Apolonia Sokol

Apolonia Sokol

Apolonia Sokol (* 1988 in Paris, Frankreich)[1] ist eine französische figurative Malerin. Ihre Werke wurden vielfach in Frankreich, Dänemark, Belgien und den USA ausgestellt. Sie ist bekannt für ihren autobiografischen Ansatz in der Malerei und nutzt die Kunst des Porträts als Mittel politischer Selbstermächtigung. Inspiriert vom kunsthistorischen Kanon thematisieren ihre Gemälde Fragen rund um Feminismus und queere Kultur.[2][3]

Ein Dokumentarfilm über ihren Lebensweg mit dem Titel Apolonia, Apolonia von Lea Glob wurde 2022 veröffentlicht und begleitet sie über einen Zeitraum von 13 Jahren (2009–2022).[4][5]

Leben

Sokol ist polnisch-französischer Abstammung und wurde in dem 1986 von ihrem Vater Hervé Breuil gegründeten Pariser Untergrundtheater Lavoir Moderne Parisien[6] geboren. Ihre polnische Mutter ist Alexandra Tlolka.[7] Sie wuchs in den 1990er Jahren zunächst in Frankreich auf in einer lebendigen Kunstszene unter Bohémiens und Hippies.[3][8] Mitte der 90er Jahre nach der Scheidung der Eltern zog sie mit ihrer Mutter nach Dänemark.[9]

2009 kehrte sie nach Paris zurück und wurde an der École Nationale Supérieure des Beaux-Arts aufgenommen, wo sie 2015 ihr Studium mit einem Master of Fine Arts abschloss. Anschließend zog sie nach New York, wo sie im Atelier von Dan Colen arbeitete. Danach lebte sie in Los Angeles, wo sie eine Gemeinschaft von Künstlern fand, mit denen sie sich über figurative Malerei austauschen konnte.[1]

Nach ihrer Rückkehr nach Europa wurde sie 2018 für den Révélations Emerige-Preis nominiert[10] und gewann 2019 den Antoine-Marin-Preis.[11] Im Jahr 2020 erhielt sie das renommierte Stipendium der Académie de France in Rom und absolvierte von 2020 bis 2021 einen Aufenthalt in der Villa Medici.[3]

Im Jahr 2022 produzierten Danish Contemporary und HBO Max gemeinsam den Dokumentarfilm Apolonia, Apolonia, bei dem Léa Glob Regie führte und Sokol über mehr als ein Jahrzehnt hinweg in ihrem Leben und ihrer Karriere begleitete.[12] Der Film zeigt auf, wie Apolonia versuchte, sich ihren Platz in der Kunstwelt zu erkämpfen. Beleuchtet wird auch die enge Freundschaft mit der Ukrainischen Aktivistin Oksana Schatschko, die 2011 nach ihrer Flucht aus Weißrussland bei Apolonia ein Unterkommen fand.[8]

Sokol ist Dozentin und Künstlerin an der Hochschule für Kunst und Medien Caen/Cherbourg (ESAM).[13]

Werk

Apolonia Sokol gilt laut mehreren Kritiken als eine der führenden Persönlichkeiten der Neuen Französischen Malerei.[14][15] Ihre Werke reflektieren geschlechterbezogene Darstellungen in der Kunstgeschichte sowie (Körper‐)Politik (Begriffserklärung [16]). Charakteristisch für Sokol ist die enge, intime Beziehung zu den Menschen, die sie porträtiert – häufig handelt es sich dabei um Freunde, Liebhaber und künstlerische Weggefährten, die sie als Ikonen einer radikalen Subjektivität darstellt, verbunden durch alternative Formen von Zugehörigkeit und dem Konzept der „gewählten Familie“.[15]

Der französische Kunstkritiker Richard Leydier hebt die Theatralik des Raums in Sokols Gemälden hervor, in denen die dargestellten Frauen „einen ungewöhnlichen Raum bewohnen, der sie in eine abgeschlossene, eckige Geometrie einschließt […] Die Ikone stiftet die Beziehung zwischen Hintergrund und Subjekt, sodass sie zur Metapher dafür wird, wie eine Figur in einen Ort, eine Kulisse oder ein Land verpflanzt wird“.[14]

Die Künstlerin verweist auf den Einfluss von Künstlerinnen wie Alice Neel, Chantal Joffe und Tracey Emin[17]. Gleichzeitig thematisiert sie in ihrer Arbeit die Auslassung von Frauen in der Kunstgeschichte, indem sie historische Persönlichkeiten wie Artemisia Gentileschi oder Elisabetta Sirani[18] rehabilitiert und deren Werke zeitgenössisch neu interpretiert. Darüber hinaus eignet sie sich ikonografische Elemente aus bekannten Gemälden wie Botticellis Primavera an und kehrt deren Bedeutungen um.[2]

Ausstellungen (Auswahl)

Die folgende Aufstellung zeigt eine Auswahl von Ausstellungen mit Werken von Apolina Sokol seit 2018 mit einem Hinweis, ob es sich um eine Einzel-Ausstellung nur mit Werken von Sokol oder eine Sammel-Ausstellung mit Werken verschiedener Künstler handelt. Die angegebenen Einzelnachweise zeigen vielfach Bilder aus der jeweiligen Ausstellung.

Zeitraum Art Titel der Ausstellung Zitat
Mrz–Apr 2018 sammel One Long Changing Body, Carlier / Gebauer, Berlin, Deutschland [19]
Mai–Jul 2018 einzel I Had Trouble Sleeping, But She Said She Loved Me, THE PILL in Istanbul, Türkei [20]
Sep 2020 – Mai 2021 sammel Possessed, MO.CO in Montpellier, Frankreich [21]
Sep–Okt 2021 sammel She – Classicità, Polana Institute in Warschau, Polen [22]
Feb–Aug 2022 sammel Women and Change, Arken Museum of Modern Art in Kopenhagen, Dänemark [23]
Mrz–Apr 2022 einzel You Better Paint Me*, THE PILL in Istanbul, Türkei [24]
Apr–Mai 2022 sammel Entre tes yeux et les images que j’y vois (A Sentimental Choice), Foundation Pernod Ricard in Paris, Frankreich [25]
Mai–Sep 2022 sammel Women Painting Women, Modern Art Museum of Fort Worth, Texas, USA [26]
Mrz–Jun 2023 sammel Immortal, Vitality of the Young French Figurative Painting, MO.CO in Montpellier, Frankreich [27]
Okt 2023 – Feb 2024 einzel Apolonia Sokol, Arken Museum of Modern Art in Kopenhagen, Dänemark [28]
Mrz–Mai 2024 einzel The False Rose of Jericho, mit Poetin und Performerin Zahna Siham Benamor, O-Overgaden in Copenhagen, Dänemark [29]
Okt–Dez 2024 einzel ISLAWIO – I Shall Love Again When I’m Obsolete, The PILL in Paris [30]
Jun 2025 – Feb 2026 sammel KOPISTEN in außergewöhnlicher Zusammenarbeit mit dem Musée du Louvre im Centre Pompidou-Metz [31]

einzel = Einzelausstellung, sammel = Sammelausstellung

Filmographie

Commons: Apolonia Sokol – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b APOLONIA SOKOL. In: The Pill. 2024, abgerufen am 11. April 2025 (englisch).
  2. a b Andrea Karnes: Women painting women: replete with complexities, abjection, beauty and joy. In: Andrea Karnes (Hrsg.): Modern Art Museum of Fort Worth, eds. (2022). Fort Worth 2022, ISBN 978-1-63681-035-5.
  3. a b c Apolonia Sokol. Biography. In: Villa Medici. 2020, abgerufen am 11. April 2025 (englisch).
  4. Apolonia, Apolonia. In: Cineuropa. Abgerufen am 10. April 2025 (englisch).
  5. Apolonia, Apolonia DK/Dokumentarfilm 2022. In: Das Dänische Filminstitut (DFI). 20. März 2023, abgerufen am 10. April 2025 (englisch).
  6. Le théâtre. In: Le Lavoir Moderne Parisien. Abgerufen am 13. April 2025 (französisch).
  7. Apolonia, Apolonia – Topbesetzung. In: IMDb. 2022, abgerufen am 13. April 2025 (englisch).
  8. a b Lea Glob: Apolonia, Apolonia. Dokumentarfilm über Apolonia Sokol. 2022.
  9. Three things you need to know about Apolonia Sokol. In: ARKEN Museum of Contemporary Art. 2023, abgerufen am 11. April 2025 (englisch).
  10. Apolonia Sokol. In: Revelations Emerige. 2020, abgerufen am 10. April 2025 (französisch).
  11. Galerie municipale Julio-González - Prix Antoine Marin. In: Encyclopédie Wikimonde. 2019, abgerufen am 10. April 2025 (französisch).
  12. Guy Lodge: 'Apolonia, Apolonia' Review: An Artist Loses and Finds Herself in a Quest for Validation. In: Variety. 14. Dezember 2022, abgerufen am 10. April 2025 (englisch).
  13. Apolonia Sokol. In: EPCC école supérieure d’arts & médias de Caen/Cherbourg. Abgerufen am 12. April 2025 (französisch).
  14. a b sommaire du n°458 – septembre 2018. Actualités. In: art press (458). September 2018, S. 18–21, abgerufen am 11. April 2025 (französisch).
  15. a b Amelie Adamo: 50 artistes de la nouvelle scène française. In: L'Oeil (762). März 2023, S. 36, abgerufen am 11. April 2025 (französisch).
  16. Imke Schmincke: Einführung: (Körper‐)Politik – politisierte Körper. In: BODY POLITICS. Band 7, Nr. 11, 2019, ISSN 2196-4793, S. 7–13 (bodypolitics.de [PDF]).
  17. Chabrand, Caroline - Harrison, Anya - Yoruc, Deniz: Immortelle: Vitalité de la jeune peinture figurative française / Vitality of young French figurative painting. Hrsg.: Cinsello Balsamo. Montpellier 2023, ISBN 978-88-366-5406-2.
  18. LES MUSES D’APOLONIA SOKOL. In: YACI. November 2017, abgerufen am 11. April 2025 (französisch).
  19. One Long Changing Body. Group Exhibition. In: [1]. 17. März 2018, abgerufen am 25. April 2025 (englisch).
  20. #IHadTroubleSleepingButSheSaidSheLovedMe. In: The Pill. 2018, abgerufen am 13. April 2025 (englisch).
  21. Possessed. In: MO.CO. 2020, abgerufen am 13. April 2025 (englisch).
  22. She - Classicità. In: Polana Institute. 2021, abgerufen am 11. April 2025 (englisch).
  23. WOMEN AND CHANGE. In: Estate Birgit Jürgenssen. 2022, abgerufen am 11. April 2025 (englisch).
  24. Victorine Grataloup: You Better Paint Me. In: The Pill. 2022, abgerufen am 13. April 2025 (englisch).
  25. Entre tes yeux et les images que j'y vois* (un choix sentimental). In: Fondation Pernod Ricard. 2022, abgerufen am 11. April 2025 (englisch).
  26. Women Painting Women. In: The Modern. 2022, abgerufen am 13. April 2025 (englisch).
  27. Vitality of the Young French Figurative Painting. In: MO.CO. 2023, abgerufen am 13. April 2025 (englisch).
  28. Apolonia Sokol. In: ARKEN Museum of Contemporary Art. 13. Oktober 2023, abgerufen am 11. April 2025 (englisch).
  29. Apolonia Sokol, Zahna Siham Benamor: The False Rose of Jericho. In: O–Overgaden. 2024, abgerufen am 13. April 2025 (englisch).
  30. ISLAWIO. In: The Pill. 2024, abgerufen am 13. April 2025 (englisch).
  31. Laurence Belon: Kopisten. Ausstellung vom 14.06.25 bis 02.02.26. In: Centre Pompidou-Metz (Hrsg.): Pressemitteilung. 15. April 2025, Liste der Künstler (centrepompidou-metz.fr [PDF; 14,4 MB; abgerufen am 29. Mai 2025]).