Annette Merkenthaler

Annette Merkenthaler (* 1944 in Bayrischzell) ist eine deutsche Künstlerin, sie lebt und arbeitet in Freiburg im Breisgau.[1]

Leben

"Refugium" von Annette Merkenthaler im Forstliches Arboretum Liliental, Ihringen am Kaiserstuhl (Foto von 2013)

Nach einer Keramiklehre von 1964 bis 1966 begann Annette Merkenthaler 1966/67 ihr Studium an der École des Arts Décoratifs in Genf, Schweiz. Von 1968 bis 1970 arbeitete sie in Keramikwerkstätten in Genf und Mexiko.[2] 1978–1983 hatte sie einen Lehrauftrag der Pädagogischen Hochschule Freiburg.[3] Seit 1978 zeigt sie Ausstellungen mit Skulpturen aus Keramik und Beton, seit 1987 realisiert sie Kunst im öffentlichen Raum und raumgreifende, meist temporäre Installationen in der Landschaft.[4] 1994, nach einem Stipendium in den USA, kam das Medium Fotografie hinzu, zuerst als Mittel zur Dokumentation der Installationen, später als eigenständige, fotografische Arbeit.[5] Künstlerresidenzen und Aufenthaltsstipendien führten sie nach Frankreich, Estland, USA, Kanada und Mexiko.[6]

Annette Merkenthaler engagierte sich im 1975 gegründeten BBK-Künstlerwerkstatt im Haus an der Mehlwaage. 1995–1998 war sie Mitglied in der Kunstkommission (Kunst am Bau) der Oberfinanzdirektion Südbaden, 1998 wurde sie in den Künstlerbund Baden-Württemberg aufgenommen.[7] Sie ist langjähriges, aktives Mitglied im Kunstverein Freiburg und war 2021–2024 im Aufsichtsrat des E-Werk Freiburg.[8] 2022 wurde sie mit dem Reinhold-Schneider-Ehrenpreis für ihr bisheriges Lebenswerk von der Stadt Freiburg ausgezeichnet.[9] Seit 2023 ist sie im Beirat für Kunst im öffentlichen Raum der Stadt Freiburg.[10]

Werk

Annette Merkenthalers Praxis vereint Fotografie, Installation, und Objekte aus Keramik und Beton. Ausgangspunkt und Grundthemen ihrer Arbeiten sind die Zeit und in weitem Sinn die Landschaft.[11]

Im Zusammenspiel der unterschiedlichen Medien schuf sie in den letzten Jahrzehnten ein facettenreiches Werk, das von Offenheit und Experimentierlust, wie auch von künstlerischer Stringenz gekennzeichnet ist.[12] Ihre künstlerische Praxis bewegt sich zwischen Natur und Kultur, Wildwuchs und Gestaltung, Illusion und Realität – vermeintliche Gegensätze, deren Polarität in ihrer Arbeit zugleich in Frage gestellt werden.[13]

Der experimenteller Umgang mit Keramik wird durch Fotografie und raumgreifende Installationen erweitert und fortgesetzt.[14] Bevorzugte Orte ihrer Projekte sind der öffentliche Raum in der Stadt und in der Natur-Landschaft.[15] Ein wiederkehrendes Motiv ist der Garten als eine Kulturlandschaft, in der Gemachtes und Gewachsenes aufeinandertreffen und ineinander übergehen.[16] Sie ist Beobachterin von Zeit in den natürlichen Vorgängen wie Tagesabläufen und Jahreszeiten, vom Einfluss des Wetters oder vom Wachstum und Verfall der Vegetation vor Ort in ihren Installationen.[17]

Installationen in der Landschaft (Auswahl)

  • 1991 Sechs Monate im Colombipark, Kunstverein Freiburg, Freiburg im Breisgau
  • 1992 Jeu de Paille, Institut Francais, Goethe Institut, Aiffres, Deux-Sèvres, Frankreich
  • 1994 Corn Cob Show Cases, Bemis Center for Contemporary Arts, Omaha, Neb., USA
  • 1995 Agua para Flores, Galeria del Sur, UAM-X, Mexico D.F., Mexiko
  • 1996 Stapelarbeit, Markgräfler Museum, Müllheim
  • 1999 Im Fluss, Galerie im Tor, Emmendingen
  • 2000 Les Échapées de la Ruche, Centre de sculpture Est-Nord-Est, Saint-Jean-Port-Joli, Qc. Kanada
  • 2001 Refugium, KUNSTORTNATUR, Arboretum Liliental, Ihringen
  • 2001 L’Avant-Mur, Centre de sculpture Est-Nord-Est, Mois de la Photo, Montréal, Kanada
  • 2003 Das Gärtchen, Skulpturenweg Emmendingen, Emmendingen
  • 2003 Le Ciel sur Terre, Musée Regional de Rimouski, Symposium auf der L’Îsle St. Bernabé Rimouski, Qc., Kanada
  • 2006 Narzissenfeld, Urachstrasse, Freiburg im Breisgau
  • 2007 nArtzissen, Deutsches Kulturinstitut, Tartu, Estland
  • 2008 das andere Fenster, Kunstraum Alexander Bürkle (PEAC), Freiburg im Breisgau
  • 2010 Vergiss den Frühling nicht und In der Wärme des Sommers, Landesgartenschau Baden-Württemberg, Villingen-Schwenningen
  • 2013 Janus, Diane, La Vague, L’été photographique Centre d’art et photographie, Lectoure, Frankreich
  • 2025 Weiter so, mit Anna Merkenthaler-Harimurti, Gestaltung der Till Ten Bar, Kunstverein Freiburg, Freiburg im Breisgau

Ausstellungen (Auswahl)

  • 1992 Keramik und Beton Plastiken, Galerie der Bildenden Künste, Cheb, Tschechoslowakei
  • 2002 Himmelboden, Installation, Fotografie, Galerie G,  Freiburg
  • 2002 Slow Spring, Installation, Fotografie, Southern Alberta Art Gallery, Lethbridge, Kanada
  • 2006 wirklich Blumen, Fotografie und Installation, Galerie G,  Freiburg
  • 2008 Détras de los Jardínes, Fotografie und Installation, Galería Manolo Rivero, Frontground, Merida, Yucatán, Mexiko
  • 2010 es vergeht die Zeit im Garten, Fotografie und Installation, Galerie G, Freiburg
  • 2011 Für kurze Zeit, Fotografie und Installation, Galerie Robert Keller, Kandern
  • 2014 raumblau, Fotografie und Installation, Galerie G, Freiburg
  • 2018 Anorganische Gewächse Fotografie und Installation, Galerie G, Freiburg
  • 2021 Licht und Schatten werfen, Fotografie und Installation, Galerie G, Freiburg
  • 2019 Stand heute, Fotografie und Installation, Kunstraum Alexander Bürkle (PEAC Museum), Freiburg
  • 2020 mitten, zusammen, mit Anna Schütten, Installation Fotografie und Malerei, AKKU, Künstlerbund Baden-Württemberg, Stuttgart

Literatur

  • Detrás de los Jardines - Hinter den Gärten, Mexico 1996/2005/2008/2009 mit Texten von Dr. Gudrun Selz, Humberto Chávez Mayol, modo Verlag 2009. ISBN ISBN 978-3-86833-034-2
  • Toujours à nouveau – au bord du Fleuve - Immer wieder aufs Neue – am Strom - Along the Banks – a state of flux, mit Texten von Catherine Bierling, Pierre Bourgault, Daniel Danis, Jean-Pierre Dubé, Natalie Lafortune und Francine Larivée, modo Verlag 2011. ISBN 978-3-86833-087-8
  • und sehen wie das Gras wächst – and see how the grass grows, mit Texten von Volker Bauermeister, Manuel Karopka, Michel Métayer, Hanns Zischler, modo Verlag, 2016. ISBN 978-3-86833-184-4
  • Ortswechsel, Auflage 200, signiert, mit Texten von Helene Bukowski und Julia Galandi-Pascual, modo Verlag 2021.

Ankäufe in öffentlichen Sammlungen

Einzelnachweise

  1. Annette Hoffmann: Der Kunstraum Alexander Bürkle widmet der Freiburger Künstlerin Annette Merkenthaler eine Einzelschau. 31. Mai 2019, abgerufen am 14. Mai 2025.
  2. Achim Girnth & artworks art copyright 2021: Annette Merkenthaler. Abgerufen am 14. Mai 2025.
  3. Archiv | Annette Merkenthaler. Abgerufen am 14. Mai 2025.
  4. PEAC - Annette Merkenthaler. Abgerufen am 14. Mai 2025 (englisch).
  5. Reinhold-Schneider-Preis. Abgerufen am 14. Mai 2025.
  6. Archiv | Annette Merkenthaler. Abgerufen am 14. Mai 2025.
  7. Annette Merkenthaler. Abgerufen am 14. Mai 2025.
  8. Reinhold-Schneider-Preis. Abgerufen am 14. Mai 2025.
  9. Reinhold-Schneider-Preis. Abgerufen am 14. Mai 2025.
  10. Beirat KaB & KiöR. Abgerufen am 14. Mai 2025.
  11. Galerie G | Artist. Abgerufen am 14. Mai 2025.
  12. Annette Merkenthaler Till Ten Bar. Kunstverein Freiburg, abgerufen am 14. Mai 2025.
  13. Badische Zeitung: Entgrenzung der Wahrnehmung. 4. Juli 2023, abgerufen am 14. Mai 2025.
  14. Annette Merkenthaler – und sehen wie das Gras wächst. Abgerufen am 14. Mai 2025.
  15. Galerie G | Artist. Abgerufen am 14. Mai 2025.
  16. Badische Zeitung: "DAS GÄRTCHEN". 8. Juni 2013, abgerufen am 14. Mai 2025.
  17. Badische Zeitung: Ist Annette Merkenthalers Gärtchen wirklich Kunst? 6. November 2013, abgerufen am 14. Mai 2025.