Anthoni Schoonjans

Anthoni Schoonjans, Selbstbildnis

Anthoni Schoonjans (getauft 5. März 1655 in Ninove; † 13. August 1726 in Wien) war ein flämischer Maler.

Leben

Er wurde in Ninove geboren und studierte unter Erasmus Quellinus II. und seinem Sohn Jan Erasmus Quellinus in Antwerpen.[1] Anlässlich einer Romreise schloss er sich den Bentvueghels, der Gruppe dort ansässiger niederländischer und flämischer Künstler, an; seit 1674 wurde er auch unter dem Spitznamen Parrhasius bekannt. In Rom wohnte er bei Carel de Vogelaer in der Via Margutta; von 1688 bis 1689 wohnte er am Corso, nahe der Via di Ripetta. Seit spätestens 1693 ist er in Wien nachweisbar, 1695 als Hofmaler Leopolds I. Dort heiratete er im Mai 1695 die Sopranistin Franziska Maria Regina Schoonjans geb. Schweyzer (um 1677–1759).[2][1] Sie gehörte dem Ensemble des Hofmusikers Giovanni Bononcini an, das die kunstsinnige preußische Königin Sophie Charlotte 1702 nach Berlin holte. Schoonjans begleitete seine Frau dorthin,[3] sein Porträt Bononcinis hängt heute im Schloss Charlottenburg.[4] Er arbeitete über Jahre hinweg für den preußischen Hof.[5] Dort porträtierte er u. a. einen nicht benannten „Hofjuden“, der zeitweise als Jost Liebmann oder Issachar Berend Lehmann identifiziert wurde.[6][7] Sein letztes gesichertes Werk ist eine Kreuzesabnahme für das 1717 gegründete „adeliche Frauen-Closter der Salesianerinnen“ am Wiener Rennweg.

Die spärlichen Nachrichten, die aus Schoonjans letzten Lebensjahren vorliegen, deuten stark darauf hin, dass der Maler zurückgezogen in Wien lebte, wo er ein Haus besaß. Werke von ihm in und um Wien sind im Stephansdom, der Stiftskirche des Neuklosters (Wiener Neustadt) und in Weikersdorf. Ebenso ist er in Antwerpen, Riems, Lyon, Amsterdam, den Haag, Brünn, Düsseldorf, Kopenhagen und Berlin durch seine Gemälde vertreten. Ein Gemälde des Künstlers vom Heiligen Stephanus schmückt den Hochaltar der Pfarrkirche Ottnang am Hausruck (Oberösterreich). Vor allem seine Porträt- und Historienmalerei ist in Fachkreisen bekannt. Er war Lehrer von Georg Gsell.[1]

Galerie

Literatur

Commons: Anthoni Schoonjans – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Anthon Schoonjans. Biografische Daten und Werke im Niederländischen Institut für Kunstgeschichte (niederländisch)
  2. Dagmar Glüxam, Christian Fastl: Schoonians, Franziska Maria Regina. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 4, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2005, ISBN 3-7001-3046-5.
  3. Ulrike B. Wegener: Schoonjans, Anthoni. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 102, De Gruyter, Berlin 2019, ISBN 978-3-11-023268-4, S. 179.
  4. Fritz Bose: Ariosti und Bononcini am Berliner Hof. Anmerkungen zu zwei Gemälden im Schloß Charlottenburg. In: Archiv für Musikwissenschaft. 22. Jahrg., H. 1. (1965), S. 56–64; JSTOR:929996.
  5. Helmut Börsch-Supan: Anton Schoonjans in Berlin. In: Zeitschrift des deutschen Vereins für Kunstwissenschaft. Band 21, Nr. 1–2, 1967, S. 1–19, hier S. 13–14 (uni-heidelberg.de [PDF]).
  6. Selma Stern: Der Hofjude im Zeitalter des Absolutismus. Ein Beitrag zur europäischen Geschichte im 17. und 18. Jahrhundert (Original: The Court Jew. Philadelphia 1950). Mohr Siebeck, Tübingen 2001, ISBN 3-16-147662-X, S. 68; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
  7. Rotraud Ries: Der Reichtum der Hofjuden. In: Fritz Backhaus (Hrsg.): Juden. Geld. Eine Vorstellung. Eine Ausstellung des Jüdischen Museums Frankfurt am Main, 25. April bis 6. Oktober 2013. Campus, Frankfurt am Main/New York 2013, ISBN 978-3-593-39923-2, S. 66–81, hier S. 74–76.