Amor & die Kids

AMOR & die KIDS ist eine deutsche Musikgruppe.

1985 wurden AMOR & die KIDS (auch "AMOR und die KIDS") von Tobias Künzel (dr, voc), Dirk Posner (bg, voc), Mario Rostenbeck (git, voc, alle vormals Süd-Rock (Leipzig) und Frank Schüller (voc), der der Dresdner Studenten-Kapelle TSO angehörte, gegründet. Der Bandname entstand bei einem feucht fröhlichen Süd-Rock Bandtreffen, bei dem reichlich von einem in der DDR erhältliches Wermutgetränk mit Namen "AMOR" getrunken wurde. Die Süd-Rock Bandmitglieder waren damals zwischen 21 und 22 Jahren alt. Frank Schüller ca. 12 Jahre älter. Der Grund, einen aus damaliger Sicht erheblich älteren Sänger zu engagieren, war dem Umstand geschuldet, dass zu der Zeit mehrere altbekannte DDR-Bands zunehmend neue, z. T. sehr junge Sänger hatten, und sich die Band davon konträr absetzen wollte. Dieser Umstand sollte sich auch im Bandnamen ausdrücken. Es gab allerdings einige Hürden zu nehmen bis der Bandname offiziell bestätigt wurde, da einigen DDR-Kulturfunktionären das englische Wort „Kids“ missfiel.

Ihren ersten Auftritt hatten AMOR & die KIDS, noch unter dem Namen "Süd-Rock", am 30.04.1985 im Kulturhaus Pölzig, in der Nähe von Gera. Die Auftritte von AMOR & die KIDS hoben sich durch die starke Präsenz und unkonventionelle Moderation des Leadsängers Frank „AMOR“ Schüller, das Nutzen theatralischer Elemente sowie die wilde Rock- Attitüde der Bandmusiker sowohl optisch als auch akustisch deutlich vom gängigen DDR Mainstream ab.

Zur 12. Zentralen Leistungsschau der Amateurtanzmusik im April 1986 in Erfurt erhielten AMOR & die KIDS den Sonderpreis der Sektion Rock beim Komitee für Unterhaltungskunst, der mit einer professionellen Studioproduktion dotiert war. Das Konzert wurde ohne zeitliche Verzögerung, wie sonst üblich, was erstmalig in der DDR war, live im Jugendradio DT64 übertragen. Im Sommer 1986 produzierten AMOR & die KIDS daraufhin, mit dem Radiomoderator Lutz Bertram als Produzenten, im Privatstudio von Sieghart Schubert im mecklenburgischen Quadenschönfeld die Titel "Amor und die Kids" und "Wunderkind", die durch die Verbreitung im Jugendradio DT64 nun einer größeren Zuhörerschaft zugänglich waren. Ein erster Auftritt bei der Jugendsendung "Stop Rock" im DDR-Fernsehen mit dem Titel "Wunderkind" folgte, der im Rahmen der von der FDJ organisierten "Treff-Tour", gemeinsam mit Songs der anderen Bands, auch auf der Quartett-Single (heute EP) "Startschuss 2" bei AMIGA erschien.

Die Band wurde inzwischen durch den Musikstudenten Falk Kindermann an Alt-Saxofon und Klarinette ergänzt, was auch neue Möglichkeiten für die Show mit sich brachte. Im Herbst desselben Jahres erhielten AMOR & die KIDS bei der VIII. Werkstattwoche Jugendtanzmusik in Suhl den Förderpreis des Zentralrates der FDJ und den Titel "Hervorragendes Amateurtanzorchester".

Kurz darauf wurde der Band vom Ministerium für Kultur eine Berufs-Spielerlaubnis erteilt, was zur Folge hatte, dass man von nun an offiziell von der Musik leben durfte und als Berufs-Künstler galt. Amor & Die Kids bewegten sich mit ihren Texten und der Art des Auftretens immer am Rand des zur damaligen Zeit in der DDR Erlaubten , jedoch wurde nie eine Grenze überschritten. Man gestand der Band wohl eine Art Hofnarren- Funktion zu.

Bereits 1987 erschien bei AMIGA die Quartett-Single (EP) "AMOR & die KIDS" mit den Titeln "Amor und die Kids", "Ich bin blank", "Komm doch mit" und "Wunderkind". 1988 erschien dann die LP "No more Bockwurst" mit insgesamt 13 Titeln, die zum größten Teil von Tobias Künzel geschrieben wurden. Nach der Einberufung von Mario Rostenbeck zum Grundwehrdienst bei der Bereitschftspolizei wurde als Ersatz an der Gitarre Ralf Kruse in die Band aufgenommen, er verließ sie jedoch nach Rostenbecks vorzeitiger Entlassung/Rückkehr wieder. Der wiederum von Tobias Künzel verfasste Titel "Komm doch mit" stieg im DT64-Metronom auf Platz 1 ein und verblieb dort mehrere Wochen avancierte zum DDR-Kultklassiker , auch wenn der Text beim Publikum nicht unumstritten war. Die Band produzierte im Auftrag des Rundfunks der DDR die Songs „Sie sind doch der“ und „Ich tanze auf dem Tisch“ im „Set Studio“ Leipzig und für ein Amiga-Tribute Projekt Coverversionen der DDR-Rock-Klassiker „Geh zu ihr“ (Puhdys) und“ Kinder ich bin nicht der Sandmann (Renft) . Hier wurde von AMOR & die KIDS das vom DDR -Kulturministerium ausgesprochene „Renft“ - Verbot geschickt umgangen, da die beiden Autoren des Songs (Kunert/Demmler) noch als aktive Künstler in der DDR arbeiteten. Außerdem wurde ebenfalls als DDR- Rundfunkproduktion im damals neu gegründeten Studio der Puhdys - Mitglieder Dieter „Maschine“ Birr und Peter Meyer der Titel „Wir fahren alle einmal ab“ aufgenommen. Dieser Titel war die letzte offizielle AMOR & die KIDS - Produktion vor dem Mauerfall. AMOR & die KIDS nahmen allerdings Frühjahr 1989 mit Unterstützung des ehemaligen KARAT-Bassisten Henning Protzmann Demos für eine zweite LP auf.

Laut Hagen Liebing strebten "Die Ärzte" zu der Zeit eine gemeinsame Tour mit AMOR & die KIDS an. Die Anfrage von "Die Ärzte" beim zuständigen Komitee für Unterhaltungskunst der DDR blieb jedoch folgenlos und wurde AMOR & die KIDS nicht kommuniziert, was übliche DDR Praxis war.

Bei einem Konzert auf dem Berliner August-Bebel-Platz vor ca. 10.000 Zuschauern zum Pfingsttreffen der FDJ wurde der Band trotz 20 minütiger Zugaben-Rufe selbige verweigert, nachdem die Band (wie immer) den Titel "Marmor, Stein und Eisen bricht" von Drafi Deutscher gespielt hatte, nicht ahnend, dass der Text ca. einen Kilometer von der Berliner Mauer entfernt von den verantwortlichen Funktionären politisch ausgelegt werden würde. Der damalige Chef der einzigen ostdeutschen Plattenfirma AMIGA, René Büttner, der selbst dort anwesend war, verkündete daraufhin, dass er einer weiteren LP mit AMOR & die KIDS eine Absage erteile.

Die Vorwendezeit und Zeit der berühmten Montags-Demos brachte der Band vermehrt Konzerttermine an Montagen ein, an denen vorher kaum Veranstaltungen stattfanden. Im Nachhinein kein Zufall.

Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag der DDR gastierten AMOR & die KIDS in Krakow (Polen) und Kiew (Ukraine - damals UdSSR) und umliegende Spielorte. Dazu wurden einige Titel ins Russische übersetzt, was zu der Zeit in der Ukraine euphorisch aufgenommen wurde. Von der Ablösung Erich Honeckers durch Egon Krenz erfuhr die Band in Kiew aus der örtlichen Presse.

Die Zeit nach dem Mauerfall brachte für AMOR & die KIDS schwere Zeiten mit sich. Ungefähr 150 für 1990 gebuchte Konzerte wurden nacheinander von den Veranstaltern abgesagt, weil sich das DDR Publikum plötzlich nicht mehr für "Ost-Musik" interessierte. Falk Kindermann verließ die Band, um eine Stelle als Musiklehrer in Salzwedel anzutreten. Die anderen Bandmitglieder, außer Tobias Künzel, hielten sich mit berufsfremden Jobs über Wasser. Tobias wurde 1991 Sänger und Songschreiber der bundesweit erfolgreichen a-cappella Pop- Band „Die Prinzen“

Aufgelöst wurden AMOR & die KIDS entgegen anderslautenden Meinungen nicht. 1994 wagten Frank Schüller und Mario Rostenbeck einen Neuanfang, zuerst akustisch mit Carsten Patzig an der zweiten Gitarre. Diese Phase dauerte jedoch nicht lange, weshalb die Band mit Christoph Schenker (bg, voc) und Cornelius Jelen (dr, voc) ergänzt wurde. Im Jahr 1996 erschien die Single „Komm doch mit" als Neuproduktion beim Label Hit Work. Produziert wurde in Tobias Künzels „Brot- Ton - Studio“ von Graham Laybourne. Dabei wirkten auch die Gründungsmitglieder von AMOR & die KIDS mit. Der erhoffte Erfolg der Neuauflage des Titels blieb allerdings aus. Im Jahr 1997 wurde auf dem Leipziger Label "Löwenzahn/R.U.M. Records" das Album "Amoralisch" mit 11 von der neuen Band- Besetzung verfassten Titeln auf CD veröffentlicht. An der Produktion beteiligt waren Mario Rostenbeck (git, voc), Carsten Patzig (bg, voc), Cornelius Jelen (dr, voc) und Frank "Amor" Schüller (voc). Gäste bei einem Titel waren Sebastian Krumbiegel und Jens Sembdner (von Die Prinzen) sowie Henning Plankel (Querflöte). Der Titel "Schokolade" aus der CD "Amoralisch" erschien 2003 als Dance Version (Single, Label "Das Ohr").

2025: Die Gründungsmitglieder Frank Schüller, Tobias Künzel, Mario Rostenbeck, Dirk Posner und Saxofonist Falk Kindermann planen einige Konzerte für 2026 in Originalbesetzung unter dem Motto: „The Bockwurst returns“

Die Songs von AMOR & die KIDS beschreiben alltagsnah, stets mit viel Humor, Sarkasmus und versteckter Kritik und gern etwas schlüpfrig die Belanglosigkeiten des täglichen Lebens in den 80ern in der DDR. Das Markenzeichen sind klassische Rocksongs ohne stilistische Einschränkung mit ausgesprochen eingängigen Melodien, die vom Kontrast zwischen der ungeschliffenen Attitüde des Sängers AMOR und den harmonischen Satzgesängen der „KIDS“ leben.

• 1988: No More Bockwurst (Amiga)
• 1997: Amoralisch (Buschfunk)
• 2008: Es war einmal … (Amiga)

• 1986: Start-Schuss 2 (Amiga)
• 1987: Amiga Quartett (Amiga)
• 1996: Komm doch mit (Hit Work/Fun Music)
• 2003: Schokolade (Das Ohr)

• Internetseite (Memento vom 13. April 2009 im Internet Archive)
• Amor & die Kids, ostmusik.de
• AMOR & die KIDS YouTube-Kanal
• Amor & die Kids bei MusicBrainz (englisch)
• Amor & die Kids bei Discogs