Argovia philharmonic

Argovia philharmonic, ehemals Aargauer Symphonie Orchester (ASO), ist ein Sinfonieorchester im Schweizer Kanton Aargau.

Geschichte

Das argovia philharmonic wurde 1962 auf Anregung des Aargauer Sängers und Musiklehrers Fritz Guggisberg als Lehrerorchester im Umfeld der Alten Kantonsschule Aarau gegründet. Die Idee dazu entstand an einem Weiterbildungskurs von Aargauer Instrumentallehrern. Unter der Leitung von Urs Voegelin (dem damaligen Dirigenten des Orchestervereins) spielte das Orchester der Aargauer Musiklehrer im Herbst 1963 ein erstes Symphoniekonzert mit der Pianistin Monique Haas. Durch die Initiative von Alfred Weber und dank finanzieller Unterstützung der Koch-Berner-Stiftung konnten weitere Konzertzyklen realisiert und die Musiker erstmals bezahlt werden.

Am 15. Januar 1968 erfolgte die Gründung des «Vereins Aargauer Symphonieorchester» mit Urs Voegelin als Chefdirigenten. 1986 trat Voegelin nach heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Musikern in den Proben als Chefdirigent zurück. 1987–1989 folgten zwei Übergangssaisons mit Gastdirigenten wie Erich Schmid, Francis Travis, Räto Tschupp und Marcello Viotti.[1]

1989 übernahm Raymond Schaerer das Präsidium des ASO. Nach zwei Saisons ohne Chefdirigent wurde Räto Tschupp für das Amt verpflichtet. Er prägte das Orchester nicht nur musikalisch, sondern schaffte dessen kulturpolitische Verankerung im Kanton. 1993/94 wurde Stefan Läderach Konzertmeister.

Im November 2001 übernahm der Brite Douglas Bostock die Leitung des Aargauer Symphonie Orchesters. Mit der Umnutzung und der Eröffnung der Trafohalle im Jahr 2003 wurde in Baden ein zweiter regelmässiger Konzertort gewonnen. Damit ging eine Erweiterung der Abonnements einher: Neu wurde auch ein Abo in Baden angeboten. Im Jahr 2008 spielte das Aargauer Symphonie Orchester mit seinem neuen Konzertmeister Ulrich Poschner erstmals in der Tonhalle Zürich.[2]

2010 wurde das ASO zu einem «Leuchtturm» (einer nichtkantonalen Kulturinstitution von überregionaler Bedeutung mit Betriebsbeiträgen[3]) des Kantons Aargau ernannt. Mit der Jubiläumssaison 2012/13 («50 Jahre ASO») wurde Christian Weidmann neuer Geschäftsführer.

Seit der Saison 2013/14 tritt das Orchester unter der Bezeichnung argovia philharmonic auf. Anstoss zur Umbenennung gab Geschäftsführer Christian Weidmann. Der neue Name soll im Kontext zum Jubiläum des 50-jährigen Bestehens nach aussen wirken, das Selbstbewusstsein des Orchesters manifestieren und einen Aufbruch markieren.[4]

Allgemeines

Das Orchester besteht heute aus zirka 60 Musikern. Gastdirigenten und Solisten musizierten im Verlauf der Jahre mit dem Orchester.

Eine Besonderheit des Orchesters ist die Förderung auch wenig bekannter Werke. So wurden beispielsweise Werke des Komponisten Friedrich Theodor Fröhlich aufgeführt und auch auf CD eingespielt, ebenso die Oper Orfeo des italienischen Komponisten Ferdinando Bertoni; im Jahre 2006 fand im Wasserschloss Hallwyl die Freiluftaufführung einer eigens erstellten deutschen Fassung der Oper La jolie fille de Perth unter dem Namen Die Schöne von Perth statt und ebenfalls 2006 wurde – mit dem Komponisten als Solisten – das Konzert für drei Klaviere und Orchester von Carl Rütti im Saalbau in Aarau uraufgeführt. Eine weitere Uraufführung (2002) und Auftragskomposition des argovia philharmonic war Anstieg-Ausblick von Ulrich Stranz. Da sich das Orchester auch der Musik seines Standortkantons verschrieben hat, sind unter den gespielten Werken oft auch solche von Aargauer Komponisten zu finden, darunter von Friedrich Theodor Fröhlich oder Peter Mieg.

Konzertorte

Das ASO bei einem Auftritt im Aarauer Saalbau

Als ASO hatte das Orchester unter der Leitung von Urs Voegelin mit einer prekären Konzertsaal-Situation zu kämpfen. Für gross besetzte Symphonien war die Akustik in den Gemeindesälen und Kirchen nicht geeignet. Voegelin liess sich davon jedoch nicht beirren und führte regelmässig gross besetzte Bruckner-Symphonien auf.

Ein Meilenstein stellte dann der Umbau der Alten Reithalle dar. Vom Frühling 2019 bis Herbst 2021 wurde das wunderschöne, in Fussnähe zum Bahnhof Aarau gelegene Gebäude zu einem ganzjährig bespielbaren Kulturort umgebaut. Die Eröffnung des Mehrspartenhauses durch die Bühne Aarau erfolgte am 16. Oktober 2021. Der Konzertsaal wurde am 29. Oktober 2021 durch das argovia philharmonic eingeweiht. Die Alte Reithalle hat eine militärische Vergangenheit: Bis 1974 gehörte sie als Reithalle für die Kavallerie zur Aarauer Garnison. Von 2011 bis 2019 wurde sie im Rahmen einer Sommerbespielung vom Theater Tuchlaube Aarau als Haus für zeitgenössische Darstellende Künste und vom argovia philharmonic für einzigartige Musikprojekte genutzt. Mit dem Umbau der Alten Reithalle erhalten der Kanton Aargau und die Stadt Aarau ein schweizweit einmaliges Mehrspartenhaus für die Darstellenden Künste und für die klassische Musik mit flexiblen Zuschauersituationen zwischen 120 und 522 Plätzen.

Für das argovia philharmonic markierte die Eröffnung im Oktober 2021 ein historisches Ereignis: Das Orchester hat damit 58 Jahre nach seiner Gründung seinen eigenen Konzertsaal erhalten und wurde zum Residenzorchester in der Alten Reithalle. In seinem neuen Zuhause tritt das Orchester wie gewohnt sinfonisch und kammermusikalisch auf. Darüber hinaus bietet die wandelbare Halle dem Orchester viel Freiraum für neue Ideen und spannende Projekte für Gross und Klein. Und auch andere renommierte Orchester soll der neue Konzertsaal in den Aargau locken.

Konzertorte des argovia philharmonic sind heute hauptsächlich die Alte Reithalle Aarau und das Kurtheater Baden. Daneben finden regelmässig Konzerte in anderen Orten des Kantons wie Muri, Villmergen, Zofingen, Rheinfelden, Beinwil am See, Möriken, Reinach oder ausserhalb des Kantons wie Olten, Zürich und Luzern statt.

Chefdirigenten

Intendanten

  • Christian Weidmann, 2014–2020
  • Simon Müller, ab 2021

Konzertmeister

  • Stefan Läderach, bis 2003
  • Marc Paquin, 2003–2007
  • Ulrich Poschner, seit 2008

Diskographie (Auswahl)

Literatur

Einzelnachweise

  1. Sybille Ehrismann, Verena Naegele: 50 Jahre ASO im Bild / Das Jubiläumsmagazin. Aargauer Symphonie Orchester, 2012, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 31. Mai 2017.@1@2Vorlage:Toter Link/www.aso-ag.ch (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  2. Sybille Ehrismann, Verena Naegele: 50 Jahre ASO im Bild / Jubiläumsmagazin. Aargauer Symphonie Orchester, 2012, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 7. Juni 2017.@1@2Vorlage:Toter Link/www.aso-ag.ch (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  3. Kantonales Kulturkonzept. Abgerufen am 6. Juni 2017.
  4. Stefan Künzli: Zum 50-jährigen Bestehen: Das ASO heisst neu argovia philharmonic. Aargauer Zeitung, 18. Mai 2013, abgerufen am 30. Mai 2018.