Angelika-Hartmann-Haus

Angelika-Hartmann-Haus (2013)

Das Angelika-Hartmann-Haus (auch Villa Wigand) ist eine ehemals herrschaftliche Villa im Ortsteil Zentrum-Ost in Leipzig. Es steht unter Denkmalschutz.[1]

Lage und Gestalt

Die Villa befindet sich in der Chopinstraße 13 im Graphischen Viertel etwa auf halbem Wege zwischen Wintergartenhochhaus und Marienplatz.

Der in offener Bauweise im Abstand von etwa vier Metern zur Straße stehende klassizistische Bau ist zweistöckig mit drei Fensterachsen zur Straße. Das Haus besitzt eine gequaderte Putzfassade und kräftige Fensterverdachungen. Erd- und Obergeschoss sind durch ein schmales Gesims mit Mäanderband getrennt. Unter dem Hauptgesims mit Zahnschnitt verläuft ein breiter Fries mit Blattornamentik.[2] Der Zugang zum Haus ist am Giebel und der linken Längsseite über schmale Außentreppen und einen umgrenzten Austritt möglich, der an der Längsseite überdacht ist. An der Rückseite des Hauses ist ein einachsiger Anbau angefügt.

Geschichte

Die Villa wurde von 1843 bis 1847 in der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts aufstrebenden Stadterweiterung Marienstadt an der damaligen Marienstraße gegenüber dem Gelände der Milchinsel für den Verleger und Buchhändler Georg Wigand (1808–1858) errichtet. Der Architekt des Hauses ist nicht bekannt.[3]

Von 1848 bis 1849 wohnte in dem Haus der junge Professor für Römisches Recht an der Universität Leipzig Theodor Mommsen (1817–1903). Hier begann er sein dreibändiges Werk Römische Geschichte, für das er 1902 als erster Deutscher den Nobelpreis für Literatur erhielt. In Leipzig lernte er auch Maria Auguste Reimers (1932–1907), die Tochter des Verlegers Karl August Reimer (1801–1858), kennen, die er 1854 heiratete.

Im Jahr 1875 kam die Kindergärtnerin Angelika Hartmann (1829–1917) nach Leipzig und gründete in der Talstraße ein Kindergärtnerinnen- und Lehrerinnenseminar sowie 1877 den Leipziger Fröbel-Verein. Letzterer erwarb 1904 die Wigandsche Villa, die fortan Angelika-Hartmann-Haus hieß. Hier gründete Angelika Hartmann den Fröbelvereins-Kindergarten, der später als Seminarübungs-Kindergarten des Sozialpädagogischen Frauenseminars im Besitz der Stadt Leipzig weitergeführt wurde. Von 1908 bis zu ihrem Tode 1917 lebte Angelika Hartmann im Obergeschoss des Hauses.[4]

Heute, 2025, ist das Haus eine der Außenstellen des dem Städtischen Klinikum St. Georg zugehörigen Zentrums für Drogenhilfe. Darunter führt es die Bezeichnung Alternative 1.[5]

Literatur

  • Villa Wigand. In: Wolfgang Hocquél, Richard Hüttel: Die Villen des Leipziger Bürgertums, Passage-Verlag Leipzig 2024, ISBN 978-3-95415-157-8, S. 32–33
Commons: Angelika-Hartmann-Haus – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Eintrag in der Denkmaldatenbank des Landes Sachsen zur Denkmal-ID 09290031 (PDF, inklusive Kartenausschnitt). Abgerufen am 22. August 2025.
  2. Vgl. Abbildung in Hocquél, in architektur-blicklicht und auf Google Maps (2022). Auf dem obigen Bild von 2013 sind Hauptgesims und Giebeleinfassung aus Holz sichtbar, was auf eine zwischenzeitliche Vollendung einer Sanierung in diesem Bereich schließen lässt.
  3. Hocquél S. 32
  4. Doris Mundus: Hartmann, Henriette Angelika. In: Leipziger Frauenporträts auf der Website der Stadt. Abgerufen am 23. August 2025.
  5. Zentrum für Drogenhilfe, Kontaktcafé, Alternative 1. In: Website der Stadt Leipzig. Abgerufen am 23. August 2025.

Koordinaten: 51° 20′ 36,6″ N, 12° 23′ 23,2″ O