Bahnstrecke Eglisau–Neuhausen

Eglisau–Neuhausen (CH)
Strecke der Bahnstrecke Eglisau–Neuhausen
Streckennummer (BAV):770
Fahrplanfeld:760
Streckenlänge:17,88 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Stromsystem:15 kV 16,7 Hz ~
Maximale Neigung: 13 
Zweigleisigkeit:Hüntwangen-Wil–Rafz,
Jestetten Süd–Fischerhölzli
Strecke
von Winterthur
Bahnhof
22,25 Eglisau 390,2 m
Abzweig geradeaus und nach links
nach Koblenz
Brücke über Wasserlauf
Rheinbrücke Eglisau (440 m)
Bahnhof
23,60 Hüntwangen-Wil 393,2 m
Bahnhof
27,04 Rafz 423,5 m
ehemalige Blockstelle
Lottstetten Süd (geplant)
Grenze
29,30 Landesgrenze CH-D
Bahnhof
30,16 Lottstetten 448,3 m
Blockstelle
32,40 Jestetten Süd 438,1 m
Bahnhof
34,33 Jestetten 437,9 m
ehemaliger Bahnhof
36,42 Altenburg-Rheinau 428,0 m
Grenze
37,50 Landesgrenze D-CH
Blockstelle
37,73 Fischerhölzli 415,8 m
Tunnel
Fischerhölzli (112 m)
Brücke
Schweizerhof II (84 m)
Brücke
Schweizerhof I (82 m)
Haltepunkt / Haltestelle
39,0 Neuhausen Rheinfall 402 m
Tunnel
Neuhausen (144 m)
Abzweig geradeaus und von rechts
von Winterthur
Bahnhof
40,13 Neuhausen 397,2 m
Strecke
nach Schaffhausen

Die Bahnstrecke Eglisau–Neuhausen ist eine grenzüberschreitende Eisenbahnstrecke in der Schweiz und in Deutschland. Sie führt von Eglisau im Kanton Zürich über Baden-Württemberg nach Neuhausen im Kanton Schaffhausen.

Die Strecke wurde 1897 von der Schweizerischen Nordostbahn in Betrieb genommen und mit deren Verstaatlichung 1902 von den Schweizerischen Bundesbahnen übernommen. Als Teil der kürzesten Verbindung zwischen Zürich und Schaffhausen sowie zwischen Zürich und Stuttgart erhielt sie eine große Bedeutung im Schweizer Binnenverkehr sowie im internationalen Fernverkehr. Die Strecke wurde 1928 elektrifiziert und ab 2009 abschnittsweise auf Doppelspur ausgebaut.

Infrastrukturbetreiberin sind die Schweizerischen Bundesbahnen.

Geschichte

Planung, Bau und Eröffnung

Schaffhausen ist bereits seit 1857 mit dem Schweizerischen Eisenbahnnetz verbunden, die damals eröffnete Rheinfallbahn führt jedoch über Winterthur. Weil diese vor allem als Gotthardzubringer nicht mehr den Bedürfnissen entsprach, beschloss die Schweizerische Nordostbahn den Bau einer direkteren Strecke. Da diese bei Jestetten und Lottstetten über deutsches Gebiet führt, wurde am 21. Mai 1875 zwischen der Schweiz und dem Grossherzogtum Baden ein Staatsvertrag abgeschlossen, welcher den Bau und Betrieb regelt.[1]

Die Strecke wurde am 1. Juni 1897 von der Schweizerischen Nordostbahn als letzter Abschnitt der Relation ZürichBülachSchaffhausen eröffnet.[2]

Der Abschnitt Eglisau–Bülach der bereits am 1. August 1876 eröffneten Bahnstrecke Winterthur–Koblenz wurde im Zusammenhang mit dem Bahnbau nach Schaffhausen auf Doppelspur ausgebaut.

Elektrifikation

Am 15. Dezember 1928 wurde der elektrische Betrieb mit 15'000 Volt und 16,7 Hz zwischen Zürich und Schaffhausen aufgenommen.

Doppelspurausbau

Zwischen Hüntwangen-Wil und Rafz wurde die Strecke ab dem 29. Mai 2009 auf Doppelspur ausgebaut[3] und die Doppelspur im Dezember 2010 in Betrieb genommen. Zwischen Jestetten und Neuhausen endete gleichzeitig aufgrund der geringen Nutzung von werktäglich rund 100 Ein- und Aussteigern und allenfalls nötigen Kosten für Perronverlängerungen die Bedienung von Altenburg-Rheinau.[4] In diesem Streckenabschnitt wurde stattdessen im Dezember 2015 die Haltestelle Neuhausen Rheinfall in Betrieb genommen.[5][6] 2012 erfolgte die Inbetriebnahme der Doppelspur Jestetten Süd-Fischerhölzli.[7]

Für den Doppelspurausbau Lottstetten Süd–Jestetten Süd war Mitte 2025 die Auslegung im Planfeststellungsverfahren bzw. die Auflage für den kürzen Schweizer Abschnitt im Plangenehmigungsverfahren.[8][9] Die Schweizerischen Bundesbahnen planten dabei mit einer rund vierjährigen Bauzeit mit dem Baustart Januar 2027 und der Inbetriebnahme Dezember 2030.[10] Die über den Ausbauschritt 2035 des Bundes finanzierten Gesamtkosten wurden auf rund 180 Millionen Franken geschätzt.[11]

Die übrigen Abschnitte bleiben vor allem wegen ihrer Kunstbauten einspurig, da bei diesen ein Ausbau sehr aufwändig wäre.

Unfall

Am 20. Februar 2015 kollidierten im Bahnhof Rafz bei gestörter Betriebslage zwei Züge bei einer Flankenfahrt. Ein durchfahrender InterRegio-Zug Zürich–Schaffhausen fuhr seitlich in einen S-Bahn-Triebzug, der von Rafz nach Schaffhausen unterwegs war und trotz des Halt zeigenden Signals losgefahren war. Sechs Personen wurden verletzt, der als Ausbilder tätige Lokomotivführer des Interregios schwer. Wegen einer Lücke im Zugbeeinflussungssystem ZUB konnte dieses den Zusammenstoss nicht verhindern.[12]

Streckenbeschreibung

Bahnstrecke Eglisau–Neuhausen (oben) und Rheinfallbahn (unten) bei Neuhausen

Die Bahnstrecke zweigt in Eglisau von der Bahnstrecke Winterthur–Koblenz ab. Auf der 440 Meter langen Eglisauer Brücke wird der Rhein überquert. Anschliessend folgen die beiden Bahnhöfe Hüntwangen-Wil und Rafz. Danach folgen die drei auf deutschem Gebiet liegenden Bahnhöfe Lottstetten, Jestetten und Altenburg-Rheinau, wobei die Station Altenburg-Rheinau aufgegeben wurde. Wieder auf schweizerischem Staatsgebiet waren dem nördlichen Rheinufer folgend vier grössere Kunstbauten notwendig: der 112 Meter lange Fischerhölzli-Tunnel, die 84 Meter lange Brücke Schweizerhof II, die 82 Meter lange Brücke Schweizerhof I und der 144 Meter lange Neuhausen-Tunnel. In Neuhausen mündet die Strecke in die Rheinfallbahn.

Bei der Streckenkilometrierung wurde die Kilometrierung der Bahnstrecke Winterthur–Koblenz mit dem Nullpunkt im Bahnhof Winterthur fortgesetzt.

Betrieb

InterCity auf der Rheinbrücke Eglisau

Die Strecke unterliegt den schweizerischen Bahnbetriebsvorschriften und dem Schweizer Binnentarif. Auf dem Abschnitt Schaffhausen–Lottstetten gelten auch die Freifahrt mit dem deutschen Schwerbehindertenausweis und das Deutschlandticket.[13][14]

Die Strecke wird im Fernverkehr seit dem Fahrplanwechsel vom 9. Dezember 2012[7] im Halbstundentakt bedient.[15] Dabei verkehren jeweils stündlich folgende Linien:

Der Nahverkehr besteht aus der stündlich über die Gesamtstrecke verkehrenden Linie S 9 der S-Bahn Zürich, die zu den Hauptverkehrszeit morgens und abends auf einen Halbstundentakt verdichtet wird,[15] und der Linie S 65 der S-Bahn Schaffhausen außerhalb der Hauptverkehrszeiten stündlich verkehrt und abschnittsweise einen Halbstundentakt herstellt.

Im Ausbauschritt 2035 ist ein systematischer Halbstundentakt der S-Bahn vorgesehen.[15]

Im durchgehenden Güterverkehr sind ganztägig zwei Trassen pro Stunde und Richtung zwischen Rangierbahnhof Limmattal und Schaffhausen Güterbahnhof geplant. Für die Hauptverkehrzeit-Verstärker werden eigentlich für den Güterverkehr vorgesehene Fahrplantrassen von S-Bahn-Zügen genutzt und somit die Leistungsfähigkeit und Flexibilität des Güterverkehrs erheblich eingeschränkt.[15] Transitgüterzüge ab Kornwestheim Rangierbahnhof über die Gotthardbahn nutzen diese Trassen. Zusätzlich generieren die Kieswerke im Rafzerfeld von zahlreichen Anschlussgleisen zwischen Hüntwangen und Rafz ein grosses Schienenverkehrsaufkommen durch Versand von Kies per Bahn und Auffüllen der abgebauten Kiesgruben mit Aushubmaterial von Grossbaustellen im gesamten Kanton Zürich in Blockzügen.

Literatur

  • Hans G. Wägli: Schienennetz Schweiz und Bahnprofil Schweiz CH+. AS Verlag, Zürich 2010, ISBN 978-3-909111-74-9.
Commons: Bahnstrecke Eglisau–Neuhausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Staatsvertrag zwischen der Schweiz und dem Grossherzogtum Baden betreffend die Verbindung der beiderseitigen Eisenbahnen bei Schaffhausen und bei Stühlingen Transkript auf Fedlex.
  2. Ottokar Krodym: Von Eglisau nach Schaffhausen. In: Die Schweiz: schweizerische illustrierte Zeitschrift. Band 1. Verlag des Polygraphischen Instituts, Zürich 1897, S. 195−198, doi:10.5169/seals-572958.
  3. Hüntwangen - Rafz. (Memento vom 14. Dezember 2013 im Internet Archive) Bundesamt für Verkehr.
  4. Andrea Söldi: Ab Sonntag brausen die Züge hier vorbei. In: Tages-Anzeiger Zuerich, 12. Oktober 2010.
  5. Neue Haltestelle Neuhausen Rheinfall. (Memento vom 29. November 2020 im Internet Archive) (PDF; 174 kB) Schweizerische Bundesbahnen, 2014.
  6. Neue SBB-Bahnhaltestelle "Neuhausen Rheinfall" mit Liftverbindung zum Rheinfallgebiet. Koordinationsstelle Öffentlicher Verkehr Kanton Schaffhausen, 22. Oktober 2018.
  7. a b Schaffhausen – Zürich: Fernverkehr neu im Halbstundentakt. In: Bahn-Nachrichtenarchiv. Gerd Maron, 8. Dezember 2012, abgerufen am 9. August 2025.
  8. Doppelspurausbau Lottstetten – Jestetten Süd inkl. Bahnsteig Lottstetten. Regierungspräsidium Freiburg, 2025, abgerufen am 2. August 2025.
  9. AS35 Lottstetten – Jestetten Süd, Doppelspurausbau inkl. Perronkante Lottstetten Kantone/Land: Zürich Schweiz (und Baden-Württemberg Deutschland) Gemeinden Rafz (CH), Lottstetten und Jestetten (Deutschland). Kanton Zürich, 2025, archiviert vom Original am 16. Juni 2025; abgerufen am 4. August 2025.
  10. Matthias Reinhardt, Martin Wüst: STEP AS35 Lottstetten-Jestetten Erläuterungsbericht. Schweizerische Bundesbahnen, 28. Februar 2025, S. 53, 54 (landbw.de [PDF; 1,7 MB; abgerufen am 4. August 2025]).
  11. Doppelspurausbau Lottstetten–Jestetten. Schweizerische Bundesbahnen, abgerufen am 1. August 2025.
  12. Walter von Andrian, Fabian Scheeder: Die Kollision in Rafz. In: Schweizer Eisenbahn-Revue. Nr. 4. Minirex, 2015, ISSN 1022-7113, S. 170–174.
  13. Geltungsbereich des Deutschland-Tickets für den Schienenverkehr. (PDF; 213 kB) DB Fernverkehr, 21. Dezember 2023, S. 10, abgerufen am 9. August 2025.
  14. Strecke Schaffhausen (Schweiz) — Lottstetten (Deutschland). In: ÖPNV-Info.
  15. a b c d Matthias Reinhardt, Martin Wüst: STEP AS35 Lottstetten-Jestetten Erläuterungsbericht. Schweizerische Bundesbahnen, 28. Februar 2025, S. 5 (landbw.de [PDF; 1,7 MB; abgerufen am 4. August 2025]).