Alslev Kirke

Alslev Kirke

Die Alslev Kirke ist eine Kirche der Dänischen Volkskirche in Alslev, im Kirchspiel Alslev Sogn, im Bistum Ribe.

Geschichte

Urkundlich erwähnt wird die Pfarrei in Alslev erstmals um das Jahr 1350 im Verzeichnis „Ribe Oldemoder“.[1] Im Mittelalter gehörten die Kirchen in Alslev und Hostrup zum bischöflichen Gutshof Visselbjerg. Mit der Einführung der Reformation 1536 durch Christian III. fiel dieses als Krongut an den dänischen König.

Die Alslev Kirke, Gut Visselbjerg und die Familie Munk

Visselbjerg wurde 1567 an Jørgen Munk verkauft und die Kirche in Alslev wurde zur Grabeskirche des Gutshofes. Nach Jørgen Munks Tod im Jahr 1577 erbte sein zu diesem Zeitpunkt zwölfjähriger Sohn Hans Munk den Hof und mit ihm die Kirche in Alslev. Hans und sein jüngerer Bruder Frederik bekamen den vom König bestimmten Vormund Erik Lykke und erhielten eine umfassende Ausbildung am Gymnasium Straßburg (das heutige Gymnase Jean-Sturm) und den Universitäten in Heidelberg und Orleans.[2] 1586 trat der nun 21-jährige Hans Munk sein Erbe in Visselbjerg an. Schon wenige Jahre später gab es Gerüchte, dass er ein außereheliches Verhältnis mit drei Schwestern gehabt haben sollte, was zunächst noch keine Folgen hatte.

1614 musste der inzwischen verschuldete Hans Munk das Gut Visselbjerg mit der dazugehörigen Alslever Kirche an Christopher Gersdorff verkaufen und lebte in Varde. Die psychische Gesundheit des 49-Jährigen war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr gut.[3] Er redete öffentlich über die früheren Beziehungen zu den drei Schwestern. Im 17. Jahrhundert gestand er damit öffentlich ein Verbrechen. Im Mai 1615 wurde er verhaftet und im Mai 1616 fand der Prozess vor König Christian IV. und seinem Rat statt. Zwei Tage nach dem Urteil und Schuldspruch wurde Hans Munk vor dem Kopenhagener Schloss enthauptet. Sein Leichnam wurde im Anschluss in der Alslev Kirke beigesetzt.

Auch den inzwischen verheirateten drei Schwestern wurde der Prozess gemacht. Nur Maren Peder Hansen, mit der Munk zuerst zusammen war, wurde freigesprochen. Die Schwestern Kirsten Jep Jespersen und Anne Niels Skøttes, mit denen Munk später zusammen war, wurden im Juni 1616 wegen Ketzerei verurteilt und später hingerichtet.

Weitere Besitzerwechsel

Hintergrund für den Kauf einer Pfarrkirche im damaligen Dänemark war das damit verbundene und endgültig erst 1918 abgeschaffte Anrecht auf den Zehnt. Dies war aber verbunden mit der Verpflichtung, daraus das Pfarrergehalt und den Unterhalt der Kirche zu finanzieren.[4]

  • 1694 verkaufte die Krone die Kirchen von Alslev an den Assessor und Kammersekretär Niels Leth
  • 1714 verkaufte dessen Witwe die Kirche an den Kapitän Søren Jessen.
  • 1754 verkaufte dessen Witwe, Karen Brokmann die Kirche an Andreas Teilman aus Nørholm.
  • 1761 wurde die Kirche vom Gemeindepfarrer Jes Jessen gekauft
  • 1769 erbte seine Mutter die Kirche
  • 1778 verkaufte sie an den Kanzleirat Hans Wulf Øllgard aus Varde.
  • 1785 veräußerte dieser die Kirchen und deren Zehnten an Christen Spangsberg aus Alslev. Die Kirche blieb dann bis 1931 im Besitz der Familie Spang(s)berg.

Baubeschreibung

Kirche von Nordosten

Die Kirche liegt, umgeben von Feldern, am nordwestlichen Ortsrand von Alslev. Umgeben ist die Kirche von einem viereckigen Friedhof, der von einer Natursteinmauer umzäunt ist. Der Hauptzugang liegt im Süden und ist wie der östliche Zugang mit einem ziegelgedeckten Torbogen ausgeführt. Diese stammen aus dem Jahr 1878 und ersetzten ältere Tore ähnlicher Art. Der Nordzugang besteht aus einer eisernen Pforte in der Mauer.

Die kleine Kapelle östlich des Friedhofs wurde 1956 gebaut und 1961 von Stefan Viggo Pedersen mit einem Fresko geschmückt. Weitere Nebengebäude gibt es nördlich des Friedhofs.

Die Kirche ist mit dem Chor nach Südosten ausgerichtet.

Chor

Der Bau begann wahrscheinlich im 13. Jahrhundert. Der romanische Chor im Osten wurde aus Granitsteinen errichtet. Auf der Nordseite gibt es zwei kleine, verzierte Fenster, die heute zugemauert sind. Die Fensterstürze wurden dabei jeweils aus einem einzelnen Granitstein herausgearbeitet. Auf der Südseite ist das kleine Fenster ebenfalls mit einem monolithischen Fenstersturz versehen und zugemauert. Das größere Fenster wurde nachträglich eingebaut, hat einen aus mehreren Steinen bestehenden Rundbogen und ein Bleiglasfenster. In der östlichen Chorwand gibt es ein schmales Fenster ohne die Verzierungen der anderen kleinen Fenster. Die Laibung wurde aus Ziegeln gemauert.

Kirchenschiff

Das sich anschließende spätromanische Kirchenschiff wurde vermutlich über einen längeren Zeitraum errichtet, beginnend mit den im Osten genutzten Granitquadern. Im weiteren Verlauf wurde dieses Material nur für die untere Mauer genutzt, während im oberen Bereich dann mit rheinischem Tuffstein weitergebaut wurde. Die nördliche und südliche Tuffsteinmauern wurden vermutlich nicht gleichzeitig errichtet, da sich die Fassadendekorationen deutlich unterscheiden.

Auf der Außenseite der nördlichen Wand gibt es im Bereich des Tuffsteinmauerwerks einen durchgehenden Kreuzbogenfries. Es gibt, wie bereits im Chor, zwei kleine verzierte Fenster, mit aus einem einzelnen Granitquader geschlagenen Fenstersturz und Granitlaibung. Die Fenster waren zwischenzeitlich zugemauert, wurden 1900 aber wieder geöffnet.

Granitquader mit gekippten Golgathakreuz und romanischen Fenster

Ein Granitquader links des östlichen Fensters trägt ein um 90 Grad nach rechts gekipptes Golgathakreuz. Der Stein ist höher, als die vorher (links) verbauten Quader. Möglicherweise ist dies ein romanischer Grabstein, welcher nach einer Baupause verbaut wurde, als vom Bau mit Granitquadern auf Tuffstein gewechselt wurde. Im westlichen Bereich der nördlichen Wand ist die ehemalige Frauentür zu erkennen. Diese war für den Zutritt der Frauen bestimmt, welche in der Kirche auf der Nordseite, getrennt von den Männern saßen. Mit der Reformation endete dieser Brauch, die Tür wurde verschlossen und Frauen und Männer betraten die Kirche nun gemeinsam durch die südliche Tür.

Die äußere Südwand des Kirchenschiffs ist mit Lisenen und Rundbogenfriesen gegliedert. Es gibt zwei Fenster, die wesentlich größer als auf der Nordseite sind.

Vorhalle

Auf der Südseite des Kirchenschiffs gibt es eine vermutlich im Spätmittelalter errichtete Vorhalle, das Waffenhaus. Das Bleidach, dass ursprünglich die gesamte Kirche bedeckte, wurde hier 1786 durch rote Dachziegel ersetzt.

Turm

Der Turm stammt aus dem Spätmittelalter. Die angebrachte Beschriftung sind verzierte Eisenanker. An der Westseite steht SJSH ANNO 1715. Dies verweist auf den damaligen Kirchenbesitzer Søren Jessen Hjerting. Die aus Schriftzeichen bestehenden Eisenanker an der Südseite KASJ 1752 stehen für Karen Abrahamsdatter und Søren Jessen. Der Zugang zu den oberen Stockwerken des Turms erfolgte ursprünglich über eine Freitreppe auf der Nordseite. Diese wurde später durch das heute bestehende Treppenhaus mit Wendeltreppe ersetzt.

Innenraum

Deckenbemalung

Die Decke des Innenraums wurde etwa 1500–1520 mit einem Kreuzrippengewölbe versehen. Das Bodenniveau im Chor wurde 1567 um drei Stufen erhöht, als darunter eine Grabgruft errichtet wurde.

Fresken

Die Gewölbe des Chors und des Kirchenschiffs wurden etwa 1500 – 1520 mit Fresken verziert. Urheber war die 1485 – 1525 tätige Liljemesterværkstedet (Lilienmeisterwerkstatt)[5], für welche die Verwendung großer Lilien typisch war. Zu den Motiven gehören neben große stilisierten Lilien auch geometrische Bordüren und pflanzliche Zierleisten (Krabbenblatt).

Jeweils einmal wurde im Kirchenschiff eine Hausmarke und ein stilisiertes Wappen (drei rote Punkte auf hellem Grund) dargestellt. Letzteres ist möglicherweise ein vereinfachtes Wappen der Familie Munk, das drei rote Rosen enthält. Die Fresken wurden im Winter 1978/79 freigelegt, im westlichen Gewölbe 1988 aber wieder weiß übermalt.

Altar

Der romanische Altar wurde aus Tuffstein aufgemauert und hat eine Altarplatte aus mehreren Granitstücken. Darin befindet sich eine um 1400 gefertigte (heute leere) Reliquiendose aus Blei.[6] Andere Quellen nennen eine Pyxis als Zweck dieser Dose.[7]

Der frühere Altaraufsatz aus der Zeit um 1600 wurde 1873 durch ein neugotisches Altarkreuz mit der Aufschrift „Halleluia“ ersetzt, welches wiederum 1940 gegen ein vergoldetes Kiefernkreuz ausgetauscht wurde, welches bis heute auf dem Altar steht. Auf dem Altar befinden sich zwei gotische Messingleuchter, welche etwa im Zeitraum von 1525 bis 1550 angefertigt wurden. Diese haben eine Höhe von 37 cm. Die Sockel ruhen jeweils auf drei kleinen Löwenfiguren. Der Schaft verjüngt sich nach oben und ist mit mehreren Schaftringen verziert. Die Kerzenteller sind flach und oben mit Zinnen verziert. Darunter befinden sich, wie auch im Sockel, mehrere in Fünfergruppen angeordnete Bohrungen.

Taufbecken

Das Taufbecken ist, wie der Altar, romanisch und besteht aus rötlichem Granit. Es ist sehr schlicht gehalten und hat einen Wulst am Übergang vom Fuß zum Becken. Die schlichte, aus Messing gefertigte, aufliegende Taufschale stammt aus der Zeit um 1700, während die ebenfalls aus Messing gefertigte Taufkanne aus dem Jahr 1917 stammt.

Kanzel

Die Kanzel von 1592 wurde ursprünglich als Kanzellettner ausgeführt und hing über den Chorbogen. 1873 wurde die Kanzel aus dem Chorbogen entfernt und 1980 an der heutigen Stelle aufgebaut. Heute besteht die Kanzel aus sechs Arkadenfeldern, von denen die rechten vier die eigentliche Kanzel umschließen und zwei weitere den Zugang schmücken. Das Lesepult trägt die Inschrift VERBUM AUTEM DEI MANET IN ÆTERNAM (Das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit; Jes 40.8) Auf den oberen Feldern befinden sich die Inschriften: BEATI*QVI / VERBUM / AVDIVNT / ET PVRO / CORDE / CVSTO (Selig sind die, die das Wort hören und mit reinem Herzen bewahren; Luk 11.28) Darunter befinden sich ähnlich gestaltete Felder, die jeweils durch die Darstellung von Säulen abgegrenzt werden, die sich an der Ionischen Ordnung orientieren. Die Felder enthalten große Blumen, die in Vasen stehen. Ein siebentes Feld hatte am neuen Aufstellungsort keinen Raum mehr, befindet sich aber noch in der Kirche.

Kirchengestühl

Aus der Entstehungszeit der Kanzel im 16. Jahrhundert stammt auch der größte Teil des Kirchengestühls. Dieses wurde 1772 um weitere Bänke ergänzt, als die Bewohner des neuen Dorfes Vibæk in Alslev zur Kirche gingen und es nicht mehr genug Plätze gab.

Orgel

Orgel im Turm

Die im Erdgeschoss des Turms stehende Orgel wurde 1974 von der Firma Bruno Christensen & Söhne gebaut. 1996 wurde das Instrument von derselben Firma erweitert.[8] Seitdem hat sie 13 Register auf zwei Manualen und Pedal.

Kronleuchter

In der Kirche gibt es drei große Kronleuchter. Der älteste hängt im Chor und hat zweimal acht S-förmig geschwungene Leuchtenarme, unten eine Hängekugel und oben einen zweiköpfigen, flachen Adler. Gefertigt wurde dieser etwa 1735 – 1740 und wurde von Henrik Brockdorff anlässlich der Beerdigung seines Sohnes gestiftet.[9][10] Die beiden anderen Kronleuchter im Kirchenschiff sind deutlich jünger (1940) und wurden im Stil der Renaissance angefertigt.

Schiff

Das Votivschiff wurde von Mads Peder Larsen aus Esbjerg gebaut und 1963 von einer Alslever Bauernfamilie der Kirche gestiftet. Es stellt das Segelschulschiff Danmark dar.

Wandschmuck

Wappenahnentafel

Ahnentafel von Hans Munk

Auf der Nordseite des Chores hängt die etwa 1616 gestiftete Wappenahnentafel des Hans Munk. Die 310 cm lange aus Eiche gefertigte Tafel trägt oben eine Kartusche mit der Inschrift „Erlig oc Velbyrdig/ Mand Hans Munck til/ Visselbierig Hans fæderne og Møderne vaben“ (Deutsch: „Ehrenwerter und Ehrenhafter Mann Hans Munck zu Visselbierig Die Wappen seiner Väter und Mütter“). Darunter sind die Wappen seiner 16 Ururgroßeltern dargestellt. Links die Wappen der Urgroßeltern seiner Mutter mit dem Galt-Wappen seiner Mutter an 8. Position. Rechts sind die Wappen der Urgrußeltern seines Vaters mit dem Munk-Wappen an 9. Position.

Die Bezeichnungen auf der Tafel lauten: Die Giør Waben, Di Reckenberg vaben, di Ulstender vaben, Di Rossenkrans vaben. Di Høar Vaben, Di Banner Vaben, Di drefelder Vaben, Hans munckis mørne, Hans Munckis færne, Her Stii Munck, di Emicksøner vaben, Di Breider vaben, De spender vaben, Di Rosenspar vaben, Di Saltenser Vaben, Di Julinger Vaben

Die heute üblichen Bezeichnungen der jeweiligen Familien lauten: Gøye, Reckenberg, Ulfstand, Rosenkrantz, Høg, Banner, Drefeld, Galt, Munk, Munk (anderes Wappen), Emmiksen, Breide, Spender, Rosensparre, Saltensee af Linde, Juel.

Vermutlich wurde Hans Munk nach seiner Hinrichtung wegen Unzucht mit drei Schwestern im Alslever Kirchenchor begraben und die Tafel danach aufgehängt.

Epitaphe

Ein steinernes Epitaph wurde 1678 von Magdalene Olufsdatter für ihren 1677 verstorbenen Mann, den Pfarrer Oluf Christensen Toft, seine Eltern und sich selbst gestiftet.

Das zweite Epitaph ist eine Messingplatte auf einem Eichenholzrahmen. Dieses wurde 1682 von Mette Krabbe aus Nørholm für ihren Ehemann, den Hofmeister Frederik Lützow zu Visselbjerg (gestorben 1680), dessen zweite Ehefrau Dorothea von Ahlefeldt sowie für einen Sohn und drei Töchter gestiftet. In der Inschrift steht, dass Frederik Lützow unter dem Altar begraben und die Tafel aufgestellt wurde, da nachfolgende Besitzer der Kirche die Gebeine nicht entfernen sollen, um keine Sünde zu begehen und Gottes Strafe auf sich zu nehmen.

Series Pastorum

An den Wänden des Turms sind drei Tafeln aus Fichtenholz mit den Namen der bisherigen Priester angebracht. Diese stammen von 1786, 1862 und 1902 und enthalten eine durchgehende Aufzählung der 36 Pfarrer seit der Reformation Mitte des 16. Jahrhunderts. (Stand 2015)

Literatur

Commons: Alslev Kirke (Varde Kommune) – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. „Danmarks Kirker“ Alslev Kirke S. 1999 ff
  2. Jydske Vestküsten: „Vardes vilde fortid – 1616“, (dänisch) abgerufen am 18. November 2024
  3. Bue Kaae: „HANS MUNK til Visselbjerg (1565-1616)“, 1953,, S. 217, abgerufen am 18. November 2024
  4. Danmarks Nationalleksikon: Tiende, abgerufen am 26. August 2025
  5. Liste over kendte danske kalkmalere og kalkmaleriværksteder (Liste bekannter dänischer Fresken und Freskenwerkstätten), S. 3 (dänisch)
  6. danmarkskirker.natmus.dk S. 2012 f.
  7. lex.dk: Alslev Kirke - Inventar i Alslev Kirke
  8. Alslev (Varde), Danmark (Syddanmark) - Alslev Kirke. In: orgbase.nl, abgerufen am 28. November 2024
  9. „Danmarks Kirker“ Alslev Kirke S. 2022 Lysekroner
  10. finnholbek.dk: Ditlev Jokum von Brockdorff (1735 – 1736)

Koordinaten: 55° 35′ 30,2″ N, 8° 24′ 53″ O