Aufstand der Priester

Hellgraue Mauern mit Schießscharten und einem Eingang mit zwei kugelbekrönten Pfeilern.
Eingang des Fort St Elmo

Der Aufstand der Priester oder die Maltesische Rebellion von 1775[1] war ein Aufstand maltesischer Geistlicher gegen die Herrschaft des Malteserordens. Der Aufstand ereignete sich am 8. September 1775, wurde aber vom Orden innerhalb weniger Stunden niedergeschlagen. Die Rebellen wurden gefangen genommen und teils hingerichtet, teils exiliert oder eingekerkert.

Hintergrund

Die Ursache für die Revolte kann bis ins Jahr 1773 zurückverfolgt werden, als Francisco Ximénez de Texada in Nachfolge des verstorbenen Manuel Pinto de Fonseca zum Großmeister gewählt wurde. Ximénez fand eine geleerte Staatskasse vor und führte Sparmaßnahmen ein, unter anderem die Reduzierung der Ausgaben und die Erhöhung des Maispreises. Diese machten ihn sowohl beim Klerus als auch beim einfachen Volk unbeliebt.[2]

Ximénez erließ ein Edikt, das die Jagd auf Wildkaninchen (maltesisch „Fenek tax-xiber“) durch das einfache Volk verbot,[3] um die Jagd der Elite vorzubehalten.[4] Das Verbot wurde von Bischof Giovanni Carmine Pellerano und dem Klerus abgelehnt. Auch andere Ereignisse führten zu Spannungen zwischen dem Klerus und dem Orden.[5]

Aufstand

Aufgrund der Spannungen zwischen dem Orden und dem Klerus und der negativen öffentlichen Meinung gegenüber Ximénez begannen einige Priester unter der Führung von Don Gaetano Mannarino, sich gegen den Orden zu verschwören. Sie wählten den 8. September (Jum il-Vitorja) als Tag der Rebellion, als die Schiffe des Ordens mit der spanischen Marine auf See waren und in Valletta nur eine schwache Besatzung zurückgeblieben war. An der Planung des Aufstands waren insgesamt 28 Geistliche und eine größere Zahl von Laien beteiligt.[6]

Saint James Cavalier, eine Geschützstellung, die von den Rebellen besetzt worden war. Eine Mauer im Stadtgebiet von Valletta.
Der St. James Cavalier, eine Befestigung, die von den Rebellen besetzt worden war

Am Tag der Revolte erschienen nur 18 der 28 Geistlichen. Trotzdem beschloss Mannarino, den Aufstand fortzusetzen. Eine Gruppe von dreizehn Männern übernahm das Fort St Elmo an der Nordspitze von Valletta, während der Rest der Rebellen den St. James Cavalier (Kavallier ta' San Ġakbu) am gegenüberliegenden Ende der Stadt eroberte. In beiden Fällen wurde die Flagge des Ordens gesenkt und stattdessen das Banner von St. Paul gehisst.[6]

Als der Aufstand bemerkt wurde, rief Ximénez den Staatsrat (Kunsill tal-Istat) zusammen, um zu sehen, wie der Aufstand niedergeschlagen werden könnte. Der Rat schickte den Generalvikar, um die Forderungen der Rebellen zu erfahren. Die Rebellen erklärten sich bereit zu verhandeln. Einmal drohten sie jedoch, das Schießpulvermagazin von St. Elmo in die Luft zu sprengen, was schwere Schäden an der Festung und den Befestigungsanlagen der Stadt verursacht hätte. Aufgrund dessen entschloss sich der Orden, die besetzten Befestigungsanlagen zurückzuerobern. St. Elmo wurde nach einem kurzen Feuergefecht eingenommen, während die Rebellen in St. James sich kurz darauf ergaben. Von den 18 beteiligten Priestern blieben letztlich nur 12 auf ihren Posten.[7]

„Hier geht ein Gerücht, daß zu Malta ein Aufruhr gewesen, und der Großmeister mit einem Steine dabey verwundet worden sey.“

Reichs Post-Reuter vom 3. Oktober 1775 (Abdruck einer Meldung aus Neapel vom 12. September)[8]

„Die Ursache von dem Aufstande zu Malta ist blos in der Rachbegierde der Geistlichkeit, und in einer Geschichte von drey Jahren her zu suchen. Ein Priester hatte damals seinen Oncle und Vetter in ihrem eigenen Hause grausamer Weise ermordet. Der Bluträcher verfolgte den Bösewicht, der sich in den Bischöflichen Pallast rettete. Die weltlichen Richter verlangten viermal die Auslieferung des Verbrechers, man verweigerte sie aber unter dem Vorwande des juris asyli, welches doch nie auf vorsetzliche Mörder gezogen worden. Man war eben im Begriffe, den Thäter fortzuschaffen, und der Strafe gänzlich zu entziehen, als der Großmeister ihn durch Soldaten aus dem Pallast holen lies, wobey es anbeyden Seiten nicht ohne Blutvergiessen abgieng. Der Bischof ward schon zur Zeit des Conclave deswegen zur Verantwortung nach Rom beschieden, er hat sich aber erst vor einiger Zeit eingestellet, und seine Rechtfertigung möchte ihm jetzt noch schwerer fallen. Seit gedachtem Vorfalle glaubte die Malthesische Geistlichkeit immer, ihre Freyheit sey gekränket. Sie suchte sich an dem Großmeister zu rächen, und brauchte die Theurung des Brodtes zum Vorwande, das Volk zum Aufruhr zu bewegen.“

Reichs Post-Reuter vom 24. Oktober 1775 (Meldung aus Neapel vom 3. Oktober)[9]

Nachwirkungen

Nach der Kapitulation wurden die Rebellen in Fort Saint Elmo eingesperrt. Die ersten Prozesse fanden im Oktober 1775 statt und wurden nach dem Tod von Ximénez am 4. November fortgesetzt. Drei der Rebellen (Pasquale Balzan, Michele Tonna und Claudio Chircop) wurden hingerichtet, andere inhaftiert, verbannt oder freigesprochen.[10]

Der Rädelsführer Mannarino war einer von denen, die zu lebenslanger Haft verurteilt wurden. Er wurde schließlich zusammen mit anderen politischen Gefangenen nach über zwanzigjähriger Haft während der französischen Besetzung Maltas im Jahr 1798 freigelassen. Er starb 1814 im Alter von 81 Jahren.[11]

Einzelnachweise

  1. The Magna Curia Castellania. In: Melitensia. The Malta Study Center, Spring 2012, S. 5 (Archivlink).
  2. Peter Fava: A Reign of Austerity: Economic Difficulties During the Rule of Grand Master Ximénez (1773–1775). (PDF; 1,3 MB) In: Storja 1978, S. 42–59.
  3. Paul Portelli: How the wild rabbit was tamed. In: Times of Malta. 4. April 2012 (Archivlink).
  4. Malta’s hunting bans have been contested for centuries, research shows. In: Times of Malta. 17. November 2018.
  5. W. F. Bellizzi: The Rising of the Priests. Malta Historical Society, 2005 (Archivlink).
  6. a b David Borg-Muscat: Reassessing the September 1775 Rebellion: A Case of Lay Participation or a 'Rising of the Priests'. In: Melita Historica. vol. 3, 2, 1933, S. 239–252 (Archivlink).
  7. Sandro Sciberras: Maltese History – E. The Decline of the Order of St John In the 18th Century. St Benedict College (Archivlink).
  8. Neapolis, vom 12. September. In: Reichspostreuter / Reichs(-)Post-Reiter, 3. Oktober 1775, S. 1 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/rpr
  9. Neapolis, vom 3. October. In: Reichspostreuter / Reichs(-)Post-Reiter, 24. Oktober 1775, S. 1–2 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/rpr
  10. David Borg Muscat: Reassessing the September 1775 Rebellion: a Case of Lay Participation or a 'Rising of the Priests'? Malta Historical Society. 2005 (Archivlink).
  11. Michael J. Schiavone: Dictionary of Maltese Biographies Vol. II G-Z. Pubblikazzjonijiet Indipendenza, Pietà, Malta 2009, ISBN 978-99932-91-32-9, S. 1100–1102.