American Visionary Art Museum


Das American Visionary Art Museum (AVAM) ist ein Kunstmuseum und Bildungszentrum in Baltimore im Bundesstaat Maryland. Das Museum ist auf die Erhaltung und Ausstellung von Art brut spezialisiert und zeigt Werke von künstlerischen Außenseitern und Autodidakten.[1]
Geschichte und Gebäude
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Die Museumsgründung ging auf die Initiative von Rebecca Hoffberger zurück, die für das Programm „People Encouraging People“ zur Wiedereingliederung psychisch Kranker in die Gesellschaft im Sinai Hospital in Baltimore tätig war und auf die Kunstwerke der Patienten des Programms aufmerksam wurde. Nachdem sie sich in Lausanne in der Schweiz mit dem Konzept der Collection de l’Art Brut beschäftigt hatte, begann sie das Museum in Baltimore zu planen.[1][2]
Die Stadt übergab 1989 die Baurechte für ein am Südufer des „Inner Harbor“ gelegenes Grundstück am Key Highway 800 im Stadtteil Federal Hill.[1] Durch Spenden und finanzielle Unterstützung führender Baltimorer Philanthropen kamen in den folgenden Jahren die für den Museumsbau benötigten 7,5 Millionen Dollar zusammen.[1] Das Museum liegt an einem Park und besteht aus drei nebeneinander liegenden Gebäuden zwischen der Covington Street und dem Key Highway. Das Hauptgebäude wurde vom Architektenteam Rebecca Swanston und Alex Castro entworfen, nach deren Plänen das ehemalige Bürogebäude der Baltimore Copper Paint Company aus dem Jahr 1913 umgebaut und um einen halbrunden Anbau erweitert wurde. Das American Visionary Art Museum (AVAM) wurde von Rebecca Hoffberger und ihrem Ehemann LeRoy Hoffberger († 2013) 1989 gegründet[3] und im November 1995 eröffnet.[4][5]
Da die vorgeschlagene Höhe für das Museum abgelehnt wurde, bestand nicht genügend Platz für die Sammlungen und Programme des Museums im Haupthaus, so dass zwei nebenliegende Gebäude hinzukamen: eine Skulpturenhalle mit dem zur Covington Street liegenden Garten und das 2004 für das Museum umgebaute „Jim Rouse Visionary Center“, ein historisches Lagerhaus für Whiskey.[3] Der Raum wurde als gemeinschaftlicher Treffpunkt und Ort für große Veranstaltungen und besondere Anlässe entworfen. In den Gebäuden befinden sich Ausstellungsflächen, Büros, Unterrichtsräume und Veranstaltungssäle.[6] Das Museum und seine Erweiterungen wurden mit zahlreichen Design- und Baupreisen ausgezeichnet, darunter dem National Award for Excellence des Urban Land Institute (ULI). Rebecca Hoffberger war bis April 2022 Direktorin und Hauptkuratorin des Museums. Die Leitung als Direktorin übernahm nach ihr Jenenne Whitfield,[4][5] gefolgt von Ellen Owens ab Juni 2025.[7]
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Jim Rouse Visionary Center -
Jim Rouse Visionary Center -
Skulpturenhalle -
Skulpturenhalle -
Skulpturenhalle Rückseite -
Hauptgebäude
Museum und Außenfläche
Obwohl Rebecca Hoffberger oft als Hauptkuratorin fungierte, hat das Museum keine festen Kuratoren im Team und arbeitet oft mit Gastkuratoren zusammen. Darunter waren unter anderem Simpsons-Schöpfer Matt Groening, Arianna Huffington und Desmond Tutu.[2] Der US-Kongress ernannte das Museum zum Nationalmuseum für visionäre Kunst der USA.[8] Im Wettbewerb von USA Today um das beste Kunstmuseum des Landes kam es 2023 auf den zweiten Platz.[5]
Die temporären Ausstellungen nehmen abwechselnd den größten Teil der Galeriefläche des Museums ein. Im Jim Rouse Visionary Center werden unter anderem die Automaten des „London’s Cabaret Mechanical Theatre“, die sich auf Knopfdruck bewegen, ausgestellt.[9]
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„Flicks from the Hill“, 2018 -
Kinetic Sculpture Race, 2007 -
Kinetic Sculpture Race, 2007
Neben den Dauer- und Wechselausstellungen organisiert das Museum wiederkehrende Veranstaltungen:
- Regelmäßig findet im Sommer die kostenlose Freiluftfilmreihe Flicks from the Hill statt, die von der aktuellen Themenausstellung des Museums inspiriert ist. Die Besucher können von einem Hügel aus die Filme ansehen, die auf eine große Leinwand unterhalb von Adam Kurtzmans „Giant Golden Hand“ projiziert werden.[4]
- Das jährliche Baltimore Kinetic Sculpture Race ist ein Straßenlauf mit von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern selbst entworfenen fahrbaren Kunstwerken quer durch Baltimore.[1]
- Pet Parade am 4. Juli[10]
- Ausbildungsprogramme[2]
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Cosmic Galaxy Egg -
Cello-Vogel -
Phoenix -
Vogelnestbalkon, 2004
Der Raum zwischen Hauptgebäude und Jim Rouse Visionary Center wurde als zentraler Museumsplatz mit einem „Vogel-Thema“ gestaltet. Dort steht der Phoenix, ein 12 Meter großer Metallvogel von Tom Every, einer seiner kleineren Cello-Vögel sowie Andrew Logans Cosmic Galaxy Egg. Der Künstler David Hess schuf den „Vogelnestbalkon“ AVAM Nest an der Schmalseite des Jim Rouse Visionary Center. An dessen dem Key Highway zugewandten Fassade ist eine Neonschrift mit dem Text „O SAY CAN YOU SEE“ angebracht,[4] der Bicycle Man von Vollis Simpson und auf der zur Covington Street gelegenen Seite die Golden Hand of God von Adam Kurtzman.[11]
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Critters, 1982–2006 -
Critters -
Meditation Chapel
Im Skulpturengarten des Museums steht unter anderem seit 2008 eine kaskadenförmige und beleuchtete Springbrunnenwand mit von Ted Ludwiczak geschaffenen Steinköpfen, die jeweils Wasser spucken[8] sowie die aus Holz gefertigten und bemalten Critters von Clyde Jones. Ebenfalls im Garten befindet sich die hölzerne, kunstvoll verzierte Meditation Chapel von Ben Wilson.[11]
Ein prägnantes Merkmal des Hauptgebäudes ist das Mosaik „Shining Walls / Shining Youth“ aus Spiegeln, Glas und Fundstücken auf der Fassade.[2] Es entstand im Rahmen des 2001 begonnenen kostenlosen, mehrjährigen, multidisziplinären Ausbildungsprogramms „Community Mosaic Wall Project“ im künstlerischen Bereich für gefährdete und inhaftierte Jugendliche.[12] Von 2013 bis 2015 wurde an der Westseite des Hauptgebäudes das Mosaik „Aurora Borealis“ aus Kobaltglas und Kristallen geschaffen. Das verwendete Glas wurde früher aufgrund seiner Verbreitung in der Region auch „Baltimore-Glas“ genannt.[13] Die Architektin Diane Cho, AIA, griff die Gestaltung im Jim Rouse Visionary Center auf und verwendete eine Wand aus recyceltem Kobaltglas.[4]
Ausstellungen (Auswahl)
- 1995/1996: Tree of Life[14]
- 1996/1997: Wind in My Hair (unter anderem mit Vollis Simpson)[11][15]
- 1997/1998: The End is Near![16]
- 1998/1999: Love: Error and Eros (unter anderem mit Damian Le Bas, Delaine Le Bas)[17]
- 1999/2000: We are Not Alone - Angels and Other Aliens[18]
- 2000/2001: Treasures of the Soul: Who is Rich? (unter anderem mit Grace Bashara Greene)[19]
- 2001/2002: The Art of War and Peace (unter anderem mit Damian Le Bas, Esther Nisenthal Krinitz)[20]
- 2002/2003: High on Life[21]
- 2003/2004: Golden Blessings of Old Age & Out of the Mouths of Babes (unter anderem mit Theodore „Ted“ Ludwiczak)[11][22]
- 2004/2005: HolyH20: Fluid Universe[23]
- 2005/2006: Race, Class, Gender ≠ Character (unter anderem mit Delaine Le Bas)[24]
- 2006/2007: Home & Beast[25]
- 2007/2008: All Faiths Beautiful[26]
- 2008/2009: The Marriage of Art, Science and Philosophy[27]
- 2009/2010: Life, Liberty & the Pursuit of Happiness (unter anderem mit Serge Vollin)[28]
- 2010/2011: What Makes Us Smile?[29]
- 2011/2012: All Things Round: Galaxies, Eyeballs & Karma[30]
- 2012/2013: The Art of Storytelling: Lies, Enchantment, Humor, and Truth (unter anderem mit Esther Nisenthal Krinitz)[31]
- 2013/2014: Human, Soul & Machine: The Coming Singularity![32]
- 2014/2015: The Visionary Experience: Saint Francis to Finster[33]
- 2015/2016: The Big Hope Show.[34]
- 2017: The Art of Storytelling: Lies, Enchantment, Humor & Truth (unter anderem mit Calvin und Ruby Black, Béatrice Coron, Esther Nisenthal Krinitz, Chris Roberts-Antieau, Mars Tokyo)[9]
- 2019–2021: The Secret Life Of Earth: Alive! Awake![10]
Sonderausstellungen:
- 1998: Figure dell’anima (unter anderem mit Johann Garber, Johann Hauser)
- 2010–2012: Out of this World: Centennial Celebration of Eugene Von Bruenchenhein.[35]
- 2012–2013: Gretchen Feldman: Love Letter To Earth (1934-2008)[36]
- 2013–2014: A Very Visionary Star-Spangled Sidewalk[37]
- 2013–2014: Frank Bruno: A Life Devoted to The End[38]
- 2014–2015: Donald Pass: The Hope We Seek[39]
- 2015: Heaven's Carousel by Tim Otto Roth[40]
- 2015–2016: Mr. Eddy Lives![41]
- 2021–2025: Esther Nisenthal Krinitz: Esther and The Dream of One Loving Human Family[42]
- 2023–2025: The Secret Within: The Art of Judith Scott[43]
- 2025: Mary Proctor: „The Strength to Be Joyful“. Courtesy of the American Visionary Art Museum[7]
Sammlung
Zu den dauerhaft ausgestellten Kunstwerken und Environments gehören Arbeiten von:


- Bobby Adams
- Gayleen Aiken
- Antonio Alberti
- Ho Baron
- Robert Benson
- Deborah Berger
- Bruce Bickford
- Calvin und Ruby Black
- Hawkins Bolden
- Dick Brown
- Eugene von Bruenchenhein
- Frank Bruno
- Gladwyn Bush
- Fred Carter
- Allen Christian
- Candy Cummings
- Charles Dellschau
- Brian Dowdall
- Emily Duffy
- Axel Erlandson
- Dalton M. Ghetty
- Amezcua Chelo Gonzalez
- Alex Grey
- Arthur Hammer
- Gerald Hawkes
- Delores A. „Dee“ Herget
- Clyde Jones
- Adam Kurtzman
- Patty Kuzbida[44]
- Andrew Logan
- George Lowe
- Albert Louden
- Theodore „Ted“ Ludwiczak[11]
- Christine McCormick
- Christopher Moses
- Eddy Gallimore Mumma (Mr. Eddy)
- Esther Nisenthal Krinitz
- Geraldine O'Riley Lloyd
- Donald Pass
- Chris Roberts-Antieau
- Judith Scott[45]
- Christine Sefolosha
- Vollis Simpson
- Devon Smith
- Frank Warren
- Ben Wilson
- Adolf Wölfli
- Maria Wnęk
- Clarence und Grace Woolsey[46]
Weblinks
- Website American Visionary Art Museum
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e Claudia Dreifus: How Do You Make a Museum for Outsider Artists?. In: The New York Times vom 15. März 2017. Abgerufen am 5. September 2025
- ↑ a b c d Sophia Salganicoff: Pushing the Boundaries: A Look at Visionary Approaches to the Arts. Not Your Average Art Museum. In: National Endowment for the Arts, 2018, Nr. 3.
- ↑ a b Lauren Eller: American Visionary Art Museum Inspires Hope & Imagination. In: Baltimore Fishbowl vom 26. Juli 2016. Abgerufen am 5. September 2025
- ↑ a b c d e Kevin E. Johnson: The American Visionary Art Museum: A Beloved Baltimore Institution. In: Baltimore Architecture Foundation vom 17. Juni 2021. Abgerufen am 5. September 2025
- ↑ a b c Marcus Dieterle: Baltimore’s American Visionary Art Museum named second best art museum in the nation by USA TODAY. In: Baltimore Fishbowl vom 24. Februar 2023. Abgerufen am 5. September 2025
- ↑ Encyclopedia of American Folk Art. Taylor & Francis 2004, ISBN 978-1-1359-5615-8, S. 16–17
- ↑ a b Kerry Folan: AVAM’s New Director Wants to Keep the Museum Weird and Welcoming. In: Baltimore Magazine vom 4. September 2025. Abgerufen am 5. September 2025
- ↑ a b American Visionary Art Museum Sculpture Garden. In: naturesacred.org. Abgerufen am 5. September 2025
- ↑ a b Allison Meier: The Obsessive and Strange Storytelling of the American Visionary Art Museum. In: hyperallergic.com vom 26. Februar 2013. Abgerufen am 5. September 2025
- ↑ a b A trip to AVAM; stories from the network. In: naturesacred.org. Abgerufen am 5. September 2025
- ↑ a b c d e Cindy Kelly: Outdoor Sculpture in Baltimore. John Hopkins University Press, Baltimore 2011, ISBN 978-0-8018-9722-1, S. 130–140
- ↑ Youth from the William Donald Schaefer House with direction from various artists. In: American Visionary Art Museum. Abgerufen am 6. September 2025
- ↑ Youth from the William Donald Schaefer House with direction from artist-mentor Mari Gardner. In: American Visionary Art Museum. Abgerufen am 6. September 2025
- ↑ Tree of Life. In: American Visionary Art Museum. Abgerufen am 4. September 2025
- ↑ Wind in My Hair. In: American Visionary Art Museum. Abgerufen am 4. September 2025
- ↑ The End is Near! In: American Visionary Art Museum. Abgerufen am 4. September 2025
- ↑ Love: Error and Eros. In: American Visionary Art Museum. Abgerufen am 4. September 2025
- ↑ We are Not Alone - Angels and Other Aliens. In: American Visionary Art Museum. Abgerufen am 4. September 2025
- ↑ Treasures of the Soul: Who is Rich? In: American Visionary Art Museum. Abgerufen am 4. September 2025
- ↑ The Art of War and Peace. In: American Visionary Art Museum. Abgerufen am 4. September 2025
- ↑ High on Life High on Life. In: American Visionary Art Museum. Abgerufen am 4. September 2025
- ↑ Golden Blessings of Old Age & Out of the Mouths of Babes. In: American Visionary Art Museum. Abgerufen am 4. September 2025
- ↑ HolyH20: Fluid Universe. In: American Visionary Art Museum. Abgerufen am 4. September 2025
- ↑ Race, Class, Gender ≠ Character. In: American Visionary Art Museum. Abgerufen am 4. September 2025
- ↑ Home & Beast. In: American Visionary Art Museum. Abgerufen am 4. September 2025
- ↑ All Faiths Beautiful. In: American Visionary Art Museum. Abgerufen am 4. September 2025
- ↑ The Marriage of Art, Science and Philosophy. In: American Visionary Art Museum. Abgerufen am 4. September 2025
- ↑ Life, Liberty & the Pursuit of Happiness. In: American Visionary Art Museum. Abgerufen am 4. September 2025
- ↑ What Makes Us Smile? In: American Visionary Art Museum. Abgerufen am 4. September 2025
- ↑ All Things Round: Galaxies, Eyeballs & Karma. In: American Visionary Art Museum. Abgerufen am 4. September 2025
- ↑ The Art of Storytelling: Lies, Enchantment, Humor, and Truth. In: American Visionary Art Museum. Abgerufen am 4. September 2025
- ↑ Human, Soul & Machine: The Coming Singularity! In: American Visionary Art Museum. Abgerufen am 4. September 2025
- ↑ The Visionary Experience: Saint Francis to Finster. In: American Visionary Art Museum. Abgerufen am 4. September 2025
- ↑ The Big Hope Show. In: American Visionary Art Museum. Abgerufen am 4. September 2025
- ↑ Out of this World: Centennial Celebration of Eugene Von Bruenchenhein. In: American Visionary Art Museum. Abgerufen am 5. September 2025
- ↑ Gretchen Feldman: Love Letter To Earth (1934-2008). In: American Visionary Art Museum. Abgerufen am 5. September 2025
- ↑ A Very Visionary Star-Spangled Sidewalk. In: American Visionary Art Museum. Abgerufen am 5. September 2025
- ↑ Frank Bruno: A Life Devoted to The End. In: American Visionary Art Museum. Abgerufen am 5. September 2025
- ↑ Donald Pass: The Hope We Seek. In: American Visionary Art Museum. Abgerufen am 5. September 2025
- ↑ Heaven's Carousel by Tim Otto Roth. In: American Visionary Art Museum. Abgerufen am 5. September 2025
- ↑ Mr. Eddy Lives! In: American Visionary Art Museum. Abgerufen am 5. September 2025
- ↑ Exhibits. In: Art and Remembrance. Abgerufen am 5. September 2025
- ↑ The Secret Within: The Art of Judith Scott. In: American Visionary Art Museum. Abgerufen am 5. September 2025
- ↑ Patty Kuzbida. In: American Visionary Art Museum. Abgerufen am 5. September 2025
- ↑ Judith Scott, new record for an outsider artist. In: artprice.com vom 26. Januar 2021. Abgerufen am 5. September 2025
- ↑ Our Visionaries. In: American Visionary Art Museum. Abgerufen am 4. September 2025
Koordinaten: 39° 16′ 49″ N, 76° 36′ 25″ W






