Auguste Charles Valadier

Sir Auguste Charles Valadier KBE CMG (* 26. November 1873 in Paris; † 31. August 1931 ebenda) war ein französisch-amerikanisch-britischer Kieferchirurg und einer der Pioniere der Behandlung von Gesichtsverletzungen im Ersten Weltkrieg.
Leben
1876 wanderte Valadiers Familie in die Vereinigten Staaten aus. Er studierte ab 1898 am Philadelphia Dental College und schloss 1901 seine zahnärztliche Ausbildung als Doctor of Dental Surgery ab. Er praktizierte anschließend einige Jahre in New York. 1910 kehrte er nach Paris zurück, wo er zunächst von November 1910 bis Juni 1911 an der Ecole Odonto-Technique de Paris studierte. Im Juli 1912 erhielt er den Titel eines Chirurgien Dentiste der Medizinischen Fakultät der Universität von Paris und praktizierte seitdem in Paris. Im Juli 1913 heiratete er Alice Wright.
Tätigkeit im Ersten Weltkrieg
Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs bot er als US-amerikanischer Staatsbürger der British Red Cross Society in Paris seine Dienste an und ging in deren Auftrag nach Abbeville. Er gehörte zu den ersten Zahnärzten, welche die britischen Truppen in Frankreich betreuten. Er war zunächst ziviler Mitarbeiter der British Red Cross Society.[1] Im April 1916 wurde er im Ehrenrang eines Major ins Royal Army Medical Corps der British Army eingegliedert.[2][3] 1915 hatte er am 83. (Dublin) General Hospital in Wimereux eine Klinik für Gesichtsversehrte mit 50 Betten eingerichtet, deren Ausstattung er aus eigener Hand finanzierte. Zahntechniker seines eigenen Labors in Paris stellten die verschiedenen Hilfsmittel zur Behandlung von Kieferbrüchen her. Als medizinische Aufsicht wurde Valadier 1915 Harold Gillies zur Seite gestellt, der bei Valadier erstmals Gesichtsverletzte in großer Zahl behandelte und später der erste britische plastische Chirurg wurde. Im Juni 1916 wurde er als Companion des Order of St Michael and St George ausgezeichnet.[4]
Während des Krieges schrieb Valadier mehrere Fachartikel über die Behandlung von Kieferverletzungen, Mund- und plastische Chirurgie sowie Prothesen, basierend auf der Behandlung von über 1000 Fällen von Gesichtsverletzungen.[5] Er riet dazu, Wunden im Gesicht so schnell wie möglich zu schließen, da die Wundränder schnell schrumpfen und die Gesichtsweichteile sonst später nicht mehr passend zusammengefügt werden können. Wundnähte im Mundbereich können die Behandlung von Kieferbrüchen durch Narbenbildung und Kieferklemme komplizieren. Er forderte mit Nachdruck, möglichst alle Zähne der Verletzten zu erhalten. Um das drängende Problem der Wundinfektion im Mundbereich zu behandeln, legte er bei allen Kieferverletzungen, welche die Mundhöhle einbezogen, eine Wunddrainage über einen Einschnitt unterhalb des Unterkiefers. Er entwickelte ein Gerät zur Wundspülung mit abgekochtem Wasser, das mit Hilfe einer Fahrradpumpe in die Wunde gespritzt wurde und als „Feuerspritze“ bekannt wurde.
Um 1918 wurde das Hospital in Wimereux nur noch als Durchgangsstation (clearing station) für Gesichtsversehrte genutzt, die schnellstmöglich weiter in Gillies’ Spezialklinik am Queen Mary’s Hospital nach Sidcup oder ins Croydon Jaw Hospital unter der Leitung von Sir Frank Colyer verlegt wurden. Nach Kriegsende wurden Valadiers Dienste nicht länger benötigt, seine Klinik wurde aufgelöst, woraufhin er am 19. Februar 1919 aus dem Armeedienst ausschied.[6]
Nach dem Krieg
Um 1920 arbeitete Valadier wieder als Zahnarzt in Paris. 1919 verlieh ihm die französische Regierung die Auszeichnung als Chevalier der Ehrenlegion,[7] Auf Vorschlag des British War Office wurde er am 3. März 1920 als Knight Commander des Order of the British Empire geadelt, nachdem er am 1. März 1920 als britischer Staatsbürger naturalisiert worden war.[8][9] Valadier praktizierte weiterhin als Zahnarzt in Paris, wo er 1931 verarmt starb.
Literatur
- J. E. McAuley: Charles Valadier. A Forgotten Pioneer in the Treatment of Jaw Injuries. In: Proceedings of the Royal Society of Medicine. Band 67, August 1974, S. 785–788 (sagepub.com [PDF; abgerufen am 30. August 2025]).
Einzelnachweise
- ↑ London Gazette (Supplement). Nr. 29200, HMSO, London, 18. Juni 1915, S. 6008 (Digitalisat, englisch).
- ↑ London Gazette. Nr. 29600, HMSO, London, 30. Mai 1916, S. 5325 (Digitalisat, englisch).
- ↑ London Gazette (Supplement). Nr. 29633, HMSO, London, 20. Juni 1916, S. 6194 (Digitalisat, englisch).
- ↑ Edinburgh Gazette. Nr. 12957, HMSO, Edinburgh, 30. Juni 1916, S. 1183 (Digitalisat, englisch).
- ↑ Auguste Charles Valadier, H. Lawson Whale: A report on oral and plastic surgery and on prosthetic appliances. In: British Journal of Surgery. Band 5 (17), Juli 1917, S. 151–171, doi:10.1002/bjs.1800051713.
- ↑ London Gazette (Supplement). Nr. 31774, HMSO, London, 10. Februar 1920, S. 1776 (Digitalisat, englisch).
- ↑ London Gazette (Supplement). Nr. 31150, HMSO, London, 28. Januar 1919, S. 1446 (Digitalisat, englisch).
- ↑ London Gazette. Nr. 31891, HMSO, London, 7. Mai 1920, S. 5272 (Digitalisat, englisch).
- ↑ Edinburgh Gazette. Nr. 13578, HMSO, Edinburgh, 19. März 1920, S. 821 (Digitalisat, englisch).