Amerikanische Kolonialisations-Gesellschaften

Amerikanische Kolonialisations-Gesellschaften waren im 19. Jahrhundert in den Vereinigten Staaten gegründete Organisationen, die unter dem Dach der American Colonization Society (ACS) die Wiederansiedlung von Afroamerikanern in Westafrika förderten.[1] Die Idee zur Gründung von Kolonien für ehemalige schwarze Sklaven in Afrika scheint bereits 1770 der Theologe Samuel Hopkins aus Newport gehabt zu haben. Auch Thomas Jefferson, einer der Gründerväter der Vereinigten Staaten, sprach sich für die Gründung von Kolonien für schwarze Amerikaner weit weg von seinem Heimatstaat Virginia aus und war damit der bedeutendste frühe Anwalt des Gedankens der Gründung von Kolonien für ehemalige schwarze Sklaven.

Amerikanische Siedlungsbewegung

Mit Abschaffung der Sklaverei in den Vereinigten Staaten und vor dem Hintergrund der Haitianischen Revolution von 1791 und dem im Jahr 1800 von Gabriel Prosser angeführten Sklavenaufstand im US-Bundesstaat Virginia fürchtete die weiße US-Bevölkerung eine Erhebung oder Massenflucht ehemaliger schwarzer Sklaven.[2] Diese sollten daher nach Westafrika, der ehemaligen Pfefferküste und Zentrum des atlantischen Sklavenhandels, zurückgebracht werden.

Vollkommen gegensätzliche gesellschaftliche Gruppen unterstützten diese Bewegung. Zum einen weiße Philanthropen und Missionaren, denen es um die Befreiung der afrikanischen Sklaven ging, denen sie anschließend zu ihrem eigenen Besten die „Rückkehr“ nach Afrika ermöglichen wollten. Zum anderen wurde aber auch von Rassisten befürwortet, die sich kein Zusammenleben mit freien schwarzen Bürgern vorstellen konnten. Schwarze wie der Bischof Richard Allen oder der Geschäftsmann James Forten erhofften sich von einem Leben außerhalb der Vereinigten Staaten weniger Rassendiskriminierung und mehr Prosperität.[3] Andere in den Vereinigten Staaten geborene Afroamerikaner lehnten eine Umsiedlung auf den ihnen fremden afrikanischen Kontinent ab und wollten ihre Lebensbedingungen in den USA verbessern.[3]

Einzelne Gesellschaften

In den Bundesstaaten Pennsylvania, New Jersey, Delaware und Maryland entstanden lokale Gesellschaften, die für die 1817 gegründete ACS geeignete Siedler auswählten und Geld für die Überfahrt sammelten.[3]

In die Praxis umsetzen konnten die amerikanischen Gesellschaften ihre Ziele in begrenztem Umfang an den Küsten des späteren Staates Liberia, vergleichbare Bestrebungen in Großbritannien führten dagegen zu Koloniegründungen in Sierra Leone. Die praktischen Auswirkungen auf die Geschichte und Bevölkerungszusammensetzung dieser Staaten waren erheblich, während die tatsächlich erfolgten Rückführungen mit Blick auf die Bevölkerung der USA zahlenmäßig unerheblich waren.

Liste der Kolonialisationsgesellschaften (Auswahl)

  • Maryland State Colonization Society, gründete 1834 die Siedlung Maryland in Liberia
  • African Colonization Society (1800–1816), im Staat Virginia gegründet, wahrscheinlich Richmond
  • International Migration Society (IMS) (1894–1899), auf Betreiben von Henry McNeil Turner gegründet. IMS brachte erfolgreich drei Schiffe mit Afroamerikanern nach Liberia.
  • Liberia Exodus Joint Stock Steamship Company (1877–1880), sandte ein Schiff, die Azornach Liberia auf Veranlassung von Martin Delany.
  • New York Colonization Society (?–?) war in Liberia in den 1890er Jahren aktiv.
  • United Trans-Atlantic Society (1885–1887) entstand in Kansas City auf Betreiben von Benjamin „Pap“ Singleton.
  • Ladies’ Liberia School Association, 1832 in Philadelphia gegründet zum Aufbau des Bildungswesens in Liberia

Literatur

  • Henry Wilson: The History of the Rise and Fall of the Slave Power in America. Volume 1. Boston 1875
  • Alexander: A History of Colonization on the Western Coast of Africa. Philadelphia 1846.
  • William Lloyd Garrison: Thoughts on Colonization. Boston 1832.
  • James G. Birney: Letter on Colonization. New York 1834.
  • William Jay (Sohn von John Jay): An Inquiry into the Character and Tendency of the American Colonization and Antislavery Societies. New York 1834.
  • Floyd J. Miller: The Search for a Black Nationality: Black Colonization and Emigration, 1787–1863. University of Illinois Press, Urbana 1975.
  • Nina Mjagkij (Hrsg.): Organizing Black America: An Encyclopedia of African American Associations. Garland Publishing, New York 2001, ISBN 0-8153-2309-3.
  • Jane H. Pease, William H. Pease: They Who Would Be Free: Blacks' Search for Freedom, 1830–1861. Atheneum, New York 1974.
  • Edwin S. Redkey: Black Exodus: Black Nationalist and Back-to-Africa Movements, 1890–1910. Yale University Press, New Haven, CT 1969.

Einzelnachweise

  1. Yoonji Han: In the 1800s, the American Colonization Society relocated thousands of freed Black Americans to West Africa. It led to the creation of Liberia. Abgerufen am 28. Januar 2025 (amerikanisches Englisch).
  2. Morgan Robinson: The American Colonization Society. White House Historical Association, 22. Juni 2020 (englisch).
  3. a b c John Saillant: Colonization Movement (Africa). The Encyclopedia of Greater Philadelphia, 2015 (englisch).