Armox
Armox ist seit 1983 eine geschützte Marke von Stahlblechen des Stahlkonzerns SSAB. Dieser Panzerstahl zeichnet sich durch eine Kombination von hoher Zähigkeit und Härte aus, die hohen Widerstand gegen Beschuss, Schockwellen und Explosionen bietet, sich aber trotzdem noch mit den üblichen Werkzeugen und Maschinen gut umformen, trennen und bearbeiten lässt.[1]
Armox gibt es in unterschiedlichen Qualitäten und in Materialstärken zwischen 3 und 150 mm und ab Lager standardisiert in Breite von 2400 mm und Längen zwischen 2000 und 6000 mm. Der Hersteller kann auf Kundenwunsch auch andere Stärken und Maße liefern. Die Bleche sind ab Werk mit einem grauen Rostschutz versehen und tragen aufgedruckt den Hersteller, die Markenbezeichnung und eine Produktionsnummer. Die Zahl gibt ungefähr die nominale Brinell-Härte (HBW) an.
- Armox 370T Class 1
- Armox 370T Class 2
- Armox 440T
- Armox 500T
- Armox 520T
- Armox 560T
- Armox 600T
- Armox 620T
- Armox Advance
Eigenschaften
Bleche von Armox 370T, 440T und 500T lassen sich mit Rollen- oder Stempelpressen kalt verformen, wobei die dünneren Stärken naturgemäß dafür besser geeignet sind. Die Bleche lassen sich in der spanenden Bearbeitung mit Werkzeugen mit Hartmetallschneiden bohren, gewindeschneiden, fräsen etc.[2] Die Kaltzähigkeit wird bei Temperaturen bis −40 °C getestet und garantiert.
Der Stahl ist ein Feinkornstahl. Alle Qualitäten sind mit anderen schweißbaren Stahlsorten gut schweißbar. Der hitzebehandelte Stahl gewinnt seine Eigenschaften durch Verarbeitung in thermomechanischen Verfahren und den Härtungs- und Anlassprozess. Das Material ist somit nicht vorgesehen für eine weitere Wärmebehandlung und verändert seine Eigenschaften bei Erhitzen. Bei der Verarbeitung, z. B. Trennen, Schweißen, Beschichtung mit Titannitrid, soll darauf geachtet werden, dass eine materialabhängige Temperatur nicht überschritten wird, um die Materialeigenschaften zu erhalten, dabei sinkt die empfohlene Maximaltemperatur bei steigender Härte. Als Trennverfahren sind bei dünnen Blechen das Laserschneiden und Plasmaschneiden möglich, bei stärkeren Blechen bleiben Trennscheiben und Schweißbrenner. Es empfiehlt sich bei allen Stärken besonders das abrasive Wasserstrahlschneiden, weil dadurch das Material nicht erhitzt und eine Rissbildung verhindert wird.[2]
Bleche aus Armox 370T und 440T sind besonders zäh und zugfest, dadurch widerstandsfähig gegen Rissbildung durch Druckwellen und Explosionen. Das Material verformt und dehnt sich, reißt oder bricht aber nicht. Armox 370T wird im Datenblatt als rolled homogeneous armor plate (RHA) ausgewiesen. Armox 500T[3], 520T, 560T sind sowohl hart, als auch zäh und als sogenannter ballistischer Stahl zum Schutz gegen Beschuss entwickelt. Die Produkte Armox 600T, 620T und Armox Advance sind extrem gehärtete, dafür weniger zähe Bleche, die durch ihre Härte das Eindringen von Geschossen erschweren, aber aufgrund ihrer Brüchigkeit als dünne zusätzliche Schicht aufgeschweißt werden sollten. Beispielsweise kann in einer Verbundpanzerung ein dünner, sehr harter Panzerstahl über eine Lage von zähem Hardox verschweißt werden.[4] Der resultierende Verbund ist dünner als ein RHA-Äquivalent, spart also bei gleichem Schutz an Material und Gewicht.
Die Ramor-Stahlbleche, ebenfalls von SSAB, sind als ballistische Stahlbleche für den zivilen Bereich entwickelt, weniger zäh, deswegen leichter zu bearbeiten. Sie werden beispielsweise als Platten in Schutzwesten eingesetzt, wo es auch auf Materialgewicht ankommt, aber auch für Sicherheitstüren, bei Geldtransportern etc.
Armox 500T ist bereits seit langem führend auf dem Markt, gilt als Branchenstandard und wird häufig bei Materialuntersuchungen zum Vergleich verwendet. Es wird vom Hersteller als „Besonders harter Sicherheitsstahl mit außerordentlicher Zähigkeit“ beschrieben und ist ein guter Kompromiss zwischen Härte und Zähigkeit und verbindet guten Explosionsschutz mit guten ballistischen Eigenschaften, ist dabei noch vergleichsweise gut zu bearbeiten.[5]
| Armox 500T, Mechanische Eigenschaften[5] | ||||
|---|---|---|---|---|
| Dicke
(mm) |
Härte
(HBW) |
Streckgrenze R
(min MPa) |
Zugfestigkeit R
(MPa) |
Bruchdehnung A
(min %) |
| 3,0–80,0 | 480–540 | 1250 | 1450–1800 | 8 |
| 80,1–130,0 | 470–540 | 1200 | 1450–1800 | — |
Der Stahl ist chemisch sehr rein. Durch den Gehalt an Chrom und Nickel hat der Stahl eine höhere Korrosionsbeständigkeit als unlegierter Stahl. Die typische chemische Zusammensetzung der Legierungsbestandteile:
| Armox 500T, Chemische Zusammensetzung (Schmelzenanalyse)[5] | ||||||||
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| C*
(max %) |
Si*
(max %) |
Mn*
(max %) |
P
(max %) |
S
(max %) |
Cr*
(max %) |
Ni*
(max %) |
Mo*
(max %) |
B*
(max %) |
| 0.32 | 0.40 | 1.20 | 0.010 | 0.003 | 1.0 | 1.80 | 0.70 | 0.005 |
| Für Blechdicken >70 mm Cr ≤ 1,5 und Ni ≤3,5.
* Vorgesehene Legierungselemente | ||||||||
Seit 2025 bietet der Hersteller Versionen von Armox an, die ohne fossile Energieträger hergestellt werden. Das Ausgangsmaterial ist in diesem Fall nicht Eisenerz, sondern Eisenschrott. In den Materialeigenschaften des Endprodukts gibt es dabei keinen Unterschied.
Einsatz
Der Einsatz solcher Stähle war anfangs vor allem im Bereich von stark und leicht gepanzerten Militärfahrzeugen wie Kampfpanzern, mechanisierter Infanterie und Mannschaftstransportfahrzeugen. Armox ist in Patria AMV, MOWAG Piranha IV, CV90, Puma, Leopard 2, Dingo 2, MOWAG Eagle IV, Kerametal Aligator eingesetzt, außerdem für Minenräumfahrzeuge wie MineWolf MW330, Armtrac 25, Hydrema 910 MCV, Bofors AB Mine-Guzzler.[6]
Mit der Zeit hat sich das Einsatzspektrum aufgeweitet auf zivile Fahrzeuge wie gepanzerte Limousinen, Geldtransporter, Polizeifahrzeuge, Patrouillenfahrzeuge, für den Grenzschutz etc. Bleche aus Armox 370T und 440T werden für gepanzerte Limousinen bevorzugt, weil sie sich noch ähnlich wie übliche Karosseriebleche verformen und bearbeiten lassen, aber deutlich besseren Schutz bieten.

Der Stahl wird sowohl in zivilen als auch in militärischen Gebäuden mit hohem Schutzbedürfnis eingesetzt. Beispielsweise für kritische Infrastrukturen, Regierungsgebäude, Datenzentren, Tresorräume, Bankschalter, Panikräume, Schutzräume, Bunker, Sicherheitstüren, Sicherheitsrollläden, in Bereichen mit Explosionsgefahr, Wachtposten, Gefängnisse, Munitionslager, Schießständen, Schutzcontainer, Minenkäfige etc. Beispielsweise ist die schwedische Botschaft in Washington D. C. mit Armox geschützt.[6]
Der Stahl kann auch im Schiffsbau an kritischen Stellen eingesetzt werden, um den Rumpf widerstandsfähiger zu machen, ohne die Materialstärke erhöhen zu müssen. Bei Kriegsschiffen nennt der Hersteller den Einsatz zur Härtung der Brücke, für den Schutz der Geschützstände, des Munitionslagers, der Mannschaftsquartiere und Maschinenräume.
Daneben setzen Hersteller den hochwertigen Stahl zur Teilefertigung oder als Konstruktionsstahl in Bereichen ein, in denen Gewicht oder Materialstärke kritisch sind.
Weblinks
Literatur
- Ballistic Testing of SSAB Ultra-High-Hardness Steel for Armor Applications: Dwight D. Showalter, William A. Gooch, Matthew S. Burkins, R. Stockman Koch. In: Army Research Laboratory Aberdeen Proving Ground, MD 21005-5069 ARL-TR-4632 (Hrsg.): MD 21005-5069 ARL-TR-4632. Oktober 2008 (dtic.mil [PDF]).
- Gurnek Tak: Deformation Behavior and Microstructural Evolution of Armox 500T with Varying Strain Rates and Temperatures. Hrsg.: York University. Toronto, Ontario August 2024 (yorku.ca).
Einzelnachweise
- ↑ Armox® protection steel for civilian and defense use. Abgerufen am 6. September 2025 (englisch).
- ↑ a b Expertise - workshop recommendation for Armox protection steel. (ssab.com [PDF]).
- ↑ M. A. Iqbal, K. Senthil, P. Sharma, N. K. Gupta: An investigation of the constitutive behavior of Armox 500T steel and armor piercing incendiary projectile material. In: International Journal of Impact Engineering. Band 96, 1. Oktober 2016, ISSN 0734-743X, S. 146–164, doi:10.1016/j.ijimpeng.2016.05.017 (sciencedirect.com [abgerufen am 7. September 2025]).
- ↑ Die australische Publikation vergleicht die diversen Qualitäten gegenüber militärischen US-Spezifikationen: S.J. Cimpoeru: The Mechanical Metallurgy of Armour Steels. Hrsg.: Australian Government, Department of Defence. Oktober 2016 (dtic.mil [PDF]).
- ↑ a b c SSAB (Hrsg.): Armox Protection Plate, Armox® 500T Datenblatt. 10. März 2025 (ssab.com).
- ↑ a b Arkadiusz Popławski, Piotr Kędzierski, Andrzej Morka: Identification of Armox 500T steel failure properties in the modeling of perforation problems. In: Materials & Design. Band 190, 1. Mai 2020, ISSN 0264-1275, S. 108536, doi:10.1016/j.matdes.2020.108536 (sciencedirect.com [abgerufen am 8. September 2025]).