Auerbachsche Waisenhäuser
Die Auerbachschen Waisenhäuser waren Waisenhäuser in Berlin.
Gründer
Baruch Auerbach, ein deutsch-jüdischer Pädagoge (1793–1864), kümmerte sich ab 1833 um Waisenkinder und gründete aus diesem Grund Häuser für eben diese Waisenkinder.
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Geschichte
Bereits 1833 hatte Auerbach im Haus in der Rosenstraße ein Waisenhaus für Knaben gegründet, welches später in die Oranienburger Straße umzog. Am Standort Rosenstraße richtete er dann 1844 das erste Waisenhaus für Mädchen ein. Diese Waisenhäuser waren seinerzeit beispielgebend für die deutschsprachigen Länder. Beide Einrichtungen leitete er bis zu seinem Tod.
Im Jahr 1887 wurden die Waisenhäuser für Knaben und für Mädchen zu den Baruch Auerbach´schen Waisen-Erziehungs-Anstalten für jüdische Knaben und Mädchen zusammengefasst. Dafür entstand in der Schönhauser Allee 162, gegenüber dem Jüdischen Friedhof, ein Neubau, der 1897 eingeweiht werden konnte. Die Architekten Höniger und Sedelmeier hatten ein Ensemble von Backsteingebäuden im neogotischen Stil entworfen und leiteten die Bauarbeiten.[1] Für die Zöglinge gab es das Knaben- und das Mädchenhaus, die durch die Turnhalle und andere Gemeinschaftsräume miteinander verbunden waren. Zudem befand sich in dem Baukomplex ein großer Gemeinschaftsraum, ausgestattet mit einer Orgel, in dem allgemeine Veranstaltungen und auch Fest-Gottesdienste abgehalten werden konnten.[2]
Den Vorplatz des Waisenhauses schmückte ein Standbild Kaiser Friedrichs III. In dem Neubau konnten mehr als 80 Waisen aufgenommen werden; das Haus in der Rosenstraße blieb als Nebenstandort erhalten. 1923 nahm auch die von Hermann Falkenberg neugegründete Liberale Synagoge Nord ihren Sitz in dem Gebäude.
1942 wurden die letzten 89 Lehrer und Zöglinge in das Rigaer Ghetto deportiert. Die Gebäude des Waisenhauses wurden 1945 durch Kriegseinwirkungen zerstört und 1950 abgetragen. Ein Mauerrest blieb erhalten. Das Grundstück wurde später mit einer Wohnanlage überbaut. Eine Informationstafel erinnert heute an die Geschichte des Grundstücks und die mutwillige Zerstörung eines zwischenzeitlich installierten „Denkzeichens“.[3]
Bekannte Kinder, die im Auerbachschen Waisenhaus gelebt haben
Literatur
- Statuten des von Baruch Auerbach gegründeten jüdischen Waisen-Erziehungs-Instituts zu Berlin, Friedländer, Berlin 1839
- Die geschützte Insel, Das jüdische Auerbach'sche Waisenhaus in Berlin von Klaus Hillenbrand, 352 Seiten, 48 Abbildungen, Verlag Hentrich & Hentrich 2024, ISBN 978-3-95565-649-2
Weblinks
- Festschrift zur Feier des hundertjährigen Bestehens der Knabenschule der jüdischen Gemeinde zu Berlin, Seite 58ff: Die Schule unter Leitung von Baruch Auerbach (1829–1851)
- Journal für Prediger, Seite 248: "… über das Waisen-Erziehungs-Institut (…) von Baruch Auerbach"
- Berliner Vereinsbote 26/1897, Seite 3: Baruch-Auerbachsche Waisen-Erziehungs-Anstalten (PDF-Datei; 1,14 MB)
- Hilde Ottenheimer: Baruch Auerbach und sein Werk. In: Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums. 5 (1934), 481–488.
- Prenzlauer Berg - Jüdisches Leben, Seite 16: Baruch-Auerbachsche Waisen-Erziehungs-Anstalt (PDF-Datei; 1,03 MB)
- Alexander Turney Collection am Leo Baeck Institute, New York (auf Englisch) enthält Fotos der Baruch Auerbach'sche Waisen-Erziehungsanstalten der 1920er- und 1930er-Jahre.
- Fotografien aus dem Auerbach'schen Waisenhaus im Bestand des Jüdischen Museums Berlin.
Über das Digitalisierungsprojekt Compact Memory der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main frei zugänglich:
- ... Jahresbericht über die jüdische Waisen-Erziehungs-Anstalt für Mädchen zu Berlin 1854-1856
- ... Jahresbericht über das Jüdische Waisen-Erziehungs-Institut zu Berlin 1834[?]-1843
- Fortsetzung: ... Jahresbericht über das jüdische Waisen-Erziehungs-Institut für Knaben zu Berlin 1844-1852
- Fortsetzung: ... Jahresbericht über die Jüdische Waisen-Erziehungs-Anstalt für Knaben zu Berlin 1853-1857
- Fortsetzung: ... Jahresbericht über die Waisen-Erziehungs-Anstalt für Jüdische Knaben zu Berlin 1858-1860
Einzelnachweise
- ↑ Vgl. Nicola Galliner u. a.: Wegweiser durch das jüdische Berlin; Foto der Ruine auf S. 195.
- ↑ (dritte Spalte, ganz unten): Auerbachsches Waisenhaus, in: Vossische Zeitung, 20. August 1905.
- ↑ Siehe Denkzeichen im Museum ( vom 12. Juni 2003 im Internet Archive)
- ↑ Nachruf auf Walter Frankenstein Mein Freund Walter, von Klaus Hillenbrand, taz 22. April 2025
- ↑ Über zwei Jahre in Berlin abgetaucht - Holocaust-Überlebender Walter Frankenstein ist tot, T-Online 22. April 2025
- ↑ Stimme gegen das Vergessen Holocaust-Überlebender Walter Frankenstein ist tot, n-tv 22. April 2025
- ↑ Im Alter von 100 JahrenHolocaust-Überlebender Walter Frankenstein gestorben, Die Welt 22. April 2025
Koordinaten: 52° 32′ 8,2″ N, 13° 24′ 43,2″ O