August Ebrard
Johann Heinrich August Ebrard (* 18. Januar 1818 in Erlangen; † 23. Juli 1888 ebenda) war ein deutscher reformierter Theologe.
Leben
Ebrard stammt aus einer adeligen hugenottischen Immigrantenfamilie aus dem Languedoc und war der Sohn des Erlanger Pastors Franz Elias Ebrard und dessen Ehefrau Wilhelmine Dorothea Katharina Hohle. Schon früh war Ebrard von den Lehren von Adolf Harless und Johann Christian Konrad von Hofmann beeindruckt. Auch der Pastor Christian Krafft hatte großen Einfluss auf Ebrard. In den Jahren 1835 bis 1839 studierte er in Erlangen und Berlin und schloss sein Studium erfolgreich ab. Er war Stifter der 1836 gegründeten Studentenverbindung Uttenruthia Erlangen. Nach deren Spaltung im Jahre 1850 in Uttenruthia und Erlanger Wingolf, schloss er sich dem Erlanger Wingolf an. Er fand seine erste Anstellung als Hauslehrer in Friedrichsdorf / Taunus.
Nachdem er 1841 zum Dr. phil. promoviert wurde, berief man ihn im darauffolgenden Jahr als Privatdozent nach Erlangen. Gefördert von Christian Krafft habilitierte sich Ebrard dort und im selben Jahr noch veröffentlichte er seine Wissenschaftliche Kritik der evangelischen Geschichte. Diese war gegen David Friedrich Strauß gerichtet und höchstwahrscheinlich der Anlass seiner sofortigen Berufung als außerordentlicher Professor an die Universität Zürich. Dort gründete er die Zeitschrift Zukunft der Kirche.
Ebrard setzte sich seit 1850 für die Zusammenarbeit reformierter Pfarrer und Gemeindeglieder ein, begründete 1851 die Reformierte Kirchenzeitung und gehörte 1884 zu den Gründern des Reformierten Bundes. Bereits 1843 hatte sich Ebrard mit einer reformierten Liturgik und 1847 mit seinem reformierten Kirchenbuch um die Wiederbelebung der reformierten Gottesdienstform verdient gemacht.
In Erlangen heiratete Ebrard Luise von Loewenich. Mit ihr hatte er drei Söhne, darunter den späteren Historiker Friedrich Clemens Ebrard. 1847 kehrt er als ordentlicher Professor für reformierte Theologie nach Erlangen zurück. Sechs Jahre später berief man ihn als Konsistorialrat und Hauptprediger nach Speyer. Dort versuchte er, ein neues Gesangbuch und die alte reformierte Presbyterialverfassung in der pfälzischen Unionskirche einzuführen. Die Streitigkeiten – gerade in der Frage des Gesangbuches – eskalierten 1860 dermaßen, dass Ebrard 1861 in den vorgezogenen Ruhestand ging. Er ließ sich in seiner Vaterstadt nieder und konnte hier nach einigen Jahren der Pause seine Vorlesungen wieder aufnehmen. 1875 berief man ihn zum Pastor der französisch-reformierten Gemeinde Erlangens, 1876 wurde er zum Moderator der bayerischen Synode reformierter Gemeinden gewählt.
Im Alter von 70 Jahren starb August Ebrard am 23. Juli 1888 in Erlangen.
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August Ebrard -
Handschrift von Ebrard
Neben seinen theologischen Werken veröffentlichte Ebrard juristische, naturwissenschaftliche und politische Schriften. Des Weiteren verfasste er auch belletristische Werke unter den Pseudonymen Gottfried Flammberg, Christian Deutsch und Sigmund Sturm. Er gilt heute noch als einer der bedeutendsten reformierten Theologen des 19. Jahrhunderts.
Theologische Kernfragen
Trotz seiner Vielseitigkeit lassen sich zwei Schwerpunkte im Werk Ebrards ausmachen: die Frage nach der Prädestination und die Frage nach dem Abendmahl. Es geht um die Willensfreiheit des Menschen und um die Union der reformierten Christen in der Abendmahlsfrage.[1] Das Thema des freien Willens wird ihm zum Lebensthema. Er kritisiert die Prädestinationslehre, kommt von ihr aber nicht los.
Schriften (Auswahl)
- Apologetik. Wissenschaftliche Rechtfertigung des Christenthums. Druck und Verlag von C. Bertelsmann, Gütersloh, Zwei Teile 1874/1875 (Digitalisate [1. Aufl.]: 1. Teil 1874, 2. Teil 1875 ⸺ 2. Aufl., Zwei Teile 1878/1880, Digitalisat 2. Aufl.: 1. Teil 1878[2]).
- Die Briefe des Johannis. Nebst einem Anhang über die katholischen Briefe. Erklärt von Joh. Heinr. Aug. Ebrard (= Biblischer Commentar über sämmtliche Schriften des Neuen Testaments. 6. Bd.: Die Briefe des Jakobus, Petrus, Judas und Johannis, 4. Abth.). Unzer, Königsberg 1859 (Digitalisat).
- Der Brief Pauli an die Römer. Übersetzt und erklärt von August Ebrard. Nach dem Tode des Verfassers herausgegeben von Ph. Bachmann. Andr. Deichert’sche Verlagsbuchhandlung Nachf. (Georg Böhme), Erlangen / Leipzig 1890 (Digitalisat).
- Das Dogma vom heiligen Abendmahl und seine Geschichte. 1. und 2. Band. Verlag von Heinrich Zimmer, Frankfurt a. M. 1845–1846 (Digitalisat 1. Band 1845, Digitalisat 2. Band 1846).
- Christliche Dogmatik. Verlag von August Wilhelm Unzer, Königsberg 1851–1852 (Digitalisat, Bd. 1; Bd. 2); 2. Aufl. ebd. 1862–1863 (Digitalisat, Bd. 1; Bd. 2).
- Das Evangelium Johannis und die neueste Hypothese über seine Entstehung. Ein Beitrag zur Kritik der Evangelien. Verlag von Meyer und Zeller, Zürich 1845 (Digitalisat).
- Die evangelische Felddiakonie in Baiern in dem deutschen Bundeskriege 1866. Rückblick auf die Wirksamkeit des Erlanger Central⁃Vereins für ev. Felddiakonie. Andreas Deichert, Erlangen, 1866 (Digitalisat).
- Die Glaubwürdigkeit der Geschichte Jesu und das Alter der neutestamentlichen Schriften (= Sammlung von Vorträgen für das deutsche Volk. Band 1,4). C. Winter’s Universitätsbuchhandlung, Heidelberg 1879 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
- Handbuch der christlichen Kirchen- und Dogmengeschichte. 4 Bände. Verlag von Andreas Deichert, Erlangen, 1865–1866 (Digitalisat 1. Band 1865, Digitalisat 2. Band 1865, Digitalisat 3. Band 1866, Digitalisat 4. Band 1866).
- Die Herrlichkeit des dreieinigen Gottes in dem heiligen Nachtmahle Jesu Christi. Theologisches Sendschreiben an Herrn General⸗Superintendent und Ober⸗Hofprediger Dr. th. Ernst Sartorius als Erwiederung auf dessen „Meditationen“. Verlag von Velhagen und Klasing, Bielefeld 1855 (Digitalisat).
- Die iroschottische Missionskirche des sechsten, siebenten und achten Jahrhunderts, und ihre Verbreitung und Bedeutung auf dem Festland. Verlag von C. Bertelsmann, Gütersloh 1873 (Digitalisat) ⸺ Nachdruck, Olms, Hildesheim / New York 1973, OCLC 74055060, OCLC 832005343.
- Nachtrag:
Bonifatius, der Zerstörer des columbanischen Kirchentums auf dem Festlande. Ein Nachtrag zu dem Werke: „Die iroschottische Missionskirche“. Druck und Verlag von C. Bertelsmann, Gütersloh 1882 (Digitalisat, Digitalisat in der Google-Buchsuche) ⸺ Nachdruck, Olms, Hildesheim / New York 1973, ISBN 3-487-04573-7.
- Nachtrag:
- Die Offenbarung Johannis. Erklärt v. Joh. Heinr. Aug. Ebrard (= Herrmann Olshausen, Johannes Heinrich August Ebrard, August Wiesinger: Biblischer Commentar über sämmtliche Schriften des Neuen Testaments. 7. Bd.). Bei August Wilhelm Unzer, Königsberg 1853 (Digitalisat).
- Reformirtes Kirchenbuch
- Vollständige Sammlung der in der reformirten Kirche eingeführten Kirchengebete und Formulare zum praktischen Gebrauche eingerichtet. Von Aug. Ebrard. Verlag von Meyer und Zeller, Zürich 1846 (Digitalisat).
- Sammlung von in der reformirten Kirche eingeführten Kirchengebeten und Formularen. Von D. Aug. Ebrard. 2. Auflage, in neuer Bearbeitung herausgegeben von Gerhard Goebel. Verlag von Max Niemeyer, Halle a. S. 1889 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
- Versuch einer Liturgik vom Standpunkte der reformirten Kirche. Verlag von Heinrich Zimmer, Frankfurt am Main 1843, OCLC 832255640 (Digitalisat).
- Der Zustand des Christen nach dem Tode. Drei Predigten. Verlag von A. Deichert, Erlangen, 1879 (Digitalisat).
- Gedichte
- Ein Leben in Liedern. Gedichte von Gottfried Flammberg. Zweite vermehrte Auflage. Verlag von Andreas Deichert, Erlangen 1872 (Digitalisat).
- Ein Totentanz. Gedicht in sechsunddreißig Gesängen von Gottfried Flammberg. Verlag von Julius Riegelmann, Wernigerode 1880 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
- 2. Auflage, Verlag von Johannes Lehmann, Leipzig 1885 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
- Übers. von James Macpherson (eigentlicher Verfasser): Ossian's Finnghal. Episches Gedicht aus dem Gälischen metrisch und mit Beibehaltung des Reims übersetzt von August Ebrard. Nebst einem Anhang: Über Alter und Echtheit von Ossian's Gedichten. F. A. Brockhaus, Leipzig 1886 (Digitalisat).
- Varia (Auswahl)
- Die Anfänge des Menschengeschlechts. (= Zeitfragen des christlichen Volkslebens. Bd. 2, Heft 1). Verlag der Zimmer’schen Buchhandlung, Frankfurt a/M. 1876 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
- Bilder aus dem Sevennenkrieg (= Sammlung von Vorträgen für das deutsche Volk. 2,2). C. Winter, Heidelberg 1879 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
- Cheirisophos des Spartiaten Reise durch Böotien. Bei Isarlik als griechisches Manuscript aufgefunden und ins Deutsche übersetzt von Dr. Schliemann d. j.. Friedrich Andreas Perthes, Gotha, 1872 (Digitalisat [1. Auflage] 1872, Digitalisat 2. Auflage 1872).
- Christian Ernst von Brandenburg-Baireuth. Die Aufnahme reformirter Flüchtlingsgemeinden in ein lutherisches Land 1686–1712. Eine kirchengeschichtliche Studie zugleich als Festschrift zum 200jährigen Bestehen der reformirten Gemeinden in Franken. Durck und Verlag von C. Bertelsmann, Gütersloh, 1885 (Digitalisat).
- Duplessis-Mornay. Eine Tragödie von Gottfried Flammberg. H. L. Brönner, Frankfurt a. M. 1859 (Digitalisat).
- E. v. Hartmann’s Philosophie des Unbewussten. Dargestellt und beurtheilt von August Ebrard. Druck und Verlag von C. Bertelsmann, Gütersloh 1876, urn:nbn:de:hbz:6:1-36880.
- Der Feilenhauer. Roman aus dem Fichtelgebirge von Gottfried Flammberg (August Ebrard).
- Zweite Auflage, herausgegeben von Friedrich Clemens Ebrard. Kohler, Wunsiedel 1914.
- Dritte Auflage mit Bildgestaltung von Georg Reichel. Im Selbstverlag Georg Reichel, Hof 1971, gateway-bayern.
- Gustav König. Sein Leben und seine Kunst. Verlag von Andreas Deichert, Erlangen 1871 (Digitalisat).
- Handbuch der mittelgälischen Sprache, hauptsächlich Ossian's. Grammatik, Lesestücke, Wörterbuch. Wilhelm Braumüller, Wien 1870 (Digitalisat) — Nachdruck: Sändig, Wiesbaden 1966, OCLC 252013626, OCLC 252013626.
- Lebensführungen. In jungen Jahren. Druck und Verlag von C. Bertelsmann, Gütersloh 1883 (Digitalisat, Digitalisat).
- Peter Lotich der Jüngere. Sein Leben und eine Auswahl seiner Gedichte metrisch ins Deutsche übertragen. Druck und Verlag von C. Bertelsmann, Gütersloh 1883 (Digitalisat).
- Reise in die Sevennen im Jahre 1877. Mit 4 Landschaftsbildern. Druck und Verlag von C. Bertelsmann, Gütersloh 1880 (Volltext).
- Ricordo. Eindrücke einer Reise im nördlichen Italien in Gedichten von Gottfried Flammberg. Druck und Verlag. von C. Bertelsmann, Gütersloh 1881 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
- Rudolf von der Pfalz. Eine Trilogie von Gottfried Flammberg. Druck und Verlag H. L. Brönner, Frankfurt a. M. 1860 (Digitalisat).
- Schleswig-Holstein. Sechsundvierzig Lieder wider den Dänen von Gottfried Flammberg. Verlag von Theodor Bläsing, Erlangen 1863 (Digitalisat).
- System der musikalischen Akustik. Zur Belehrung für jeden gebildeten Freund der Musik. Verlag von Andreas Deichert, Erlangen 1866 (Digitalisat).
- Das verlorene Söhnchen. Eine Kindergeschichte für Erwachsene von Gottfried Flammberg. Druck und Verlag von J. F. Steinkopf, Stuttgart, 1877 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
Literatur
- Ebrard, Johann Heinrich August. In: Deutsche Biographie (Index-Eintrag).
- Ernst Friedrich Karl Müller: Ebrard, August. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 48, Duncker & Humblot, Leipzig 1904, S. 248–250.
- Georg Biundo: Ebrard, Johann Heinrich August. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 4, Duncker & Humblot, Berlin 1959, ISBN 3-428-00185-0, S. 269 f. (Digitalisat).
- Ernst Friedrich Karl Müller: Ebrard, Johannes Heinrich August. In: Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche (RE). 3. Auflage. Band 5, Hinrichs, Leipzig 1898, S. 130–137. (Digitalisat).
- Friedrich Wilhelm Bautz: Ebrard, Johannes Heinrich August. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 1, Bautz, Hamm 1975. 2., unveränderte Auflage. Hamm 1990, ISBN 3-88309-013-1, Sp. 1449–1450.
- David Stifter: Christian Wilhelm Ahlwardt, Stephan Ladislaus Endlicher und Johann Heinrich August Ebrard im Kontext der Keltologie des 19. Jhs. In: Hans Hablitzel, David Stifter (Hrsg.): Johann Kaspar Zeuß im kultur- und sprachwissenschaftlichen Kontext (19. bis 21. Jahrhundert), Kronach 21. Juli – 23. Juli 2006 (= Keltische Forschungen. Bd. 2). Praesens Verlag, Wien 2007, ISBN 978-3-7069-0421-6, S. 209–253.
- Luca Baschera: Die reformierte Liturgik August Ebrards (1818–1888). Entstehung, Gestalt und heutige Relevanz (= Praktische Theologie im reformierten Kontext. Bd. 5). Theologischer Verlag Zürich, Zürich 2013, ISBN 978-3-290-17675-4, (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Einzelnachweise
- ↑ Paul Jacobs: Ebrard, dem Begründer der Reformierten Kirchenzeitung zum Gedächtnis. In: Reformierte Kirchenzeitung. 100. Jahrgang, Nr. 1 [Jubiläumsausgabe], 1959, ISSN 0724-5939. S. 8–12.
Jacobs behandelt diese Aspekte von Ebrards Leben ausführlicher in seinem Buch
Wille und Wandlung. Die Grundlinien der Theologie Johann Heinrich August Ebrards (= Studien zur Dogmengeschichte und systematischen Theologie. 7). Zwingli-Verlag, Zürich 1955, OCLC 603207529, OCLC 02220480. - ↑ Ein Digitalisat von 2. Teil, 2. Aufl. OCLC 631914479, OCLC 312449707 ist nicht auffindbar, Stand: 30. August 2025.
Weblinks
- Literatur von und über August Ebrard im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Ebrard. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 5, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 286.
- Übersicht der Lehrveranstaltungen von August Ebrard an der Universität Zürich (Sommersemester 1845 bis Sommersemester 1847)