Arabischer Aufstand in Palästina 1936–1939
Der arabische Aufstand, arabisch الثورة العربية, DMG aṯ-ṯaura al-‘arabiyya,[1] auch Großer arabischer Aufstand genannt, bezeichnet eine Serie von Gewaltakten nichtjüdischer arabischer Einwohner Palästinas gegen den jüdischen Jischuv und die Briten im Völkerbundsmandat für Palästina, die sich zwischen April 1936 und April 1939 im Kontext der demografischen, sozialen und politischen Umwälzungen innerhalb der Gesellschaft Palästinas ereigneten. Angeführt wurde er von den sogenannten Nationalkomitees, die zunächst einen Generalstreik initiierten. Mohammed Amin al-Husseinis ad hoc gegründetes Arabisches Hohes Komitee nahm später eine stärkere Stellung ein.[2] Manche Historiker gewichten den Aufstand in seiner zweiten Phase ab 1937 auch als Bauernaufstand[3] gegen die arabische Elite.[4]
Die Zahl der Aufständischen wird zuweilen auf 2.000–5.000 geschätzt, zuweilen mit 9.000–10.000 angegeben.[1][4][3] Die britische Kolonialmacht schlug den Aufstand mit über 20.000 Soldaten gewaltsam nieder.[2][5] Die Zahl der Todesopfer wird auf 3.000–3.700 Araber, 2.000–2.400 Juden und 600 Briten geschätzt.[2][4][3] Zeitgenössische britische Quellen bezeichneten den Aufstand als „disturbances“ (Störungen, Unruhen).[6]
Vorgeschichte
Mehrere Faktoren trugen dazu bei, dass die angestammte arabische Landbevölkerung Palästinas in der Spätzeit der osmanischen Herrschaft und der britischen Mandatszeit verarmte und teilweise ihren Grund und Boden und damit ihren Lebensunterhalt verlor. Zu nennen sind vor allem: 1.) Bereits die Osmanen überbesteuerten die Landbevölkerung in der Spätphase ihrer Herrschaft;[7] während des Ersten Weltkriegs sahen sie sich genötigt, die palästinische Land- und Viehwirtschaft in nicht gesteigertem Maße auszubeuten. In Beschreibungen ist von Abholzung, der Intensivierung des Obstanbaus und Hungersnöten die Rede.[8] 2.) Der zunehmende Antisemitismus in Europa, insbesondere in NS-Deutschland, führte zur verstärkten Einwanderung von Juden nach Palästina. Allein zwischen 1931 und 1939 stieg die jüdische Bevölkerung des Mandatsgebiets von 175.000 auf 460.000 Personen.[2] Diese Immigranten errichteten eine Reihe industrieller Betriebe, die sich jedoch als unwirtschaftlich erwiesen. Die britische Mandatsmacht führte daher 1927 eine Politik ein, mit der die Industrie unterstützt werden sollte, und subventionierte die Betriebe, wohingegen die arabische Landbevölkerung weiterhin mit hohen Steuern belastet war.[9] Zudem entzog die britische Mandatsmacht in mehreren „Konzessionen“ einige der wirtschaftlich bedeutendsten Gebiete (mit Flussläufen und dem Toten Meer) den Arabern, um sie für die zionistische Produktion nutzbar zu machen.[10] 3.) Hinzu kamen der Preisverfall landwirtschaftlicher Erzeugnisse nach dem Ersten Weltkrieg[11] und mehrere in der Mandatszeit dicht aufeinanderfolgende Missernten.[12] Gemeinsam führten alle diese Faktoren dazu, dass große Teile der verschuldeten palästinensischen Bevölkerung gezwungen waren, ihr Land an Banken, arabische Großgrundbesitzer oder immigrierende Zionisten zu verkaufen. Bis 1931 besaßen zwischen knapp 40 und knapp 60 Prozent aller palästinischen Araber gar kein eigenes Land mehr,[13] und bis zu 80 Prozent der arabischen Bauern in Palästina besaßen zu wenig Land, um ihre Familien zu ernähren.[14] Der Trend zu Armut und Mangel beschleunigte sich noch in den frühen 1930er Jahren.[15]
Die Krise war der britischen Mandatsmacht bekannt, wurde aber zum Teil verschleiert[16] und ungenügend bekämpft.[17] So behauptete der Bericht der Peel-Kommission, der nach Ausbruch des Aufstands dessen Gründe untersuchen sollte: „Aufs Ganze gesehen geht es den [Bauern heute] besser als um 1920.“[18] Als Gründe für den Aufstand wurden stattdessen der Wunsch der Palästinenser nach nationaler Unabhängigkeit und ihre Abneigung gegen die Errichtung einer „jüdischen nationalen Heimstätte“ in Palästina identifiziert; dies seien „die einzigen ‚fundamentalen‘ Ursachen“.[19] Der Sekretär des Arabischen Hohen Komitees dagegen identifizierte die britische Wirtschaftspolitik als Grund des Aufstands:
„Die Wirtschaftspolitik des Mandats wird zur wirtschaftlichen Vernichtung der Fellachen führen […] Die Regierung hat eine staatliche Linie verfolgt, sie zu ruinieren, um den arabischen Fellachen dazu zu zwingen, sein Land an die Juden zu verkaufen […] Es ist nicht schwer zu verstehen, dass die wirtschaftlichen Gefahren, die eine große Nation bedrohen, weitere Aufstände und Instabilität hervorrufen werden – besonders dann, wenn diese Gefahren mit politischen Forderungen verknüpft sind.“[20]
Verlauf
Bereits vor dem Beginn der Unruhen im Frühjahr 1936 war es im Mandatsgebiet Palästina zu gewalttätigen Ausschreitungen von Teilen der arabischen Bevölkerung gekommen, den Unruhen von Jaffa 1921 und den Ausschreitungen von 1929. Im Jahr 1935 entdeckten Hafenarbeiter in Jaffa eine Waffen- und Munitionslieferung, als deren Adressat die Zionisten vermutet wurden, was die Furcht der Araber vor ihrer Verdrängung und Entrechtung weiter schürte. Im Norden des Landes wurde etwa zu dieser Zeit zudem der Geistliche Izz ad-Din al-Qassam tätig, der die landlos gewordene, verarmte Landbevölkerung politisierte.[2] Der Aufstand von 1936 nahm größere Ausmaße als die vorhergehenden an. Dies hat Benny Morris zum Teil auf die Hebung des Bildungsstandards und die Verbesserung der infrastrukturellen Vernetzung zurückgeführt, die in den zurückliegenden Jahren feststellbar gewesen sei.[21]
Erste Phase, April bis Oktober 1936

Als Beginn des Aufstands gilt die Ermordung von zwei Juden in Nablus im April 1936.[2] Gewalt und Gegengewalt weiteten sich auf Jaffa aus, wo Araber am 19. April 1936 sechzehn jüdische Hafenarbeiter töteten. Anlass für die Übergriffe war ein Gerücht, wonach Juden eine Frau und drei syrische Arbeiter ermordet hätten. Die britische Polizei griff ein und erschoss sechs Araber.[22] Mohammed Amin al-Husseini versuchte sich am 25. April mit der Gründung des Arabischen Hochkomitees an die Spitze der Bewegung zu stellen. Am 15. Mai begann ein Generalstreik. Auch in dieser Phase kam es zu bewaffneten Auseinandersetzungen, bestimmt wurde sie aber von Akten gewaltlosen Widerstands mit „Protestmärschen und Demonstrationen, Streiks und Boykotten, Nichtzusammenarbeit und zivilem Ungehorsam“.[23]
Jaffa
Im Rahmen der von der britischen Mandatsregierung als Sanierung gerechtfertigten „Operation Anker“ wurden ab dem 16. Juli 1936 während zwei Wochen große Teile der Altstadt von Jaffa, in der ersten Phase die Hochburg des Aufstandes, zerstört, um befahrbare Zugangswege in die den Angreifern Rückzug bietende enge Baustruktur zu schlagen.[3]
Auf dem Land
Der bewaffnete Konflikt verlagerte sich ab Juli 1936 von den Städten in ländliche Regionen.[2] Angriffe kleiner Gruppen bewaffneter Araber auf Juden und Briten hatten hier am 10. Mai im Hügelland rund um Nablus begonnen. Die Aufständischen griffen in dieser kaum mit Fahrzeugen erreichbaren Gegend die Kirkuk-Haifa-Pipeline der Iraq Petroleum Company an. Ab Ende August standen die Angriffe unter der Führung von Fausi al-Kawukdschi, sechs arabische Guerilla-Gruppen unterstellten sich freiwillig seinem Kommando. Fausi stellte sich im Machtkampf zwischen Raghib an-Naschaschibi und Mohammed Amin al-Husseini auf die Seite von Naschaschibi. Im September 1936 entschied die britische Regierung die Entsendung einer ganzen Division nach Palästina. Die dadurch im Land konzentrierten Truppen hätten 40 % der gesamten britischen Truppenstärke entsprochen, doch kam von arabischer Seite zuvor ein Angebot zur Einstellung der Aggression.[3]
Husseini ließ den Generalstreik im Oktober nach 173 Tagen beenden, offiziell auf Bitten der arabischen Monarchen Ägyptens, Transjordaniens und des Iraks.[22] Ein gewichtiger Grund zur Niederlegung des Streiks war die anstehende Zitrusfruchternte, die für die städtischen Pachtgeber eine Haupteinnahmequelle darstellte. Bis zum Oktober 1936 kostete die Revolte 28 Briten, 80 Juden und 197 Arabern das Leben.[3] Die britische Regierung versuchte, durch die Einsetzung der Peel-Kommission Ruhe zu schaffen.[24]
Zweite Phase, September 1937 bis April 1939
.jpg)
Im Juni 1937 verhängten die Briten die Todesstrafe für unerlaubten Waffenbesitz, der vor allem bei Arabern verbreitet war; die Mehrzahl der 112 im Gefängnis Akkon Gehenkten wurden wegen dieses Delikts verurteilt.[25] Als die Peel-Kommission in ihrem Abschlussbericht am 7. Juli eine Teilung des Mandatsgebietes in einen jüdischen und einen arabischen Teil in Aussicht stellte, verweigerte Mohammed Amin al-Husseini in dieser Frage jeden Kompromiss. Die durch den vorangehenden Streik zusätzlich verarmten Bauern erneuerten ihre Revolte im September 1937.[4] Fast 80 % der Anführer der lokalen Aufstände waren Bauern. Sie verweigerten die Bezahlung von Schuldzinsen. Reiche arabische Familien in Haifa flüchteten ins Ausland.[3] In den von ihnen eroberten Dörfern verboten Bauern das Tragen des Tarbusch und verlangten die Verwendung der Kufiya.[4]
Husseini begann indes eine Einschüchterungs- und Mordkampagne gegen alle Araber, die dem Peel-Teilungsplan für Palästina zuzustimmen bereit waren. Unter seinem Druck wurde die arabische Presse gleichgeschaltet, wovon insbesondere die einflussreiche in Jaffa erscheinende Oppositionszeitung Filastin betroffen war. Schätzungen über die von Tätern aus dem Umfeld Husseinis getöteten Araber liegen zwischen 900 und 3.000 Personen.[3]
Die anfängliche Neigung der Briten für die arabische Seite nahm angesichts der andauernden arabischen Angriffe ab. Sie verboten das Arabische Hochkomitee. Ihre Gegenmaßnahmen wurden zunehmend brutaler und nahmen die Eigenschaft persönlich geübter Rache an.[3] Arabische Häuser und Dörfer wurden als Kollektivstrafe für Rebellentätigkeiten gesprengt.[26] Die Briten wendeten Folter an und plünderten, worauf die Militärführung mit Strafandrohungen reagierte.[3] Zusätzliche Polizei- und Militärkräfte wurden nach Palästina verlegt.[27] Unter diesen Männern trat mit den Special Night Squads vor allem der exzentrische Offizier Orde Wingate hervor.[3] Im Oktober 1937 traf zudem der Polizeioffizier Charles Tegart[28] aus Britisch-Indien in Palästina ein. Etwa 50[28][29] sogenannte Tegart-Stellungen[29] entstanden 1938 als befestigte Stützpunkte. Gefangenen ließ er durch Waterboarding[28] misshandeln. Anlass für den Politikwechsel der Briten war insbesondere die Ermordung des britischen Gouverneurs von Galiläa durch Aufständische. Es kam wiederum zu guerillaartigen Angriffen auf jüdische Zivilisten sowie auf britische Polizeistationen.[4] Die jüdischen Paramilitärs der revisionistischen Terrororganisation Irgun, die sich später in der Jewish insurgency (1944–1948) ihrerseits gegen die Briten erhoben, antworteten mit Bombenanschlägen. Auch die zionistische Untergrundarmee Hagana führte militärische Operationen als Vergeltung gegen arabische Dörfer und Stadtteile durch, in denen sie eine Basis der arabischen Guerilla vermutete.[24][22]

Im September und Oktober 1937 leitete die britische Führung energische Maßnahmen zur Niederschlagung der Revolte ein. Ein Grenzzaun, teilweise vermint, wurde errichtet, um die Rebellen vom Nachschub aus dem Libanon abzuschneiden. Ebenso bewaffneten die Briten rund 3.000 Juden als Hilfspolizei, sogenannte Notrim, sowie kleinere Einheiten loyaler Araber, sogenannte „peace bands“ aus dem Umfeld von Raghib an-Naschaschibi.[2] Diese dienten dem Schutz von Arabern vor Übergriffen durch Banden.[3] Daneben errichteten die Briten zahlreiche befestigte Polizeistationen, um die Verkehrswege des Landes zu sichern. Außerdem nahmen sie 300 Personen aus der arabischen Führungsschicht gefangen, darunter Husseini, der jedoch ins Ausland fliehen konnte.[22][24]
Im Frühjahr 1938 erreichte der Aufstand seinen Höhepunkt. Der größte militärische Erfolg der Aufständischen war es, Mitte Oktober 1938 die Jerusalemer Altstadt vorübergehend zu besetzen.[3] Im Sommer 1938 zerstörten 2.000 britische Soldaten unter dem Befehl von General Archibald Wavell den Kern der Guerilla in einer Schlacht bei Dschenin. Bereits gelang es britischen Kräften, den nominellen Oberbefehlshaber des Aufstands, Abd-al-Rahman Al Haj Muhamad, zu töten. Die Rebellion kam daraufhin langsam zum Erliegen. Individuelle Terror- und Gewaltakte setzten sich noch bis ins Jahr 1939 fort.[24][22]
Folgen

Von britischer Seite führte der Aufstand vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs zu Zugeständnissen gegenüber der arabischen Seite. Diese wurden in Form einer Einwanderungsbeschränkung für jüdische Immigranten im Weißbuch von 1939 festgeschrieben. Die Wirtschaftskraft der palästinensischen Araber wurde stark geschädigt; rund 10 % der waffenfähigen männlichen Bevölkerung war tot, interniert oder außer Landes geflohen.[5][24] Die jüdische Seite erlangte durch den Aufstand militärische Sachkenntnis durch die Gründung der Jewish Settlement Police und den Special Night Squads.[22] Sie entwickelte das Konzept der Turm-und-Palisaden-Siedlung zum Schutz ihrer Außenposten. Der Jischuv verstärkte seine Anstrengungen, sich von der arabischen Wirtschaft unabhängig zu machen; u. a. errichtete er einen eigenen Hafenkai in Tel Aviv.[3]
Auf arabischer Seite sorgte der Aufstand durch seine hohe Publizität für eine Internationalisierung des Konfliktes. In den arabischen Ländern wurden die Ereignisse in Palästina genau verfolgt und im Sinne des Panarabismus als ein die gesamte arabische Welt betreffender Konflikt verstanden.[30] In Ägypten wurde der Aufstand von einer Kampagne zahlreicher gesellschaftlicher Akteure unterstützt. Führend hierin waren die Muslimbrüder, die zur Unterstützung Aufständischen Spenden sammelten und zum Boykott jüdischer Geschäftsleute aufriefen. Die Unfähigkeit der ägyptischen Regierung, selbst den palästinensischen Arabern Hilfe zukommen zu lassen, untergrub deren Legitimität in den Augen der Bevölkerung.[31]
Finanzierung
Der Aufstand wurde hauptsächlich von arabisch-islamischen Quellen finanziert. Finanzielle Unterstützung traf aus Teilen der islamischen Welt wie Ägypten, Syrien, dem Irak und Indien ein.[32] In Palästina selbst konnte die einfache Bevölkerung, selbst hoch verschuldet, kaum etwas beitragen.[33] So griff man auf Schmuckspenden von Frauen, Spendenaktionen, „Dschihad“-Steuern auf Zitronenbäume, versteuerte Löhne von Beamten sowie auf erzwungene Abgaben von reicheren Arabern zurück.[34] Das Arabische Hohe Komitee, welches die Finanzierung regelte, wurde im Oktober 1937 von den Briten nach Damaskus vertrieben, was sich negativ auf den Geldfluss auswirkte.[35] Auch der im Exil lebende Husseini schaffte es im Ausland nicht, Finanzmittel für den Aufstand zu generieren.[36] Bis zum Jahr 1938 veranlasste der Mangel an Kapital einzelne Rebellengruppen zu Raub und Erpressung.[37]
Husseini und das Arabische Hohe Komitee erhielten Zuwendungen vom faschistischen Königreich Italien, das zugleich der radikalzionistischen Organisation Betar beistand.[38] Da Italien und Großbritannien im Streit um die Annektierung Äthiopiens lagen, wünschte Italien, Großbritanniens Einfluss in dieser Weltregion zu stören und seine eigenen zu stärken.[39][40] Die italienischen Gelder beliefen sich auf zusammengerechnet etwa £150.000.[41] Der Geldfluss kam jedoch Ende 1938 zum Erliegen.[42] Da der Aufstand erst danach seinen Höhepunkt erreichte, scheint es, dass die italienischen Gelder nie eine entscheidende Rolle gespielt haben.[43] Italienische Versuche, Waffen zu liefern, blieben aufgrund britischer Gegenmaßnahmen erfolglos.[44] Jedoch benutzten die Rebellen die italienischen Gelder, um selber Waffen zu beschaffen und über Syrien nach Palästina zu schmuggeln.[45]
Neben Italien spielte auch Deutschland, das auch Kontakte zu anderen den Briten feindlich gesinnten Bewegungen (wie jenen von Subhash Chandra Bose in Indien oder Pierre Gamayel im Libanon) unterhielt,[2] den Rebellen im beschränkten Maße Gelder zu.[46] Ursprünglich wies Deutschland, seit der Machtergreifung der NSDAP 1933 von diversen arabischen Nationalisten aus Palästina und außerhalb zwecks Hilfe gegen die britischen Kolonialherren kontaktiert, arabische Ansuchen aufgrund seiner zunächst pro-britischen Linie zurück.[47] So schickten auch die Rebellen nach Ausbruch der Revolte mehrere Gesandtschaften, darunter Husseini selbst, die erfolglos um Geld und Waffen baten.[48][49] Erst im Sommer 1938 begann Berlin von seiner englandfreundlichen Linie abzuweichen und in dem Konflikt zu intervenieren, womöglich, um die Briten vom deutschen Einmarsch in die Tschechoslowakei abzulenken.[50] Die Quellenlage zu Deutschlands Geldtransfers ist dürftig, doch scheinen jene vom Botschafter im Irak, Fritz Grobba, sowie der Abwehr unter Admiral Canaris organisiert worden zu sein.[51][52] Das Geld gelangte über Mittelsmänner von Husseini oder via Saudi-Arabien zu den Rebellen.[53] Pläne, Waffen nach Palästina zu schmuggeln, wurden nie umgesetzt.[54]
Literatur
- Nir Arielli: Italian Involvement in the Arab Revolt in Palestine, 1936–1939. In: British Journal of Middle Eastern Studies. 35. Jahrgang, Nr. 2, August 2008, S. 187–204
- Massimiliano Fiore: Anglo-Italian Relations in the Middle East, 1922–1940. Ashgate Publishing, GB 2010, ISBN 978-0-7546-6964-7.
- Jeffrey Herf: Nazi Propaganda for the Arab World. Yale University, New Haven (CT) 2009, ISBN 978-0-300-15583-9.
- Matthew Hughes: Lawlessness was the Law. British Armed Forces, the Legal System and the Repression of the Arab Revolt in Palestine, 1936-1939 in Rory Miller: Britain, Palestine and Empire. The Mandate Years. E-Book, Taylor & Francis, Milton 2010, ISBN 978-1-317-17233-8, S. 141–156.
- Matthew Hughes: Britain’s Pacification of Palestine: The British Army, the Colonial State, and the Arab Revolt, 1936–1939. Cambridge University Press, Cambridge 2019, ISBN 978-1-107-10320-7.
- Edward Horne: A Job Well Done. Being a history of the Palestine Police Force 1920–1948. Anchor Press, Tiptree 1982, ISBN 0-9508367-1-2.
- Oren Kessler: Palästina 1936. Der Große Aufstand und die Wurzeln des Nahostkonflikts. Hanser, Berlin 2025, ISBN 978-3-446-28290-2.
- Benny Morris: Righteous Victims: A History of the Zionist-Arab Conflict, 1881–1999. John Murray Publishers, London 1999, ISBN 978-0-7195-6222-8.
- Francis R. Nicosia: Arab Nationalism and National Socialist Germany, 1933–1939. Ideological and Strategic Incompatibility. In: International Journal of Middle East Studies. 1980, S. 351–372.
- Francis R. Nicosia: Nazi Germany and the Arab World. Cambridge University Press, New York 2014, ISBN 1-107-06712-X.
- Ted Swedenburg: Memories of Revolt. The 1936–1939 Rebellion and the Palestinian National Past. University of Arkansas Press, Fayetteville 2003, ISBN 1-55728-763-5.
- Ted Swedenburg: The Role of the Palestinian Peasantry in the Great Revolt (1936–1939). Wiederabdruck in: Albert Hourani u. a. (Hrsg.): The Modern Middle East. A Reader. I. B. Tauris, London u. a. 2004, ISBN 1-86064-963-7, S. 467–503.
Einzelnachweise
- ↑ a b Jean-Pierre Filiu: Le Milieu des mondes. Une histoire laïque du Moyen-Orient de 395 à nos jours. Éditions du Seuil, Paris 2021, ISBN 978-2-02-142024-1, S. 260.
- ↑ a b c d e f g h i James L. Gelvin: The Israel-Palestine Conflict – One Hundred Years of War. 2. Auflage. Cambridge University Press, Cambridge 2007, ISBN 978-0-521-71652-9, S. 102 f., 105 ff., 109 f., 113 f., 119 f.
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n Michael Joseph Cohen: Britain’s Moment in Palestine – Retrospect and Perspectives, 1917–48. In: Efraim Karsh, Series Editor (Hrsg.): Israeli History, Politics and Society Series. Band 55. Routledge (Taylor & Francis Group), London/New York 2014, ISBN 978-0-415-72985-7, S. 250–253, 270 ff., 274–277.
- ↑ a b c d e f William L. Cleveland, Martin Bunton: A History of the modern Middle East. 5. Auflage. Westview Press (Perseus Books Group), Boulder (Colorado) 2013, ISBN 978-0-8133-4833-9, S. 240.
- ↑ a b Martin Bunton: The Palestinian-Israeli Conflict (= A Very Short Introduction. Nr. 359). Oxford University Press, Oxford 2013, ISBN 978-0-19-960393-0, S. 42 f.
- ↑ Dan Diner: Ein anderer Krieg: Das jüdische Palästina und der Zweite Weltkrieg, 1935–1942. Deutsche Verlags-Anstalt (Penguin Random House), München 2021, ISBN 978-3-421-05406-7, S. 36.
- ↑ Gabriel Polley: „Palestine is Thus Brought Home to England“: The Representation of Palestine in British Travel Literature, 1840–1914. Dissertation, University of Exeter. 2020, S. 254 f. (proquest.com).
- ↑ Kenneth W. Stein: Die politische Tragweite der ländlichen Ökonomie Palästinas 1917 – 1939. In: Linda S. Schilcher, Claus Scharf (Hrsg.): Der Nahe Osten in der Zwischenkriegszeit 1919 – 1939. Die Interdependenz von Politik, Wirtschaft und Ideologie. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1989, ISBN 978-3-515-04424-0, S. 271 f. (emory.edu [PDF]).
Jeffrey D. Reger: „Lamps Never Before Dim Are Being Extinguished from Lack of Olive Oil“: Deforestation and Famine in Palestine at War and in Peace Under the Late Ottoman Empire and Early British Empire, 1910–1920. In: Selena Daly, Martina Salvante, Vanda Wilcox (Hrsg.): Landscapes of the First World War. Palgrave Macmillan, Cham 2018, ISBN 978-3-319-89410-2, S. 48.
Zum Kontext der Ausbeutung speziell des Obstbaus vergleiche Önder E. Akgül: War on the Desert: The Militarization of the Sinai and its Greater Syrian Sacrificial Frontier during World War I. In: International Journal of Middle East Studies. Band 56, Nr. 1, 2024, S. 1–23, hier 18–22, doi:10.1017/S0020743824000163. - ↑ Zur Überbesteuerung der Landbevölkerung vergleiche John H. Simpson: Palestine. Report on Immigration, Land Settlement and Development. His Majesty's Stationery Office, London 1930, S. 65 (hathitrust.org).
Government of Palestine: Report of a Committee on the Economic Condition of Agriculturists in Palestine and the Fiscal Measures of Government in Relation Thereto. 1930, S. 43 f. (birzeit.edu).
Zur Subventionierung der zionistischen Industrie vergleiche den Bericht der Peel-Kommission: Palestine Royal Commission Report. His Majesty's Stationery Office, London 1937, S. 209 (un.org [PDF]).
Zu einem prominenten Beispiel für diese Umverteilung vergleiche Nimrod Ben Zeev: Building to Survive: The Politics of Cement in Mandate Palestine. In: Jerusalem Quarterly. Band 79, 2019, ISSN 2521-974X, S. 45 f. (palestine-studies.org [PDF]). - ↑ Barbara J. Smith: The Roots of Separatism in Palestine. British Economic Policy, 1920–1929. Syracuse University Press, Syracuse 1993, ISBN 978-0-8156-2578-0, S. 116–132.
Jacob Norris: Land of Progress. Palestine in the Age of Colonial Development, 1905–1948. Oxford University Press, Oxford 2013, ISBN 978-0-19-966936-3, S. 139–142, 150–167. - ↑ Mahmoud Yazbak: From Poverty to Revolt: Economic Factors in the Outbreak of the 1936 Rebellion in Palestine. In: Middle Eastern Studies. Band 36, Nr. 3, 2000, S. 93–113, hier 96 f., JSTOR:4284093.
- ↑ Kenneth W. Stein: Die politische Tragweite der ländlichen Ökonomie Palästinas 1917 – 1939. In: Linda S. Schilcher, Claus Scharf (Hrsg.): Der Nahe Osten in der Zwischenkriegszeit 1919 – 1939. Die Interdependenz von Politik, Wirtschaft und Ideologie. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1989, ISBN 978-3-515-04424-0, S. 274 f. (emory.edu [PDF]).
- ↑ Charles Anderson: The British Mandate and the Crisis of Palestinian landlessness, 1929–1936. In: Middle Eastern Studies. Band 54, Nr. 2, 2018, S. 171–215, hier 188, doi:10.1080/00263206.2017.1372427.
- ↑ Shulamit Carmi, Henry Rosenfeld: The Origins of the Process of Proletarianization and Urbanization of Arab Peasants in Palestine. In: Annals of the New York Academy of Sciences. Band 220, Nr. 6, 1973, S. 470–485, hier 472, doi:10.1111/j.1749-6632.1973.tb40263.x.
Ted Swedenburg: The Role of the Palestinian Peasantry in the Great Revolt. In: Ilan Pappé (Hrsg.): The Israel/Palestine Question. Routledge, London 1999, ISBN 978-0-203-00376-3, S. 182 (academia.edu).
Amos Nadan: The route from informal peasant landownership to formal tenancy and eviction in Palestine, 1800s–1947. In: Continuity and Change. Band 36, 2021, S. 233–256, hier 250, doi:10.1017/S026841602100014X. - ↑ Charles Anderson: The British Mandate and the Crisis of Palestinian landlessness, 1929–1936. In: Middle Eastern Studies. Band 54, Nr. 2, 2018, S. 171–215, hier 192 f., 201, doi:10.1080/00263206.2017.1372427.
- ↑ Vergleiche Isaac Sasson, Ronen Shamir: The 1931 census of Palestine and the statistical (un)making of an Arab landless class. In: Middle Eastern Studies. Band 56, Nr. 2, 2019, S. 239–256, doi:10.1080/00263206.2019.1664476. zur Verschleierung der Zahlen landloser Arbeiter im Zensus und Charles Anderson: The British Mandate and the Crisis of Palestinian landlessness, 1929–1936. In: Middle Eastern Studies. Band 54, Nr. 2, 2018, S. 171–215, hier 186, 194 f., doi:10.1080/00263206.2017.1372427. zur Zensur des French-Berichts von 1931 und zur Einführung einer neuen Zählmethode landloser Arbeiter um 1934.
- ↑ Vergleiche Charles Anderson: The British Mandate and the Crisis of Palestinian landlessness, 1929–1936. In: Middle Eastern Studies. Band 54, Nr. 2, 2018, S. 171–215, hier 188–195, doi:10.1080/00263206.2017.1372427.
- ↑ Palestine Royal Commission Report. His Majesty's Stationery Office, London 1937, S. 128 (un.org [PDF]).: „In the light of the foregoing considerations we have come to the conclusion that, despite the disproportion between their numbers and the amount of cultivable land they occupy, the fellaheen are on the whole better off than they were in 1920.“
Vergleiche dazu Charles Anderson: The British Mandate and the Crisis of Palestinian landlessness, 1929–1936. In: Middle Eastern Studies. Band 54, Nr. 2, 2018, S. 171–215, hier 200 f., doi:10.1080/00263206.2017.1372427. - ↑ Palestine Royal Commission Report. (PDF) S. 110 f., abgerufen am 4. April 2024.: „[…] [W]e have no doubt as to what were ‚the underlying causes of the disturbances‘ of last year. They were: –
(i) The desire of the Arabs for national independence.
(ii) Their hatred and fear of the establishment of the Jewish National Home. […]
They were the same underlying causes as those which brought about the ‚disturbances‘ of 1920, 1921, 1929 and 1933.
[…] They were the only ‚underlying‘ causes.“ - ↑ Übersetzt nach Mahmoud Yazbak: From Poverty to Revolt: Economic Factors in the Outbreak of the 1936 Rebellion in Palestine. In: Middle Eastern Studies. Band 36, Nr. 3, 2000, S. 93–113, hier 100, JSTOR:4284093.
- ↑ Benny Morris: 1948. A History of the First Arab-Israeli War. 2008, S. 12 ff.
- ↑ a b c d e f Martin van Creveld: The Sword and the Olive. A critical history of the Israeli Defence Force. Public Affairs, New York 2002, ISBN 1-58648-155-X, S. 36–41.
- ↑ Übersetzt nach Marwan Darweish, Andrew Rigby: Popular Protest in Palestine. The Uncertain Future of Unarmed Resistance. Pluto Press, London 2015, ISBN 978-0-7453-3510-0, S. 21.: „This was a period when the dominant forms of resistance were overwhelmingly unarmed, with a whole range of symbolic, polemical, offensive and defensive forms of resistance practised: protest marches and demonstrations, strikes and boycotts, non-cooperation and civil disobedience.“
- ↑ a b c d e Benny Morris: 1948. A History of the First Arab-Israeli War. 2008, S. 16–21.
- ↑ Gudrun Krämer: A History of Palestine: From the Ottoman Conquest to the Founding of the State of Israel. Princeton University Press, Princeton 2008, ISBN 978-0-691-11897-0, S. 292.
- ↑ Hughes 2010, S. 146–147
- ↑ Tom Segev: Es war einmal ein Palästina. Juden und Araber vor der Staatsgründung Israels. 4. Auflage. Pantheon, München 2006, ISBN 3-570-55009-5, S. 455–465.
- ↑ a b c Simon Sebag Montefiore: Jerusalem – Die Biographie. 4. Auflage. Nr. 17631. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2014, ISBN 978-3-596-17631-1, S. 637 (Originalausgabe: Jerusalem. The Biography. Weidenfels & Nicolson, London 2011; übersetzt von Ulrike Bischoff und Waltraud Götting).
- ↑ a b Raja Shehadeh: Going Home: A Walk Through Fifty Years of Occupation. 2. Auflage. Profile Books, London 2020, ISBN 978-1-78816-307-1, S. 172.
- ↑ Michael Oren: Six Days of War. June 1967 and the Making of the Modern Middle East. Oxford University Press, New York NY 2002, ISBN 0-19-515174-7, S. 3.
- ↑ Brynjar Lia: The Society of Muslim Brothers in Egypt. The Rise of an Islamic Mass Movement 1928–1942. Reading 1998, S. 235–241.
- ↑ Hughes 2019, S. 106
- ↑ Hughes 2019, S. 83.
- ↑ Hughes 2019, S. 107, 110.
- ↑ Hughes 2019, S. 80.
- ↑ Hughes 2019, S. 109
- ↑ Hughes 2019, S. 109
- ↑ Eran Kaplan: Between East and West: Zionist Revisionism as a Mediterranean Ideology. In: Ivan Davidson Kalmar, Derek J. Penslar (Hrsg.): Orientalism and the Jews (= Tauber Series for the Study of European Jewry at Brandeis University Press. Jehuda Reinharz). University Press of New England, Hanover/London 2005, ISBN 1-58465-411-2, Kap. 8, S. 125–141.
- ↑ Morris 1999, S. 133
- ↑ Arielli 2008, S. 187–204
- ↑ Fiore 2010, S. 89
- ↑ Hughes 2019, S. 106
- ↑ Fiore 2010, S. 109–110
- ↑ Hughes 2019, S. 106
- ↑ Nicosia 2014, S. 86
- ↑ Hughes 2019, S. 106.
- ↑ Nicosia 2014, S. 74–78
- ↑ Nicosia 2014, S. 81–82
- ↑ Herf 2009, S. 29–30
- ↑ Nicosia 2014, S. 108
- ↑ Nicosia 2014, S. 108–109
- ↑ Herf 2009, S. 32
- ↑ Nicosia 2014, S. 109
- ↑ Nicosia 1980, S. 464