Ali İhsan Sabis

Ali İhsan Sabis

Ali İhsan Sabis (* 30. August 1882 in Cihangir, Beyoğlu, Konstantinopel, Osmanisches Reich; † 9. Dezember 1957 in Istanbul) war ein Offizier der Osmanischen Armee und türkischer Politiker der Demokrat Parti (DP), der unter anderem während des Ersten Weltkrieges Befehlshaber an der Mesopotamienfront war und nach Kriegsende am Türkischen Befreiungskrieg teilnahm. Zuletzt war er von 1950 bis 1954 Mitglied der Großen Nationalversammlung.

Leben

Ali İhsan Sabis, Sohn von Cemal und Seher, trat nach dem Besuch der Grundschule sowie der Militärrealschule Beşiktaş 1895 in die Artillerieschule in Halıcıoğlu ein und begann 1901 seine Offiziersausbildung an der Heeresschule (Kara Harp Okulu), die er 1904 als Lehrgangsbester abschloss. Im Anschluss wurde er als Leutnant (Teğmen) in die Osmanische Armee übernommen und fand in der Folgezeit fand er zahlreiche Verwendungen als Offizier und Stabsoffizier. Er war unter anderem Ingenieurlehrer an der Militärschule Edirne, Offizier der 1. Abteilung des Hauptquartiers der 2. Armee, Offizier der 3. Abteilung des Generalstabes, Kommandeur des Zentralbüros Beyoğlu, Hilfslehrer für Naturwissenschaften an der Heeresakademie (Kara Harp Akademisi), Chef des Stabes des Gebietskommandos Çatalca sowie Direktor der 1. Abteilung des Hauptquartiers des X. Korps.

Er nahm zwischen 1912 und 1913 an den Balkankriegen teil und war im Ersten Weltkrieg zunächst an der Kaukasusfront eingesetzt, ehe er an die Mesopotamienfront versetzt wurde. Sein Kommando, das als Oberstleutnant (Kaymakam) und Kommandeur der Ersten Expeditionstruppe (Birinci Kuvve-i Seferiye) bei Tortum erfolgreich begonnen hatte, musste nach der Niederlage bei Dilman (15. April 1915) und dem Verlust von Van (19. April bis zum 17. Mai 1915) infolge des Armenieraufstands von Tortum nach Tatvan verlegt werden. Er war im weiteren Kriegsverlauf als Oberst (Miraley) zwischen dem 30. September 1915 und Februar 1916 Befehlshaber des IX. Korps und nahm mit seinem Verband unter Nureddin Pascha[1] und Halil Kut an der siegreichen Belagerung von Kut (7. Dezember 1915 bis 29. April 1916) teil. Während dieser Zeit wurde er zum Generalmajor (Mirliva) befördert, war von Februar 1916 bis Oktober 1917 Befehlshaber des XIII. Korps und nahm mit Colmar Freiherr von der Goltz an der erfolgreichen Schlacht von Dujaila (8. März 1916) teil.

Während Ali İhsan Sabis zwischen Oktober 1917 und Juli 1918 Befehlshaber des IV. Korps war, wurde ins Innere des Iran entsandt. In seinen Memoiren berichtete er, dass er in den Dumdar-Schlachten gegen die aus dem Iran und Bagdad vorrückenden Russen und Briten in der Nähe von Shahriban kämpfte, das gesamte XIII. Korps aus der russisch-britischen Zange rettete und es westlich des Diyala-Flusses führte. Am 2. April 1918 marschierte er in das in Trümmern liegende Van in Ostanatolien ein. Im Anschluss war er als Nachfolger von Halil Kut vom 30. Juni 1918 bis zum 9. Februar 1919 Oberbefehlshaber der 6. Armee. Als am 30. Oktober 1918 der Waffenstillstand von Moudros, der die Feindseligkeiten zwischen dem Osmanischen Reich und der Entente am nahöstlichen Kriegsschauplatz des Ersten Weltkrieges beendete, unterzeichnet wurde, befanden sich Mossul und Umgebung noch immer in türkischer Hand unter dem Kommando von Ali İhsan Pascha. Die im Waffenstillstand enthaltene Bestimmung, dass der Krieg mit dem Waffenstillstand enden und alle Truppen in ihren Stellungen verbleiben sollten, reichte nicht aus, um die Briten unter Generalleutnant William Marshall aufzuhalten. Sie setzten ihren Vormarsch fort und forderten die türkischen Streitkräfte auf, Mossul aufzugeben. Ali İhsan Sabis Pascha als Befehlshaber der türkischen Streitkräfte, lehnte diese Aufforderung ab, zog sich aber auf Befehl der Istanbuler Regierung nach Nusaybin in Südostanatolien zurück.

Ali İhsan Sabis (rechts, im weißen Mantel) mit Mustafa Kemal Pascha an der Westfront des Türkischen Befreiungskrieges (31. März 1922).

Nach dem Krieg wurde er während der Besetzung Istanbuls von den Briten am Bahnhof Haydarpaşa verhaftet und nach Malta verbannt. Nach seiner Rückkehr am 27. September 1921 nahm er am Türkischen Befreiungskrieg teil und wurde zum Befehlshaber der 1. Armee an der Westfront ernannt. Aufgrund seines höheren Dienstalters geriet er in Konflikt mit dem Frontkommandeur Mustafa İsmet Pascha[2] und wurde vor der Großen Offensive am 20. Juni 1922 entlassen, durch Nureddin Pascha versetzt und in den Ruhestand versetzt. In der Nutuk, der zwischen dem 15. und 20. Oktober 1927 mehr als 36-stündigen Marathonrede Mustafa Kemals[3] vor den Delegierten des zweiten Parteitags der Volkspartei HF (Halk Fırkası), wurde er heftig kritisiert. Wegen des türkischen Namensgesetzes von 1934 war er gezwungen, sich umzubenennen und wählte den Namen Sabis, nach der Position, wo er den Briten während der Schlacht von Kut im Irak schwere Verluste zufügte.

Während des Zweiten Weltkrieges schrieb er Zeitungsartikel über den Militärdienst und lobte darin im Allgemeinen die Vorstöße der Armeen der Achsenmächte. Als die Türkei gegen Kriegsende am 23. Februar 1945 Deutschland und Japan den Krieg erklärte, war er mit seinen kritischen Artikeln nicht zufrieden und begann, anklagende, anonyme Briefe an hochrangige Staats- und Regierungsvertreter, insbesondere an den nunmehrigen Staatspräsidenten İsmet İnönü, zu senden. Damit rächte er sich indirekt an İnönü, dem damaligen Kommandeur der Westfront, der maßgeblich zu seiner Pensionierung im Jahr 1922 beigetragen hatte. Nach Aufdeckung des Vorfalls wurde er am 24. Februar 1944 verhaftet und am 10. Februar 1947 von einem Kriegsgericht zu 15 Monaten Haft verurteilt. Seine Strafe wurde durch ein Amnestiegesetz 1950 aufgehoben, wodurch er sich politisch betätigen konnte. Am 22. Mai 1950 wurde er für die Demokratische Partei DP (Demokrat Parti) Mitglied der Großen Nationalversammlung TBMM (Türkiye Büyük Millet Meclisi) und vertrat in dieser bis zum 12. März 1954 die Interessen von Afyonkarahisar. Er war verheiratet sowie Vater von vier Kindern und wurde nach seinem Tode auf dem Friedhof Zincirlikuyu im Istanbuler Stadtbezirk Şişli beigesetzt.

Ehrungen und Auszeichnungen

Ali İhsan Sabis wurde für seine Verdienste mehrfach ausgezeichnet und erhielt unter anderem den Mecidiye-Orden Zweiter Klasse, den Osmanié-Orden Vierter Klasse, die Kriegsmedaille Eiserner Halbmond (Harp Madalyası), die Liakat-Medaille (Liyâkat Madalyası), die Privilegmedaille (İmtiyaz Madalyası) sowie die Unabhängigkeitsmedaille (İstiklâl Madalyası).

Commons: Ali İhsan Sâbis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Nurettin Paşa (Mehmet Nurettin İbrahim) (S. 88), in: TBMM ALBÜMÜ (1920–2010), Cilt 1 (1920–1950) (Memento vom 6. Februar 2016 im Internet Archive)
  2. Inönü, (Mustafa) Ismet. rulers.org, abgerufen am 7. September 2025 (englisch).
  3. Atatürk, Kemal. rulers.org, abgerufen am 7. September 2025 (englisch).