Apollonia Binder

Apollonia „Plonerl“ Binder geborene Legenstein (* 15. Januar 1898 in Walkersdorf[1] heute Kleinwalkersdorf Gemeinde Feldbach; † 26. April 1944 Wien) war eine österreichische Hilfsarbeiterin und Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus.

Leben

Apollonia Legenstein arbeitete in der Landwirtschaft ihrer Eltern und heiratete den Schlossergehilfen Florian Binder (verstorben 1944). Nach dem Umzug des Ehepaares nach Wien-Inzersdorf war sie ab März 1941 Hilfsarbeiterin bei der Deutschen Reichsbahn und Mitglied der KPÖ-Widerstandsgruppe Inzersdorf, die ihr Ehemann leitete. Sie war Kassiererin der Gruppe und nahm an deren Besprechungen teil.

Am 28. Juli 1942 wurde das Ehepaar Binder von der Gestapo verhaftet und wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ angeklagt.[2] Laut Anklageschrift fand man bei ihr ein Exemplar der kommunistischen Zeitschrift Rote Jugend vom März 1942.[3]

Grab von Apollonia Binder im Ehrenhain der Gruppe 40 im Wiener Zentralfriedhof
Grab von Apollonia Binder im Ehrenhain der Gruppe 40 im Wiener Zentralfriedhof

Aus der Anklageschrift des Oberstaatsanwaltes des Volksgerichtshofes:[4]

„… Die Angeschuldigte Apollonia Binder wurde im Spätherbst 1941 von Leopold Müller zur Mitarbeit in einer ‚politisch illegalen‘ marxistisch eingestellten Organisation gewonnen, um ihm als Verbindungsperson zu anderen KPÖ-Funktionären zu dienen. Er machte sie im Auftrage von Hrdlicka (‚Swoboda‘) mit seinem Stellvertreter Böhm bekannt, mit dem die Angeschuldigte Dauertreffs vereinbarte; ihr Ehemann machte sie mit ‚Swoboda‘ bekannt; sie selbst stellte ihrem Ehemann Böhm vor.“

Apollonia Binder wurde zusammen mit ihrem Ehemann und den Widerstandskämpfern Leopold Stípčak und Felix Schmidbauer am 14. Februar 1944 zum Tod verurteilt und am 26. April 1944 im Landesgericht für Strafsachen Wien I hingerichtet.[5]

Gedenken

  • Ihr Leichnam wurde im Ehrenhain der Gruppe 40 im Wiener Zentralfriedhof bestattet.
  • Im ehemaligen Hinrichtungsraum des Landesgerichts für Strafsachen Wien ist ihr Name auf der Gedenktafel für die Opfer der NS-Justiz aufgeführt.

Literatur

  • Willi Weinert: "Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer" : Biografien der im Wiener Landesgericht hingerichteten WiderstandskämpferInnen; ein Führer durch die Gruppe 40 am Wiener Zentralfriedhof und zu Opfergräbern auf Wiens Friedhöfen. 3. Auflage. Wiener Stern-Verlag, Wien 2011, ISBN 978-3-9502478-2-4.
  • Lisl Rizy (Hrsg.): "Mein Kopf wird euch auch nicht retten" : Korrespondenzen österreichischer Widerstandskämpfer und Widerstandskämpferinnen aus der Haft : in vier Bänden. Wiener Stern Verlag, Wien 2011, ISBN 978-3-9502478-4-8.
  • Margarete Schütte-Lihotzky, Elisabeth Holzinger: Erinnerungen aus dem Widerstand : das kämpferische Leben einer Architektin von 1938 - 1945. Promedia, Wien 2014, ISBN 978-3-85371-372-3.

Einzelnachweise

  1. Taufbuch Edelsbach 1895-1920. In: Matricula Online, Pfarre Edelsbach bei Feldbach. S. 43, abgerufen am 28. Juli 2025.
  2. Binder Appolonia. In: www.doew.at. Abgerufen am 27. März 2025.
  3. Jo Schmeiser: www.widerstandsmomente.at. Abgerufen am 27. März 2025.
  4. Werner Drizhal: Gruppe 40 – Apollonia Binder | Rote Spuren. 9. Dezember 2017, abgerufen am 27. März 2025 (deutsch).
  5. Zur Erinnerung an Apollonia Binder. Abgerufen am 27. März 2025.