Alexander Lauffs
Alexander Lauffs (* 7. Oktober 1865 in Unkel am Rhein; † 18. März 1951 ebenda) war ein deutscher Unternehmer, Jäger, Hundezüchter und einer der maßgeblichen Initiatoren der Zucht des Deutsch-Drahthaar. Er gilt als geistiger Vater der späteren Gründung des Verein Deutsch-Drahthaar VDD[1] war von 1902 bis 1934 Präsident des Vereins,[2] und anschließend bis zu seinem Tod Ehrenpräsident.[3]
In seinem Familienunternehmen Haus Rabenhorst führte er ab 1898 die Herstellung pasteurisierter Fruchtsäfte ein, darunter ein alkoholfreier Traubensaft, aus dem später Marken wie Rotbäckchen hervorgingen.[4][5][6]
Leben
Alexander Lauffs gilt als „Vater der Deutsch-Drahthaar-Bewegung“ und war Gründungsmitglied sowie erster Vorsitzender des Vereins Deutsch-Drahthaar (VDD).[7] Alexander Lauffs war nicht nur der Gründervater von Rabenhorst-Säfte und der Erfinder von „nicht alkoholischen Medizinalweinen“ wie dem weltbekannten Rotbäckchen-Saft, sondern auch der als „Vater Lauffs“ oder „der Weise vom Rabenhorst“[8] bezeichnete Urvater des Verein Deutsch Drahthaar.
Am 11. Mai 1902 wurde in Sangerhausen der „Verein Drahthaar“ gegründet. Obwohl Lauffs bei der Gründungsversammlung nicht anwesend war[9] – teilgenommen hatten Carl Koch, G. Meier und J. Kohlhase – wurde er in Abwesenheit zum ersten Vorsitzenden gewählt.[10] Zuvor war er wie viele der frühen Drahthaarzüchter in der Zucht des Pudelpointer tätig, distanzierte sich jedoch aufgrund von Meinungsverschiedenheiten zum dortigen Zuchtsystem.[11] und verfolgte fortan eine eigene Zuchtstrategie.[12]
Lauffs stammte aus einer wohlhabenden Familie aus dem Rheinland und lebte in Unkel, wo er seine Ideen zur Ausrichtung der Rasse entwickelte. Er war bekannt für seine ruhige, kultivierte Art und die Fähigkeit, kynologisches Wissen in literarisch ansprechender Form zu vermitteln.
Unter anderem wird dem feingeistigen und passionierten Jagddichter und Urvater der Rasse Deutsch Drahthaar auch der Text für die von Paul Prager komponierte „Hegewaldfanfare“ zugeschrieben,[13] welchen er zur 2. Hegewald-Zuchtprüfung in Dutenhofen in einer Ansprache vortrug:[14]
Das ist der alte Hegewald
alljährlich jung und neu,
willkommen seiner Jüngerschaft
heil Hund und Jägerei!
Das Waidwerk, alle Jahre von vorn,
des Jägers ew’ger Jugendborn!
Doch ohne guten Hund
ist’s Schweinerei und Schund!
Im Laufe von über sechs Jahrzehnten ist aus dem Begriff „Jüngerschaft“ in der dritten Zeile im allgemeinen Sprachgebrauch „Jägerschaft“ geworden.[14]
Alexander Lauffs führte das Familienunternehmen Haus Rabenhorst in Unkel weiter und erweiterte es Ende des 19. Jahrhunderts um die Herstellung von „alkoholfreiem Wein“, dem späteren roten Traubensaft. Damit legte er den Grundstein für die heutige Saftproduktion des Unternehmens und den berühmten „Rotbäckchensaft“.[6]
Züchterische Arbeit
Lauffs setzte sich für die strikte Ausrichtung der Zucht auf Leistung ein. Unter seiner Führung entwickelte sich der Deutsch-Drahthaar rasch zur etablierten, vielseitig einsetzbaren Jagdhunderasse.
Alexander Lauffs entwickelte den Grundgedanken, dass ein leistungsfähiger Jagdgebrauchshund durch planmäßige Zucht aus verschiedenen Vorstehhunderassen entstehen müsse. Dieser Ansatz führte 1902 zur Gründung des Vereins Deutsch-Drahthaar in Sangerhausen. Bekannt wurde sein Leitsatz: „Züchte wie du willst, aber habe Erfolg.“ Diese Philosophie prägte die Anfangsjahre des Vereins und motivierte zahlreiche Züchter weltweit. Er selbst setzte seine züchterischen Leitsätze in seinem Zwinger vom „Unkeler Rabenhorst“ erfolgreich um, aus dem zu dieser Zeit hoch wertgeschätzte Jagdgebrauchshunde hervorkamen.
Zu seinen züchterischen Leistungen zählt die gezielte Kreuzung von Griffon Korthals, Pudelpointer, Deutsch-Stichelhaar, Deutsch-Kurzhaar und Pointer mit dem Ziel, den Deutsch-Drahthaar als vielseitigen Jagdgebrauchshund zu etablieren. Zwei seiner bekanntesten Rüden waren „Hektor vom Unkeler Rabenhorst“ und „Waldmann vom Unkeler Rabenhorst“. Lauffs’ Einfluss auf die Rasse zeigt sich auch in der Verbreitung der Farbvariante Schwarzschimmel. Er setzte in die praktische Zucht um was der Theoretiker Sigismund Freiherr von Zedlitz und Neukirch propagierte und resümierte im Nachhinein: „Der Wille zum leistungsfähigen Gebrauchshund stand an unserem Anfang“.[15]
Waldmann vom Unkeler Rabenhorst
Ein bedeutender Zuchterfolg von Alexander Lauffs war der Rüde Waldmann vom Unkeler Rabenhorst, der in der Deutschen Jäger-Zeitung ausführlich gewürdigt wurde.[16] Waldmann galt bereits zu Lebzeiten als herausragender Deutsch-Drahthaar und erzielte zahlreiche Erfolge auf Prüfungen und im praktischen Jagdbetrieb.
Der Artikel beschreibt Waldmann als vielseitigen und leistungsstarken Gebrauchshund, der neben exzellenten jagdlichen Anlagen auch über ein außergewöhnlich ausgeglichenes Wesen verfügte. Besonders hervorgehoben wird, dass Waldmann bei Zucht- und Verbandsprüfungen regelmäßig Spitzenplätze erreichte und sich im praktischen Einsatz als zuverlässiger Begleiter zeigte.
Seine Nachzucht bildete einen wesentlichen Grundstein für die weitere Entwicklung des Deutsch-Drahthaar und trug entscheidend zur Festigung des modernen Zuchtbildes bei. Waldmann verdeutlicht Lauffs’ Einfluss auf die damalige Jagdhundezucht und seinen Anspruch, leistungsstarke, vielseitige und charakterlich gefestigte Hunde zu züchten.
Seine Schriften zu Erbmerkmalen (nach Mendel), Haarvererbung, enger Blutsverwandtschaft und Leistungszucht gelten als stilistisch wie inhaltlich herausragend. Er hob den Rüden „Blücher vom Geyerstein“ als bedeutendsten Deutsch-Drahthaar-Vererber hervor.
1928 wurde der Deutsch-Drahthaar von der Delegiertenkonferenz des Kartells der kynologischen Gesellschaften in Deutschland offiziell als eigenständige Rasse anerkannt.[17] Diese Anerkennung war ein entscheidender Meilenstein in der Entwicklung der Rasse und trug maßgeblich dazu bei, den Deutsch-Drahthaar als vielseitigen Jagdgebrauchshund national und international zu etablieren.[18]
Nachwirkung
Lauffs prägte mit seiner Arbeit die jagdkynologische Zucht nachhaltig. Sein Einfluss auf die Entwicklung des Deutsch-Drahthaar ist bis heute spürbar.
Zu seinem 100. Geburtstag und anlässlich mehrerer Jubiläen des VDD wurde sein Wirken in zahlreichen Fachpublikationen gewürdigt.[19]
Originalunterlagen zu Alexander Lauffs und seinen züchterischen Arbeiten werden heute im Jagdkynologisches Archiv des Jagdgebrauchshundverbandes (JGHV) aufbewahrt, das sich im Landesarchiv Schleswig-Holstein im Prinzenpalais in Schleswig befindet.[20]
Lauffs gilt als Schlüsselfigur der Deutsch-Drahthaar-Zucht. Sein Wirken trug wesentlich dazu bei, dass der VDD im Laufe des 20. Jahrhunderts zu einem der größten und erfolgreichsten Jagdhunde-Zuchtvereine der Welt wurde.[10]
Seine Leitsätze zur Zucht Rauhhaariger Vorstehhunde sind noch heute maßgebend:
„Züchte wie du willst, aber habe Erfolg“[8] Noch heute wird im Gegensatz zu vielen anderen Rassen die züchterische Freiheit im VDD geachtet, es werden nur durch die Zuchtordnung einzuhaltende Rahmenbedingungen geschaffen innerhalb dieser der Züchter seine Verpaarungen frei wählen kann.
„Durch Leistung zum Typ“: Auch dieser Leitspruch ist nach wie vor im heutigen Rassestandard des Vereins Deutsch Drahthaar fest verankert.
Alexander Lauffs war von 1902 bis 1934 Vorsitzender des Vereins Deutsch Drahthaar[Anm. 1] und weiterhin bis zu seinem Tod Ehrenvorsitzender.[21] Er konnte nach 25 Jahren seiner Zeit als Vorsitzender eine erfolgreiche Bilanz ziehen: Die Mitgliederzahl war nach der durch den 1. Weltkrieg bedingten Stagnation vor allem in den Nachkriegsjahren sehr schnell gewachsen und betrug 1920 schon 454. Auch die Zahl der ins DGStB eingetragenen Deutsch-Drahthaar war ständig gestiegen und erreichte 1927 schließlich Deutsch-Kurzhaar, was die Eintragungen betraf, überholte. Horst Detert, langjähriger Schriftleiter der DD-Blätter, nannte deshalb die letzten Jahre des ersten Vierteljahrhunderts der Vereinsgeschichte in der Festschrift zum 75jährigen Jubiläum unseres Vereins die „goldenen 20er Jahre” des Vereinsaufstiegs (4).[15]
Unternehmerisch hat er mit den Rezepten für seine alkoholfreien Medizinalweine 1898 den Grundstein für die Marke Rabenhorst gelegt, welche heute unter anderem für den Rotbäckchen-Saft berühmt ist. Das von Alexander Lauffs geführte Unternehmen Haus Rabenhorst entwickelte sich in den folgenden Jahrzehnten zu einem der bekanntesten deutschen Safthersteller. Mit dem Markensaft „Rotbäckchen“, der ab 1952 auf den Markt kam, wurde die Firma überregional bekannt und ist bis heute in Unkel ansässig.[6]
Literatur
- Verein Deutsch-Drahthaar: 100 Jahre Verein Deutsch-Drahthaar (1902–2002). Eigenverlag, 2002.
- Gallo Zeffiro: „Initiator der Deutsch-Drahthaar-Bewegung“, in: Der Jagdgebrauchshund, Ausgabe 6/2022, S. 14–15. Online auf drahthaarzeffiro.it
- Zeitschrift für Jagdgebrauchshunde. Ausgabe Juni 2022. Deutscher Jagdgebrauchshundverband.
- Deutsch-Drahthaar Blätter. 7. August 2022, Band 100. Verein Deutsch-Drahthaar.
- Dieter Birnbaum: 100 Years of Verein Deutsch-Drahthaar (1902–2002). Übersetzung Jody Zuelsdorff. VDD-GNA, 2002.
- Klaus Rolfs, Der Deutsch Drahthaar, Verlag Neumann-Neudamm, ISBN 978-3-7888-1025-2
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Verein Deutsch-Drahthaar: 100 Jahre Verein Deutsch-Drahthaar (1902–2002). Eigenverlag, 2002
- ↑ Hans Räber: Enzyklopädie der Rassehunde, Band 2: Ursprung, Geschichte, Zuchtziele, Eignung und Verwendung. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-440-14312-4.
- ↑ Zeitschrift für Jagdgebrauchshunde. Jagdgebrauchshundverband, Deutschland Juni 2022.
- ↑ Die Unternehmensgeschichte. In: haus-rabenhorst.de. Abgerufen am 28. August 2025.
- ↑ Die Geschichte von Rabenhorst. In: rabenhorst.de. Abgerufen am 28. August 2025.
- ↑ a b c Wo Rotbäckchen zu Hause ist. In: unkel-kulturstadt.de. Stadt Unkel, abgerufen am 26. August 2025.
- ↑ Gallo Zeffiro: Fachzeitschrift „Der Jagdgebrauchshund“ vom Jghv. In: Jagdgebrauchshundverband (Hrsg.): Initiator der Drahthaar Bewegung. 1. Auflage. Der Jagdgebrauchshund, Nr. 6. Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbH, München Juni 2022, S. 14–15.
- ↑ a b Gallo Zeffiro: Deutsch Drahthaar del Zeffiro Alexander Lauffs. In: drahthaarzeffiro.it. Abgerufen am 28. August 2025.
- ↑ Hans Räber: Enzyklopädie der Rassehunde, Band 2: Ursprung, Geschichte, Zuchtziele, Eignung und Verwendung. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-440-14312-4.
- ↑ a b Dieter Birnbaum: 100 Years of Verein Deutsch-Drahthaar (1902–2002). Verein Deutsch-Drahthaar – Gruppe Nordamerika, 2002, abgerufen am 9. August 2025.
- ↑ More on the Boulet Griffon. In: pointingdogblog.blogspot.com. Abgerufen am 28. August 2025 (englisch).
- ↑ Deutsch-Drahthaar Blätter. Band 100. Verein Deutsch-Drahthaar, Deutschland 7. August 2022.
- ↑ Lauffs, Alexander. In: jagdfibel.de. Abgerufen am 28. August 2025.
- ↑ a b Heinrich Uhde: Das Jagdgebrauchshundwesen. 2., aktualisierte Aufl., Stand des Zahlen- u. Datenmaterials: Oktober 2008. Neumann-Neudamm, Melsungen 2009, ISBN 978-3-7888-1261-4.
- ↑ a b Dieter Birnbaum: Vereinsgeschichte. In: drahthaar.de. Abgerufen am 28. August 2025.
- ↑ Deutsche Jäger-Zeitung: Unser Jagdhund. Band 78, Nr. 25, 1921/22, S. 123–125. Neudamm, Verlag J. Neumann, 1922.
- ↑ The Deutsch-Drahthaar/German Wirehaired Pointer. In: pointingdogblog.blogspot.com. Abgerufen am 26. August 2025 (englisch).
- ↑ Deutsch-Drahthaar – The Nosy Hunter. In: psu.edu. Abgerufen am 26. August 2025 (englisch).
- ↑ Gallo Zeffiro: „Initiator der Deutsch-Drahthaar-Bewegung“, in: Der Jagdgebrauchshund, Ausgabe 6/2022, S. 14–15.
- ↑ Jagdkynologisches Archiv des JGHV. In: Landesarchiv Schleswig-Holstein. Abgerufen am 9. August 2025.
- ↑ Klaus Rolfs: Der Deutsch Drahthaar. 3. Auflage. Neumann-Neudamm, Melsungen 2007, ISBN 978-3-7888-1025-2.
- ↑ Bundeszentrale für politische Bildung: „Spezielle für Kinder: Rotbäckchen – Bundesrepublik I“, auf zeitklicks.de, abgerufen am 26. September 2025.
- Bundeszentrale für politische Bildung: „Speziell für Kinder: Rotbäckchen – Bundesrepublik I“, in: zeitklicks.de, abgerufen am 26. September 2025.
Anmerkungen
- ↑ Im Jahr 1921 wird Alexander Lauffs in der Deutschen Jäger-Zeitung (Nr. 25, Band 78) als erster Vorsitzender des Vereins Deutsch-Drahthaar erwähnt.