Ateret Kohanim

Schild der Yeschiva

Ateret Kohanim ist eine 1978 in Jerusalem gegründete religiös-zionistische Bewegung, die sich zum Ziel gesetzt hat, die jüdische Präsenz in Ostjerusalem, vor allem in der Jerusalemer Altstadt, zu erneuern und zu verstärken. Das Oberhaupt der mit dieser Gemeinschaft verbundenen Jeschiwa ist Schlomo Aviner. Die Jeschiwa verfolgt eine religiöse-nationalistische Ausrichtung.

Geschichte und Zielsetzung

Die Organisation konzentriert sich seit 1978 auf den Erwerb und die Rückführung ehemals jüdischer Immobilien in Ostjerusalem, vor allem in den muslimischen und christlichen Vierteln der Altstadt,[1] die sie als „altes jüdisches Viertel“ betrachtet. Die Jeschiwa dient dabei als geistiges Zentrum, das die religiöse und ideologische Basis für die Aktivitäten von Ateret Kohanim bildet.[2]

Ateret Kohanim bereitet seine Schüler für den Tempeldienst[3] im nach angestrebtem Szenario zu errichtenden jüdischen Tempel auf dem Tempelberg / al-Haram asch-Scharif vor.

Der Milliardär Irving Moskowitz,[4] der den Kauf und Abriss des Jerusalemer Shepherd-Hotel finanzierte,[5] unterstützt sie. 2009 war er auf diese Weise an Aktionen zur Förderung jüdischer Ansprüche im Ostjerusalemer Stadtteil Scheich Dscharrah beteiligt.[4]

Leitung

Shlomo Aviner, 2019

Das geistliche Oberhaupt der Bewegung und der Jeschiwa ist Rabbiner Schlomo Aviner, eine öffentliche Figur im religiös-zionistischen Spektrum. Er prägt die Ausrichtung der Jeschiwa und der Bewegung maßgeblich in ihrer starken Betonung auf Tora-Studium und religiöse Führung im Kontext der jüdischen Siedlungsbewegung in Jerusalem.[6] Aviner gab an, die bevorstehende Ankunft des Messias zu erwarten, er könne aber keine genaue Verhersage über den Zeitpunkt machen.[3] Er ist ein Befürworter der Konversionstherapien für LGBT-Personen.[7] In Erwartung der Apokalypse sei Siedeln in „Judäa-Samaria“ und das Tora-Studium angezeigt.[3]

Kontroversen und Kritik

Ateret Kohanim und die zugehörige Jeschiwa stehen im Zentrum politischer und gesellschaftlicher Kontroversen.[7] Die Organisation wird beschuldigt, durch den Erwerb von Immobilien und die Ansiedlung jüdischer Familien in überwiegend arabischen Vierteln Ostjerusalems zur Vertreibung palästinensischer Bewohner beizutragen. Diese Praxis führt zu Spannungen und Konflikten vor Ort.[2][8]

Kritiker, darunter Menschenrechtsorganisationen und palästinensische Gruppen, werfen Ateret Kohanim vor, durch juristische und politische Mittel die arabische Bevölkerung zu verdrängen. Die israelische Regierung wird teilweise beschuldigt, diese Aktivitäten zu unterstützen oder nicht ausreichend zu unterbinden, was die Situation zusätzlich verschärft.[8]

Einzelnachweise

  1. 150 Israeli Citizens File Landmark Criminal Prosecution of the WAQF Over Temple Mount Destruction. In: PR Newswire. 1. November 2007, archiviert vom Original am 6. Juni 2011; abgerufen am 27. Dezember 2022 (englisch).
  2. a b Ateret Kohanim. In: Jerusalem Story. Abgerufen am 7. Mai 2025 (englisch).
  3. a b c Charles Enderlin: Le grand aveuglement – Israël face à l’islam radical. 2. Auflage. Éditions Albin Michel, Paris 2024, ISBN 978-2-226-49661-4, S. 119.
  4. a b Isabelle Albaret: Sheikh Jarrah. (Lexikonartikel). In: Tilla Rudel (Hrsg.): Jérusalem: Histoire, promenades, anthologie et dictionnaire (= Jean-Luc Barré [Hrsg.]: Collection Bouquins). Éditions Robert Laffont/Centre national du livre, Paris 2018, ISBN 978-2-221-11597-8, S. 1150 f.
  5. Isabelle Albaret: Hôtel Shepherd. (Lexikonartikel). In: Tilla Rudel (Hrsg.): Jérusalem: Histoire, promenades, anthologie et dictionnaire (= Jean-Luc Barré [Hrsg.]: Collection Bouquins). Éditions Robert Laffont/Centre national du livre, Paris 2018, ISBN 978-2-221-11597-8, S. 1058 f.
  6. Das Oberrabbinat bestätigt das Verbot, den Tempelberg zu betreten. In: haGalil.com. 18. Januar 2005, abgerufen am 18. Dezember 2010.
  7. a b Kobi Nachshoni: Rabbi vows to continue gay conversion therapy. In: Ynet. 8. Oktober 2014, abgerufen am 7. Mai 2025.
  8. a b Stuart Winer: Jewish group moves into building in East Jeruslem. In: The Times of Israel. 26. August 2015, abgerufen am 7. Mai 2025.