Alfredo Frassati

Alfredo Frassati (* 28. September 1868 in Pollone; † 21. Mai 1961 in Turin) war ein italienischer Verleger, Journalist und Politiker. Er war Inhaber und Direktor der italienischen Tageszeitung La Stampa sowie Senator des Königreichs Italien und der Italienischen Republik sowie von 1920 bis 1922 italienischer Botschafter in Berlin. Er ist der Vater des Heiligen Pier Giorgio Frassati.
Leben
Alfredo Frassati war er Sohn des Chirurgen Pietro Frassati (1824–1899) und Giuseppina Coda Canati. 1890 beendete er sein Jurastudium an der Universität Turin schrieb sich an der Humboldt-Universität zu Berlin ein, wo er drei Jahre lang blieb und ausgezeichnete Deutschkenntnisse erwarb.[1][2]
1894 wurde er Miteigentümer der Tageszeitung La Gazzetta Piemontese, die er 1895 in La Stampa umbenannte, einen Titel, den die Zeitung bis heute trägt. 1897 erhielt er die Lehrbefugnis für Strafrecht an der Universität Sassari, gab jedoch im selben Jahr seine akademische Laufbahn auf, um sich ganz dem Journalismus zu widmen. 1900 wurde er Direktor und 1902 alleiniger Eigentümer von La Stampa. Die Zeitung wuchs und wurde zur zweitgrößten Tageszeitung Italiens.[1][2]
1913 wurde er zum Senator ernannt – als jüngster des Königreichs Italien. Vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs vertrat er eine neutralistische Haltung.[3] Nach Kriegsende lehnte er das Angebot von Giovanni Giolitti ab, Teil der neuen Regierung zu werden. 1920 wurde er italienischer Botschafter in Berlin. Zwei Jahre später, nach dem Marsch auf Rom durch Mussolini und die von ihm geführten faschistische Bewegung in Italien, trat er zurück.[2]
Als Privatdozent für Strafrecht und Strafprozessrecht an der Universität Turin bezahlte er mit dem Aufkommen des Faschismus für seine Unterstützung Giolittis: Am 22. Juni 1924 wurde seine Wohnung in Turin von den Squadristi gestürmt. Er wurde gezwungen, am 9. November 1925 die Leitung der Zeitung La Stampa aufzugeben und sie im Oktober 1926 an Giovanni Agnelli senior, den Gründer von FIAT, zu verkaufen. 1930 wurde er zum Präsidenten des Versorgungsunternehmens Italgas berufen, die nach 1929 in eine Krise geraten war. Ab 1934 leitete er eine strenge Umstrukturierung des Unternehmens ein, indem er die parallel zur Gasproduktion und -verteilung laufenden Aktivitäten abgab. Nach 1945 war er Mitglied des Nationalrats und Senator von Rechts wegen der Republik in der ersten Legislaturperiode (1948–1953).[2]
Alfredo Frassati war Briefpartner von Papst Paul VI.[4]
1898 heiratete er die Malerin Adelaide Ametis. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor: Pier Giorgio Frassati (1901–1925) und Luciana Frassati (1902–2007). Sein Sohn Pier Giorgio, Schutzpatron der Bruderschaften und der Katholischen Aktion, wurde 1990 von Papst Johannes Paul II. selig gesprochen. Seine Tochter Luciana Frassati, Dichterin und Schriftstellerin, war Mutter des Journalisten und Europaabgeordneten Jas Gawronski und von sechs weiteren Kindern.[2]
Ehrungen und Auszeichnungen
- Großkreuzritter des Ordens der Krone von Italien
- Ritter der Ehrenlegion
- Die Stadt Turin hat ihm einen Garten auf der Piazza Solferino gewidmet.
Literatur
- J. Gawronski: Giolitti-Frassati, i giorni della leggenda, La Stampa, 24. November 2003
- S. Casmirri: Frassati, Alfredo, Eintrag in treccani.it
Weblinks
- Literatur von und über Alfredo Frassati im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Eintrag im Portale storico der Camera dei Deputati
Einzelnachweise
- ↑ a b Mauro Forno, Informazione e potere: Storia del giornalismo italiano, Roma-Bari, Laterza, 2012
- ↑ a b c d e Luciana Frassati, Pier Giorgio Frassati : les jours de sa vie, Sarment, coll. « Témoins de la lumière », février 2010 (1re éd. 1990)
- ↑ John Thayer, Alfredo Frassati in the History and Historiography of Modern Italy, The Journal of Modern History, Vol. 55, No. 2 (Jun., 1983), pp. 285–296.
- ↑ Emilia Flocchini: La storia. La causa accidentata di Frassati, santo nonostante le fake news. In: avvenire.it. 30. November 2024, abgerufen am 7. September 2025 (italienisch).
| Vorgänger | Amt | Nachfolger |
|---|---|---|
| Giacomo De Martino | italienischer Botschafter in Deutschland 1920–1922 | Alessandro De Bosdari |