Anatole Cluzan

alternative Beschreibung
Anatole Cluzan. Agence de presse Mondial Photo-Presse, 1932

Anatole Jean Cluzan (* 19. Juni 1887 in Pondaurat; † 2. Dezember 1936 ebenda) war ein französischer Rechtsanwalt und Politiker der Radikalsozialisten Parti radical valoisien, die im Gegensatz zur Extrême gauche den gemäßigten Flügel des Sozialismus repräsentierten. Er war von 1931 bis 1936 Abgeordneter des Départementrats im Département Gironde.

Cluzan ließ sich 1916 als Rechtsanwalt in Bordeaux nieder, wo er zuvor Jura studiert hatte. 1925 wurde er in den Gemeinderat seines Heimatortes Pondaurat gewählt. Von 1931 an war er zudem Mitglied des Generalrats des Kantons Auros.[1] Im selben Jahr rückte er nach einer Nachwahl in die Abgeordnetenkammer der 14. Legislaturperiode ein, um einen 1931 verstorbenen Abgeordneten zu ersetzen. Er gehörte dort der Fraktion der Républicains radicaux et radicaux-socialistes an und wurde 1932 für die nächste, 15. Legislatur bestätigt.[1] In den Parlamentsprotokollen des Journal officiel de la République française erscheint er regelmäßig in den namentlichen Abstimmungen.[2] Die legitimistische Wochenzeitung L’Union schrieb zu seiner Wahl:

« D’ailleurs, M. Cluzan est loin d’en être à son coup d’essai dans ce genre. Pendant sa campagne aux Élections legislatives de 28, il indisposa tellement les électeurs Bazadais, par la virulence de son langage et ses attaques personnelles contre M. Constant, qu'il arriva piteusement troisième sur trois, outrageusement distancé, lui, avocat et enfant du pays, par un obscur étranger, un ouvrier, Gabriel Lafaye. Voici en quels termes Le Glaneur du 15 Avril 1928, appréciait déjà la courtoisie de celui qui crie maintenant à la persécution, aprés avoir fait tout et le reste pour mériter une semblable correction : ‹Il (M. [Cluzan]) possède un vocabulaire de mots odorants et grossiers. Quand Anatol est en colère, ça fait vilain dans son gosier. › »

„Im Übrigen ist Herr Cluzan bei weitem kein Neuling auf diesem Gebiet. Während seines Wahlkampfs für die Parlamentswahlen von 1928 verärgerte er die Wähler von Bazas durch seine heftige Wortwahl und seine persönlichen Angriffe gegen Herrn Constant so sehr, dass er erbärmlicherweise Dritter von drei Teilnehmern wurde, unverschämt distanziert von einem unbekannten Fremden, einem Arbeiter namens Gabriel Lafaye, obwohl er Anwalt und Kind des Landes war. So schätzte Le Glaneur vom 15. April 1928 bereits die Höflichkeit desjenigen, der jetzt ‚Verfolgung‘ schreit, nachdem er alles und noch mehr getan hat, um eine solche Züchtigung zu verdienen: ‚Er (M. [Cluzan]) verfügt über einen Wortschatz von duftenden und groben Wörtern. Wenn Anatol wütend ist, klingt das in seinem Hals unflätig.‘“

Changement de Décor, L’Union, journal politique, littéraire, commercial, agricole et judiciaire de l’arrondissement de La Réole, 24. April 1932

Er kandidierte zu den am 26. April 1936 anstehenden Wahlen aus Gesundheitsgründen nicht erneut. Cluzan starb noch während seiner Abgeordnetentätigkeit im Alter von nur 49 Jahren in Pondaurat. Regionale Zeitungen wie La Petite Gironde berichteten über sein Ableben.[3]

In seiner Amtszeit, in der er Mitglied der Kommission für Handel und Industrie, ab 1932 der Kommission für die Kriegsmarine war, hat er verschiedenen Gesetzesvorhaben auf den Weg verholfen:[1]

  • 1933: Auf ihn geht ein Gesetzentwurf zurück, bei dem das Gesetz von 1909 über den Verkauf und die Verpfändung von Geschäftsbetrieben ergänzt wurde,
  • 1933: die Genehmigung einer nationalen Lotterie zum Ausgleich bestimmter Kriegsschäden,
  • 1934: ein Gesetzesvorschlag zur Änderung der Regelung des Siebungsgrades für Backmehl,
  • 1935: sein Resolutionsentwurf, mit dem die Regierung aufgefordert wurde, dringend einen Gesetzentwurf zur Entschädigung der französischen Kriegsopfer einzureichen, die während des Krieges im Ausland lebten,
  • 1935: Vorschlag zu einem Gesetzentwurf zur Überarbeitung des Militärstrafgesetzbuches der Justice militaire en France für die Marine, der auf seinen Bericht im Namen der Kommission für die Kriegsmarine zurückgeht,
  • 1935: Forderung einer Debatte über die Verwaltung der staatlichen Tabakindustrie, insbesondere über die willkürliche Streichung bestimmter Prämien für Tabakpflanzer
  • 1935: Bedenken zur Sanierung des Weinmarkts und über die Bedingungen, unter denen Berufsvereinbarungen in Krisenzeiten verbindlich gemacht werden können, sowie über die Agrarpolitik der Regierung.

Einzelnachweise

  1. a b c Biographies: Biographie extraite du dictionnaire des parlementaires français de 1889 à 1940 (Jean Jolly) Connaître l’Assemblée.
  2. Journal officiel – Débats parlementaires, Gallica BnF Chambre des Députés
  3. RetroNews – La Petite Gironde, 27. Dezember 1936