Andrij Parubij

Andrij Wolodymyrowytsch Parubij (ukrainisch Андрій Володимирович Парубій; * 31. Januar 1971 in Tscherwonohrad; † 30. August 2025 in Lwiw) war ein ukrainischer Politiker (Europäische Solidarität; ehemals Volksfront, Vaterland). Er wurde von einem Attentäter auf der Straße erschossen.[1]
Leben und Karriere
Parubij war vom 27. Februar bis 7. August 2014 Sekretär des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrats der Ukraine.[2] Er war Mitbegründer der rechtsextremen Sozial-Nationalen Partei der Ukraine, des Vorläufers der heutigen Swoboda-Partei, und war zeitweise auch in der Führung der nationalistischen Organisation Patriot der Ukraine aktiv.[3]
In seiner politischen Laufbahn wechselte er mehrfach die Parteizugehörigkeit, bei den Parlamentswahlen 2012 kandidierte er auf der Liste von Julija Tymoschenkos Vaterlandspartei und wurde erneut in die Werchowna Rada gewählt. Ganz am Anfang der Euromaidan-Proteste schrieb er auf seinem Blog: "Ich fahre auf den Maidan." Als Polizisten die ersten Demonstranten auseinandertreiben wollten, erklärte er, dass dies ein Treffen eines Abgeordneten mit Wählern sei und dass diese Form gesetzlich vorgesehen und erlaubt sei.[4] Parubij galt später als „Kommandeur des Maidan“.
Bei der Bildung der Übergangsregierung Jazenjuk im Februar 2014 erhielt Parubij das Amt des Vorsitzenden des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates der Ukraine,[5][6] von dem er am 7. August 2014 zurücktrat.
Während der Krise in der Ukraine 2014 leitete er von April bis August, als der Sekretär des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates, die „Anti-Terror-Operation“ im Osten der Ukraine.[7] Während dieser Zeit sprach sich Parubij für die Einführung einer Visumpflicht für russische Staatsbürger aus.[8] Jazenjuk nahm gegenüber der Frage der Visa-Regelung in Brüssel eine vorsichtigere Haltung ein, angesichts der Tatsache, dass eine große Zahl der Bürger, in erster Linie im Süden und Osten des Landes, interessiert seien an der Beibehaltung des visumfreien Verkehrs nach Russland, da sie dort arbeiten oder Familie hätten.[9]
Bei der Parlamentswahl 2014 kandidierte er auf Platz vier der Volksfront. Nach der Wahl wurde er stellvertretender Parlamentsvorsitzender der Werchowna Rada.[10]
Am 14. April 2016 wurde Andrij Parubij in Nachfolge des neuen Ministerpräsidenten Wolodymyr Hrojsman mit 284 Abgeordnetenstimmen zum neuen Parlamentspräsidenten der Werchowna Rada gewählt.[11] Dieses Amt hatte er bis zum 29. August 2019 inne. Bei der Parlamentswahl 2019 wurde er auf Listenplatz 2 der Partei Europäische Solidarität des ehemaligen Präsidenten Petro Poroschenko wiedergewählt.
Ehrung
- Orden des Fürsten Jaroslaw des Weisen (V. Klasse)
Ermordung
Parubij starb am 30. August 2025 bei einem Mordanschlag in Lwiw. Ein als Lieferfahrer verkleideter E-Bike-Fahrer hatte nach Polizeiangaben etwa acht Schüsse auf Parubij abgegeben und flüchtete anschließend vom Tatort.[12]
Weblinks
- Website ( vom 22. Dezember 2014 im Internet Archive)
Einzelnachweise
- ↑ Anastasiia Malenko: Former Ukrainian parliamentary speaker Parubiy killed in Lviv, Zelenskiy says. In: Reuters. 30. August 2025, abgerufen am 30. August 2025.
- ↑ Ukraine’s new government: Who’s who, The Daily Telegraph am 27. Februar 2014.
- ↑ An Interview with Reuters Concerning Svoboda, the OUN-B, and other Far Right Organizations in Ukraine, 4. März 2014.
- ↑ https://novayagazeta.eu/articles/2025/08/30/vo-lvove-zastrelen-odin-iz-organizatorov-evromaidana-andrei-parubii
- ↑ Spiegel Online: Konflikt mit Russland: Die fatalen Fehler der Regierung in Kiew.
- ↑ Matthias Kolb: Ukraine: Wer nun wichtig wird. In: sueddeutsche.de. Süddeutsche Zeitung, 24. Februar 2015, abgerufen am 30. August 2025 (englisch).
- ↑ Parubiy says anti-terrorist operation will continue as separatists in Luhansk, Donetsk reject Putin’s call to postpone referendum, Kyiv Post (8. Mai 2014).
- ↑ Krim-Streit: Ukraine führt Visumpflicht für Russen ein, RIA Novosti am 19. März 2014.
- ↑ Government will not rush introduction of visa regime with Russia ( vom 27. März 2014 im Internet Archive), Ministerrat der Ukraine, 20. März 2014.
- ↑ Es sollte der Regierung eine Chance gegeben werden, Versprechen zu erfüllen... auf golos.com.ua vom 18. März 2016, abgerufen am 18. März 2016 (ukrainisch).
- ↑ Offizielle Webpräsenz der Werchowna Rada, abgerufen am 14. April 2016.
- ↑ Tom Bennett, Jaroslav Lukiv: Prominent Ukrainian politician Andriy Parubiy shot dead in Lviv. In: bbc.com. 30. August 2025, abgerufen am 30. August 2025 (englisch).

