Andreas Herkendell

Andreas Herkendell (* 13. Oktober 1961 als Andreas Walter Fritz Herkendell[1] in Oldenburg (Oldb)) ist ein deutscher Journalist, Autor und Hörfunk-Redakteur und -Moderator.

Leben

Andreas Herkendell wuchs in Hannover auf. Nach dem Abitur studierte er Italianistik und Geschichte.

Wissenschaftliche Arbeiten

Herkendell schreibt seit den 1990er Jahren Artikel und Beiträge über populäre Musik in Deutschland. Seine Arbeiten über Deutsche Schlager in Verbindung mit der Italiensehnsucht des 20. Jahrhunderts[2] gehörten eine Zeitlang zu den wenigen monografischen Untersuchungen über Italienschlager.[3] Er setzte sich auch wissenschaftlich mit dem Schlager in der DDR auseinander[4] und stellte damit nach der deutschen Wiedervereinigung eine Ausnahme im akademischen Diskurs dar.[5] Weitere Schwerpunkte legte er auf Volkstümliche Musik[6] oder auf die Schallplattenhülle als historisches Dokument.[7]

1997 war er Leihgeber und Referent über Italienschlager zur Sonderausstellung des Badischen Landesmuseum Karlsruhe Wenn bei Capri die rote Sonne – Die Italiensehnsucht der Deutschen im 20. Jahrhundert.[8] Für den Ausstellungskatalog Melodien für Millionen – Das Jahrhundert des Schlagers im Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland schrieb er 2008 einen Beitrag zum Thema Fernweh im deutschen Schlager.[9] 2017 erschien seine Arbeit über das deutsche Schallplatten-Label Italia.[10]

Als Autor von CD-Begleittexten trat er bei der Kompilation Ich hab' Musik im Blut[11] von Bärbel Wachholz in Erscheinung.

Hörfunk

Ab 1996 moderierte Herkendell regelmäßig bei WDR4 die Rundfunksendung Auf den Flügeln bunter Träume (im Wechsel mit Götz Alsmann und Hans-Holger Knocke).[12] Zu dieser Sendung stellte er eine CD zusammen, die 2001 von Bear Family Records veröffentlicht wurde.[13]

Für WDR4 konzipierte Herkendell die Oldie-Sendung Schallplattenbar und moderierte sie ab 2003, zunächst allein, später im Wechsel mit Angelika Nehm und Horst Senker.[14] Zusammen mit der Moderatorin Angelika Nehm führte er durch Live-Sendungen, zu denen er auch Künstler einlud, die, wie Julia Axen[15] oder Volkmar Böhm[16], vor allem in der DDR erfolgreich waren. Zur Sendung stellte Herkendell zwei CDs mit deutschen Schlagern der 1950er bis 1970er Jahre unter dem Titel Stars & Hits aus Italien zusammen und verfasste die Texte für die Beihefte.[17]

Ab 2002 wirkte er, zusammen mit Reinhard Kröhnert, als Ideengeber und Redakteur an der Hörfunksendung im ARD-Nachtprogramm Rhythmus der Nacht mit.

Sonstiges

Ab den 2000er Jahren wurde Herkendell als Interviewgast in verschiedenen Fernsehsendungen eingeladen.[18] In der Fernsehsendung GeschichtsNacht – Schlager lügen nicht[19] hob Herkendell die gesellschaftliche Funktion des Schlagers als Seelentröster hervor.[20]

Außerdem schreibt er Kurzgeschichten[21] und ist Mitglied des Autorenforum Köln e. V.[22]

Monografien

Einzelnachweise

  1. Andreas Herkendell bei WDR4
  2. Andreas W. Herkendell: - Der deutsch-italienische Kulturaustausch in der Schlagerwelt der 50er und 60er Jahre; in: Italienisch - Zeitschrift für italienische Sprache und Kultur, Nr. 36, ISSN 0171-4996
  3. Alessandra Riva: Traumboote nach Italien. Eine literatur- und kulturwissenschaftliche Untersuchung deutscher Italienschlager. Wilhelmsfeld 2012, S. 1
  4. Andreas W. Herkendell: Schlager und Politik (Vergleich BRD/DDR); in: Bernhard Frevel (Hrsg.): Sammelband Musik und Politik, Regensburg 1997, ISBN 3-930079-85-2
  5. Michael Rauhut: Krieg gegen Köpfe – Schlager und Ideologie in den frühen Jahren der DDR; in: Schlager erforschen, Kulturwissenschaftliche Perspektiven auf ein populäres Phänomen, hrsg. v. Johannes Müske und Michael Fischer. Münster und New York 2023, S. 34.
  6. Andreas W. Herkendell: Servus, Grüezi und Hallo - Gedanken zur Volkstümlichen Musik, in: Die Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte; 11/97; ISSN 0177-6738
  7. Andreas W. Herkendell: Verkaufsschlager und Preis-Hits - Die Schallplattenhülle als Werbeträger und als historisches Dokument, in: Andreas Vollberg (Hrsg.): Von Trizonesien zur Starlight-Ära - Unterhaltungsmusik in NRW. Münster 2003 (Musikland NRW, hrsg. v. Landesmusikrat NRW, Band 4); ISBN 3-89688-172-8
  8. Harald Siebenmorgen (Hrsg.): Wenn bei Capri die rote Sonne... - Die Italiensehnsucht der Deutschen im 20. Jahrhundert; Karlsruhe 1997, ISBN 3-88190-216-3
  9. Andreas W. Herkendell: "Ich war noch niemals in New York" – Fernweh, in: Melodien für Millionen - Das Jahrhundert des Schlagers, Begleitbuch zur Ausstellung im Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, hrsg v. Stiftung Haus der Geschichte Bonn, Kerber Verlag 2008, ISBN 978-3-86678-161-0
  10. Andreas W. Herkendell: Italia – Rekonstruktion einer Plattenmarke anhand ihrer Produkte, in: Aneignungsformen populärer Musik, hrsg. v. Dietmar Elflein und Bernhard Weber, Bielefeld 2017, ISBN 978-3-8376-3856-1.
  11. Bärbel Wachholz - Ich Hab Musik Im Blut. In: discogs.com. 1997, abgerufen am 20. Februar 2025.
  12. WDR Print, Februar 1997, Nr. 250, S. 5
  13. Various - Schlager CD: Auf den Flügeln bunter Träume. In: bear-family.de. Abgerufen am 20. Februar 2025.
  14. WDR Print, März 2013, Nr. 443, S. 16
  15. https://web.archive.org/web/20070228175700/http://www.wdr.de/radio/wdr4/veranstaltungen/archiv/schallplattenbar_live_2005_1029.phtml
  16. https://web.archive.org/web/20070101022555/http://www.wdr.de/radio/wdr4/musik/oeffentliche_schallplattenbar/
  17. Stars & Hits Aus Italien Diskographie. In: discogs.com. Abgerufen am 20. Februar 2025.
  18. Andreas Herkendell (Hrsg.): TV & Literatur. In: Schallplattenbar. Abgerufen am 20. Februar 2025.
  19. GeschichtsNacht "Schlager lügen nicht" Politische Geschichte(n) eines musikalischen Genres. Mit Randi Crott und Helmut Rehmsen WDR Fernsehen am 16. Februar 2001.
  20. Die Kritik: Mit Intellekt und Biss, in: Frankfurter Rundschau, 19. Februar 2001, S. 12.
  21. WortLese - Anthologie 2022, hrsg. v. Autorenforum Köln; ISBN 978-3-7562-2241-4
  22. Wer wir sind. In: autorenforum-koeln.de. Abgerufen am 20. Februar 2025.