Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall

Die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall (BESH) ist ein Zusammenschluss landwirtschaftlicher Betriebe im Raum Hohenlohe mit Sitz in Wolpertshausen bei Schwäbisch Hall. Die Gemeinschaft wurde 1988 gegründet und ist vor allem für die Erhaltung und Vermarktung des Schwäbisch-Hällischen Landschweins bekannt.[1] Neben Schweinen werden auch Limpurger Weiderinder, Kälber und Schafe in artgerechter Aufzucht erzeugt und vermarktet.[2]

Geschichte

Die Entstehung der Erzeugergemeinschaft geht auf die Mitte der 1980er-Jahre zurück. 1986 gründeten Landwirte die Züchtervereinigung Schwäbisch-Hällisches Schwein, um die fast ausgestorbene alte Landrasse wiederzubeleben.[3] Am 20. Juli 1988 folgte die Gründung der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft durch acht Landwirte als bäuerliche Solidargemeinschaft. Initiator war der Landwirt und Agraringenieur Rudolf Bühler,[4] der von seinem Sonnenhof aus in Wolpertshausen den Aufbau organisierte und seither als gewählter Vorsitzender die Erzeugergemeinschaft leitet.[5]

Ziele und Organisation

Die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft verfolgt das Ziel, bäuerliche Strukturen zu erhalten, eine artgerechte Tierhaltung zu gewährleisten, für welche sie 1988 erstmals verbindliche Standards entwickelte, und regionale Lebensmittel zu erzeugen. Zentrale Prinzipien sind:

  • ökologische Tierhaltung sowie artgerechte Haltung mit Stroheinstreu und Auslauf
  • Fütterung mit regionalen pflanzlichen Futtermitteln ohne Gentechnik und ohne chemisch-pharmazeutische Wachstumsförderer, Verbot von Tropensoja
  • regionale Erzeugung innerhalb von Schwäbisch Hall und angrenzenden Landkreisen
  • eigene Schlachtung am Erzeugerschlachthof Schwäbisch Hall, welcher bundesweit als erster Tierwohlschlachthof gilt

Die Mitglieder verpflichten sich zur Einhaltung verbindlicher Erzeugerrichtlinien.[6] Diese regeln Zucht, Mast, Schlachtung und Verarbeitung. Auch externe Kontrollen durch akkreditierte Prüfstellen sind vorgeschrieben. Im Gegenzug haben die Mitglieder eine Abnahme- und Preisgarantie. Heute gehören über 1500 Bauernhöfe zur Gemeinschaft, die gesamte Wertschöpfungskette From Field to Fork ist in bäuerlicher Hand.[7]

EU-Anerkennung

1998 erkannte die Europäische Union die Richtlinien der Erzeugergemeinschaft als Grundlage für die Erzeugung einer traditionellen Spezialität an.[8] Seither ist das „Schwäbisch-Hällische Qualitätsschweinefleisch“ mit der geschützten geografischen Angabe (g.g.A.) registriert. Es darf nur in der Region um Schwäbisch Hall nach den festgelegten Verfahren erzeugt werden.[9]

Forschung

Seit 2023 ist die BESH Trägerin des EU-geförderten Forschungsprojekts Climate Fair Pork.[10] Ziel ist die Entwicklung eines Zertifizierungssystems für klimafreundlich erzeugtes Fleisch entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Im Ergebnis wurde wissenschaftlich nachgewiesen, dass das Schwäbisch-Hällische Qualitätsschweinefleisch g.g.A. als Bio-Produkt der Gemeinschaft rund 54 % weniger CO₂-Emissionen aufweisen als konventionell erzeugtes Fleisch, die Premiumvariante rund 52 % weniger. Grundlage sind regionale Futtermittel ohne Gentechnik, artgerechte Tierhaltung, kurze Transportwege und eine CO₂-freie Schlachtung.[11]

Literatur

  • Rudolf Bühler: Bäuerliche Selbsthilfe hat Tradition: Von Raiffeisen bis zur Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall. In: Der Goldene Pflug, 17/2009. Volltext
  • Josef Thaller, Rudolf Bühler: Das Beste vom Schwäbisch-Hällischen Landschwein, 4. Aufl., Wolpertshausen 2016, ISBN 3-89977-400-0.

Einzelnachweise

  1. Philip Sloan, Willy Legrand, Clare Hindley: The Routledge Handbook of Sustainable Food and Gastronomy. Routledge, 2015, ISBN 978-1-134-45740-3 (google.de [abgerufen am 15. September 2025]).
  2. Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall (BESH). In: Deutschland - Land der Ideen. Abgerufen am 15. September 2025.
  3. Sabine Herre: Ein Schwein von Welt. In: taz. 13. Januar 2006, abgerufen am 15. September 2025.
  4. Die Geschichte einer Agrarwende - Wie ein Bauer eine Region zum Blühen brachte. In: forum nachhaltig wirtschaften. Abgerufen am 15. September 2025.
  5. Landwirtschaft: Gemeinde Wolpertshausen. Abgerufen am 15. September 2025.
  6. Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall (BESH): Verbindliche Erzeugerrichtlinien für Schwäbisch-Hällisches Qualitätsschweinefleisch g.g.A. aus kontrollierter und artgerechter Erzeugung. Abgerufen am 15. September 2025.
  7. S. W. R. Aktuell: Bauern haben mit der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall ein Auskommen. 7. April 2024, abgerufen am 15. September 2025.
  8. Schwäbisch-Hällisches Qualitätsschweinefleisch. In: Genuss Erbe. Abgerufen am 15. September 2025.
  9. ggA: geschützte geografische Angabe. In: Schwäbisch-Hällisches Qualitätsschweinefleisch g.g.A. Abgerufen am 15. September 2025.
  10. S. W. R. Aktuell: Schweinefleisch aus Hohenlohe: Nur halb so viel CO2 wie herkömmliches. 18. Juni 2024, abgerufen am 15. September 2025.
  11. Bäuerliche Erzeugergemeinschaft gewinnt zukunftsweisendes Forschungsprojekt. In: Biopress. Abgerufen am 15. September 2025.