Australischer Drüsengänsefuß

Australischer Drüsengänsefuß

Australischer Drüsengänsefuß (Dysphania pumilio)

Systematik
Ordnung: Nelkenartige (Caryophyllales)
Familie: Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae)
Unterfamilie: Chenopodioideae
Tribus: Dysphanieae
Gattung: Drüsengänsefüße (Dysphania)
Art: Australischer Drüsengänsefuß
Wissenschaftlicher Name
Dysphania pumilio
(R.Br.) Mosyakin & Clemants

Australischer Drüsengänsefuß (Dysphania pumilio), auch Australien-Drüsengänsefuß oder Australischer Gänsefuß genannt[1], ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Drüsengänsefüße (Dysphania) innerhalb der Familie der Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae).

Beschreibung

Scan einer Pflanze
Die rhombisch-eiförmigen, gelappten Laubblätter sind besonders unterseits drüsig.
Die Blütenknäuel sitzen in den Achseln der Laubblätter.

Vegetative Merkmale

Der Australische Drüsengänsefuß ist eine einjährige krautige Pflanze, die mit gebogenen, einreihig mehrzelligen Haaren und kurzgestielten gelblichen Drüsenhaaren bedeckt ist und einen unangenehmen Minze-ähnlichen Geruch verströmt. Der niederliegende oder aufwärts gebogene Stängel ist bei einer Länge von 10 bis 80 Zentimetern vom Grunde an verzweigt mit niederliegenden oder aufsteigenden Ästen.

Die wechselständigen Laubblätter sind in Blattstiel und -spreite gegliedert. Der Blattstiel ist 0,3 bis 1,5 Zentimeter lang. Die blass-grüne, besonders unterseits drüsenhaarige Blattspreite ist bei einer Länge von 0,5 bis 3, selten bis 4 Zentimetern sowie einer Breite von 0,3 bis 1,5 Zentimetern elliptisch bis länglich eiförmig mit drei bis vier gerundeten Blattlappen auf beiden Seiten, an der Basis keilförmig und am oberen Ende gerundet.

Blütenstand und Blüte

Die Blütezeit reicht von Juni bis September. Die Blütenstände setzen sich aus in den Blattachseln sitzenden, dicht knäueligen zymösen Teilblütenständen aus vier bis neun Blüten zusammen. Die blattartigen Tragblätter mit einer Länge von 3 bis 4,5 Millimetern überragen die Blütenknäuel, sie sind elliptisch mit gekerbt-gezähntem Rand und stumpfem oberen Ende.

Die zwittrigen Blüten weisen eine Blütenhülle aus fünf fast bis zur Basis getrennten, anfangs grünen Tepalen auf. Die Blütenhüllblätter sind bei einer Länge von 0,6 bis 0,7 Millimetern sowie einer Breite von 0,2 bis 0,3 Millimetern schmal-elliptisch bis schmal-länglich, auf dem Rücken gerundet und locker drüsenhaarig. Meist sind nur ein oder zwei Staubblätter vorhanden, bisweilen sind sie nicht entwickelt. Der oberständige Fruchtknoten trägt zwei Narben.

Frucht und Samen

Zur Fruchtzeit verhärtet die Blütenhülle und wird weißlich, zwischen den Tepalen ist die Frucht sichtbar. Die häutige, etwas runzelige Fruchtwand liegt dem Samen an. Der rötlich-braune bis rötlich-schwarze, vertikale Same ist bei einem Durchmesser von 0,5 bis 0,7 Millimetern im Umriss eiförmig und am Rand gekielt bis gerundet. Die Samenschale ist glatt.

Chromosomensatz

Als Chromosomenzahl wurde in mehreren Untersuchungen 2n = 18 angegeben.[2] Einmal wurden 2n = 16 gefunden.[3]

Photosyntheseweg

Der Australische Drüsengänsefuß ist eine C3-Pflanze mit normaler Blattanatomie.[4]

Ökologie

Die Bestäubung erfolgt in der Regel durch den Wind.[5]

Der Australische Drüsengänsefuß ist eine Nahrungspflanze für die Bodenwanze „Rutherglen Bug“ (Nysius vinitor).[6]

Vorkommen

Vorkommen am Rand eines Sandbiotops, Babenhausen, Südhessen
Ruderales Vorkommen in einer Pflasterritze in Wien.

Dysphania pumilio ist in Australien heimisch sowie in Tasmanien und Neuseeland verbreitet. Als eingeführte Art kommt er auch in gemäßigten, subtropischen und ariden Regionen anderer Kontinente vor, beispielsweise in Asien (Japan, Iran) im südlichen Afrika, Nordamerika (USA) und Südamerika (Argentinien).[7] In Europa ist er weitverbreitet, als eingebürgert gilt er in den Beneluxländern, Deutschland, Österreich, Tschechien, Ungarn, Spanien, Portugal sowie in der Ukraine.[8]

In Deutschland ist der Australische Drüsengänsefuß um 1890 eingeschleppt worden und ist ein eingebürgerter Neophyt. Er wächst an trockenfallenden Flussufern in Flussmeldenfluren (im System der Pflanzensoziologie: Verband Chenopodion rubri). Außerdem ist er in kurzlebiger Ruderalvegetation an Bahnhöfen, Schuttplätzen oder Wegen zu finden (Klasse Sisymbrietea officinalis).[5] Als wärmeliebende Art gedeiht er bei voller Besonnung auf trockenen, sehr nährstoffreichen, sandig-kiesigen Böden.[3]

Systematik

Dysphania pumilio gehört zur Sektion Orthospora (R.Br.) Mosyakin & Clemants innerhalb der Gattung Dysphania.

Die Erstveröffentlichung erfolgte 1810 durch Robert Brown unter dem Namen Chenopodium pumilio in Prodromus Florae Novae Hollandiae, S. 407.[9] Sergei Mosyakin und Steven Clemants stellten diese Art 2002 als Dysphania pumilio in die Gattung Dysphania (in Ukrajins'kyj Botaničnyj Žurnal, Band 59, 4, S. 382).

Weitere Synonyme für Dysphania pumilio (R.Br.) Mosyakin & Clemants sind Ambrina pumilio Moq., Blitum pumilio (R.Br.) C.A.Mey., Chenopodium glandulosum (Moq.) F.Muell., Chenopodium pumilio R.Br., Teloxys pumilio (R.Br.) W.A.Weber. Gemäß der Flora of North Amerika wurde diese Art oft fälschlich als Chenopodium carinatum bezeichnet.

Wirtschaftliche Bedeutung

Der Australische Drüsengänsefuß gilt in Australien als „Unkraut“ in Weideland, Gärten und Äckern. Er produziert ein Toxin, das die Keimung und das Wachstum von Kulturpflanzen verringert. Unter bestimmten Bedingungen kann er bei weidenden Schafen eine Blausäurevergiftung hervorrufen, während Rinder davon kaum betroffen werden.[6]

Literatur

  • Steven E. Clemants, Sergei L. Mosyakin: Dysphania pumilio, S. 274 – textgleich online wie gedrucktes Werk. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 4: Magnoliophyta: Caryophyllidae, part 1. Oxford University Press, New York / Oxford u. a. 2003, ISBN 0-19-517389-9 (englisch). (Abschnitte Beschreibung, Vorkommen, Systematik)
  • Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2000, ISBN 3-8001-3364-4, S. 87. (Abschnitt Beschreibung)

Einzelnachweise

  1. Datenblatt mit Fotos bei Botanik im Bild. Flora von Österreich, Liechtenstein und Südtirol
  2. Chenopodium pumilio bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis
  3. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Unter Mitarbeit von Theo Müller. 5., überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1983, ISBN 3-8001-3429-2, S. 342.
  4. Gudrun Kadereit, Evgeny V. Mavrodiev, Elizabeth H. Zacharias, Alexander P. Sukhorukov: Molecular phylogeny of Atripliceae (Chenopodioideae, Chenopodiaceae): Implications for systematics, biogeography, flower and fruit evolution, and the origin of C4 Photosynthesis. In: American Journal of Botany, Band 97, Nr. 10, 2010, S. 1664–1687.
  5. a b Dysphania pumilio (R. Br.) Mosyakin & Clemants (Australischer Drüsengänsefuß). auf FloraWeb.de
  6. a b Eintrag bei Herbiguide
  7. Dysphania pumilio im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 6. Dezember 2011.
  8. Pertti Uotila: Chenopodiaceae (pro parte majore). Eintrag Dysphania pumilio In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity. 2011., abgerufen am 6. Dezember 2011.
  9. Erstveröffentlichung eingescannt bei Biodiversity Heritage Library
Commons: Australischer Drüsengänsefuß (Dysphania pumilio) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien