db.de. DB Netz, 23. Dezember 2021, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 16. Januar 2022.@1@2Vorlage:Toter Link/bieterportal.noncd.db.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  11. Freistaat Bayern und DB investieren weiter in die Nürnberger S-Bahn. Deutsche Bahn, 31. Juli 2023, archiviert vom Original am 5. Juni 2025; abgerufen am 26. Oktober 2023.
  12. S-Bahn zwischen Feucht und Altdorf fällt wochenlang aus. In: br.de. 13. August 2018, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 18. August 2018; abgerufen am 18. August 2018.