Andrzej Czuma

Andrzej Bobola Czuma (* 7. Dezember 1938 in Lublin) ist ein polnischer Politiker (PO), Jurist und Historiker. Vom 23. Januar 2009 bis zum 7. Oktober 2009 war er Justizminister in der Regierung von Donald Tusk. Von 2006 bis 2011 gehörte er dem Sejm in der V. und VI. Wahlperiode an.
Er war langjähriger Oppositionsaktivist in Zeiten der Volksrepublik Polen, wurde verfolgt und unterdrückt und lebte in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre im Exil in den Vereinigten Staaten.
Leben
Volksrepublik Polen
Andrzej Czuma, dessen Vater Ignaczy Sejm-Abgeordneter in der Zweiten Republik gewesen war, studierte zunächst von 1955 bis 1958 Geschichte an der Katholischen Universität Lublin. Ein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Warschau schloss er 1963 ab. Er war 1965 Mitbegründer der antikommunistischen Freiheitsbewegung „Ruch“. Im Juni 1970 wurde er durch die kommunistische Regierung der Volksrepublik Polen verhaftet und wegen eines Umsturzversuches des sozialistischen Systems zu sieben Jahren Haft verurteilt, aber im Rahmen einer Amnestie im November 1974 freigelassen. Czuma war zu jener Zeit Gründer (neben u. a. Leszek Moczulski, Aleksander Hall und Marian Piłka) und Sprecher der Bewegung für Verteidigung der Menschen- und Bürgerrechte (ROPCiO) sowie Redakteur der Zeitschrift „Opinia“.
Im März 1980 wurde er wegen seiner Beteiligung an der Organisation der Feierlichkeiten zum Nationalen Unabhängigkeitstag am Grabmal des unbekannten Soldaten in Warschau für drei Monate verhaftet. Ab September 1980 war er als Berater der Solidarność in Schlesien sowie als Redakteur und Herausgeber der Zeitschrift „Wiadomości Katowickie“ tätig. Vom 12. Dezember 1981 bis zum 23. Dezember 1982 wurde Andrzej Czuma in den Internierungslagern in Białołęka, Jaworze und Darłówek gefangen gehalten. Seit 1986 lebte er im Exil in Chicago (USA), wo er in den ersten Jahren als Bauarbeiter und Maler arbeitete. Seit 1988 hatte er eine eigene Sendung beim Sender WNVR 1030 und später bei WPNA1490 in Chicago.
Dritte Republik
Czuma war 1997 einer der Initiatoren des Katyń-Denkmals in Warschau. Er war Mitglied der konservativ-liberalen Vereinigung KoLiber.[1]
Bei der Parlamentswahl 2005 kandidierte er für die Platforma Obywatelska, wurde aber zunächst nicht gewählt.[2] Am 12. Dezember 2006 rückte er für Hanna Gronkiewicz-Waltz, die zur Stadtpräsidentin von Warschau gewählt worden war, in den Sejm nach. Bei der Parlamentswahl 2007 wurde er wiedergewählt.[3] Von Februar 2008 bis zum Januar 2009 war er Vorsitzender des Untersuchungsausschusses zu den Vorwürfen illegaler Einflussnahme auf die Arbeit der Sicherheitsbehörden. Am 23. Januar 2009 wurde Andrzej Czuma Nachfolger von Zbigniew Ćwiąkalski in der Position des Justizministers. Auf Grund der sogenannten Glücksspielaffäre, dem Verdacht der Unterstützung der Glücksspielbranche zu Ungunsten des polnischen Staates, wurde er im Oktober 2009 aus dem Kabinett von Tusk entlassen.[4] Anschließend wurde er erneut Vorsitzender des Untersuchungsausschusses. Bei der Parlamentswahl 2011 verpasste er die Wiederwahl.[5] 2012 wurde er zum Berater von Justizminister Jarosław Gowin berufen.[6]
Ehrungen und Auszeichnungen
- 1989: Vom Exilpräsidenten Kazimierz Sabbat wurde Czuma mit dem Offizierskreuz des Ordens Polonia Restituta ausgezeichnet.
- 2006: Vom Präsidenten der Republik Polen Lech Kaczyński wurde Czuma mit dem Kommandeurskreuz mit Stern des Ordens Polonia Restituta.
- 2015: Vom Präsidenten der Republik Polen Andrzej Duda wurde Czuma mit dem Krzyż Wolności i Solidarności ausgezeichnet.
Verweise
Literatur
- Piotr Byszewski: Działania Służby Bezpieczeństwa wobec organizacji Ruch. Institut für Nationales Gedenken, Warszawa 2008 (polnisch). ISBN 978-83-60464-86-1
- Grzegorz Waligóra: ROPCiO. Institut für Nationales Gedenken, Warszawa 2006 (polnisch). ISBN 83-60464-10-3
- Grzegorz Waligóra: Dokumenty uczestników ROPCiO 1977-1981. Księgarnia Akademicka, Kraków 2006 (polnisch). ISBN 83-7188-902-X
Weblinks
- Offizielle Website (polnisch)
Fußnoten
- ↑ „Gdzie teraz pracują byli ministrowie Donalda Tuska?“ auf www.gazetaprawna.pl, abgerufen am 12. September 2025.
- ↑ Ergebnis auf der Seite der Wahlkommission, abgerufen am 12. September 2025.
- ↑ Ergebnis auf der Seite der Wahlkommission, abgerufen am 12. September 2025.
- ↑ Polskie Radio, Weitere Demissionen, 8. Okt. 2009
- ↑ Ergebnis auf der Seite der Wahlkommission, abgerufen am 12. September 2025.
- ↑ „Andrzej Czuma doradcą Gowina“ auf www.rp.pl, abgerufen am 12. September 2025.